Docke (Dachdeckerei)
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Docken dienten im Bauwesen den Dachdeckern insbesondere im norddeutschen Raum als Hilfsmittel, um das Eindringen von Schlagregen, Flugschnee usw. unter eine Dachdeckung aus Hohlpfannen zu verhindern, bevor sich Falzziegel oder Unterspannbahnen zu diesem Zweck verbreiteten.
Beschreibung
Begriff und verschiedene Dockenarten
Der Begriff Docke meint nach dem Deutschen Wörterbuch der Brüder Grimm ein zusammengedrehtes Bündel.[1] Dementsprechend bestanden Docken ursprünglich aus Stroh, die als Strohdocken handwerklich zu kleinen „Bündelchen“[2] gebunden und unter die einzelnen Dachziegel geschoben wurden. In diesem Sinne erscheint der Begriff der Docken in Baurechnungen sowie Bauordnungen seit dem 16. Jahrhundert[3] und wird im 18. Jahrhundert in der Oeconomischen Encyclopädie von Johann Georg Krünitz beschrieben.[4] Strohdocken gehörten früher regelmäßig zu Hohlpfannendeckungen.[5]
Der eigentlich von Strohdocken herrührende Begriff hat sich auf Pappdocken übertragen, die bei anderem Material und anderer Beschaffenheit dieselbe bautechnische Funktion erfüllen und ebenfalls eine historische Bautechnik darstellen. Pappdocken bestehen aus zugeschnittenenen, gefalteten Dachpappebahnen, die unter jede einzelne Hohlpfanne geschoben wurden. Die nackten, weichen Bitumen-Dachbahnen schließen Fugen der Dachziegel und führen durch ein Verkleben außerdem zu einer gewissen Windsogsicherung.
Auch ein Mörtelverstrich, d. h. das Vermörteln von Längsfugen und Überlappungsbereichen der Dachziegel war üblich. In anderen Regionen mit Biberschwanzdeckungen wurden die Stoßfugen der einfachen Deckung mit untergelegten „Dachspänen“[2] (d. h. hölzernen Spließen) abgedichtet. Im Mittel- und Hochgebirge wurden auch massive Unterdächer aus Brettschalungen (teilweise zusätzlich mit einer durchgehenden Schicht Dachpappe) verbaut.
Strohdocken
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Strohdocken bestehen aus geknickten oder abgebundenen Strohbündeln bzw. -büscheln von etwa 40 cm Länge und 4 cm Durchmesser, die unter die Hohlpfanne auf die Dachlatten gebunden oder gelegt wurden.[3] Die unten gespreizten Enden der Strohbündel dienten als abdichtendes, weiches Auflager der früher von Hand stets etwas unregelmäßig geformten Dachziegel[6] und reichten unter der Vorderkante des Dachziegels ein paar Zentimeter heraus.
Durch das von außen sichtbare Herausschauen der Strohdocken aus der eigentlich feuersicheren Ziegeldeckung entstand eine Brandgefahr bei Funkenflug.[3] Diese Gefährdung war Ursache für die zahlreiche Nennung von Strohdocken in historischen Bauordnungen. So wurde insbesondere in eng bebauten Städten die Verwendung von Strohdocken häufig eingeschränkt oder verboten.[7]
Unter besonderen Voraussetzungen bei Baudenkmälern und zur Demonstration historischer Bautechniken werden Strohdocken noch heute von speziell ausgebildeten Dachdeckern eingesetzt.[8][9]
Pappdocken
Pappdocken waren auf das Maß des Dachziegel- bzw. Dachsteins abgestimmt. Sie wurden auf der jeweils vorhergehenden Dachziegelreihe mit Überdeckung und der nächstfolgenden Dachlatte verlegt. Die Dachziegel-/steine folgten unmittelbar danach. Anschließend wurde das überstehende Ende der Docke um die Köpfe der Dachziegel geschlagen, die nächste Docke folgte usw.
Pappdocken entsprechen heute nicht mehr dem anerkannten Stand der Technik.
