St. Martinus (Mehr)
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St. Martinus ist die römisch-katholische Dorfkirche von Mehr, einem Ortsteil von Kranenburg im Kreis Kleve (Nordrhein-Westfalen).
Geschichte
Es muss schon früh eine Pfarrkirche in Mehr gegeben haben, was das Kirchenpatronat des fränkischen Nationalheiligen Martin von Tours verdeutlicht. Der Ort Mehr wurde erstmals 720 / 721 urkundlich erwähnt.[1]
1332 wurde zuerst eine Pfarrkirche in Mehr erwähnt. 1338 übertrug Ritter Roland von Hagedorn das Patronatsrecht über die Kirche an das Stift Monterberg, welches es noch im selben Jahr mit dem Marienstift Bedburg tauschte.

Die heutige Kirche wurde im 15. Jahrhundert als einschiffiger Backsteinbau mit höherem Chor mit 5/8-Schluss errichtet. Der vorgesetzte Westturm wurde Anfang des 20. Jahrhunderts um ein Geschoss erhöht und mit steiler Schieferpyramide gedeckt. Die Mehrer Bürger östlich der Kirche konnten seit der Errichtung des Hochchors im 18. Jahrhundert das Läuten der Kirchenglocken nicht mehr hören und erst knapp 200 Jahre später wurde endlich ihr Klagen erhört. Außerdem wurde östlich an den Chor eine Sakristei angebaut, da die alte Sakristei hinter dem Hochaltar zu eng wurde.
1960 wurde im Nordwesten der Kirche eine neue, zeitgenössische Sakristei mit Zentralheizung und Sanitäreinrichtungen angebaut. Die "alte" neue Sakristei dient seitdem als Friedhofskapelle.

Bei Umbau- und Renovierungsarbeiten in den 1980er Jahren wurden Fundament-Reste eines Vorgängerbaus entdeckt, dessen Grundriss eine einschiffige Saalkirche mit der gleichen Breite des heutenoch erhaltenen Westtums und einer halbrunden Apsis aufweist.
Der barocke Hochaltar im Chor-Raum dominiert das Kirchen-Innere. Dieser ist mit mehreren Heiligen-Figuren bestückt, die teilweise vom Bildhauer und Holzschnitzer Arnt Beeldsnider im 15. Jahrhundert geschaffen wurden, die Figur des Johannes (Evangelist) war Teil einer Ausstellung über den Bildhauer, die 2020 im Kölner Museum Schnütgen stattfand.
Als Gegenpol zum Hochaltar wurde im Jahr 1820 an der Westseite des Kirchenschiffs eine Empore mit einer Orgel und einer schmucken Schauseite (dem Orgelprospekt) errichtet. Zunächst war der Zugang nur über eine schmale Holztreppe unterhalb der Empore möglich, bevor 1896 ein Treppenturm mit einer Spindeltreppe außen seitlich am Westturm angebaut wurde.
Rund um die Kirche wurde der Friedhof angelegt. Hier befinden sich auch mehrere Grabdenkmäler und ein Krieger-Mahnmal des flämischen Bildhauers Achilles Moortgat. Die Denkmäler, die der Künstler allesamt aus weichem und hellen Sandstein gefertigt hat, leiden unter den Umwelteinflüssen und haben bereits einiges von ihrer ursprünglichen Ausdruckskraft eingeüßt.
Am 26. Juni 2005 fusionierte die damalige Pfarrgemeinde St. Martinus Mehr mit den Nachbar-Pfarreien St. Antonius Nütterden und St. Antonius Frasselt zur neuen Pfarrgemeinde St. Antonius Abbas, Kranenburg mit Hauptsitz in Nütterden. Seitdem dient die Kirche St. Martinus in Mehr als Filialkirche.
Die Kirche St. Martinus in Mehr liegt auf einem Abschnitt des Jakobswegs, in der Auslage des Westturms liegen Stempel-Siegel zum Einkleben in den Pilgerpass bereit.[2]
Persönlichkeiten
- Priesterdichter Augustin Wibbelt, Pfarrer in Mehr von 1906 bis 1935 (* 19. September 1862, † 14. September 1947). Ein Torbogen mit einer Bronze-Plakette am südlichen Friedhofseingang erinnert an sein Wirken in Mehr.
- Spiritual und Schriftsteller Johannes Bours, Pfarrer in Mehr von 1984 bis 1987 (* 21. März 1913, † 1. Februar 1998) Sein Grab befindet sich in der Priestergruft im Schatten der Kirche auf der Ostseite des Mehrer Friedhofs.
Literatur
- Georg Dehio, bearbeitet von Claudia Euskirchen, Olaf Gisbertz, Ulrich Schäfer: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Nordrhein-Westfalen I Rheinland. Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 2005, ISBN 3-422-03093-X, S. 930.
- Paul Clemen (Hrsg.): Die Kunstdenkmäler des Kreises Kleve, Düsseldorf 1892, S. 133.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Bildergalerie Kirche Mehr - St. Antonius Abbas. Abgerufen am 1. September 2025.
- ↑ Jakobsweg 3. Abgerufen am 1. September 2025.
Koordinaten: 51° 48′ 39,2″ N, 6° 3′ 7,9″ O