Susannit

Susannit
Lanarkit (weiß) und Susannit (blau) aus der „Susanna Mine“ bei Leadhills in South Lanarkshire, Schottland (Größe: 4 × 3 × 2 cm)
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Symbol

Sus[1]

Andere Namen

Suzannit[2]

Chemische Formel Pb4[(OH)2|(CO3)2|SO4][3]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Carbonate und Nitrate (ehemals Sulfate, Selenate, Tellurate, Chromate, Molybdate, Wolframate)
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

VI/B.05
VI/B.13-070

5.BF.40
17.01.03.01
Kristallographische Daten
Kristallsystem trigonal
Kristallklasse; Symbol trigonal-pyramidal; 3
Raumgruppe P3 (Nr. 143)Vorlage:Raumgruppe/143[3]
Gitterparameter a = 9,07 Å; c = 11,57 Å[3]
Formeleinheiten Z = 3[3]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 2,5 bis 3
Dichte (g/cm3) berechnet: 6,52[4]
Spaltbarkeit vollkommen nach {0001}[5]
Farbe farblos, weiß, hellgrün, hellgelb, braun[4]
Strichfarbe weiß
Transparenz durchsichtig bis durchscheinend
Glanz Diamantglanz
Kristalloptik
Achsenwinkel 2V = 0 bis 3°[4]
Weitere Eigenschaften
Besondere Merkmale Fluoreszenz

Susannit ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Carbonate und Nitrate“. Es kristallisiert im trigonalen Kristallsystem mit der Zusammensetzung Pb4[(OH)2|(CO3)2|SO4][3], ist also chemisch gesehen ein Blei-Doppelsalz.

Susannit findet sich meist in Form millimetergroßer, isometrischer und rhomboedrischer Kristalle. In reiner Form ist er farblos und durchsichtig. Durch vielfache Lichtbrechung aufgrund von Gitterbaufehlern oder multikristalliner Ausbildung kann er allerdings auch weiß erscheinen und durch Fremdbeimengungen eine hellgrüne, hellgelbe oder braune Farbe annehmen. Die Strichfarbe ist jedoch immer Weiß.

Etymologie und Geschichte

Erstmals entdeckt wurde Susannit in der „Susanna Mine“ (auch „Glennery Scar“-, „Susanna“-, „Portobello“, „Humby“- oder „Lead“-Gang) bei Leadhills in Schottland im Vereinigten Königreich.

Eine erste Erwähnung des Minerals erfolgte 1820 durch Henry James Brooke, der das Sulphato-tricarbonat des Bleis von Leadhills analysierte und seine Form als rhomboedrisch (trigonal) beschrieb.[6] Wilhelm Ritter von Haidinger hielt die Form dagegen für zwei- und eingliedrig (monoklin und triklin) und gab dem Mineral 1845 in Anlehnung an seine Typlokalität den Namen Susannit (bzw. Suzannit).[2] Spätere Untersuchungen durch Brooke und Miller ergaben allerdings, dass in Leadhills zwei Bleidoppelsalze von gleicher Zusammensetzung vorkommen, von denen Leadhillit monoklin und Susannit trigonal (rhomboedrisch) ist.

Klassifikation

In der veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Susannit zur Mineralklasse der „Sulfate, Chromate, Molybdate, Wolframate“ und dort zur Abteilung „Wasserfreie Sulfate mit fremden Anionen“, wo er gemeinsam mit Caledonit, Burkeit, Hanksit, Leadhillit und Wherryit in der „Burkeit-Hanksit-Gruppe“ mit der Systemnummer VI/B.05 steht.

In der zuletzt 2018 überarbeiteten Lapis-Systematik nach Stefan Weiß, die formal auf der alten Systematik von Karl Hugo Strunz in der 8. Auflage basiert, erhielt das Mineral die System- und Mineralnummer VI/B.13-070. Dies entspricht der Klasse der „Sulfate, Chromate, Molybdate und Wolframate“ und dort der Abteilung „Wasserfreie Sulfate, mit fremden Anionen“, wo Susannit zusammen mit Grandreefit, Lanarkit, Leadhillit, Macphersonit, Olsacherit und Pseudograndreefit eine unbenannte Gruppe mit der Systemnummer VI/B.13 bildet.[7]

Die von der International Mineralogical Association (IMA) zuletzt 2009 aktualisierte[8] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Susannit in die Klasse der „Carbonate und Nitrate“ und dort in die Abteilung „Carbonate mit zusätzlichen Anionen; ohne H2O“ ein. Hier ist das Mineral in der Unterabteilung „Mit Cl, SO4, PO4 zu finden, wo es zusammen mit Leadhillit und Macphersonit die „Leadhillitgruppe“ mit der Systemnummer 5.BF.40 bildet.