- Sie reduzieren die Durchlüftung des Dachaufbaus. Durch die heutzutage übliche Dämmung genutzter Dächer erwärmt sich die Dachinnenseite und damit der Unterseite der Dacheindeckung auf nach Norden geneigten Dachflächen im Winter nicht mehr genügend, um entstehendes Kondensat abtrocknen zu lassen, was auf lange Sicht zu Schäden an den Dachziegeln/-steinen führen kann.
- Bei der Verwendung von Pappdocken sind die heute üblichen Seitenfalzklammern zur Windsogsicherung von Dacheindeckungen nicht einsetzbar. Allein mit Kopfklammern werden die heutigen Anforderungen der Sturmsicherheit von Dachdeckungen in der Regel nicht erfüllt.
- Um die Pappdocken möglichst schmiegsam zu halten und ein Brechen während des Eindeckens zu verhindern, war ein relativ hoher Bitumen- und Lösemittelanteil notwendig. Dies ist von Nachteil, wenn es zu einem Brand kommt.
Gleichwohl sind Pappdocken in Norddeutschland nach wie vor erhältlich und werden dort auch heute noch verarbeitet. Der ausführende Dachdeckerbetrieb muss sich eine objektbezogene Genehmigung des Dachziegel-/-steinherstellers einholen, um die Garantieansprüche nicht zu verlieren.
Literatur
- Das Handwerk der Poppenmacher. Hrsg. Geschichtsverein Körrenzig 1992 e. V. Körrenzig 2000. (Digitalisat auf yumpu.com, abgerufen am 13. September 2025) – Enthält zahlreiche Fotos und Zeichnungen zur Herstellung und Verwendung der Strodocken beim Dachdecken.
Weblinks
Strohdocken
- Strohdocke, auf wiki.genealogy.net
- Hohlpfanne mit Strohdocken, auf dachziegelarchiv.de
- Verlegung in Pappdocken, auf dachziegelarchiv.de
- Strohdocke zur Deckungsabdichtung, auf lwl-dlbw.de
- Gabriel Simons: Das Handwerk der Poppenmacher in Körrenzig, Hrsg. Landschaftsverband Rheinland – Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte, 1978 (Film 29:57 min, auf YouTube, abgerufen am 13. September 2025)
Pappdocken
- Hohlpfanne, Verlegung in Pappdocken, 1990, auf dachziegelarchiv.de
- „Stanzdocke“ der Firma Binné (1998), (auch hier), auf dachziegelarchiv.de
Einzelnachweise
- ↑ ›docke‹ in: Deutsches Wörterbuch (¹DWB). Abgerufen am 10. September 2025.
- ↑ a b Oscar Mothes (Hrsg): Illustrirtes Bau-Lexikon (...), Band 2: C bis G. Leipzig 1882, S. 167 (Docke, 9). In: digi.ub.uni-heidelberg.de. Abgerufen am 11. September 2025.
- ↑ a b c Strohdocke – GenWiki. Abgerufen am 13. September 2025.
- ↑ Krünitz - Band-Stichwort-Zuordnung. In: kruenitz1.uni-trier.de. Abgerufen am 11. September 2025 (Docke).
- ↑ Das Handwerk der Poppenmacher. Hrsg. Geschichtsverein Körrenzig 1992 e. V. Körrenzig 2000, S. 5. (Digitalisat auf yumpu.com, abgerufen am 13. September 2025)
- ↑ Das Handwerk der Poppenmacher. Hrsg. Geschichtsverein Körrenzig 1992 e. V. Körrenzig 2000, S. 5. (Digitalisat auf yumpu.com, abgerufen am 13. September 2025)
- ↑ Strohdocke, auf wiki.genealogy.net, abgerufen am 13. September 2025. – Mit Nennung mehrerer historischer Strohdocken-Verbotsbeispiele aus Westfalen.
- ↑ Hohlpfannendach mit Strohdocken. In: daecher-von-schnell.de. Dächer von Schnell GmbH, 24. September 2024, abgerufen am 13. September 2025 (Mit Fotos der Hohlpfannendeckung mit Strohdocken bei einem historischen Gulfhof).
- ↑ Gerald Laumans: Mit Strohdocken und Hohlziegeln saniert. Schloss Oberwerries in Hamm nach historischem Vorbild neu eingedeckt. In: dach-holzbau.de. Abgerufen am 13. September 2025.