St.-Wilhadi-Kirche (Ihlienworth)

Blick von Norden auf die St.-Wilhadi-Kirche

Die St.-Wilhadi-Kirche in Ihlienworth, einem zur Samtgemeinde Land Hadeln gehörenden Ort, ist die älteste Kirche im Hadelner Sietland. Der nicht lange nach 1200 errichtete romanische Feldsteinbau ist nach Willehad benannt, dem ersten Bischof von Bremen. In der Kirche befindet sich das einzige Altarretabel, auf dem das Leben und Wirken dieses Heiligen dargestellt ist.

Heute gehört die Kirche der Kirchengemeinde Ihlienworth im Kirchenkreis Cuxhaven-Hadeln in der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers.

Lage und Umgebung

Die St.-Wilhadi-Kirche liegt auf einer mittelalterlichen Wurt im Dorf Ihlienworth am Rande der Marsch. Das Kirchengelände grenzt im Westen an die Hauptstraße und im Osten direkt an die Medem. Nördlich der Kirche befindet sich das 1906 errichtete Pfarrhaus.

Totentreppe an der Medem

Zumindest in der nassen Jahreszeit fand der Verkehr im Gemeindegebiet hauptsächlich auf dem Wasserwege mit sogenannten Flöten statt. Die Kirchwurt besitzt daher eine eigene aus Feldsteinen gemauerte Anlegestelle, die „Totentreppe“ genannt wurde, da auch die Särge auf diesem Wege zum Friedhof gelangten.[1] Der von einer Mauer umgebene Friedhof rings um die Kirche wurde 1949 aufgelöst. Einige alte Grabsteine sind erhalten. Zudem sind Grabplatten von Beisetzungen innerhalb der Kirche aus dem 16. bis 18. Jahrhundert außen an der Kirchenmauer angebracht.

Geschichte

Das Gebiet um Ihlienworth wurde im 12. Jahrhundert im Zuge der sogenannten Hollerkolonisation urbar gemacht. 1185 wurde der Ort als Elingewehr erstmals genannt.[2] Nach Ansicht von Edgar Hennecke soll dieser Ortsname von dem heiligen Ägidius, der im deutschen Sprachgebiet auch Ilgen hieß, abgeleitet sein. Dieser sei der ursprüngliche Patron der Kirche gewesen.[3] Allerdings fehlen für diese These weitere Belege. Auch ein hölzerner Vorgängerbau der heutigen, Anfang des 13. Jahrhunderts errichteten Feldsteinkirche ist bisher nicht archäologisch nachgewiesen. Es ist aber anzunehmen, dass schon bei der ersten Erwähnung des Ortes eine Kirche existierte.[4]

Urkundlich genannt ist die Kirche von Ihlienworth zum ersten Mal in einer Urkunde aus dem Jahr 1230, die im Stader Copiar, dem 1420 angelegten Copialbuch der Bremer Domkirche, wiedergegeben ist.[5] Das romanische Gebäude war zu dieser Zeit erst wenige Jahrzehnte alt.

Die Benennung der Kirche nach dem heiligen Willehad, dem aus England gebürtigen Missionar und ersten Bischof von Bremen, verweist auf eine Gründung von Bremen aus. Willehads Nachfolger Ansgar betrieb ab 860 die Heiligsprechung seines Vorgängers und stellte dafür Berichte über die an Willehads Grab geschehenen Wunder zusammen. Darin wird auch eine von Blindheit geheilte Ida genannt, deren ansonsten unbekannter Wohnort Medemahem möglicherweise mit der zu Ihlienworth gehörenden Ortschaft Medemstade zu identifizieren ist.[6]

