St. Mauritius (Rülzheim)

St. Mauritius

Daten
Ort Rülzheim
Baustil Saalkirche
Baujahr 1845 (Turm),
1824 (Chor),
1767 (Langhaus),
1498 (Turmunterbau)
Höhe ca. 50 m
Koordinaten 49° 9′ 24,1″ N, 8° 17′ 18″ O
St. Mauritius (Rheinland-Pfalz)
St. Mauritius (Rheinland-Pfalz)

Die römisch-katholische Pfarrkirche St. Mauritius in Rülzheim steht am Deutschordensplatz im Landkreis Germersheim (Rheinland-Pfalz). Sie ist die Hauptkirche der Rülzheimer Großpfarrei Heiliger Theodard und gehört damit zum Dekanat Germersheim im Bistum Speyer. Die Kirche trägt das Patrozinium des heiligen Mauritius und steht unter Denkmalschutz.

Beschreibung

Innenansicht, Blick zum Chor

Bei dem Kirchengebäude handelt es sich um eine 1767 erbaute Saalkirche, deren heutiger Chor aus dem Jahr der Erweiterung des Schiffes 1824 stammt. Im Westen steht der 1845 erbaute Kirchturm mit einem bis zur Glockenstube spätgotischen Unterbau von 1498 auf dem Dach.

Geschichte

Bereits im Hochmittelalter hat sich eine Vorgängerkirche an der Position des heutigen Kirchengebäudes befunden. Diese wurde 1497 abgebrochen, da sie baufällig wurde und für die Gemeinde nicht ausreichend Platz bot. Im Folgejahr erfolgte die Grundsteinlegung für eine neue gotische Kirche. Die Bauarbeiten konnten unabhängig von der hohen Zahl an verursachten Opfern, zunächst gute Fortschritte erzielen. Zum Abschluss der Arbeiten fehlte es jedoch an ausreichenden Geldmitteln, da die hierfür zuständigen Herren des Deutschritterordens keine Zahlungen leisteten. Ein Urteil des geistlichen Gerichts in Speyer zwang sie schließlich zur einmaligen Zahlung von 45 Gulden, was weit unter dem Bedarf der Kirchengemeinde lag. Daher wendete sich die Gemeinde an den Speyerer Bischof Ludwig von Helmstatt, der die Pfarreien im Bistum zu Spenden anhielt. Noch im Jahr 1498 konnte der Bau der Kirche vollendet werden.

Die Kirche wurde im Dreißigjährigen Krieg stark beschädigt, sodass das Langhaus 1767 im Stil des Rokoko neu errichtet wurde. Der Neubau wurde breiter angelegt als dessen Vorgängerbau. Im Jahr 1824 wurde die Kirche um drei Achsen nach Osten erweitert und der historische Chor in größerer Ausführung mit einem Halbkreisschluss neugebaut. Hierfür wurden auch Steine des kurz zuvor abgebrochenen Dieterskirchels verwendet. Ein Blitzeinschlag zerstörte 1844 den vorhandenen Kirchturm, ein achteckiger Turmhelm wurde im Folgejahr auf dem Dach neu errichtet. Eine umfängliche Kirchenrenovierung erfolgte 1865. Zwei neue Stiegenhäuser beidseits des Hauptportals wurden 1883 außen an der Kirche angebaut. Eine weitere Renovierung wurde 1896 vorgenommen.

Zwischen 1933 und 1937 wurden der Außenverputz erneuert, der Hochaltar sowie die Seitenaltäre umgestaltet und die Sakristei renoviert. Der Glockenturm wurde 1993 saniert und die Glocken durch neue ersetzt. Drei Jahre später erfolgte eine vollständige Erneuerung des baufälligen Dachs und eine Außenrenovierung. In den Jahren 2000 und 2001 wurde das Innere der Kirche saniert.

Ausstattung

Aus der Zeit des Kirchenneubaus in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts ist ein Gemälde des früheren Hochaltars vorhanden, das den heiligen Mauritius zeigt und dem Barockmaler des Mannheimer Hofes, Leidensdorf, zugeschrieben wird. Die Kanzel, mehrere Evangelistenreliefs, die Beichtstühle sowie die Bänke stammen ebenfalls aus dieser Zeit. Ein vorhandener Kelch stammt aus dem Jahr 1753. Aus der Zeit von 1737 bis 1739 ist eine Augsburger Monstranz vorhanden, die mit „D.T.S.“ bezeichnet ist, was für David Th. Saller stehen könnte.

Auch verfügt die Kirche über ein Kruzifix aus Sandstein, das auf einem barocken Sockel steht und mit dem Jahr 1882 bezeichnet ist.

