Steinert (Unternehmen)

Steinert GmbH

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Rechtsform GmbH
Gründung 1889
Sitz Köln, Deutschland
Leitung Peter Funke (Geschäftsführer)
Marc Pfannhauser (Finanzvorstand)
Mitarbeiterzahl 277[1]
Umsatz 123,2 Mio. EUR[1]
Branche Maschinenbau
Website www.steinert.de
Stand: 31. Dezember 2023

Die Steinert GmbH ist ein 1889 gegründetes Unternehmen mit Hauptsitz in Köln, das in der Herstellung von Magnet- und Sensorsortiersystemen tätig ist. Diese Systeme und Technologien finden vor allem im Recyclingprozess und im Bergbau Anwendung.[2][3] Jost Burger bezeichnete Steinert 2011 in einem Artikel in der Welt als eines der führenden deutschen Unternehmen der Sortier- und Separationstechnikbranche.[4]

Geschichte

1889 gründete Ferdinand Steinert in Köln die Firma Ferdinand Steinert Elektromagnetische Aufbereitungsanlagen mit dem Ziel, Eisen aus Gießerei- und Hüttenabfällen zurückzugewinnen. 1931 übernahm Julius Christian Buchholz das Unternehmen, das seither in Familienbesitz ist, und gliederte es in die Metalloxyd GmbH ein.[3]

1966 entwickelte Steinert den ersten Überbandmagnetscheider,[5] der in Recyclingprozessen zur Rückgewinnung von eisenhaltigen Metallen eingesetzt wird. 1987 folgte der exzentrische Wirbelstromscheider zur Separation nicht-ferromagnetischer Metalle.[6][7]

2003 gründete Steinert die US-Tochter Steinert US Ltd. in Saint Petersburg, Florida. Ein Jahr später übernahm das Unternehmen die australische Firma Sturton-Gill Engineering.[8] 2009 übernahm Steinert die Mehrheitsbeteiligung an der RTT Systemtechnik GmbH[9] und firmierte sie später zur Steinert UniSort GmbH um.[10]

2011 brachte Steinert als weltweit erstes Unternehmen ein marktfertiges System zur 3D-Sortierung heraus.[4] 2018 erfolgte die Umfirmierung zur Steinert GmbH.[11]

2024 übernahm Steinert die Produktfamilie MSort von der Mogensen GmbH & Co. KG und erweiterte damit das Angebot um Sortiersysteme für Flach- und Hohlglas sowie um Aggregate zur Trennung von Industriemineralien im Bergbau.[12]

Unternehmensstruktur

Die Steinert GmbH ist eine Tochtergesellschaft der Metalloxyd GmbH. Steinert hat ihren Sitz in Köln[1] und verfügt über weitere Standorte in Zittau[3] und Wedel. Am Hauptsitz in Köln befindet sich das Steinert-Test-Center, in welchem Technologien und Systeme entwickelt und getestet werden.[13] International verfügt das Unternehmen über Standorte in den Vereinigten Staaten (Cincinnati), Australien (Melbourne) und Brasilien (Belo Horizonte).[1][14]

Im Geschäftsjahr 2023 erwirtschaftete Steinert einen Umsatz von 123,2 Millionen Euro und beschäftigte durchschnittlich 277 Mitarbeiter.[1]

Steinert ist in mehreren Branchenverbänden aktiv, darunter dem Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung (bvse).[15]

Produkte und Forschung

Schematische Darstellung eines Überbandmagnetscheiders in Reihe mit einem Wirbelstromscheider
Schematische Darstellung eines Wirbelstromscheiders mit exzentrischer Polwelle

Das Unternehmen bietet verschiedene Magnet- und Sensorsortiersysteme an, die in der Abfall- und Metallaufbereitung sowie im Bergbau[2] verwendet werden. Zu den Produkten gehören Magnetseparationsmaschinen wie Magnetbandrollen, Magnetbandscheider,[7][13] Überbandmagnete und Wirbelstromscheider. Weiterhin werden Sensorsortiersysteme wie Nahinfrarotsortiersysteme,[13] Farbsortiersysteme[3] und Röntgensortiersysteme mit Transmissions- und Fluoreszenztechnologie hergestellt.[16][17] Außerdem bietet Steinert sogenannte LIBS-Sortiersysteme für die Trennung von Aluminium und seinen Legierungen an. LIBS steht für Laser-Induced-Breakdown-Spectroscopy und ermöglicht eine genaue Bestimmung und Quantifizierung der Legierungselemente.[16]

