St. Verena (Rickenbach)


Kirche St. Verena
Basisdaten
Konfession römisch-katholisch
Ort Rickenbach TG, Schweiz
Diözese Bistum St. Gallen
Patrozinium Hl. Verena
Baugeschichte
Fertigstellung 1845
Baubeschreibung
Baustil Klassizismus
Koordinaten 721674 / 256569
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Seitenaltar der Gottesmutter Maria (Evangelienseite), 1935

Die Kirche St. Verena in Rickenbach im Bezirk Münchwilen im Schweizer Kanton Thurgau ist eine römisch-katholische Kirche, die in ihrer jetzigen Form auf das Jahr 1845 zurückgeht. Sie liegt im Bistum Basel, ist aber seit 2015 dem Bistum St. Gallen zugeordnet.[1] Sie ist der Heiligen Verena als Namenspatronin gewidmet und Teil des Seelsorgebereiches Rickenbach der Katholischen Pfarr- und Kirchgemeinde Wil im benachbarten Kanton St. Gallen. Gemeindepfarrer ist seit 2024 Sebastian Wetter, der zum 1. November 2025 die Arbeit als neuer Generalvikar im Bistum St. Gallen aufnimmt.[2] Seine Nachfolge übernimmt Marjan Paloka als Pfarradministrator und Mitglied der Co-Leitung des Seelsorgeteams Mitte Januar 2026.[3][4]

Geschichte

Innenraum, 2025

Eine St. Verena-Kirche wurde erstmals im Jahre 838 erwähnt. Dorfbrände in den Jahren 1446, 1638 und 1712 zerstörten die Pfarrkirche; nur der Kirchturm aus dem 9. Jahrhundert hielt dem Feuer stand.

Innenraum mit Orgel, 2025

In der Vergangenheit wurden immer wieder Teile des Kircheninventars entwendet, so dass von der ursprünglichen Ausstattung nur noch ein kleiner Teil existiert. 1655 schenkte der Fürstabt Gallus Alt der Pfarrei einen Taufstein, der als einer der ältesten Einrichtungsgegenstände bis heute erhalten ist. Aufgrund der zunehmenden Bevölkerungszahl Rickenbachs im 18. und 19. Jahrhundert wurde am 6. August 1845 ein Neubau der Kirche geweiht.

1965 bis 1969 wurde eine Renovation durchgeführt: Das Gebäude wurde um ein Joch nach Westen erweitert, erhielt eine neue Westfassade und eine neue Empore in Beton-Bauweise mit seitlichen Treppenaufgängen. Der Innenraum wurde umgestaltet, der Hochaltar, das Retabel an der Chorwand, die Seitenaltäre und die Kanzel wurden entfernt.[5] Ein gotisches Masswerk-Fragment im Westgiebel, als Teil eines ehemaligen Spitzbogenfensters des Vorgängerbaus vor 1845, ging bei den Umbauarbeiten in den 1960er Jahren verloren. Der Taufstein und die Ölmalereien Marias und der Hl. Verena an den Seitenaltären blieben erhalten, ebenso die Stuckaturen der Decke und der Fenster. Die barocke Monstranz, Klosterarbeiten mit Reliquien für den Hochaltar und die Seitenaltäre, das Wetterkreuz mit Reliquien, mehrere Vortragekreuze, alte liturgische Gewänder, Ziborien und Kelche sind Teile des Kirchenschatzes.

Baubeschreibung und Ausstattung

Der Kirchturm von St. Verena stammt aus dem Jahre 1644. Das Kirchenschiff wurde in der Mitte des 19. Jahrhunderts im klassizistischen Stil neu gebaut. Die eingestanzten Ziffern auf dem alten Tabernakel in der rechten Kirchenwand ergeben die Jahreszahl der geplanten Kirchweihe 1842. Bedingt durch den Einsturz des fehlerhaft berechneten Westgiebels kurz vor dem Abschluss der Bauarbeiten verzögerte sich die Kirchweihe bis 1845. Heute besitzt die Kirche eine moderne Chorwand und aufgemalte Seitenaltäre, die den ersten Altären gleichen. Im Altarraum steht ein schlichter Zelebrationsaltar, ein weisser Sockel mit einer Altarplatte aus grauem Sandstein. Das Kunstwerk mit dem Namen «Durch Kreuz und Tod zur Auferstehung» des St. Galler Malers und Bildhauers Fredi Thalmann an der Chorwand entstand 1993. Im gleichen Jahr wurde der alte Taufstein mit einem modernen Bronzedeckel versehen.[5] Unter der rechten Emporentreppe befindet sich seit 2018 eine Verena-Ikone. An den Seitenwänden des Innenraumes ist ein zeitgenössischer Kreuzweg zu sehen.