Orgel

Walcker-Orgel

H. Voit & Söhne (Durlach) baute im Jahr 1877 eine zweimanualige Orgel für die Kirche mit mechanischen Trakturen und Kegelladen. Sie wurde 1930 von Franz Kämmerer (Speyer) mit pneumatischen Trakturen neugebaut und 1955 von Hugo Wehr (Haßloch) in die St.-Michael-Kirche in Weingarten versetzt.[1]

Die heutige Orgel wurde 1955 von E. F. Walcker & Cie. (Ludwigsburg) als opus 3308 mit mechanischen Trakturen gebaut. Gerhard Kuhn (Esthal) nahm 1986 umfangreiche Umbauarbeiten vor, elektrifizierte die Registertraktur und baute einen neuen Spieltisch ein. Das Instrument verfügt heute über 31 Register auf drei Manualen und Pedal. Alle Windladen sind als Schleifladen ausgeführt. Die Disposition lautet:[2][3]

I Rückpositiv C–g3
1. Gedeckt 8′
2. Nachthorn 4′
3. Prinzipal 2′
4. Quinte 113
5. Zimbel III 1′
6. Krummhorn 8′
Tremulant
II Hauptwerk C–g3
07. Gedecktpommer 16′
08. Prinzipal 08′
09. Spitzgedeckt 08′
10. Oktave 04′
11. Flachflöte 02′
12. Mixtur V 0113
13. Trompete 08′
III Schwellwerk C–g3
14. Metallflöte 08′[Anm. 1]
15. Salicional 08′[Anm. 2]
16. Vox coelestis (ab c0) 08′
17. Prinzipal 04′
18. Kleingedeckt 04′
19. Quinte 0223
20. Sifflöte 02′
21. Terz 0135
22. Scharff III 01′
23. Dulzian 16′
24. Kopftrompete 08′
Tremulant
Pedal C–f1
25. Prinzipal 16′[Anm. 3]
26. Subbaß 16′
27. Prinzipal 08′
28. Gedecktpommer 08′
29. Choralbaß 04′
30. Hintersatz V 0223
31. Stillposaune 16′

Anmerkungen:

  1. C–H gedeckt, offen ab c0
  2. C–A spanische Kröpfung
  3. C–Gis aus Holz, C–E in der Orgel
  • Koppeln: II/I, III/II, III/I, I/P, II/P, III/P

Glocken

Die Kirche verfügt über folgende Glocken aus Bronze, die künstlerisch von den Ortsheiligen Mauritius und Theodard von Maastricht umrahmt werden:[4][5]

Nr. Name Gussjahr Gießer, Gussort Durchmesser
(mm, ca.)
Masse
(kg, ca.)
Schlagton
Inschrift
1 St. Mauritius 1992 Karlsruher Glocken- und Kunstgießerei, Karlsruhe 1.387 1.550 d1 Hl. Mauritius, du Schutzpatron von Rülzheim, festige unser Bekenntnis zu Christus
2 Maria Königin 1.035 1.035 f1 Wir grüßen Dich, Maria, du rosengleiche Himmelskönigin, bitte Christus deinen Sohn, um das Heil deiner Gläubigen
3 Hl. Rochus 1.006 704 g1 Wir ehren dich, hl. Rochus, du kluger Arzt und Helfer. Bei tödlichen Seuchen sei du uns Hilfe und unser Fürbitter im Himmel bei Christus unserem Herrn
4 Teresia Benedicta A Cruse 2001 Glockengießerei Maria Laach, Glees 886 478 a1 Heilige Theresia Benedicta A Cruce, "du vorbildhafte Suchende der Wahrheit. Zeige uns den Weg aus den Gefährdungen und der Ungewissheit des Lebens in die bergende Sicherheit des Glaubens"
5 Hl. Cäcilia 1992 Karlsruher Glocken- und Kunstgießerei, Karlsruhe 780 344 h1 Cäcilia, rufe zusammen Sänger und Volk zum heiligen Dienst
6 Hl. Theodard 697 240 d2 Hl. Märtyrer Theodard, du gabst dein Leben hin für die Armen, steh uns in aller Bedrängnis bei

Pfarrei

Die Pfarreiengemeinschaft Rülzheim wurde zum 1. September 2012 mit den vier Gemeinden der heutigen Pfarrei gegründet. Im Zuge der Pfarreienreform im Bistum Speyer wurden zum 1. Januar 2016 die vormals 346 Pfarreien (123 Pfarreiengemeinschaften) zu 70 Großpfarreien zusammengelegt, wodurch auch die Pfarrei Heiliger Theodard Rülzheim entstand. Zu dieser Pfarrei gehören folgende vier Teilgemeinden:[6]

Literatur

  • Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (Hrsg.): Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler. Kreis Germersheim. 6. November 2024, S. 30 (rlp.de [PDF; 6,7 MB; abgerufen am 20. Juli 2025]).
  • Hans Caspary (Bearb.): Dehio-Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Rheinland-Pfalz, Saarland. 2., bearbeitete und erweiterte Auflage. Deutscher Kunstverlag, Berlin / München 1984, ISBN 3-422-00382-7, S. 883.
Commons: St. Mauritius – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Eintrag zur Voit-Orgel (Beschreibung Nr. 2072473). In: Orgeldatenbank orgbase.nl. Abgerufen am 20. Juli 2025.
  2. Eintrag zur Walcker-Orgel (Beschreibung Nr. 2072472). In: Orgeldatenbank orgbase.nl. Abgerufen am 20. Juli 2025.
  3. Eintrag zur Walcker-Orgel. In: Wiki-Orgeldatenbank Organ index. Abgerufen am 20. Juli 2025.
  4. Rülzheimer Glocken. In: Webauftritt der Pfarrei Rülzheim. Abgerufen am 20. Juli 2025.
  5. Informationen über die Rülzheimer Glocken. In: createsoundscape.de. Beratungsausschuss für das Deutsche Glockenwesen BA, abgerufen am 20. Juli 2025.
  6. Kirchen und Gebäude. In: Webauftritt der Pfarrei Rülzheim. Abgerufen am 20. Juli 2025.