Stefan Griller
Stefan Griller (* 15. Juni 1956 in Wien) ist ein österreichischer Rechtswissenschaftler.
Leben
Griller maturierte 1974 in Wien, wo er anschließend auch Rechtswissenschaften studierte und 1978 zum doctor iuris promovierte, nämlich an der Universität Wien. 1988 folgte die Habilitation für das Fach „Öffentliches Recht“ an der Wirtschaftsuniversität Wien (WU Wien), mit der Schrift „Die Übertragung von Hoheitsrechten auf zwischenstaatliche Einrichtungen“. 1991 wurde er zum Universitätsprofessor für Öffentliches Recht und Europarecht ernannt. 1990-1999 und 2005-2010 war er Vorstand des Europainstituts, 2010 kurze Zeit auch Vorstand des neu gegründeten Instituts für Europarecht und Internationales Recht an der WU Wien.
2010 wechselte er nach Salzburg, wo er an der rechtswissenschaftlichen Fakultät zunächst als Universitätsprofessor für Verfassungs- und Verwaltungsrecht, ab 2015 als Professor für Europarecht unter besonderer Berücksichtigung des Europäischen Verfassungsrechts, tätig war. Darüber hinaus war er ab 2011 stellvertretender Leiter des Salzburg Centre of European Union Studies (SCEUS), welches er dann von 2019 bis zu seiner Pensionierung 2021 leitete. Seither ist er neuerlich an seinem Stamminstitut an der WU Wien aktiv.
Zahlreiche Engagements als Professor, Gastforscher bzw. Forscher ergänzen seinen Werdegang, großteils im Ausland: 1994 an der Tamkang-University (Taipeh), 1996-1998 am EIPA (European Institute of Public Administration, Maastricht/Luxemburg), 2001-2008 an der Diplomatischen Akademie (Wien), 2007-2008 Fernand Braudel Senior Fellow am Europäischen Hochschulinstitut Florenz, 2007-2011 an der Hochschule der Rechtswissenschaften (Bratislava).
Auch die akademische Selbstverwaltung, damit eng verwandte Aufgaben, teils in der öffentlichen Verwaltung, sowie nationale und internationale Expertentätigkeit prägten sein Wirken. So leitete er jahrelang die Personalkommission an der WU Wien, war 2005-2007, in der Phase der dortigen Einführung des rechtswissenschaftlichen Studiums, Leiter der Steuerungsgruppe jus@wu, dann auch verantwortlicher Programmdirektor für das Bachelorstudium und das Masterstudium, 2006-2007 auch Vorsitzender der Studienkommission. 2013-2016 war er Vorsitzender des Senats der Universität Salzburg. 1996-2002 sowie 2008-2021 war er Präsident der European Communities Studies Association – Austria (ECSA-Austria). 1998-2006 war er Mitglied der Bundes-Vergabekontrollkommission, bis 2002 Stellvertretender Vorsitzender. 2017-2025 war er Vertreter der Republik Österreich im Hohen Rat des Europäischen Hochschulinstituts (EHI), Florenz; 2023 war er Vorsitzender des Hohen Rates. Im Österreichischen Parlament wurde er unter anderem für die Beratung des Beitrittsvertrags zum Europäischen Wirtschaftsraum (EWR, 1994), des Beitrittsvertrags zur EU (1995), der Änderungsverträge von Amsterdam (1998), Nizza (2002), und Lissabon (2009) als Experte ebenso beigezogen wie für den letztlich nicht zustande gekommenen Verfassungsvertrag (2005). 2018 wurde er zum Mitglied der Academia Europaea gewählt.
Seine zentralen Forschungsinteressen sowie seine Publikationen gelten dem Europäischen Verfassungsrecht, dem Zusammenspiel zwischen EU-Recht und nationalem Recht, dem Europäischen Wirtschaftsrecht, sowie der Rechtstheorie und Methodenlehre.
Schriften (Auswahl)
- Von der schwierigen Kooperation zwischen Grenzorganen. Die prekäre Konversation zwischen dem Europäischen Gerichtshof und nationalen Höchstgerichten, in Matthias Pechstein/ Wolfgang Weiß/ Christoph Ohler et al (Hrsg), Zur Verwirklichung eines Vereinten Europas. Festschrift für Rudolf Streinz zum 70. Geburtstag, München 2023, 89 – 102.
- Gemeinsam mit Univ. Prof. Dr. Walter Obwexer, Völker-, unions- und verfassungsrechtliche Rahmenbedingungen für militärische Kooperationen Österreichs, Juristische Blätter 145 (2023), 617 – 636.
- Together with Prof. Dr. Lina Papadopoulou, Squaring the Circle – How National Constitutions and EU Law Interact, in Stefan Griller/Lina Papadopoulou/Roman Puff (eds), National Constitutions and EU Integration, Oxford et al 2022, 795 – 842.
- Integrationsschranken. Überlegungen aus Anlass des PSPP-Urteils des deutschen Bundesverfassungsgerichts und des EU-Vorbehalte-Urteils des polnischen Verfassungsgerichtshofs, Zeitschrift für öffentliches Recht 77, 2022, 283 – 341.
- Die Neuordnung der Gerichtsbarkeit des öffentlichen Rechts, 20. ÖJT Band I/1 (2018), 47 Seiten.
- Fragmentierungen im Öffentlichen Recht: Diskursvergleich im internationalen und nationalen Recht, VVDStRL 77 (2018), 237-283.
- Rechtsstaatlichkeit gemäß Art 2 EUV, in Christoph Grabenwarter/Erich Vranes (Hrsg), Die EU im Lichte des Brexits und der Wahlen: Faktoren der Stabilität und Desintegration. Österreichischer Europarechtstag 2019, Wien 2020, 149 – 167.
- Die Wirtschafts- und Währungsunion vor, in und nach der Krise, in Stefan Griller/Arno Kahl/Benjamin Kneihs/Walter Obwexer (Hrsg), 20 Jahre EU-Mitgliedschaft Österreichs, Wien 2015, 791–857.
- Unionsbürgerschaft als grundlegender Status, Europarecht Beiheft 1/2015, 7-31.
- The Court of Justice and the Common Foreign and Security Policy, in Rosas/Levits/Bot (eds.), The Court of Justice and the Construction of Europe: Analyses and Perspectives on Sixty Years of Case-law, The Hague 2013, 675-92.
- Is this a Constitution? Remarks on a Contested Concept, in: Griller/Ziller (eds.), The Lisbon Treaty. EU Constitutionalism without a Constitutional Treaty?, Vienna 2008, 21-56.
- Die Europäische Union. Ein staatsrechtliches Monstrum? in: Schuppert/Pernice/Haltern (eds.), Europawissenschaft, Baden-Baden (Nomos) 2005, 201-272.
- Together with D. Droutsas, G. Falkner, K. Forgó, M. Nentwich: The Treaty of Amsterdam. Facts–Analysis–Prospects, Vienna 2000, XXVII und 643 Seiten.
- Die Übertragung von Hoheitsrechten auf zwischenstaatliche Einrichtungen. Eine Untersuchung zu Artikel 9 Absatz 2 des Bundes-Verfassungsgesetzes, Vienna 1989, XXVIII und 558 Seiten – Habilitationsschrift.
Weblinks
- Literatur von und über Stefan Griller im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Lebenslauf auf Universität Salzburg
- Eintrag auf der Internetseite der Academia Europaea