Orgeln

Kuhn-Orgel (1969)

Kuhn-Orgel von 1969
Spieltisch der Kuhn-Orgel, 2025

Die heutige Orgel wurde 1969 von Orgelbau Kuhn mit 21 Registern (Schleifladen mit mechanischer Spiel- und Registertraktur) auf zwei Manualen und Pedal gebaut; 2012 wurde sie durch die Erbauerfirma umgebaut. Bedingt durch starken Schimmelbefall befindet sich das Instrument technisch und klanglich in einem schlechten Zustand. Die Orgel hat folgende Disposition:[6][7][8][9]

I Hauptwerk C–g3
Principal 8′
Rohrgedackt 8′
Octave 4′
Blockflöte 4′
Superoctave 2′
Sesquialtera II 223
Mixtur V–VI 113
Trompete 8′
II Schwellwerk C–g3
Holzgedackt 8′
Principal 4′
Rohrflöte 4′
Waldflöte 2′
Quinte 113
Scharf IV 1′
Vox humana 8′
Tremulant[10]
Pedal C–f1
Subbass 16′
Oktavbass 08′
Pommer 08′
Octave 04′
Hintersatz IV 0223
Posaune 8′[11]
  • Koppeln (mechanisch, als Tritte): II/I, I/P, II/P. Zwei mechanische Drehknopfkombinationen. Tritte «Register A», «Register B», «Register ab». Schwelltritt für II. Manual.

Kuhn-Orgel (1907–1969)

Kuhn-Orgel (1907–1969)

Das Instrument mit 16 Registern auf zwei Manualen und Pedal (Membranladen mit pneumatischer Spiel- und Registertraktur),[12] das von Carl Theodor Kuhn 1907 erbaut wurde, hatte folgende Disposition:[13]

I. Hauptwerk C–f3
Bourdon 16′
Principal 08′
Flauto dolce 08′
Gambe 08′
Oktave 04′
Mixtur IV 0223
Trompete 08′
II. Schwellwerk C–f3
Geigenprincipal 8′
Flûte harmonique 8′
Salicional 8′
Aeoline 8′
Voix céleste 8′
Traversflöte 4′
Pedal C–d1
Subbass 16′
Violonbass 16′
Oktavbass 08′

Haaser-Orgel (1857–1907)

Die Orgel wurde 1857 von Remigius Haaser aus Immenstadt im Allgäu fertiggestellt und hatte sechs Register auf einem Manual und Pedal.[13]

Manual C–f3
Principal 8′
Bordun 8′
Viola 8′
Flauto 4′
Mixtur III 2′
Pedal C–d1
Subbass 16'

Glocken

Die 5 Bronzeglocken, gegossen durch Emil Eschmann 1965.
Blick in den Glockenstuhl, 2023

Die fünf Glocken wurden von der Glockengiesserei Eschmann (Rickenbach) 1965 gegossen; im Mai desselben Jahres fand die Glockenweihe statt. Die früheren Glocken von 1638, die draussen an der Südseite der Kirche auf Podesten stehen, sind das älteste vollständige Glockengeläut im Kanton Thurgau.[14][15]

Geläut seit 1965

Nr.
 
Name
 
Gussjahr
 
Gießer, Gussort
 
Durchmesser
(cm.)
Masse
(kg, ca.)
Schlagton
(HT-116)
Stifter
 

Inschriften

1 Mutter Gottes-Glocke 1965 Emil Eschmann, Rickenbach 164 2'500 kg c1 Traktorenwerk Hans Hürlimann, Wil ES JUBELT MEIN GEIST ÜBER MEINEN RETTER (Lukas 1,47)
2 Verena-Glocke 137 1'450 kg es1 Familie Wiesli-Lenz +DURCH UNSERES GOTTES HERZLICHES ERBARMEN (Lukas 1,78)
3 Gallus-Glocke 107,5 750 kg g1 Witwe Priska Haag-Eisenring und Sohn Joseph Haag LICHT ZUR OFFENBARUNG FÜR DIE HEIDEN (Lukas 2,32)
4 Otmar-Glocke 89.5 450 kg b1 Leo Stehrenberger-Ulrich, Rickenbach OHNE FURCHT UND FREI VON FEINDES HAND (Lukas 1,74)
5 Bruder Klausen-Glocke 78,5 300 kg c2 Familie Hans Haag-Sennhauser, Rickenbach +UND FRIEDE AUF ERDEN DEN MENSCHEN (Lukas 2,14)

Altes Geläut (1638)

Nr.
 
