St.-Michaels-Gymnasium Metten
| St.-Michaels-Gymnasium der Benediktiner Metten | |
|---|---|
| Schulform | Gymnasium |
| Schulnummer | 0166 |
| Adresse | Abteistr. 3 94526 Metten |
| Land | Bayern |
| Staat | Deutschland |
| Träger | Benediktinerabtei Metten |
| Schüler | 418 (Schuljahr 2023/24)[1] |
| Lehrkräfte | 29 (Schuljahr 2023/24)[1] |
| Leitung | Sebastian Liebl[2] |
| Website | Homepage für das Gymnasium |
Das St.-Michaels-Gymnasium der Benediktiner Metten ist ein bayerisches koedukatives Gymnasium, das am Kloster Metten besteht und über einen humanistischen, neusprachlichen und naturwissenschaftlichen Zweig verfügt. Die Trägerschaft der staatlich anerkannten Schule liegt beim Benediktinerorden. Es gibt kein Internat mehr.
Profil
Das St.-Michaels-Gymnasium ist heute eine staatlich anerkannte Schule und Mitglied im 1982 gegründeten „Katholischen Schulwerk in Bayern“. Seit 1877 unterrichten neben den Mönchen der Abtei auch weltliche Lehrer am St.-Michaels-Gymnasium.
Seit 1969 besuchen auch Mädchen das nunmehr humanistisch-neusprachliche Gymnasium. Seit dem Schuljahr 2010/11 gibt es in Metten auch einen naturwissenschaftlichen Zweig ab der 8. Klasse.
Die Sprachenfolge beginnt in Klasse 5 mit Latein, in der 6. Klasse folgt Englisch und kann in der 8. Klasse mit Französisch oder Altgriechisch fortgesetzt werden.[3]
Zur Kontaktpflege mit den ehemaligen Schülern (Altmettener) gibt das Kloster seit dem Schuljahr 1926/27 die Hauszeitschrift „Alt und Jung Metten“ heraus, die derzeit in zwei Heften pro Jahrgang erscheint.[4]
Seit 2003 ist das Gymnasium einer der Veranstaltungsorte der Deutschen Schüler-Akademie.
Geschichte
Neben der Rodung und Kolonialisierung widmeten sich die Mettener Mönche von Anfang an auch der Erziehung und dem Unterricht. Bis zur Säkularisation (1803) bestand im Kloster ein Seminar für Sängerknaben. König Ludwig I. gab dem Kloster bei der Wiedererrichtung 1830 den Auftrag, eine Lateinschule einzurichten. Mit dem Schuljahr 1831/32 wurden zwei Klassen für Lateinunterricht eingerichtet, 1834 folgte eine dritte Klasse. Bereits 1835 wurde die Schule jedoch durch das bayerische Kultusministerium wieder aufgelöst, denn die Lehrkräfte unter den Mettener Konventualen sollten der Schule der als Zentralkloster geplanten Abtei St. Stephan in Augsburg zugewiesen werden.
Im Herbst 1837 konnte die Schule in Metten als Lateinschule wieder aufmachen. Daraus entwickelte sich in den folgenden Jahren ein Gymnasium (seit dem Schuljahr 1847/48) mit angegliedertem Internat. Im Schuljahr 1839/40 wurde neben dem bestehenden Seminar ein zweites Seminar eröffnet, in dem gegen ein niedrigeres Pensionsgeld Kinder minderbemittelter Eltern unterrichtet werden sollten. Neue Probleme ergaben sich, als im Jahr 1840 Mettener Mönche auf Befehl des bayerischen Königs in München das königliche Erziehungsinstitut Hollandeum und 1842 auch das damit verbundene Ludwigsgymnasium übernehmen mussten; das dafür nötige Personal fehlte nun in Metten. Dennoch ging in Metten der Aufbau der Schule kontinuierlich voran. Im Herbst 1844 wurde der jungen Lateinschule auf Bitten des Regensburger Bischofs Valentin Riedel ein Bischöfliches Knabenseminar zur Heranbildung künftiger Diözesanpriester angegliedert (ein sogenanntes „Kleines Seminar“). Die erste Reifeprüfung (Abitur) in Metten fand 1851 statt. Im gleichen Jahr erhielt das Gymnasium die Erlaubnis, auch Unterricht in den naturwissenschaftlichen Fächern einzuführen. Dazu wurde mit dem Aufbau einer umfangreichen naturwissenschaftlichen und physikalischen Sammlung begonnen. Ab dem Jahr 1869 belastete der Kulturkampf das Mettener Gymnasium als kirchliche Einrichtung schwer. 1891 wurde zusätzlich zu den bereits bestehenden Seminarien ein eigenes Ordensseminar („Scholastikat“) für die Ausbildung und Förderung von Nachwuchs für das Kloster eingerichtet.
