Svetozar Marković

Svetozar Marković

Svetozar Marković (* 9. September 1846 in Zaječar, Fürstentum Serbien, Osmanisches Reich; † 26. Februar 1875 in Triest, Österreich-Ungarn) war ein Publizist, Politiker und erster serbischer Sozialist.

Leben

Er besuchte ein technisches Gymnasium in Belgrad, um 1866 mit einem staatlichen Stipendium nach Sankt Petersburg zu reisen, wo er von russischen Sozialisten, besonders Tschernyschewski, beeinflusst wurde. 1869 ging er an das Polytechnikum Zürich, wo er sich mit dem Marxismus beschäftigte und Kontakte zur Sozialistischen Internationale knüpfte.

Wegen eines kritischen Artikels gegen die serbische Regentschafts-Verfassung von 1869 wurde ihm das Stipendium entzogen. Er musste sein Studium aus finanziellen Gründen aufgeben und kehrte 1870 nach Belgrad zurück, wo er begann sich politisch zu betätigen. Er kritisierte die Liberalen, besonders Vladimir Jovanović, für ihren romantischen Nationalismus, ihre Unterstützung der Monarchie und ihre Wirtschaftspolitik. Von 1871 bis 1872 gab er die Zeitschrift Radnik (Arbeiter) heraus, sowie 1873 die Zeitschrift Javnost. Er trat für Erzeuger- und Konsumgenossenschaften ein und war für die Verstaatlichung von Land durch Gemeinden. Da der Radnik staatliche Repression erfuhr, übersiedelte er 1872 nach Novi Sad und schrieb den Artikel Srbija na istoku (Serbien im Osten), in dem er die politische Entwicklung Serbiens im 19. Jh. als Irrweg zeichnete und der Bürokratie die Schuld an der Verarmung der Bauern gab. Statt einer zentralen Bürokratie sollten selbstverwaltete Gemeinden und Bezirke die Verwaltung übernehmen, sowohl in politischer als auch in wirtschaftlicher Hinsicht. Wegen Schikanen der ungarischen Behörden kehrte er 1873 nach Belgrad zurück.

Er war auch einer derjenigen, die eine „Balkan-Föderation“ nach US-amerikanischem Vorbild planten.[1]

Sozialist und Literaturkritiker

Neben seiner Rolle als erster sozialistischer Theoretiker Serbiens ist er auch literaturgeschichtlich von Bedeutung. Er gilt als einer der Pioniere des serbischen Realismus und beschäftigte sich selbst mit den Problemen der Literaturwissenschaft. Entgegen den romantischen Strömungen in Serbien verteidigte er in seinen Schriften Pevanje i mišljenje (Dichten und Denken, 1871) und Realni pravac u nauci i životu (Der realistische Weg des Wissens und des Lebens, 1872) die realistische Literaturtradition.

Marković fühlt sich als Sozialist dazu berufen, mit Hilfe revolutionärer Massen die gesellschaftlichen Verhältnisse zu verändern. Als sein wichtigstes Werk gilt die kritische Schrift Srbija na istoku (dt. Serbien im Osten), in der er sich mit den Verhältnissen im damaligen Serbien auseinandersetzt.

1874 wegen Staatsbeleidigung zu neun Monaten Haft verurteilt, erkrankt Marković kurz darauf an Tuberkulose. Er stirbt im Alter von 28 Jahren in Triest.

Wirkung

Als Literaturkritiker und engagierter Sozialist beeinflusste Marković nachhaltig die Fortentwicklung der serbischen Schriftstellerszene. Heute gilt er als ein wichtiger Intellektueller in der serbischen Geistesgeschichte des späten 19. Jahrhunderts. In Serbien sind noch immer viele Schulen und Straßen nach ihm benannt.

Literatur

Commons: Svetozar Marković – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Marie-Janine Calic: Geschichte des Balkans: von den Anfängen bis zur Gegenwart (= C.H. Beck Wissen). C.H. Beck, München 2023, ISBN 978-3-406-80674-2.