Ihlienworth war der Hauptort der „Fünf Kirchspiele“ des Sietlands, nämlich Ihlienworth, Steinau, Odisheim, Wanna und Süderleda. Nach dem Abbruch der Kapelle in Süderleda wohl im 14. Jahrhundert gab es zwar nur noch vier Kirchen im Sietland, da aber Ihlienworth 1481 in die Kirchspielgemeinden Oster- und Wester-Ihlienworth geteilt wurde, blieb die Zahl der Kirchspiele gleich. Die beiden Ihlienworther Kirchspiele bildeten je eigene Gerichtsbezirke, teilten sich aber Kirche und Geistliche.[7] Das Sietland gehörte zunächst zum Herrschaftsgebiet der Grafschaft Stade und gelangte im frühen 13. Jahrhundert in den Besitz des Herzogs von Sachsen. Das Land Hadeln behielt aber eine gewisse Autonomie. Im 15. Jahrhundert verpfändete der Herzog von Sachsen-Lauenburg die fünf Kirchspiele an das Erzbistum Bremen, das damit auch die weltliche Herrschaft innehatte.[2] Kirchlich unterstand die St.-Wilhadi-Kirche dem Archidiakon von Hadeln und Wursten als Vertreter des Erzbischofs.

Aus dem frühen 16. Jahrhundert ist die Existenz von fünf Bruderschaften bekannt, die eigene Altäre stifteten und Prozessionen veranstalteten. Mindestens zwei von ihnen, die Liebfrauenbruderschaft und die Bruderschaft zum heiligen Kreuz, unterhielten aus ihren Stiftungen, dem St.-Marien-Lehn und dem St.-Crucis-Lehn, Vikare. Nach Ansicht von Dietrich Diederichs-Gottschalk wurde der Willehad-Altar, der im Mittelschrein eine Kreuzigungsszene hat und auf einer Seite Szenen aus dem Leben der Jungfrau Maria zeigt, von den Bruderschaften gemeinsam gestiftet und genutzt. Eine im 19. Jahrhundert auf dem Dachboden der Kirche entdeckte Figur einer undefinierbaren Heiligen stammt möglicherweise von einem weiteren Altar.[8]

Die Reformation setzte im Land Hadeln schon früh ein. Als erster lutherischer Pastor in Ihlienworth ist 1527 Jochim Busse genannt. In den 1530er Jahren kauften die Kirchspieleinwohner dem Erzbistum das Patronatsrecht ab. Dieses Gemeindepatronat bestand bis 1938. Im Jahr 1598 wurde eine Schule gegründet.[2]

Der Großteil der Kirchenausstattung wurde in den folgenden zwei Jahrhunderten angeschafft. Inschriften, die an die finanzielle Mitwirkung einzelner Gemeindeglieder an verschiedenen Baumaßnahmen erinnern, spiegeln den Wohlstand der Gemeinde ebenso wider wie die großen Grabplatten.

Während der NS-Zeit hatte mit Hugo Hoyer, seit 1927 im Amt, zunächst ein vom Nationalsozialismus überzeugter Pastor die Pfarrstelle inne. Hoyer war bereits 1931/32 der erste Kreisleiter der NSDAP in Hadeln und trat 1933 den Deutschen Christen bei. Der zuständige Superintendent kritisierte seine Predigten als nicht dem Evangelium gemäß. 1937 ging Hoyer nach Mecklenburg. Sein Nachfolger Helmut Reverey gehörte der Bekennenden Kirche an.[2]

Bau

Die Kirche besteht aus einem rechteckigen Saalbau, dem Langhaus, von dem ein eingezogener Rechteckchor durch einen niedrigen Chorbogen getrennt ist. Der hölzerne Glockenturm steht unverbunden dicht vor der Westmauer. Die Kirche hat zwei Portale auf beiden Seiten des Langhauses und eine Priesterpforte an der Nordseite den Chores. Von den ursprünglichen kleinen, rundbogigen, romanischen Fenstern ist nur eins erhalten. Vier Fenster wurden 1785 vergrößert, die übrigen 1904/05. Das äußere Erscheinungsbild ist durch Renovierungen um 1875 und 1904/05 geprägt.[9]

Chorraum mit dem Wilhadi-Altar; seitlich erkennbar die Gewölbeansätze, der Sakramantsschrank (links) und die Gestühle für Pastoren und Juraten