Auf Befehl der nationalsozialistischen Machthaber durfte das Gymnasium bereits für das Schuljahr 1938/39 keine neuen Schüler mehr aufnehmen. Am 31. März 1939 wurde das Gymnasium auf staatliche Anordnung hin geschlossen. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs konnten am 21. März 1946 Gymnasium und Internat den Schulbetrieb wiedereröffnen (nun ohne Bischöfliches Knabenseminar und ohne ein eigenes Ordensseminar).
2017 wurde das Internat des Klosters geschlossen.[5]
Gewalt- und Missbrauchsfälle
Im März 2010 berichteten Medien über sexuellen Missbrauch und Körperverletzung von Schülern durch geistliche Lehrkräfte auch an der Mettener Klosterschule und im Internat, die seit den 1960er- bis in die 2000er-Jahre begangen und gar nicht oder nur unzureichend geahndet wurden.[6] Der Abt des Klosters äußerte 2010 dazu: „Bei uns gibt es für Ungerechtigkeiten, die Schülern widerfahren sind, keine Verjährung.“[7]
Rektoren und Direktoren des Gymnasiums
- P. Willibald Freymüller OSB, 1848–1871
- P. Matthäus Lipp OSB, 1871–189
- P. Godehard Geiger OSB, 1891–1918
- P. Leander Schönberger OSB, 1918–1939
- P. Willibald Weber OSB, 1946–1963
- P. Anselm Wimmer OSB, 1963–1980
- P. Rupert Fischer OSB, 1980–2001
- Walter Matl, 2001–2005
- P. Erhard Hinrainer OSB, 2005–2023[8]
- Sebastian Liebl, seit 2023[9]
Lehrer und Schüler des Gymnasiums
- Antonius von Thoma (1829–1897), Schüler (Abitur 1848 in Freising); Bischof von Passau (1889), Erzbischof von München und Freising (1889–1897)
- Josef Schlicht (1832–1917), Schüler; Verfasser von Bayerisch Land und Bayerisch Volk, einer der Väter der bayerischen Volkskunde
- Maximilian Schmidt genannt Waldschmidt (1832–1919), Schüler (anschließend am Gymnasium in Passau und an der technischen Schule in Hof); bedeutender bayerischer Heimatschriftsteller
- Martin Mauermayr (1833–1907), Abitur am Gymnasium; Bürgermeister von Freising (1869–1899)
- Joseph Lukas (1834–1878), Schüler; katholischer Priester, Mitglied des Zollparlaments und des bayerischen Landtags
- Andreas Niedermayer (1835–1872), Schüler; Gründer des katholischen Gesellenvereins in Frankfurt a. M., Administrator der Deutschordenskommende in Frankfurt-Sachsenhausen, Literat und Historiker
- Georg Dengler (1839–1896), Schüler; Domvikar in Regensburg und Kunstreferent des Bistums
- Michael Haller (1840–1915), Schüler; Kirchenmusiker und Komponist
- Edmund Schmidt OSB (1844–1916), Mönch der Abtei; Begründer der modernen kritischen Erforschung der Benediktusregel, Schüler und Lehrer am Gymnasium
- Johann Thaler (1847–1920), Schüler, Mitglied des Deutschen Reichstags (1903–1912)
- Beda Adlhoch OSB (1854–1910), Schüler und Mönch der Abtei; Professor der Philosophie in Rom
- Joseph Auer (1855–1911), Schüler; Komponist
- Ludwig Kandler (1856–1927), Schüler (Abitur 1873); Porträt- und Historienmaler
- Michael Doeberl (1861–1928), Schüler (bis 1880); Professor für Geschichte an der Universität München
- Benno Linderbauer OSB (1863–1928), Mönch der Abtei; führender Experte für die Textgeschichte der Benediktusregel, Lehrer am Gymnasium
- Franz Xaver Glasschröder (1864–1933), Schüler; Historiker und Archivar
- Franz Seraphim Lederer (1866–1939), Schüler; Mitglied des Deutschen Reichstags (1913–1918) und des Bayerischen Landtags (1920–1932)
- Philipp Bayer (1868–1902), Schüler (1881–1887); Mitglied des Deutschen Reichstags (ab 1898)
