St-Pardoux (Gimel)

Die Kirche St. Pardoux ist eine römisch-katholisches Gotteshaus aus dem späten Mittelalter in Gimel-les-Cascades. Auffälligstes äußeres Erscheinungsmerkmal ist der vierjochige Glockenturm, der von einem Steinkreuz überragt wird. Sie ist im Inventaire Supplémentaire des Monuments Historiques eingetragen und zieht jährlich zahlreiche Besucher an, die auch wegen der bekannten Montane-Wasserfälle den Ort besuchen. Die Kirche wird bei mittelalterlichen Kunsthistorikern vor allem wegen ihres Goldschmiede-Kunstschatzes und den bedeutenden Wandmalereien an der Apsis geschätzt.[1] Die Kirche wurde erst 2009 unter Denkmalschutz gestellt.[2]
Geschichte
Bis 1822 war die Kirche mit Sitz eines bedeutendem Erzpriesteramts, dem etwa fünfzig Pfarreien angehörten, dem Bistum Limoges angegliedert. Sie kam dann zum Bistum Tulle und verlor etwa dabei 20 Gemeinden. Ihr Patronat untersteht dem Heiligen Pardulf von Gueret und seit dem 18. Jahrhundert auch St. Étienne (Dumine), der zuvor der Kirche im nahen Braguse angehörte, die wegen Baufälligkeit aufgegeben wurde. Welche der beiden Kirchen ursprünglich Sitz des Erzpriestertums war, lässt sich heute nicht mehr feststellen.[1]
Delcroix wirft die Frage auf, ob der Baukörper ursprünglich vielleicht nach Osten ausgerichtet war.[1] Auch wurde – wahrscheinlich um 1759 – das Dach abgesenkt. Lange Zeit wurde das Alter des Gebäudes auf das 15. Jahrhundert zugeschrieben, weil Bischof Barton de Montbas 1486 den Wiederaufbau angeordnet hatte, doch lassen neuere Untersuchungen Bauelemente des späten 13. Jahrhunderts erkennen. So ist ausgeschlossen, dass zu dieser Zeit für den Bau Teile der älteren Kirche innerhalb der örtlichen Burgmauer verwendet worden sind. Eindeutig verweisen die beiden Chorfenster und das Portal auf den dekorativen Stil des ausgehenden 13. Jahrhunderts.[2]
Baubeschreibung


Die Kirche aus Gneis-Bruchstein mit Quadersteinen befindet sich in der Dorfmitte und ist von ebenso gebauten Häusern umgeben. Ihre Achse liegt in Nord-Süd-Richtung, was der besonderen topografischen Lage des Ortes auf einen Felsvorsprung geschuldet ist. Die Glockenmauer trägt vier Glocken. Das Satteldach des Kirchenschiffs wurde aus Corrèze-Schiefer gefertigt. Der einschiffige Kirchenraum, der in einer flachen Apsis mit einem zentralen Fenster endet und von einem geraden Joch vorgelagert ist, besitzt ein Tonnengewölbe aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Vom Kirchenschiff aus öffnen sich nach Westen zwei Kapellen. Auf den Schlusssteinen sind die Wappen von Gabriel de Gimel und Marguerite de Lastic zu sehen, die 1478 geheiratet hatten.[1][3]
Das Kircheninnere war im Laufe der Jahrhunderte zahlreichen Änderungen unterworfen. Das auffälligste Gestaltungselement ist die an der Südmauer angebrachte Freskenmalerei, die seit 2006 wieder sichtbar ist. Sie wurde entdeckt, nachdem 1997 beide Altaraufsätze aus dem 18. Jahrhundert abgenommen worden waren, um sie einer umfangreichen Restaurierung zuzuführen.
Retabel
Diese Altaraufsätze von 1822 waren mit weiterer Holzvertäfelung so vor der Wand montiert, dass die darunterliegenden Fresken nicht sichtbar waren. Die beiden Tafeln zeigen die Lokalheiligen Saint Pardoux und Saint Dumine. Auf den Rückseiten dieser beiden Holztafeln sind Darstellungen von 1759 mit der Verkündigung (links) und der Heimsuchung (rechts) zu sehen, deren Schauseiten heute an den beiden Seitenwänden zum Kirchenraum gerichtet sind, damit sie nicht die Sicht auf die Fresken verdecken. Ebenfalls zum Ende der 1990er Jahre wurde die Gipsdecke entfernt, um das Gewölbe mit Holzlattung wieder sichtbar zu machen. Nach Ansicht der Kunsthistorikerin Delcroix-Landry haben sich die Raumproportionen durch die Vergrößerung des Raumvolumens deutlich verbessert.[4] Sie wurden 1992 mit der Inventarnummer PM23000543 unter Schutz gestellt.[5]
Fresko


