St. Georg (Grebendorf)



Die Kirche St. Georg ist ein denkmalgeschütztes Gebäude in Grebendorf, einem Ortsteil und dem Verwaltungssitz der Gemeinde Meinhard im nordhessischen Werra-Meißner-Kreis. Sie wurde in den Jahren 1820 und 1821 auf der Stelle eines kleineren, baufällig gewordenen Vorgängerbaus errichtet. Der Kirchturm ist 1843 auf seine heutige Höhe aufgestockt worden. Die evangelische Kirchengemeinde Grebendorf bildet mit den Gemeinden Frieda und Schwebda den Bezirk 2 im Kirchspiel Meinhard, zu dem auch die Kirchengemeinden Hitzelrode, Jestädt, Motzenrode und Neuerode aus dem Bezirk Meinhard 1 gehören. Das Kirchspiel ist mit dem Kooperationsraum Meinhard-Wanfried im Kirchenkreis Werra-Meißner verbunden. Sie liegen alle im Gebiet der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck im Sprengel Kassel.[1]
Kirchengebäude
Auf dem Platz der heutigen Kirche stand ein kleineres Gotteshaus aus dem 14. oder 15. Jahrhundert, das wegen Baufälligkeit um 1820 abgerissen wurde. Unmittelbar danach wurde an den Kirchturm das neue größere Schiff nach den Plänen von Johann Friedrich Matthei (* 1790 in Rodenberg; † 1874 in Witzenhausen) angefügt, der in dieser Zeit kurhessischer Landbaumeister für die Kreise Eschwege und Witzenhausen geworden war. Für das aus unverputztem Sandstein errichtete und mit einem Walmdach bedeckten Gebäude nutzte Matthei Stilelemente des Klassizismus, wie die Betonung der Mitte der Eingangsseite durch einen aus der Mauerflucht vorspringendem Risalit mit einem aufgesetzten Tympanon. Rund zwanzig Jahre nach der Errichtung des Kirchensaals wurde im Jahr 1843 von dem Turm der ebenfalls baufällig gewordene hölzerne Teil abgetragen. Der verbliebene Rumpf wurde danach um 7 Meter auf die heutigen 25 Meter aufgestockt.[2]
Kircheninneres
Die Kirche wurde mit hohen vielsprossigen Rundbogenfenstern versehen, die dem unteren Hauptraum und den Emporen viel Licht spenden. Der quergelagerte Saal entsprach den damaligen Anforderungen an eine auf die Wortverkündigung ausgerichtete protestantische Kirche. Nach dem reformierten Verständnis, in der die Predigt im Zentrum des Gottesdienstes steht, wurden die Kanzel und der Altar in der Mitte vor dem Holzkreuz an der Nordwand aufgestellt. Die Sitzbänke wurden U-förmig auf sie ausgerichtet. Die ehemaligen Kirchenstände, durch Gitter abgetrennte Plätze für Pfarrer und „hochgestellte Persönlichkeiten“, wurden in den 1950er Jahren beseitigt. Das älteste Teil der Innenausstattung ist die laut Inschrift im Jahr 1596 entstandene Kanzel, die auch schon in der Vorgängerkirche stand.
Die Orgel wurde 1991, nach einer Renovierung des Gotteshauses, auf der Südseite der Empore aufgestellt. Gebaut hatte das Musikinstrument mit 21 Registern der Orgelbauer Dieter Noeske (* 1936; † 2020) von der Orgelbauwerkstatt Rotenburg. Sie ersetzte die alte Orgel von Eobanus Friedrich Krebaum (* 1786; † 1845), die 1972 als „unrettbar kaputt“ galt.