- Franz Xaver Kiefl (1869–1928), Schüler (Abitur 1889); Professor für Dogmatik und Rektor an der Universität Würzburg, Domdekan in Regensburg
- Ferdinand Schedlbauer (1869–1952), Schüler; Mitglied des Deutschen Reichstags (1912–1918)
- Bonifaz Rauch OSB (1873–1949), Mönch der Abtei, Altphilologe, Studienprofessor, Schriftsteller
- Sebastian Schlittenbauer (1874–1936), Schüler (1887–1894, 1895 Abitur am Neuen Gymnasium in Regensburg); Reichstagsabgeordneter, bayerischer Landtagsabgeordneter und Direktor der Landwirtschaftlichen Zentralgenossenschaft Regensburg
- Eduard Hamm (1879–1944), Schüler (Abitur am Gymnasium von Sankt Stephan in Augsburg); bayerischer Minister für Handel, Industrie und Gewerbe (1919–1922), Staatssekretär in der Reichskanzlei (1922/23), Reichswirtschaftsminister (1923–1925)
- Aloys Fischer (1880–1937), Schüler (Abitur 1899); Professor für Philosophie und Pädagogik an der Universität München
- Gregor Klier (1880–1955), Schüler; bayerischer Agrarfunktionär des Bayerischen Bauernverbandes in der Oberpfalz
- Wolfgang Prechtl (1883–1964), Schüler (Abitur 1902); Geistlicher, Mitglied des Bayerischen Landtags (1928–1933 und 1946–1950) und der Verfassunggebenden Landesversammlung, Rottenburger Landrat (1945–1958)
- Josef Achmann (1885–1958), Schüler (Abitur am Realgymnasium in Regensburg); Maler
- Karl Widmaier (1886–1931), Schüler (Abitur in Wiesbaden); Künstler, Literat und Komponist
- Angelus Sturm OSB (1886–1968), Mönch der Abtei, Lehrer am Gymnasium; Historiker und Kunstgeschichtler
- Johann Baptist Lehner BGR (1890–1971), Schüler; Heimatforscher, Domvikar und Diözesanarchivar in Regensburg
- Alfons Maria Zimmermann OSB (1891–1962), Mönch der Abtei, Schüler und Lehrer am Gymnasium; bedeutender Hagiologe
- Hugo Lang OSB (1892–1967), Schüler (Abitur 1911), Honorarprofessor an der Universität München, Mönch und Abt in Sankt Bonifaz (München)
- Vincenz Müller (1894–1961), Schüler, Offizier der Wehrmacht und der NVA
- Wilhelm Fink OSB (1898–1965), Mönch der Abtei, Schüler und Lehrer am Gymnasium; Historiker des Klosters Metten
- Alois Schmaus (1901–1970), Schüler; Professor für slawische Philologie und Balkanphilologie an der Universität München
- Beda Thum OSB (1901–2000), Mönch der Abtei; Professor der Philosophie in Rom, Salzburg und Wien
- Edmund Beck OSB (1902–1991), Mönch der Abtei, Schüler und Lehrer am Gymnasium; Professor für biblische Sprachen in Rom, Experte für Ephraem den Syrer
- Karl Forster (1904–1963), Schüler; Komponist und Domkapellmeister an der Hedwigs-Kathedrale in Berlin
- Johann Maier (1906–1945), Schüler; Domprediger in Regensburg, Widerstandskämpfer
- Karl Bosl (1908–1993), Schüler (1918–1927); Professor für Bayerische Landesgeschichte an der Universität München
- Ernst Lodermeier (1908–1998), Schüler (Abitur in Landshut); Jurist und Banker, Träger des Bayerischen Verdienstordens
- Max Ulrich Graf von Drechsel (1911–1944), Hauptmann und ermordeter Widerstandskämpfer vom 20. Juli 1944
- Philipp Held (1911–1993), Schüler; Mitglied des bayerischen Landtags (1954–1974), bayerischer Justizminister (1966–1974)
- Randolph von Breidbach-Bürresheim (1912–1945), Schüler (Abitur 1931 am Maximiliansgymnasium München); Jurist, Oberleutnant d.R., Mitglied im Kreis des deutschen Widerstandes vom 20. Juli 1944
- Fritz Goller (1914–1986), Schüler; Komponist und Kirchenmusiker
