Stadtgericht Nürnberg
Das Stadtgericht Nürnberg (von 1818 bis 1857 Kreis- und Stadtgericht Nürnberg, von 1862 bis 1879 wieder Stadtgericht Nürnberg) war eine Gerichtsbehörde mit Sitz in Nürnberg.
Geschichte
Das Stadtgericht Nürnberg I. Klasse wurde 1808 im Zuge von staatlichen Reformen gegründet. Stadtgerichte hatten im Königreich Bayern nur Aufgaben der Rechtsprechung, im Gegensatz zu den Landgerichten, die bis 1862 Gerichts- und Verwaltungsbehörde in einem waren. 1809 wurde Nürnberg zur kreisunmittelbaren Stadt und erhielt für die Verwaltung ein Polizeikommissariat. Das Stadtgericht war zuständig für Strafsachen, Zivilsachen, die freiwillige Gerichtsbarkeit, das Vormundschafts- und Hypothekwesen. 1818 wurde das Stadtgericht in „Kreis- und Stadtgericht Nürnberg mit erweiterter sachlicher Zuständigkeit“ umbenannt. Infolge der Revolution 1848/49 wurden in der Rechtssprechung auch Laien zugelassen (→Geschworenengericht). Am 1. Oktober 1857 übernahm das neu geschaffene Bezirksgericht Nürnberg die streitige und freiwillige Gerichtsbarkeit des Kreis- und Stadtgerichtes Nürnberg. Nach der Neuordnung der landesgerichtlichen Befugnisse kam es 1862 wieder zur Bildung des Stadtgerichts Nürnberg. In Strafsachen war es erstinstanzlich zuständig. Die Urteile konnten vom Bezirksgericht Nürnberg zweitinstanzlich überprüft werden. Dieses Gericht bestand bis 1879 und wurde dann mit Einführung des deutschen Gerichtsverfassungsgesetzes in das Amtsgericht Nürnberg umgewandelt.
Zuständigkeitsbereich
Ursprünglich war das Stadtgericht Nürnberg nur für die Stadt Nürnberg zuständig. Mit den Eingemeindungen kamen folgende Orte hinzu:
- ab 1. Oktober 1825: Deutschherrnbleiche, Dürrenhof, Flaschenhof, Galgenhof, Gärten hinter der Veste, Gleißbühl, Glockenhof, Gostenhof, Großweidenmühle, Hadermühle, Himpfelshof, Kleinweidenmühle, Kressengarten, Neubleiche, Spitzgarten, St. Johannis, St. Peter, St. Sebastian, Ställe vor dem Frauentorgraben, Ställe vor dem Spittlertor, Tafelhof, Vogelsgarten, Weichselgarten, Wöhrd, Wöhrder Gärten, Wöhrder Kirchhof und Wölkershof;
- ab 2. Dezember 1825: Bleiweißgarten und Judenbühl;
- ab 1. Januar 1865: Rennweg und Steinbühl.
Literatur
- Addreß-Handbuch für den Rezat-Kreis des Königreichs Baiern. Johann Baptist Reindl, Bamberg 1814, OCLC 894897947, S. 194–195 (Digitalisat).
- Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise nach seiner durch die neueste Organisation erfolgten Constituirung enthaltenen Ortschaften: mit Angabe a. der Steuer-Distrikte, b. Gerichts-Bezirke, c. Rentämter, in welchen sie liegen, dann mehrerer anderer statistischen Notizen. Ansbach 1818, OCLC 1071656043, S. 111 (Digitalisat).
- Adreß- und statistisches Handbuch für den Rezatkreis im Königreich Baiern. Kanzlei Buchdruckerei, Ansbach 1820, OCLC 869860423, S. 193–195 (Digitalisat).
- Walter Bauernfeind, Gunther Friedrich: Stadtgericht. In: Michael Diefenbacher, Rudolf Endres (Hrsg.): Stadtlexikon Nürnberg. 2., verbesserte Auflage. W. Tümmels Verlag, Nürnberg 2000, ISBN 3-921590-69-8, S. 1019 (online).
- Hanns Hubert Hofmann: Nürnberg-Fürth (= Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 4). Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1954, DNB 452071224, S. 223 (Digitalisat).
- Karl Friedrich Hohn: Der Retzatkreis des Königreichs Bayern geographisch, statistisch und historisch beschrieben. Riegel und Wießner, Nürnberg 1829, OCLC 163343674, S. 48–52 (Digitalisat).
- Kreis bayerischer Gelehrter (Hrsg.): Oberfranken und Mittelfranken (= Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 3). Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1865, DNB 56034290X, OCLC 165629235, S. 1166–1189 (Digitalisat).
- Pleikard Joseph Stumpf: Stadtgericht Nürnberg. In: Bayern. Ein geographisch-statistisch-historisches Handbuch des Königreiches. Zweiter Theil. München 1853, OCLC 643829991, S. 675–680 (Digitalisat).
- Eduard Vetter (Hrsg.): Statistisches Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern. Selbstverlag, Ansbach 1846, OCLC 635011891, S. 13–17 (Digitalisat).
- Eduard Vetter (Hrsg.): Statistisches Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern. Brügel’sche Officin, Ansbach 1856, OCLC 635005088, S. 19–24 (Digitalisat).
- Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 542.