Name
 
Gussjahr
 
Gießer, Gussort
 
Durchmesser
(cm.)
Masse
(kg, ca.)
Schlagton
(HT-116)
Stifter
 

Inschriften
 

Bild
 

1 Marien-Glocke 1638 Girarde Lamotte 121,5 1100 kg es1 Abt Pius Reher SANCTE MARIÆ DEIPARÆ VIRGINI SACRVM☆M☆DC☆XXXVIII☆PIO*ABBATE☆GOT DEM ALLMECHTIGEN ZVO LOB VND DER VIER GLOGEN GOSSEN VORDEN FVR DIE KIRCHEN DER GEMAIND ZVO RICHENBACH ☆F☆R☆WARD DOMAL KIRCHMAIER
2 Verena-Glocke 98 550 kg g1 Abt Pius Reher SANCTE VERENÆ VIRGINI SACRVM ☆M☆DC☆XXXVIII☆PIO ABBATE☆
3 Margareten-Glocke 85 400 kg a1 Abt Pius Reher SANCTE MARGRITÆ VIRGINI SACRVM ☆M☆DC☆XXXVIII☆PIO ABBATE☆
4 Gallus und Othmars-Glocke 68.5 200 kg des2 Abt Pius Reher ☆+☆S☆S☆GALLO☆ET☆OTHMARO☆☆SACRVM☆M☆DC☆XXXVIII☆PIO PIO ABBATE☆FRACOY☆RVTY☆NOS☆A☆TOVTTE☆QVATTRE☆FAICT☆FAIRE☆

Literatur

  • Albert Knoepfli: Rickenbach bei Wil – Die katholische Pfarrkirche St. Verena. In: ders.: Die Kunstdenkmäler des Kantons Thurgau, Bd. II: Der Bezirk Münchwilen (= Die Kunstdenkmäler der Schweiz. Bd. 34). Basel 1955, S. 291–299. Digitalisat
  • Angelus Hux, Alexander Troehler: KlangRäume. Kirchen und Orgeln im Thurgau. Huber, Frauenfeld 2007, S. 374–375.
Commons: St. Verena – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Hans Suter: Staatsvertrag ist unterzeichnet. St. Galler Tagblatt, 11. Dezember 2014, abgerufen am 13. September 2025.
  2. Wolfgang Holz: Bischof Grögli bildet neues Leitungsteam: Sebastian Wetter wird Generalvikar. In: www.kath.ch. kath.ch – Katholisches Medienzentrum, 3. Juli 2025, abgerufen am 13. September 2025.
  3. Marjan Paloka wird neuer Pfarradministrator in Wil. In: wil24.ch. Cavelti Medien AG, 16. August 2025, abgerufen am 13. September 2025.
  4. Kirchenverwaltungsrat und Co-Leitung der Pfarr- und Kirchgemeinde Wil: Marjan Paloka wird Nachfolger von Sebastian Wetter. In: www.kathwil.ch. Katholische Kirchgemeinde Wil, 15. August 2025, abgerufen am 13. September 2025.
  5. a b Kirche St. Verena. Katholische Kirchgemeinde Wil, abgerufen am 13. September 2025.
  6. Kath. Kirche St. Verena Rickenbach TG. In: Orgelverzeichnis Schweiz und Liechtenstein. Abgerufen am 13. September 2025.
  7. Rickenbach TG, St. Verena. In: Organ index. Abgerufen am 13. September 2025.
  8. Rickenbach bei Wil, Katholische Kirche. Orgelbau Kuhn AG, abgerufen am 13. September 2025.
  9. Martin Welzel | Orgeln in Wil. In: www.martinwelzel.com. Abgerufen am 13. September 2025.
  10. Als Tritt.
  11. Ursprünglich Posaune 16′ (1969); 2012 durch Kuhn in 8′ umgebaut.
  12. Rickenbach bei Wil. Orgelbau Kuhn AG, abgerufen am 13. September 2025.
  13. a b Rickenbach TG, Kath. Kirche St. Verena. In: Orgelverzeichnis Schweiz und Liechtenstein. 2012, abgerufen am 13. September 2025.
  14. Fabian Thürlimann, Hans Jürg Gnehm: Die Glockengiesserei Emil Eschmann in Rickenbach bei Wil. In: Campanae Helveticae. Nr. 20, 2016, S. 3–14.
  15. Inventarverzeichnis der Kirche von 1999, Abschnitt III: Glocken, S. 1–20.