- Herbert Blaha (1918–2002), Schüler; Thoraxchirurg und Lungenspezialist
- Adalbert Seipolt OSB (1929–2009), Mönch der Abtei; Schüler und Lehrer am Gymnasium (Griechisch, Deutsch, Geschichte), Schriftsteller
- Gerhard Pfohl (1929–2016), Schüler, Abitur 1948; Medizinhistoriker an der Technischen Universität München
- Odilo Lechner OSB (1931–2017), Schüler (Abitur 1949); 1964–2003 Abt von St. Bonifaz in München
- Karl-Josef Rauber (1934–2023), Schüler; päpstlicher Diplomat und Kardinal
- Karl Schlemmer (1937–2013), Schüler; Liturgiewissenschaftler an der Universität Passau
- Rupert Fischer OSB (1939–2001), Mönch der Abtei, Schüler, Lehrer und Direktor am Gymnasium; Experte für Gregorianische Semiologie, Mitherausgeber der „Beiträge zur Gregorianik“ (AISCGre)
- Hans Spitzner (* 1943), Schüler; Landtagsabgeordneter, Staatssekretär in Bayern
- Hans Wolfgang Brachinger (1951–2011), Schüler; Professor für Wirtschaftsstatistik und Vizerektor an der Universität Freiburg (Schweiz)
- Stephan Haering OSB (1959–2020), Mönch der Abtei, Schüler; Kirchenrechtler an der Universität München
- Franz Rieger (* 1959), Schüler; Politiker, Mitglied des Bayerischen Landtags (2008–2023)
- Christoph Goppel, Schüler; Umweltbeamter, Ministerialrat[10]
- Waldemar Kindler, Schüler; Landespolizeipräsident in Bayern (bis 2013)[10]
- Markus Willinger (* 1967), Schüler; Professor für Orgelspiel an der Hochschule für Musik Nürnberg, Diözesanmusikdirektor des Erzbistums Bamberg
- Johannes Hartl (* 1979), Schüler; Theologe, Philosoph, Buchautor und Influencer; Gründer des Gebetshauses Augsburg
- Anton Schmaus (* 1981), Schüler; Koch[11]
- Elyas M’Barek (* 1982), Schüler, Schauspieler (u. a. Fack ju Göhte; Türkisch für Anfänger)
Literatur
- Bernhard Ponschab: Geschichte des humanistischen Gymnasiums im Benediktinerstift Metten (Jahresbericht des Humanistischen Gymnasiums Metten/Beilage), Metten 1900.
- Willibald Weber: Geschichte des Gymnasiums Metten 1830–1951
- Teil 1, in: Alt und Jung Metten, Jg. 60 (1993/94), Heft 1, 14–22 (Reprint eines Beitrags von 1951),
- Teil 2, in: Alt und Jung Metten, Jg. 60 (1993/94), Heft 2, 162–169 (Reprint eines Beitrags von 1951).
Einzelbelege
- ↑ a b St.-Michaels-Gymnasium der Benediktiner Metten in der Schuldatenbank des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus, abgerufen am 21. August 2024.
- ↑ Schulfamilie. In: Kloster Metten. Abgerufen am 28. Januar 2024.
- ↑ Ausbildungsrichtungen. In: Kloster Metten. Abgerufen am 28. Januar 2024.
- ↑ Alt und Jung Metten. In: Kloster Metten. Abgerufen am 23. August 2025.
- ↑ Anna Günther: Niederbayern: Kloster Metten schließt Internat. Süddeutsche Zeitung, 11. Mai 2017, abgerufen am 28. Januar 2024.
- ↑ Süddeutsche Zeitung: "SMS mit pubertär-sexuellem Inhalt". 31. März 2010, abgerufen am 28. Januar 2024.
- ↑ Stellungnahme Abt Wolfgang Hagl OSB. Benediktinerabtei Metten, abgerufen am 31. März 2021.
- ↑ Sebastian Liebl folgt auf Pater Erhard Neuer Schulleiter für das Mettener St.-Michaels-Gymnasium. In: pnp.de. 30. Juli 2023, abgerufen am 22. Oktober 2023.
- ↑ Kein typischer "Oberlehrer". Führungswechsel beim St.-Michaels-Gymnasium in Metten. In: idowa.de. 9. August 2023, abgerufen am 22. Oktober 2023.
- ↑ a b Altmettener | Ehemalige des Gymnasiums Metten. Abgerufen am 23. August 2025.
- ↑ Süddeutsche Zeitung: Spitzenkoch Anton Schmaus – Der Mann ohne Rezept. Abgerufen am 31. März 2021.