Stolpersteine in Gaggenau

Die Stolpersteine in Gaggenau sind besondere Pflastersteine in Gehwegen, die an die Opfer der nationalsozialistischen Diktatur in der Stadt Gaggenau im baden-württembergischen Landkreis Rastatt in Deutschland erinnern sollen.
Stolpersteine
Die Stolpersteine sind ein Projekt des Künstlers Gunter Demnig. Mit diesen kleinen Gedenktafeln soll an das Schicksal der Menschen erinnert werden, die während des Nationalsozialismus ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden.
Stolpersteine sind kubische Betonsteine mit einer Kantenlänge von zehn Zentimetern, auf deren Oberseite sich eine individuell beschriftete Messingplatte befindet. Sie werden in der Regel vor den letzten frei gewählten Wohnhäusern der NS-Opfer niveaugleich in die Pflaster der Gehwege eingelassen. Mittlerweile gibt es über 61.000 Steine (Stand: Juli 2017) nicht nur in Deutschland, sondern auch in 21 weiteren europäischen Ländern.[1] Die Stolpersteine sind das größte dezentrale Mahnmal der Welt.[2]
Am 7. Oktober 2009 wurden in Gaggenau die ersten Stolpersteine verlegt.
Anmerkung: Das Datum unter dem jeweiligen Bild gibt an, wann der Stein verlegt wurde.
Verlegte Stolpersteine
| Stolperstein | Inschrift | Verlegeort | Name, Leben |
|---|---|---|---|
| HIER WOHNTE NATHAN KAHN JG. 1878 GEDEMÜTIGT / ENTRECHTET FLUCHT IN DEN TOD 1933 |
Hauptstraße 97 |
Nathan Kahn (1878–1933) | |
| HIER WOHNTE EMILIE MAIER GEB. LADENBURGER JG. 1881 DEPORTIERT 1940 GURS ERMORDET IN AUSCHWITZ |
Landstraße 49 |
Emilie Maier, geborene Ladenburger (1881–1940/45) | |
| HIER WOHNTE JULIUS MAIER JG. 1872 DEPORTIERT 1940 GURS ERMORDET IN AUSCHWITZ |
Landstraße 49 |
Julius Maier (1872–1940/45) | |
| HIER WOHNTE FRIEDA MEYERHOFF GEB. LEHMANN JG. 1880 UNFREIWILLIG VERZOGEN 1938 MANNHEIM DEPORTIERT 1940 GURS FLUCHT 1941 USA ÜBERLEBT |
Murgtalstraße 101 |
Frieda Meyerhoff, geborene Lehmann (1880-) | |
| HIER WOHNTE FRIEDRICH MEYERHOFF JG. 1917 FLUCHT 1936 USA ÜBERLEBT |
Murgtalstraße 101 |
Friedrich Meyerhoff (1917-) | |
| HIER WOHNTE GERTRUD MEYERHOFF JG. 1917 FLUCHT 1936 USA ÜBERLEBT |
Murgtalstraße 101 |
Gertrud Meyerhoff (1917-) | |
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HIER WOHNTE DR. ISIDOR MEYERHOFF JG. 1875 UNFREIWILLIG VERZOGEN 1938 MANNHEIM TOT 8.6.1940 |
Murgtalstraße 101 |
Isidor Meyerhoff war Arzt und ließ die Villa Murgtalstraße 101 während des Ersten Weltkriegs erbauen. Nach Misshandlungen bei einem Hausbesuch verließ Meyerhoff das Murgtal und zog mit seiner Familie nach Mannheim, wo er 1940 verstarb. Seine Frau und die Kinder überlebten den Holocaust.[3] |
| HIER WOHNTE LIESELOTTE MEYERHOFF JG. 1908 UNFREIWILLIG VERZOGEN 1938 MANNHEIM DEPORTIERT 1940 GURS FLUCHT 1941 AUSTRALIEN ÜBERLEBT |
Murgtalstraße 101 |
Lieselotte Meyerhoff (1908-) | |
|
HIER WOHNTE HANS MEIER JG. 1922 VERHAFTET 1941 ERMORDET 1941 IN MAUTHAUSEN |
Landstraße 49 |
Hans Fritz Maier (1922–1941) war der Sohn von Emil und Hilda Maier. Der Vater stirbt am 3. März 1933. Hans Fritz ging im Jahr 1936 nach Amsterdam. Im Alter von 19 Jahren gerät er in eine SS-Razzia und wird nach Buchenwald deportiert. Von dort aus in das KZ Mauthausen, wo er schließlich in einem Steinbruch erschossen wird.[4] |
| HIER WOHNTE ZERLINE STENGEL GEB. MAIER JG. 1858 DEPORTIERT 1943 ERMORDET IN AUSCHWITZ |
Murgtalstraße 101 |
Zerline Stengel, geborene Maier (1858–1943) Zerlina Stengel ist die Mutter von Hilda Maier. Hilda, Emils Frau, und ihre Mutter Zerlina Stengel (Hildas Mutter, geboren am 13. Januar 1858 in Nonnenweiher) folgten dem Sohn nach Amsterdam.