Innen sind Chor und Langhaus mit hölzernen Flachdecken bedeckt. Niedrige, aus Backstein gemauerte Eckvorlagen mit Kapitellen im Chor lassen vermuten, dass der Chor zwischenzeitlich ein niedriges Gewölbe hatte oder dass zumindest die Absicht bestand, eins einzuziehen. Die Decke im Langhaus wird von drei mittig im Kirchenraum aufgestellten Stützen gehalten. Decke und Stützen wurden um 1600 farbig bemalt. Auf den Stützen sind die Bibelworte Joel 3,5  und Mi 6,8  zu lesen. Von der originalen Deckenbemalung hat sich dagegen kaum etwas erhalten, da im Zuge der Renovierung 1904 die Bohlen und einzelne Balken ersetzt wurden. Anschließend gestaltete der Kirchenmaler Reinhold Ebeling die Decke neu – laut Inschrift auf einem Balken „nach den alten Mustern“. Dabei übernahm er Namen, Hauszeichen und Wappen der Stifter von 1600 und ergänzte sie durch die Namen und Wappen der Stifter von 1904. Auch die Ausmalung der Chordecke mit Ranken von 1700 wurde von Ebeling erneuert.[10] An der Ostwand des Chores ist ein Sakramentsschrank eingemauert. In den 1980er Jahren fand eine Innenrenovierung statt.[2]

Ausstattung

Wilhadi-Altar

Der gotische Flügelaltar wird auf 1460/70 datiert. Er ist das einzige vorreformatorische Ausstattungsstück der Kirche. Der Schrein ist mit 1,30 m Höhe verhältnismäßig niedrig, füllt aber aufgeklappt mit 3,80 m Breite die Hälfte des Chorraumes aus. „Das Retabel vereint drei eigentlich Altäre“, eine zentrale Kreuzigungsdarstellung sowie rechts Bilder zu Willehad und links zu Maria. Deshalb wird angenommen, dass er als Andachtsstätte für mehrere Bruderschaften diente, die in der kleinen Kirche keinen Platz für eigene Altäre hatten.[11]

Die verhältnismäßig schmale Kreuzigungsdarstellung in der Mitte wird gerahmt von einer Madonna als Himmelskönigin mit dem Jesuskind und Willehad im Bischofsgewand mit dem Modell des Bremer Doms in der Hand, das ihn als Gründer der Stadt und des Bistums Bremen ausweist. Beide stehen unter Maßwerkbaldachinen. An die jeweilige Heiligenfigur schließen sich in den Seitenflügeln Schnitzreliefs mit Szenen aus dem Leben dieser Personen an. Die einzelnen Reliefs sind durch breite, mit Architekturelementen gegliederte Rahmen voneinander getrennt, in denen jeweils kleine Heiligenfiguren stehen. Derartige Zierelemente kommen bei gotischen Schnitzwerken in Norddeutschland sonst nicht vor. Mit Sicherheit ursprünglich vorhandene Maßwerkschleier über den einzelnen Reliefs sind nicht erhalten.[12]

Als Vorbild für die zentrale Kreuzigungsdarstellung diente der Kupferstich Kalvarienberg des Meisters E. S.[13] Das Relief zeigt Jesus am Kreuz zwischen den Schächern. Links wird seine Mutter Maria vom Lieblingsjünger und einer Jüngerin gestützt. In der Mitte kniet Maria Magdalena am Kreuzesstamm. Der Reiter hinter ihr hält ein Schriftband mit der lateinischen Inschrift vere filius dei erat homo iste, „dieser Mensch war wahrlich Gottes Sohn“ (Mt 27,54 ). Im Hintergrund drängen sich weitere Soldaten.