Die beiden großen farbigen Fenster zu beiden Seiten des Altars sind eine Schenkung des Grebendorfer Fabrikanten Otto Schilbe (* 1855; † 1912), der in der Kirchstraße eine Rosshaarspinnerei betrieb und zu dessen Hauptabnehmern die Werft des Norddeutschen Lloyds gehörte, die das Rosshaar für die Ausstattung der Schiffe nutzte. Anlässlich der Silbernen Hochzeit von Kaiser Wilhelm II. und seiner Frau Auguste Victoria ließ Schilbe die Fenster von der Glasmalerei Ely anfertigen, eine in Wehlheiden von 1884 bis 1909 arbeitende Werkstatt, die Verglasungen für mehr als dreißig Gebäude, überwiegend in Deutschland geschaffen hatte. Das linke Fenster zeigt die „Segnung der Kinder“, das rechte Fenster die „Hochzeit zu Kana“. Vor dem Einbau der Fenster wurden die Schaukästen mit Totenkränzen und Totenkronen entfernt, die an der Altarwand hingen und an ledig Verstorbene erinnerten.[2][3][4]
Glocken
Die älteste und kleinste der drei Glocken ist aus dem Jahr 1450. Sie wird nur noch an hohen Feiertagen geläutet. Die zweitgrößte, mit einem Durchmesser von 1,10 Meter und zweitälteste, sie entstand 1506, ist die „Marienglocke“. Jüngste und größte im Turm ist die „Heilige Anna“, die 1520 in Mühlhausen gegossen wurde. Bei einer Überprüfung Anfang der 2020er Jahre wurde ein Riss am Stahljoch, der mitschwingenden Aufhängung der mehr als eine Tonne schweren Annaglocke, festgestellt. Die Kosten für die Reparatur und das neue Joch aus Eichenholz finanzierte die evangelische Gemeinde Grebendorf mit Mitteln aus einer erfolgreichen Spendensammlung. In der Zeit des Zweiten Weltkriegs wurden alle drei Glocken zur Rohstoffgewinnung abgenommen und abtransportiert. Nach Kriegsende fanden drei Grebendorfer Kirchenvorsteher ihre Glocken auf einem Metallberg im Hamburger Freihafen. Seit 1948 hängen sie wieder im Kirchturm.[3][5]
Denkmalschutz
Wegen ihrer geschichtlichen, künstlerischen und städtebaulichen Bedeutung ist die Kirche als ein Kulturdenkmal nach § 2 Absatz 1 des Hessischen Denkmalschutzgesetzes in das Denkmalverzeichnis des Landes Hessen unter der Nummer 38147 eingetragen worden.[6] Sie ist Teil der Gesamtanlage Grebendorfs, zu der zahlreiche Hofanlagen aus dem späten 18. Jahrhundert entlang Kirch- und Sandstraße gehören und die aus geschichtlichen Gründen geschützt wird. Im Denkmalverzeichnis des Landes Hessen hat sie die Nummer 38131.[7]
Literatur
- Peer Zietz in Zusammenarbeit mit Thomas Wiegand: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmäler in Hessen, Werra-Meißner-Kreis I, Altkreis Eschwege. Friedr. Vieweg & Sohn, Braunschweig/Wiesbaden 1991, ISBN 3-528-06240-1, S. 187 f.
- Georg Dehio. Bearbeitet von Magnus Backes: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Hessen. 1. Auflage. Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 1966, S. 325.
- Stefanie Salzmann: Reich mit Bildern und mit Licht beschenkt. Kirchenfenster und Altarraumgemälde wurden gestiftet. In: Die Kirche im Dorf lassen. Werra-Rundschau vom 11. September 2018.
Weblinks
- Die Kirche in Grebendorf auf der Website des Kirchspiels Meinhard
- Beschreibung und Bilder der Kirche im Onlineangebot von Karsten Leischow: Kirchen im Werra-Meissner-Kreis.
Einzelnachweise
- ↑ Meinhard, Bezirk 2 auf der Website des Evangelischen Kirchenkreises Werra-Meißner; abgerufen am 7. September 2025.
- ↑ a b Peer Zietz in Zusammenarbeit mit Thomas Wiegand: Grebendorf. In: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Kulturdenkmäler in Hessen. Werra-Meißner-Kreis 1, Altkreis Eschwege. S. 187 f.
- ↑ a b Stefanie Salzmann: Reich mit Bildern und mit Licht beschenkt. In: Die Kirche im Dorf lassen. Werra-Rundschau vom 11. September 2018.
- ↑ Informationstafel des Arbeitskreises Geschichte Grebendorf.
- ↑ Stefanie Salzmann: Glocken wieder im Dreiklang. Grebendorfs Annaglocke hängt wieder - 9000 Euro gespendet. Werra-Rundschau vom 3. Juli 2024.
- ↑ Grebendorf, Kirchstraße 25 In: Kulturdenkmäler in Hessen. Website des Landesamtes für Denkmalpflege Hessen; abgerufen am 7. September 2025.
- ↑ Gesamtanlage Grebendorf. In: Kulturdenkmäler in Hessen. Website des Landesamtes für Denkmalpflege Hessen; abgerufen am 7. September 2025.
Koordinaten: 51° 12′ 19,8″ N, 10° 3′ 51,4″ O