In Kooperation mit Instituten und Hochschulen wie der RWTH Aachen,[18] der TU Bergakademie Freiberg,[19] der FH Münster[20] und dem Fraunhofer-Institut[21] werden Systeme entwickelt, um die Sortiertechnologien an die Anforderungen moderner Recyclingprozesse anzupassen. Unter anderem entwickelte Steinert Hyperspektralsensoren, welche die Schwierigkeiten bei der Erkennung schwarzer Kunststoffe mittels traditioneller Nahinfrarotsortiersysteme (NIR) umgehen. Die von Steinert entwickelten Sensoren nutzen spezielle Materialsignaturen, die unabhängig von der Färbung sind, um so schwarze Kunststoffe zu identifizieren und zu trennen.[22] Die Nahinfrarotsortiersysteme werden fortlaufend durch den Einsatz von bildgebenden Systemen und künstlicher Intelligenz weiterentwickelt.[23]

Eine weitere Entwicklung von Steinert ist das exzentrische Magnetpolsystem für Wirbelstromscheider. Die exzentrische Konstruktion für die Trennung von Metallen sorgt für eine präzise Trennschärfe und geringen Verschleiß. Die Systeme verfügen laut dem Magazin WLB Wasser, Luft und Boden im Vergleich zu vorherigen Wirbelstromscheidern über höhere Durchsatzleistungen und erfordern nur selten Wartungen.[24]

Bildergalerie

Commons: Steinert – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d e Steinert GmbH, Jahresabschluss zum Geschäftsjahr vom 01.01.2023 bis zum 31.12.2023, veröffentlicht im Unternehmensregister am 3. Februar 2025, abgerufen am 12. März 2025.
  2. a b Sortierspezialist firmiert um. In: Entsorga Magazin. 4. Mai 2018, S. 7.
  3. a b c d Marion Eickler: Magneten für die ganze Welt. In: Kölner Stadt-Anzeiger. 11. Februar 2010.
  4. a b Jost Burger: Vom Magneten zur Molekularanalyse. In: Die Welt. 11. November 2011, abgerufen am 22. April 2025.
  5. Dokument DE000003608881A1. In: Deutsches Patent- und Markenamt. Abgerufen am 22. April 2025.
  6. Dokument DE000003823944C1. In: Deutsches Patent- und Markenamt. Abgerufen am 22. April 2025.
  7. a b Tom Brecheimer: Nicht-Eisen(NE)-Metallscheider für das Separieren von Aluminium. In: Handelsblatt. 5. Mai 1993, S. 4.
  8. Steinert-Tochter übernimmt Sturton-Gill Engineering. In: Industrieanzeiger. Heft 39, 2004, S. 12.
  9. RTT Systemtechnik fusioniert mit Kölner Firma. In: Sächsische Zeitung. 19. September 2009, S. 17.
  10. Steinert UniSort GmbH. In: North Data. Abgerufen am 22. April 2025.
  11. Sortierspezialist firmiert um. In: Entsorga Magazin. 4. Mai 2018, S. 7.
  12. Christoph Schmidt: Steinert kauft von Mogensen Produktreihe MSort. In: EUWID Recycling. 16. Mai 2024, abgerufen am 22. April 2025.
  13. a b c Michaela Kessemeier: Nahinfrarot für Schwarz. In: Entsorga Magazin. 18. November 2019, S. 24–25.
  14. Unsere Standorte. In: Steinert. Abgerufen am 22. April 2025.
  15. Außerordentliche Mitglieder. In: BVSE. Abgerufen am 22. April 2025 (deutsch).
  16. a b Norwegische Metallco setzt auf Steinert Sortiersysteme. In: Aluminium Praxis. Heft 7–8/2023, S. 9.
  17. Neues Röntgensortiersystem für Aufbereitung von Aluschrott. In: International Aluminium Journal. 19. April 2021, abgerufen am 3. April 2025.
  18. Technische Ausstattung. In: RWTH Aachen. Abgerufen am 22. April 2025.
  19. Forschungsprojekt entwickelt Technologien für optimiertes Recycling von Altfahrzeugen. In: TU Freiberg. 20. April 2023, abgerufen am 22. April 2025.
  20. Max Kölking, Sabine Flamme, Sigrid Hams: Characterization of Metal Scrap by Multisensor Systems. In: Olaf Holm, Elisabeth Thomé-Kozmiensky, Daniel Goldmann, Bernd Friedrich (Hrsg.): Recycling und Sekundärrohstoffe. Band 13. Thomé-Kozmiensky Verlag, Neuruppin 2020, ISBN 978-3-944310-51-0, S. 424–441 (vivis.de [PDF; abgerufen am 22. April 2025]).
  21. Altholz-Recycling. In: Fraunhofer. Abgerufen am 22. April 2025.
  22. Bei Graf werden schwarze Kunststoffe sortenrein sortiert. In: K-Zeitung. 3. Februar 2023, abgerufen am 22. April 2025.
  23. Florian Streifinger: Der lange Weg zur Kreislaufwirtschaft. In: Kunststoffe. 7. Oktober 2021, Heft 10/2021, S. 52.
  24. Mit Wirbelstromscheider. Altholzaufbereitung und Metalltrennung. In: WLB Wasser, Luft und Boden. Heft 11/12, 2000, S. 73.