Willehadseite des Altars

Die vier Szenen aus dem MarienlebenMariä Verkündigung, Jesu Geburt, seine Anbetung durch die Heiligen Drei Könige und seine Darstellung im Tempel – auf der Marienseite sind nach Vorbild niederländischer Holzschnitte gestaltet. Für die vier Szenen aus dem Leben des Willehad auf dem rechten Seitenflügel gibt es dagegen keine Vorbilder. Mögliche Parallelstücke sind vermutlich dem reformatorischen Bildersturm in Bremen zum Opfer gefallen. Während die große Bischofsfigur im Mittelschrein bärtig dargestellt wird, ist Willehad in den Reliefs im Seitenflügel bartlos abgebildet. Links oben kniet er vor Karl dem Großen, der ihn als Missionsbischof nach Wigmodien schickt. Daneben sitzt er, nun im Bischofsgewand mit Mitra, neben dem Kaiser; beide halten zusammen ein Modell des Bremer Doms, der hier anders als bei der großen Figur im Mittelschrein mit niedrigen Westtürmen, aber dafür mit Vierungsturm dargestellt ist. Dasselbe Doppelbild zeigt auch das erste Bremer Stadtsiegel, das von etwa 1230 bis 1366 in Gebrauch war. Die beiden unteren Reliefs zeigen Willehad als Prediger und auf dem Totenbett.[14] Die letzte Szene ist dem Motiv des Marientods nachempfunden.[15] Da Willehads Verehrung sich fast ausschließlich auf das Bistum Bremen beschränkte, ist anzunehmen, dass sich auch die Werkstatt dort befunden hat.[12]

In nachreformatorischer Zeit wurde das Retabel mehrfach umgestaltet. Seit wann die Flügel nicht mehr beweglich sind und die Bemalung der Rückseiten der Flügel verschwand, ist nicht bekannt. In der Renaissancezeit erhielt der Schrein einen oberen Randabschluss aus Beschlagwerkvoluten mit Gemälden, die aber nicht erhalten sind. Die jetzige Fassung mit üppiger Vergoldung stammt von Ebelings historisierender Rekonstruktion von 1905. Ebeling ergänzte auch die Predella und setzte einen Maßwerkkamm auf der Oberkante mit einem kielbogenförmigen Relief mit der Darstellung des Abendmahls, möglicherweise die Tür des gotischen Sakramentsschranks, in der Mitte. Im Gesprenge brachte Ebeling eine spätgotische Schnitzfigur des sitzenden Willehad mit Dommodell an, die dritte Darstellung dieses Motivs auf dem Retabel. Woher diese Figur stammt, ist nicht sicher; dass sie bereits früher das Retabel krönte, ist aber auszuschließen, da sich an dieser Stelle bei gotischen Kreuzigungsretablen fast immer der auferstandene Christus befindet. Die Rückseite des Retabels bemalte Ebeling mit Ranken im byzantinischen Stil.[16]

Evangelische Ausstattung

Nach der Reformation wurde der Kirchenraum der neuen Gottesdienstform angepasst. Für die Gottesdienstbesucher wurden mit Türen verschließbare Kastengestühle aufgestellt. Die ältesten beschrifteten Gestühlwangen stammen von 1615. Für die Prediger und Amtsträger wurden Priechen im Chor errichtet. Seitlich vor dem Altar stehen zwei Kniebänke, auf denen man das Abendmahl empfing. Aufschrift und Wappen weisen auf eine Stiftung durch Barteln Blome und den Juraten Christoffer Rode im Jahr 1642 hin. Die Bänke sind recht grob im Renaissancestil geschnitzt und tragen als Beschriftung die Verse 1 Kor 11,26f  zur Mahnung, das Sakrament nur würdig zu empfangen.

1668/71 erhielt die Kirche eine barocke Kanzel, die dem aus Wilster gebürtigen und in Otterndorf ansässigen Holzschnitzer Jürgen Heitmann zugeschrieben wird. In den fünf Brüstungsfeldern stehen vollplastische Figuren des Salvator mundi und der vier Evangelisten zwischen gewundenen Säulen. Erst fünfzehn Jahre später, 1683, wurde ein Maler mit der farbigen Fassung und Vergoldung beauftragt. Die Tafel, die die Namen der siebzehn Stifter der Kanzel aufführte, ist nicht mehr erhalten.[17]