In der vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchlichen Systematik der Minerale nach Dana hat Susannit die System- und Mineralnummer 17.01.03.01. Das entspricht der Klasse der „Carbonate, Nitrate und Borate“ und dort der Abteilung „Zusammengesetzte Carbonate“. Hier findet er sich innerhalb der Unterabteilung „Zusammengesetzte Carbonate mit verschiedenen Formeln“ als einziges Mitglied in einer unbenannten Gruppe mit der Systemnummer 17.01.03.

Kristallstruktur

Susannit kristallisiert in der Raumgruppe P3 (Raumgruppen-Nr. 143)Vorlage:Raumgruppe/143 mit den Gitterparametern a = 9,07 Å und c = 11,57 Å sowie 3 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[3]

Eigenschaften

Unter UV-Licht zeigen manche Susannite eine kräftig zitronengelbe Fluoreszenz.[5]

Auf Holzkohle vor dem Lötrohr erhitzt schwillt Susannit etwas an, färbt sich gelb und reduziert zu Blei. In Salpetersäure löst sich das Mineral brausend unter Abgabe von Kohlendioxid auf. Das zurückbleibende, schlecht lösliche Bleisulfat bildet einen weißen Niederschlag.[9]

Modifikationen und Varietäten

Die Verbindung Pb4[(OH)2|(CO3)2|SO4] ist trimorph und kommt neben dem trigonal kristallisierenden Susannit in der Natur noch als monoklin kristallisierender Leadhillit und als orthorhombisch kristallisierender Macphersonit vor.

Bildung und Fundorte

Susannitkristall aus der Lautenthaler Schmelzhütte (Schlackenhalde), Harz, Niedersachsen, Deutschland (Bildgröße: 4 × 4 mm)

Susannit bildet sich als Sekundärmineral in der Oxidationszone von bleihaltigen Lagerstätten bei einer Temperatur von über 80 °C. Begleitminerale sind andere Bleiminerale wie z. B. Caledonit, Cerussit, Lanarkit, Leadhillit und Macphersonit.

Als seltene Mineralbildung konnte Susannit bisher (Stand: 2011) nur an wenigen Fundorten nachgewiesen werden. Als bekannt gelten etwa 100 Fundorte (Stand 2015).[10] Neben seiner Typlokalität „Susanna Mine“ trat das Mineral im Vereinigten Königreich noch in mehreren Minen bei Caldbeck Fells und im Steinbruch bei Whitwell in der englischen Grafschaft Cumbria; in mehreren Minen bei Leadhills und Wanlockhead in Schottland sowie in vielen Minen in der walisischen Region Ceredigion auf.

In Deutschland fand sich Susannit unter anderem im Schwarzwald; auf der Schlackenhalde bei Richelsdorf und in der „Grube Vereinigung“ bei Eisenbach in Hessen; an mehreren Orten im niedersächsischen Harz; in verschiedenen Gruben bzw. auf Schlackenhalden in Nordrhein-Westfalen; an mehreren Orten in Rheinland-Pfalz sowie in der Grube „Heilige Dreifaltigkeit“ bei Zschopau im sächsischen Erzgebirge.

Der einzige bisher bekannte Fundort in Österreich ist Arzberg am Semmering im Hasental nahe der steiermarker Gemeinde Spital am Semmering.

Weitere Fundorte liegen unter anderem in Frankreich, Griechenland, Irland, Italien, Namibia, Rumänien, Russland, Tschechien und die Vereinigten Staaten von Amerika (USA).[11]


Siehe auch

Literatur

Commons: Susannite – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  2. a b W. Haidinger: Zweite Klasse: Geogenide. II. Ordnung. Baryte. VII. Bleibaryt. Suzannit, in: C.F. Rammelsberg (Hrsg.): Handbuch der Bestimmenden Mineralogie, Verlag von Wilhelm Engelmann, Leipzig 1860, S. 499–506 (PDF 512 kB)
  3. a b c d e Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 303.
  4. a b c Susannite, In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001 (PDF 64,3 kB)
  5. a b Webmineral - Susannite
  6. 5. Sulphato-tricarbonate of lead, in: The London and Edinburgh Philosophical Magazine and Journal of Science, Vol. XVI, January-June 1840 in der Google-Buchsuche
  7. Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  8. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,9 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Januar 2009, archiviert vom Original am 29. Juli 2024; abgerufen am 30. Juli 2024 (englisch).
  9. Leadhillit (und Susannit), in: C.F. Rammelsberg (Hrsg.): Handbuch der Mineralchemie, Verlag von Wilhelm Engelmann, Leipzig 1860, S. 297
  10. Mindat - Anzahl der Fundorte für Susannit
  11. Fundortliste für Susannit beim Mineralienatlas und bei Mindat