Susan Bernofsky

Susan Bernofsky (geboren am 20. Juli 1966 in Cleveland)[1] ist eine US-amerikanische Übersetzerin und Lehrstuhlinhaberin für literarisches Übersetzen, die für ihre Übersetzungen deutschsprachiger Literatur ins Englische bekannt ist.[2] Sie übertrug Werke von Hermann Hesse, Franz Kafka, Robert Walser, Yoko Tawada und Jenny Erpenbeck ins Englische.[2]
Leben
Bernofsky lernte während ihrer Schulzeit Deutsch und studierte später Germanistik in Baltimore und St. Louis. Sie promovierte 1998 an der Princeton University in Komparatistik.[3][4] Sie hatte Studienaufenthalte in Münster, Zürich und Berlin und lehrte am Fachbereich für Amerikanistik an der Universität Stuttgart.[4] Ihre Begeisterung für Robert Walser führte sie zur Übersetzung seiner Kurzprosa.[3] Sie gilt heute als eine der bedeutendsten Übersetzerinnen der Werke Walsers ins Englische.[5]
Neben Robert Walser übersetzte sie zudem Werke zeitgenössischer Autorinnen wie Jenny Erpenbeck und Uljana Wolf.[3] Sie hat an der Columbia University in New York City einen Lehrstuhl für literarisches Übersetzen inne und leitet dort das Übersetzungsprogramm.[3] Sie ist Autorin der Walser-Biografie Clairvoyant of the Small: The Life of Robert Walser (2021).[5] Derzeit arbeitet sie an einer Neuübersetzung von Thomas Manns Der Zauberberg ins Englische.[3]
Sie beschreibt ihr Übersetzen als eine Kunst, die mehr als nur das bloße Übertragen von Wörtern umfasst.[2] Bernofsky legt besonderen Wert auf das Einfangen der feinen Nuancen und des Stil der Originaltexte.[5]
Zwischen ihr und Jenny Erpenbeck besteht eine enge Zusammenarbeit, die zu mehreren erfolgreichen Übersetzungen geführt hat.[2] Ihre Übersetzung von Erpenbecks Roman Gehen, ging, gegangen erhielt große Anerkennung in den Vereinigten Staaten.[3]
Im Mai 2024 unterstützte sie die Proteste Studierender an der Columbia University für Solidarität mit Palästina.[6] Sie kritisierte die Entscheidung der Universitätsleitung für den Einsatz der Polizei auf dem Campus gegen friedliche Demonstranten.[6] Zusammen mit über 200 Mitarbeitern der Columbia und Barnard College beteiligte sie sich an einem Protest gegen das Vorgehen der Universität.[6]
Auszeichnungen
Bernofsky wurde für ihre Übersetzungen mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Schlegel-Tieck Prize.[2] Sie erhielt den Helen and Kurt Wolff Translator’s Prize sowie den Calwer Hermann-Hesse-Übersetzungspreis.[7] Ihre Übersetzung von Jenny Erpenbecks Roman Aller Tage Abend (The End of Days) gewann den Independent Foreign Fiction Prize und weitere Auszeichnungen.[7] 2019 wurde sie mit dem Lois Roth Award der Modern Language Association und dem Friedrich Ulfers Prize ausgezeichnet.[2] 2023 wurde ihr die August-Wilhelm-Schlegel-Gastprofessur an der Freien Universität Berlin verliehen.[7]
Publikationen
- Clairvoyant of the Small. The Life of Robert Walser. Yale University Press, New Haven 2021, ISBN 978-0-300-22064-3.
- „Hellseher im Kleinen“. Das Leben Robert Walsers. Aus dem Englischen von Michael Adrian. Suhrkamp, Berlin 2025, ISBN 978-3-518-43159-7.
Übersetzungen
- Robert Walser:
- Looking at Pictures
- The Walk
- Berlin Stories
- The Assistant
- Microscripts
- The Tanners
- The Robber
- Masquerade and Other Stories
- Jenny Erpenbeck:
- The Old Child and Other Stories
- The Book of Words
- Visitation
- The End of Days
- Go, Went, Gone
- Yōko Tawada:
- Memoirs of a Polar Bear
- The Naked Eye
- Where Europe Begins
- Paul Celan and the Trans-Tibetan Angel
- andere:
- Franz Kafka: The Metamorphosis
- Paul Scheerbart: Perpetual Motion
- Emanuel Schikaneder: The Magic Flute (Mozarts Opernlibretto)
- Jeremias Gotthelf: The Black Spider
- Uljana Wolf: False Friends
- Hermann Hesse: Siddhartha
- Peter Szondi: Celan Studies
- Ludwig Harig: The Trip to Bordeaux
- Gregor von Rezzori: Anecdotage: A Summation
Einzelnachweise
- ↑ Susan Bernofsky, Booker Prize, abgerufen am 17. Juni 2025.
- ↑ a b c d e f deutschlandfunkkultur.de: Übersetzerin Susan Bernofsky - Die Schönheit deutscher Bausteine. 1. April 2019, abgerufen am 3. Dezember 2024.
- ↑ a b c d e f Simone Schmollack: Eine Begegnung mit Susan Bernofsky: Die Übersetzerin. In: Die Tageszeitung: taz. 2. Dezember 2024, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 3. Dezember 2024]).
- ↑ a b Susan Bernofsky auf der Website des Peter-Szondi-Instituts der FU Berlin, abgerufen am 17. Juni 2025.
- ↑ a b c This Is Who We Are: Susan Bernofsky | School of the Arts. Abgerufen am 3. Dezember 2024.
- ↑ a b c Aina Marzia: College Faculty Members Are Teaching a Lesson in Solidarity. 7. Mai 2024, ISSN 0027-8378 (thenation.com [abgerufen am 3. Dezember 2024]).
- ↑ a b c Professor Susan Bernofsky Awarded Honorary Professorship at Freie Universität Berlin | School of the Arts. Abgerufen am 3. Dezember 2024.