Zwischen 1699 und 1704 wurden die West- und die Nordempore eingezogen. Inschriftentafeln in den jeweils äußeren Brüstungsfeldern unterrichten über die Daten des Baus, die ausführenden Handwerker und beauftragenden Schöffen, Juraten, Schultheiße und Prediger sowie über spätere Renovierungen. Die Emporenmalerei der Westempore, des sogenannten Männerlektors, zeigt die Apostel mit Christus in der Mitte in recht unbeholfener Malerei. Die fünf Jahre später errichtete Frauenempore an der Nordseite bemalte dagegen mit Georg Pipping aus Altenbruch ein geübter Maler, der sich an Kupferstichen der Merianbibel orientierte. Die 24 Szenen aus dem Leben Jesu sind jeweils mit einem Bibelvers erläutert. Diese Empore ragt fast bis an die Mittelstützen der Balkendecke heran. Beide Emporen wurden im Zusammenhang mit dem Einbau größerer Fenster 1785 erneuert. Als 1904 die Orgel von ihrem bisherigen Ort über dem Chorbogen auf die Westempore umgesetzt wurde, erforderte dies erneut eine Umgestaltung der Emporen.[18]

Zum Reformationsjubiläum 1717 schenkten der Jurat Dirich Rüsche und der Levit, was damals die Armenpfleger bezeichnete, Peter Öser einen Balustertaufstein von hoher künstlerischer Qualität samt einer passenden Taufschale aus Messing und einem hölzernen Deckel. Der Taufstein ersetzte die mittelalterliche Bronzefünte, die 1699 eingeschmolzen wurde, weil die wiedergefundene Bronze der beim Turmbrand geschmolzenen Glocken nicht als Glockenspeise für einen Neuguss ausreichte.[19]

Orgel

Orgel auf der Westempore

Ab wann es eine Orgel in Ihlienworth gab, ist nicht überliefert. 1734 kaufte die Kirchengemeinde in Hamburg eine kleine, vermutlich gebrauchte Barockorgel und stellte sie auf einer eigenen Empore an der Ostseite des Kirchenschiffs auf, so dass sie den damals durch ein Gitter verschließbaren Chorbogen halb verdeckte und damit den Blick der Gemeinde auf den Altar behinderte. Beim Umbau 1904 wurde die Orgel auf die Westempore versetzt und in den barocken Orgelprospekt ein neues Werk der Orgelbauwerkstatt Furtwängler und Hammer aus Hannover eingebaut. Der mit musizierenden Putten verzierte Prospekt ist seitdem teilweise durch die Emporenbrüstung verdeckt.[20] 1968/69 wurde das Werk durch Alfred Führer in Wilhelmshaven erneuert und erhielt eine mechanische Traktur und Schleifladen.[2]

Glockenturm

Vor der Westwand, aber ohne Verbindung zum Kirchenschiff, steht ein hölzerner Glockenturm. Ein Vorgängerbau muss spätestens 1617 bestanden haben, da aus diesem Jahr der Guss einer Glocke dokumentiert ist. Bei einem großen Sturm 1648 wurde dieser zerstört und 1651 von einem Baumeister aus Krempe neu aufgebaut.[21] Nach einem Blitzeinschlag brannte dieser Turm 1700 nieder. Anschließend wurde der jetzige Turm errichtet.[9] Dieser wurde im 20. Jahrhundert mehrfach renoviert.[2]

Im Turm hängen zwei Glocken aus Bronze.[22] Die größere mit dem Schlagton e', die Christoph Haupner in Stade nach dem Brand 1700 goss, trägt eine lange Aufschrift, die die Amtsträger zur Zeit des Gusses aufführt. Diese Glocke wurde 1942 für Rüstungszwecke beschlagnehmt, aber 1947 zurückgegeben. Eine zweite, kleinere Glocke von Haupner fiel schon im Ersten Weltkrieg der Metallspende zum Opfer. Die als Ersatz angeschaffte Stahlglocke, die 1925 von Ulrich & Weule, Apolda hergestellt wurde, trägt die Inschrift „Als Dütschland bestes Blod is floten mußt ok uns’ Klock ehr Leben loten. In Not schall nu dis’ Klock von Isen de fullen sünd, ehren, den’ Herrgott prisen“. Sie wurde 1974 stillgelegt und durch die 1976 von der Glockengießerei Heidelberg gegossene Glocke mit dem Schlagton h' ersetzt.[2]