Zerlina wurde gefasst und zuerst nach Westbork deportiert, dann nach Auschwitz gebracht, wo sie im Jahr 1943 ermordet wurde.[5] | |
| HIER WOHNTE AUGUSTA STERN .... |
Landstraße 34 |
Augusta Stern Auguste, die Tochter der Sterns, heiratete Theodor Köhler. Beide wurden am 22. Oktober 1940 nach Gurs in das Internierungslager deportiert, am 17. August 1942 in das Vernichtungslager Auschwitz.[6] | |
| HIER WOHNTE THEODOR KÖHLER .... |
Theodor Köhler | ||
| HIER WOHNTE JULIE STERN GEB. LAUPHEIMER JG. 1891 DEPORTIERT 1940 GURS ERMORDET IN AUSCHWITZ |
Julie Stern, geborene Laupheimer (1891–1940/45) | ||
| HIER WOHNTE LUDWIG STERN JG. 1886 VERHAFTET 1938 ERMORDET 1938 IN DACHAU |
Ludwig Stern (1886–1938) geboren am 18.07.1886 in Gernsbach und wohnhaft in Hörden, war nach Julius der dritte Inhaber des Gasthauses „zum Adler“. Er war verheiratet mit Klara Stern (Ehemann Julius Stern, geboren am 18.07.1886 in Gernsbach, gestorben 1914, nicht verwandt mit Ludwig), geborene Ladenburg. Er wurde am 11. November 1938 in das KZ nach Dachau deportiert und am 26. November 1938 ermordet.[7] |
Literatur
- Joachim Rönneper: Vor meiner Haustür. „Stolpersteine“ von Gunter Demnig. Ein Begleitbuch. Arachne-Verlag, Gelsenkirchen 2010, ISBN 978-3-932005-40-4.
Weblinks
- Projekt Stolpersteine der Realschule Gaggenau
Einzelnachweise
- ↑ In #Turin (Italien) wurde heute der europaweit 50.000ste #Stolperstein verlegt! Er erinnert an Eleonora Levi. #Demnig @_Stolpersteine_ am 11. Januar 2015 auf Twitter.
- ↑ Andreas Nefzger: Der Spurenleger. In: FAZ.net. 7. Februar 2014, abgerufen am 16. Dezember 2014.
- ↑ Irene Schneid-Horn: „Stolpersteine als Zeichen der Sorge und des Mitgefühls“, in Badische Neueste Nachrichten, 29. Januar 2017; abgerufen am 5. September 2017
- ↑ Familie Stern (Hördenerstr. 5, Hörden). 13. Februar 2017, abgerufen am 21. August 2025.
- ↑ Familie Stern (Hördenerstr. 5, Hörden). 13. Februar 2017, abgerufen am 21. August 2025.
- ↑ Familie Stern (Landstr.36, Hörden). 13. Februar 2017, abgerufen am 21. August 2025.
- ↑ Familie Stern (Landstr.36, Hörden). 13. Februar 2017, abgerufen am 21. August 2025.

