Stanislaw Kindermann

Stanislaw Kindermann (* 10. Oktober 1851 in Weißenhorn; † 1888 in Breslau) war ein Tagelöhner, welcher 1879 an Tripper erkrankte. Als erster Patient konnte bei Kindermann das Bakterium nachgewiesen werden.

Werdegang

Kindermann kam am 10. Oktober 1851 als Hausgeburt des Färbers Oskar Kindermann und der Inwohnerstochter Anastasia (geb. Szeisler) zur Welt.[1] Bereits mit 12 Jahren wurde er in die Lehre geschickt und ging zuerst nach Erlangen, wo er sich mit kleineren Tätigkeiten verdingte. Eine Ausbildung zum Kultivierer schloss er nie ab.

Als Patient

Bereits 1870 soll er erstmalig an Ausfluss erkrankt sein.

Bereits 1877 kam er in Kontakt mit Albert Neisser, welcher sich damals noch mit Bandwurmerkrankungen beschäftigte.[2] Bei einer weiteren Erkrankung mit Ausfluss stellte sich Kindermann bei seinem Gelegenheitsfreund Neisser vor, welcher ihm zunächst eine Lustseuche diagnostizierte. Hierbei handelte es sich um einen Sammelbegriff von Sexuell übertragbaren Krankheiten, wobei bereits 1838 der Beweis erbracht war, dass es sich um verschiedene Erreger handeln müsse.

Als sich Kindermann 1879 erneut bei Neisser vorstellte, beschloss dieser endgültig den Erreger zu bestimmen.

In einer Postkutsche wollte Neisser mit einem reinen Tupfer an einem silbernen Stiel einen Urethralabstrich bei Kindermann durchführen. Dieser zögerte, weil ihn die Maßnahme beschämte. Darum wurde der Abstrich von seinem guten Freund Jakob Koller unter Beobachtung und Anweisung Neissers durchgeführt. Bezeugt wurde das Ereignis von Aloisa Raab (Eine direkte Nachfahrin von Joseph Fraunhofer).[3]

Durch das Färbe- und Abstrichverfahren nach Robert Koch konnte Neisser einen Micrococcus isolieren, welchen man im Verlauf in Gonococcus umbenannte. Die Entdeckung schlug in der Medizin große Wellen und machten Neisser weltweit bekannt.[4] Das entdeckte Bakterium wurde nach ihm Neisseria gonorrhoeae benannt.[5]

Kindermann selbst überstand die Infektion und verdingte sich zunächst weiter als Tagelöhner. Als er von der Berühmtheit Neissers wegen seiner Erkrankung erfuhr, versuchte er selbst daraus Profit zu schlagen und hielt Vorträge an der Universität Breslau. Bei einem Fachvortrag von dem bereits erkrankten Dermatologen Oskar Simon habe er sich von Medizinstudenten abstreichen lassen.

Späteres Leben

Immer wieder versuchte Kindermann vergebens bei seinem Freund Neisser angestellt zu werden, was dieser stets ablehnte. Trotzdem kam es nie zum Bruch der Freundschaft.

1888 starb Kindermann an den Folgen einer Syphilis-Infektion und wurde auf dem Friedhof an der Ofener Straße bestattet, welcher 1945 durch die Sowjets liquidiert wurde.

Einzelnachweise

  1. Stadt Weißenhorn: Taufregister.
  2. Albert Neisser. Abgerufen am 9. September 2025.
  3. Paul Diepgen: Kurze Übersichtstabelle zur Geschichte der Medizin. Springer, 1960.
  4. Gundolf Keil: Robert Koch (1843-1910). Ein Essei. Hrsg.: Zeitschrift für Wissenschaftsgeschichte und Fachprosaforschung. 2017.
  5. 30. Juli 1916 - Albert Neisser stirbt in Breslau. 30. Juli 2016, abgerufen am 11. September 2025.