Kirchengemeinde

Zum Kirchspiel Ihlienworth gehörten im Mittelalter das Dorf Ihlienworth mit den Ortsteilen Kleine Geest, Kuhlenfelde, Medemstade, Mislag und Siedenteil und vermutlich ursprünglich auch Odisheim und Steinau, die aber beide bereits um 1400 eigene Kirchen hatten.[2]

Im Zuge der Reformation wurden zwei mittelalterliche Vikarien, das St.-Marien-Lehn und das St.-Crucis-Lehn, in Pfarrstellen umgewandelt, so dass das Kirchspiel für mehrere Jahrhunderte einen Hauptpastor, einen Archidiakon und einen Diakon hatte. Viele Pastoren blieben mehrere Jahrzehnte an der Kirche, da sie im Laufe ihrer Amtszeit vom am schlechtesten bezahlten Diakon über das Archidiakonat zum Hauptpastor aufrücken konnten.

Das Diakonat wurde während der Franzosenzeit 1812 aufgehoben.[23] Das Archidiakonat bestand fort, bis es 1973 mit der ersten Pfarrstelle verbunden wurde, war aber ab 1914 vakant.[2] Seit 2008 ist die Kirchengemeinde Ihlienworth mit den Kirchengemeinden St. Jobst Odisheim und St. Johannes der Täufer Steinau pfarramtlich verbunden, was bedeutet, dass ein Pastor für alle drei Gemeinden zuständig ist.[24] Seit 2023 ist die Gemeinde Teil des verbundenen Pfarramts Region Mitte im Kirchenkreis Cuxhaven-Hadeln mit sieben Pfarrstellen für insgesamt fünfzehn Kirchen.