Das Fresko nimmt die gesamte Breite der Südwand ein und ist durch die hohe Fensterniesche in zwei Hälften geteilt, die Stratigraphie ist von großer Komplexität.[1]: S. 406 Heute ist nicht mehr klar, welche Szenen dieses Bild zeigte, weil im Laufe der Zeit Veränderungen vorgenommen wurden. Links vom Achsenfenster ist auf der rechten Seite der sehr unvollständig erhaltene heilige Bischof zu sehen, der sich von einem roten Brokat-Hintergrund abhebt, die womöglich ursprünglich die ganze Wand bedeckte. In ungelenken Proportionen schwebt links außen eine kniende Figur, vielleicht ein Stifter. Diese faltet die Hände und hält einen nicht zu erkennenden Gegenstand. Dazwischen befindet sich der Heilige Antonius, dessen Kult im 14. und 15. Jahrhundert seinen Höhepunkt erreichte. Er ist zu sehen mit gedrehtem Stock, Feuer und Schwein, seine bekannten Attribute. Delcroix bewertet diese Darstellung als ungewöhnlich, da im Limousin Antonius ikonografisch sehr selten anzutreffen war und von der Popularität des Heiligen Martial überstrahlt wurde.[1]
Schatzkammer

Die Schatzkammer ist ein kleiner Raum, der vom Kirchenschiff aus in der Ostwand nahe der Eingangstür eingelassen ist. Sie beherbergt einige Pretiosen aus dem Kirchenschatz der Kirche.
- das Reliquiar des heiligen Dumine aus dem frühen 15.
- Die Büste in Lebensgröße aus getriebenem Silber, die Partien der Haare und des Barts sind vergoldet. Ursprünglich enthielt das Reliquiar den Schädel des Heiligen.
- Der Schrein von Gimel
- aus emailliertem und vergoldetem Kupfer, Ende 12. Jahrhundert in Limousin, 28 × 11 × 25 cm (L×B×H)
- in leuchtenden Farben, mit sehr feiner und detaillierter Zeichnung Gold mit Emailleelementen. Dargestellt wird auf der einen Seite das Martyrium des heiligen Stephanus. Auf der anderen Seite befinden sich die Darstellungen der Heiligen Johannes, Petrus, Paulus und Philippus. An einer Seite befindet sich eine kleine Tür mit einem Schloss. Von den ursprünglich drei Kugeln am dem Dachfirst ist nur noch die mittlere erhalten. Er wurde 1991 gestohlen, ein Jahr später in Bologna wiedergefunden, 1993 zurückgegeben und im Oktober 1994 wieder in der Kirche aufgestellt. Für Ausstellungszwecke wird er gelegentlich ausgeliehen und in dieser Zeit durch eine Reproduktion in der Schatzkammer ersetzt.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e f Claudine Delcroix-Landry: Les peintures murales de l’église de Gimel. Éléments d’analyse. Bulletin Monumental, 2009 167–4 S. 325–330.
- ↑ a b Eglise Saint-Pardoux. Ministère de la Culture, Médiathèque du patrimoine et de la photographie, 2009.
- ↑ Jean-Baptiste Poulbrière: Dictionnaire historique et archéologique de Tulle, Band 1, Brive 1964, S. 458–470.
- ↑ Pierre Garrigou Grandchamp: Zustand vor der Abnahme der Altaraufsätze 1997.
- ↑ Retable, son tableau d’autel: la présentation de Jésus au Temple, et 2 statuettes. Ministère de culture.
Koordinaten: 45° 17′ 56″ N, 1° 51′ 5,1″ O