Susanne Wiesinger
Susanne Wiesinger (* 20. Jahrhundert) ist eine österreichische Lehrerin, Bildungsfunktionärin und Buchautorin.
Leben
Susanne Wiesinger war viele Jahre als Lehrerin tätig, bevor sie einem breiten Publikum in Österreich bekannt wurde. Im Jahr 2018 wurde ihr Buch Kulturkampf im Klassenzimmer veröffentlicht, in welchem sie eine Integrations- und Werteproblematik an Wiener Schulen feststellte und thematisierte. Ihre Erstveröffentlichung erhielt große mediale Aufmerksamkeit. Wiesinger war zuvor als Volksschullehrerin und als NMS-Lehrerin in Wien-Favoriten und als Personalvertreterin der Lehrergewerkschaft am Wiener Stadtschulrat tätig gewesen. Im Februar 2019 wurde sie vom damaligen Bildungsminister Heinz Faßmann zur Ombudsfrau für Wertefragen und Kulturkonflikte berufen. Im Zuge dieser Tätigkeit verfasste sie ihren Tätigkeitsbericht der Ombudstelle für Wertefragen und Kulturkonflikte. Eine Analyse bestehender Herausforderungen und praktischer Lösungsansätze.[1]
In dieser Zeit entstand vor dem Hintergrund ihrer Tätigkeit als Leiterin der Ombudstelle ihr zweites Buch Machtkampf im Ministerium, das von der Einflussnahme der Politik auf das Schulsystem handelt. Noch vor dem Erscheinen des Buches im Januar 2020 wurde sie vom Ministerium freigestellt. In ihrem Buch warf sie dem Ministerkabinett von Heinz Faßmann vor, „hartnäckig und hemmungslos“ „mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln“ versucht zu haben ihre Tätigkeit als Ombudsfrau zu untergraben.[2][3]
Die von ihr verfassten Bücher erschienen in der Edition QVV des Red Bull-Medien-Projekts Addendum.[2]
Kritik und Rezeption
2018 kritisierte der Journalist und Schuldirektor Niki Glattauer das Buch Kulturkampf im Klassenzimmer, da er es für nicht „integrationsorientiert“ hielt. Er äußerte aufgrund der Vermarktung des Buches die Befürchtung, dass sich Wiesinger instrumentalisieren hat lassen.[4] Einer in der Fachzeitschrift Österreichisches Religionspädagogische Forum veröffentlichten Analyse zufolge enthält Wiesingers Buch Kulturkampf im Klassenzimmer empirisch kaum begründete Behauptungen, Interpretationen, Generalisierungen und Schlussfolgerungen, die einer Differenzierung bedürfen, wenn sie, wie die Autorin behauptet, einen Beitrag zu einer Verbesserung der Situation leisten sollen.[5] Zugleich werden alle im Buch beschriebenen negativen Phänomene auf den Islam zurückgeführt, ökonomische und soziale Aspekte aber nicht berücksichtigt.[6]
2020 beschrieb Karl Heinz Gruber, Professor für Vergleichende Erziehungswissenschaft an der Universität Wien, Machtkampf im Ministerium als ein Buch, dem „jegliche kritische Reflexion und analytische Sorgfalt fehlt“, weiters schrieb er über das Buch: „Sie haben reißerische Titel, versprechen das Aufdecken von Skandalen und Missständen und bieten, unbekümmert von der Komplexität pädagogischer Phänomene und ohne sich auf die mühsame Lektüre von Fachliteratur einzulassen, mit sogenannten ganz einfachen Lösungen für alle möglichen schulischen Probleme an.“[7]
Publikationen
- Susanne Wiesinger, Jan Thies: Kulturkampf im Klassenzimmer: Wie der Islam die Schulen verändert. Bericht einer Lehrerin. Edition QVV, Wien 2018.
- Susanne Wiesinger, Jan Thies: Machtkampf im Ministerium: Wie Parteipolitik unsere Schulen zerstört. Edition QVV, Wien 2020.
Weblinks
- Brigitte Pechar: Ideologiezentrum Schule. In: Wiener Zeitung. 20. Januar 2020, abgerufen am 15. März 2020.
- Wiesinger: „In Klassenzimmern spielt sich Katastrophe ab“. In: Presse. 20. Januar 2020, abgerufen am 15. März 2020.
Einzelnachweise
- ↑ Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung – Ombudsstelle für Wertefragen und Kulturkonflikte (Hrsg.): Tätigkeitsbericht der Ombudstelle für Wertefragen und Kulturkonflikte. Eine Analyse bestehender Herausforderungen und praktischer Lösungsansätze. Wien 2019 (bmbwf.gv.at [PDF; abgerufen am 15. März 2020]).
- ↑ a b Wiesinger nicht mehr Ombudsfrau für Wertefragen im Bildungsministerium. Abgerufen am 11. September 2025 (österreichisches Deutsch).
- ↑ Kein „Maulwurf“: Wiesinger weist Kritik zurück. 19. Januar 2020, abgerufen am 11. September 2025.
- ↑ Glattauer: „Der Bub hinter dem Kulturkrieger ist ein Depp“. 16. September 2018, abgerufen am 11. September 2025.
- ↑ Senol Yagdi: Kulturkampf vs. Bildungskampf in der Migrationsgesellschaft?. Österreichisches Religionspädagogisches Forum 27 (2019) 1, S. 269.
- ↑ Senol Yagdi: Kulturkampf vs. Bildungskampf in der Migrationsgesellschaft?. Österreichisches Religionspädagogisches Forum 27 (2019) 1, S. 270.
- ↑ Karl Heinz Gruber: Susanne Wiesinger: Traut man ihrem Bericht? In: Die Zeit. 3. Februar 2020, ISSN 0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 11. September 2025]).