Suzanne Duchamp

Suzanne Marie Germaine Duchamp-Crotti (* 20. Oktober 1889 in Blainville-Crevon; † 11. September 1963 in Neuilly-sur-Seine) war eine französische Malerin des Dadaismus.

Leben und Werk

Frühe Jahre

Geboren am 20. Oktober 1889 als Tochter des Notars Eugène Duchamp und seiner Ehefrau Lucie Duchamp wuchs Suzanne Duchamp in ihrem Geburtsort Blainville-Crevon in der Normandie auf. 1905 zog die Familie der damals 16-Jährigen nach Rouen, wo sie daraufhin die Kunstschule École des Beaux-Arts besuchte. Bereits 1910 stellte Duchamp eines ihrer Gemälde, Portrait de Jacques Villon bei der avantgardistischen Kollektive Société Normande de peinture moderne aus.[1] Duchamp Bereits ihre Mutter Lucie war Tochter eines bekannten Malers, Émile Nicolle, und ihre Brüder Raymond Duchamp-Villon und Jacques Villon - über zehn Jahre älter als Duchamp und ihr Bruder Marcel Duchamp - lebten ihren Geschwistern das Künstlerleben vor. Sie verbrachte ihre Jugend in einem außergewöhnlichen Künstlerumfeld des 20. Jahrhunderts, unter anderem bei den Künstlertreffen ihrer Brüder in Puteaux, bei denen auch wichtige Figuren der Avantgarde wie Guillaume Apollinaire, Marie Laurencin, Francis Picabia, Gabrielle Buffet-Picabia und Jean Crotti anwesend waren.[2]

Dada

1919 heiratete sie in zweiter Ehe den Schweizer Maler und Grafiker Jean Crotti. Ihr Umfeld war von einer europäischen und globalen Internationalität geprägt und bestimmte ihre künstlerische Entwicklung von der Epoche des Dadaismus über gegenständliche Kunst und endete in Abstraktionen hoher Qualität. Als ein Hauptwerk ihrer dadaistischen Arbeit gilt das Gemälde Multiplication brisée et rétablie[3] (englisch: Broken and Restored Multiplication) aus den Jahren 1918–1919.

Letzte Jahre

Das Familiengrab Duchamp in Rouen

Duchamp bleibt bis zu ihrem Lebensende als Künstlerin aktiv. Ab den 1950er-Jahren ist sie in den ersten internationalen Überblicksausstellungen zur Dada-Bewegung vertreten, unter anderem in New York (1953), Paris (1957) und Düsseldorf (1958). Ihre Kunst bleibt weitreichend figurativ, umfasst aber auch späte abstrakte Landschaften wie Au coin de ciel bleu von 1962.[4]

Im Jahr 1967 richtete das Musée des beaux-arts de Rouen unter Mithilfe von Marcel Duchamp als einzigem lebenden Familienmitglied eine Ausstellung aus unter dem Titel Les Duchamps: Jacques Villon, Raymond Duchamp-Villon, Marcel Duchamp, Suzanne Duchamp.[5]

Ein Großteil ihres Schaffens wird vom Philadelphia Museum of Art bewahrt, Ausstellungen wurden im Münchner Haus der Kunst, im Centre Pompidou und im Museum of Modern Art in New York gezeigt.

Suzanne Duchamp-Crottis Grabstein befindet sich auf dem Friedhof von Rouen, wo sie im Familiengrab mit ihren Geschwistern bestattet wurde.

Ausstellungen

  • 1911: Salon des Indépendants, Paris
  • 1921: Exposition des oeuvres de Suzanne Duchamp et Jean Crotti: Tabu. Galerie Montaigne, Paris
  • 1924: Brooklyn Armory Show, New York
  • 1928: Exposition des oeuvres récentes de Suzanne Duchamp, Galerie René Zivy, Paris
  • 1933: Exhibition of Watercolors by Suzanne Duchamp, Delphic Studios, New York
  • 1939: Suzanne Duchamp, Galerie Zak, Paris
  • 1967: Les Duchamps, Musée des Beaux-Arts, Rouen
  • 1983: Tabu Dada. Jean Crotti & Suzanne Duchamp: 1915–1922, Kunsthalle Bern, Musée National d’Art Moderne, Paris u. a.
  • 2025: Suzanne Duchamp. Retrospektive, Kunsthaus Zürich[6], Schirn Kunsthalle Frankfurt[7]

Werke (Auswahl)

Literatur und Ausstellungskataloge

  • Tabu Dada : Jean Crotti & Suzanne Duchamp : 1915–1922. Kunsthalle Bern, 22. Januar – 27. Februar 1983; Centre Georges Pompidou, Musée national d'art moderne, Paris, 6 avril – 30 mai 1983; Houston Museum of Fine Arts, July 29 – October 16 1983.
  • William A. Camfield: Suzanne Duchamp and Dada in Paris. In: Naomi Sawelson-Gorse (Hrsg.): Women in DADA. Essays on sex, gender, and identity. The MIT Press, Cambridge, Mass. 1998, ISBN 0-262-19409-0, S. 82–103, 633–634 Lückenhafte Vorschau auf Google Books
  • Britta Jürgs (Hrsg.): Etwas Wasser in der Seife: Portraits dadaistischer Künstlerinnen und Schriftstellerinnen. Aviva Verlag, Grambin u. a. 1999, ISBN 3-932338-06-5.
  • Ruth Hemus: Dada's women. Yale University Press, New Haven, London 2009, ISBN 978-0-300-14148-1.

Einzelnachweise

  1. Suzanne Duchamp, Talia Kwartler, Cathérine Hug, Carole Boulbès, Effie Rentzou, Jean-Jacques Lebel, Anne Berest Picabia, Amy Sillman: Suzanne Duchamp: Retrospektive. Hatje Cantz, Berlin 2025, ISBN 978-3-7757-6039-3, S. 159.
  2. Suzanne Duchamp, Talia Kwartler, Cathérine Hug, Carole Boulbès, Effie Rentzou, Jean-Jacques Lebel, Anne Berest Picabia, Amy Sillman: Suzanne Duchamp: Retrospektive. Hatje Cantz, Berlin 2025, ISBN 978-3-7757-6039-3, S. 15.
  3. Art Institute of Chicago 134050, Details mit Ausstellungs- und Besitzgeschichte. Englischer Bildtitel auch: Broken and Re-Established Multiplication. Abgerufen am 19. Juli 2010.
  4. Suzanne Duchamp, Talia Kwartler, Cathérine Hug, Carole Boulbès, Effie Rentzou, Jean-Jacques Lebel, Anne Berest Picabia, Amy Sillman: Suzanne Duchamp: Retrospektive. Hatje Cantz, Berlin 2025, ISBN 978-3-7757-6039-3, S. 74–75.
  5. Calvin Tomkins: Marcel Duchamp. Eine Biographie. Hanser, München, Sonderausgabe 2005, ISBN 3-446-20110-6, S. 512
  6. Suzanne Duchamp – KUNSTHAUS. Abgerufen am 11. April 2025.
  7. Suzanne Duchamp – Vertiefung. Abgerufen am 11. April 2025.