Literatur

  • Hans-Christoph Hoffmann: St. Wilhadi Ihlienworth (= Kleine Kunstführer. Nr. 2014). Schnell & Steiner GmbH, 1992.
  • Dietrich Diederichs-Gottschalk: Kunst als Schaubühne. Die mittelalterlichen Kirchen des Landes Hadeln und ihre protestantische Ausstattung. Isensee Verlag, Oldenburg 2023, ISBN 978-3-7308-2076-6, S. 334–376.
Commons: St. Wilhadi (Ihlienworth) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Totentreppe an der Kirche. In: samtgemeinde-land-hadeln.de. Abgerufen am 8. September 2025.
  2. a b c d e f g h i j Ihlienworth. In: kirchengemeindelexikon.de. Abgerufen am 8. September 2025.
  3. Edgar Hennecke; Hans-Walter Krumwiede: Die mittelalterlichen Kirchen- und Altarpatrozinien Niedersachsens (= Studien zur Kirchengeschichte Niedersachsens. Band 11/2). Göttingen 1960, S. 5.
  4. Dietrich Diederichs-Gottschalk: Kunst als Schaubühne. Die mittelalterlichen Kirchen des Landes Hadeln und ihre protestantische Ausstattung. Isensee Verlag, Oldenburg 2023, ISBN 978-3-7308-2076-6, S. 335.
  5. Wilhelm von Hodenberg: Ein im Königlichen Archive zu Stade verwahrtes Copialbuch des Bremer Domcapitels, aus welchem die kirchliche Eintheilung der Diöcese Bremen hervorgeht, wie solche im Jahre 1420 bestanden hat (= Bremer Geschichtsquellen. Band 1). Celle 1856, S. 97.
  6. Dietrich Diederichs-Gottschalk: Kunst als Schaubühne. Die mittelalterlichen Kirchen des Landes Hadeln und ihre protestantische Ausstattung. Isensee Verlag, Oldenburg 2023, ISBN 978-3-7308-2076-6, S. 339.
  7. Chronik des Landes Hadeln. Otterndorf 1843, S. 20 f. (google.de).
  8. Dietrich Diederichs-Gottschalk: Kunst als Schaubühne. Die mittelalterlichen Kirchen des Landes Hadeln und ihre protestantische Ausstattung. Isensee Verlag, Oldenburg 2023, ISBN 978-3-7308-2076-6, S. 340 f.
  9. a b Hans-Christoph Hoffmann: St. Wilhadi Ihlienworth (= Kleine Kunstführer. Nr. 2014). Schnell & Steiner GmbH, 1992, S. 3.
  10. Dietrich Diederichs-Gottschalk: Kunst als Schaubühne. Die mittelalterlichen Kirchen des Landes Hadeln und ihre protestantische Ausstattung. Isensee Verlag, Oldenburg 2023, ISBN 978-3-7308-2076-6, S. 357 f.
  11. Hans-Christoph Hoffmann: St. Wilhadi Ihlienworth (= Kleine Kunstführer. Nr. 2014). Schnell & Steiner GmbH, 1992, S. 4.
  12. a b Dietrich Diederichs-Gottschalk: Kunst als Schaubühne. Die mittelalterlichen Kirchen des Landes Hadeln und ihre protestantische Ausstattung. Isensee Verlag, Oldenburg 2023, ISBN 978-3-7308-2076-6, S. 344–346.
  13. Dietrich Diederichs-Gottschalk: Kunst als Schaubühne. Die mittelalterlichen Kirchen des Landes Hadeln und ihre protestantische Ausstattung. Isensee Verlag, Oldenburg 2023, ISBN 978-3-7308-2076-6, S. 343.
  14. Dietrich Diederichs-Gottschalk: Kunst als Schaubühne. Die mittelalterlichen Kirchen des Landes Hadeln und ihre protestantische Ausstattung. Isensee Verlag, Oldenburg 2023, ISBN 978-3-7308-2076-6, S. 344–351.
  15. Hans-Christoph Hoffmann: St. Wilhadi Ihlienworth (= Kleine Kunstführer. Nr. 2014). Schnell & Steiner GmbH, 1992, S. 10.
  16. Dietrich Diederichs-Gottschalk: Kunst als Schaubühne. Die mittelalterlichen Kirchen des Landes Hadeln und ihre protestantische Ausstattung. Isensee Verlag, Oldenburg 2023, ISBN 978-3-7308-2076-6, S. 343, 346, 352–356.
  17. Dietrich Diederichs-Gottschalk: Kunst als Schaubühne. Die mittelalterlichen Kirchen des Landes Hadeln und ihre protestantische Ausstattung. Isensee Verlag, Oldenburg 2023, ISBN 978-3-7308-2076-6, S. 359 f.
  18. Dietrich Diederichs-Gottschalk: Kunst als Schaubühne. Die mittelalterlichen Kirchen des Landes Hadeln und ihre protestantische Ausstattung. Isensee Verlag, Oldenburg 2023, ISBN 978-3-7308-2076-6, S. 361–368.
  19. Dietrich Diederichs-Gottschalk: Kunst als Schaubühne. Die mittelalterlichen Kirchen des Landes Hadeln und ihre protestantische Ausstattung. Isensee Verlag, Oldenburg 2023, ISBN 978-3-7308-2076-6, S. 374 f.
  20. Dietrich Diederichs-Gottschalk: Kunst als Schaubühne. Die mittelalterlichen Kirchen des Landes Hadeln und ihre protestantische Ausstattung. Isensee Verlag, Oldenburg 2023, ISBN 978-3-7308-2076-6, S. 368–371.
  21. Dietrich Diederichs-Gottschalk: Kunst als Schaubühne. Die mittelalterlichen Kirchen des Landes Hadeln und ihre protestantische Ausstattung. Isensee Verlag, Oldenburg 2023, ISBN 978-3-7308-2076-6, S. 336.
  22. Evang. Wilhadikirche in Ihlienworth. In: Glocken-Finder. Abgerufen am 11. September 2025.
  23. Uwe Timm: Die Franzosenzeit in Ihlienworth. In: Gemeinde Ihlienworth (Hrsg.): 875 Jahre Ihlienworth. 2014, S. 24–33; hier S. 30 (archive.org [PDF]).
  24. St. Wilhadi - Ev.-luth. Kirchengemeinde Ihlienworth. In: cuxland.de. Abgerufen am 8. September 2025.