Sporothrix brasiliensis
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S. brasiliensis, Hefezellen in typisch | ||||||||||||
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| Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
| Sporothrix brasiliensis | ||||||||||||
| Marimon, Gené, Cano & Guarro, 2007 |

Sporothrix brasiliensis ist ein neuartiger Pilzerreger (Erreger von Mykosen), der 2007 erstmals beschrieben wurde und vor allem in Brasilien und anderen Ländern Südamerikas Krankheiten bei Menschen und Katzen verursacht. Dort ist er ein häufig im Boden vorkommender Pilz (Bodenpilz), S. brasiliensis ist ein Krankheitserreger ähnlich wie andere Arten der Gattung Sporothrix, die von dieser Gattung verursachten Krankheitsbilder werden als Sporotrichose bezeichnet. Eine Infektion mit S. brasiliensis führt jedoch zu schwereren Erkrankungen als bei anderen Arten der Gattung.[2] Der Pilz ist ein thermisch dimorpher Pilz, d. h. er wechselt temperaturbedingt zwischen zwei Erscheinungsformen (Phasen): einer Hyphen- oder Myzelphase bei Raumtemperatur und einer Hefephase bei wärmeren Temperaturen im Wirtskörper.[3]
Morphologie
Sporothrix brasiliensis weist zwei Morphologien auf: eine Hyphenform, die in der Umwelt (Boden) vorkommt, und eine Hefeform, die bei höheren Temperaturen wie im Körper von Säugetieren (36–37 °C) vorkommt.
Hyphenphase
Die Hyphenform von S. brasiliensis tritt bei Raumtemperatur auf. Der Grad der Melaninisierung (Färbung, Dunkelfärbung) der Hyphenform kann von hellen („albino“) bis zu dunklen („pigmentiert“) Phänotypen reichen. Sympodiale Konidien sind obovoid (eiförmig) und haben ein glasiges (hyalines) Aussehen, während sessile Konidien dunkel gefärbt und kugelförmig sind.[4]
Hefephase
Die Hefeform von S. brasiliensis tritt bei höheren Temperaturen auf. Mikromorphologisch nimmt die Hefe(zelle) die Form einer länglichen Zigarre an.[4]
Habitat and Ökologie

S. brasiliensis kommt häufig im Boden vor und ist dort in seiner Myzelphase saprophytisch an der Zersetzung toter organischer Substanz beteiligt. Als Hauptüberträger des Erregers werden Katzen vermutet, die den Pilz durch Bisse und Kratzer sowie durch Läsionen am Körper verbreiten.[1][3][5] Es wird angenommen, dass der Erreger seinen Ursprung in Ratten (Rattus norvegicus) hat, die von Katzen gefressen wurden. Von den Katzen kann der Erreger dann auf den Menschen überspringen (Zoonose).[1]
Epidemiologie

S. brasiliensis wurde erstmals in der südöstlichen Region Brasiliens beschrieben. Die durch den Pilz verursachte Sporotrichose war vor 1990 in der Region noch endemisch. Die Krankheit hat sich jedoch schnell auf andere Teile Brasiliens und benachbarte Länder in Südamerika ausgebreitet, mit gemeldeten Fällen in Argentinien, Chile, Paraguay, Bolivien, Kolumbien und Panama.[1][3][6] In einer Untersuchung aus dem Jahr 2015 wurde berichtet, dass von 5.814 Sporotrichose-Fällen in Brasilien 88 % durch S. brasiliensis verursacht wurden.[7] Der Pilz wurde aus Darm- und Katzenkotproben isoliert, was darauf schließen lässt, dass der Kot infizierter Katzen den Boden kontaminieren und zur Ausbreitung der Krankheit beitragen könnte.[8] Die feline (durch Katzen übertragene) Sporotrichose kann durch Kratzen, Bisse und Kontakt mit Wundexsudaten auf den Menschen übertragen werden (Zoonose), wobei große Mengen der hefeartigen Zellen in das Gewebe des Empfängers gelangen können.[1]
Sporotrichose

Die Sporotrichose wird traditionell mit einer subkutanen Exposition gegenüber Sporothrix in Verbindung gebracht, d. h. dass die Infektion typischerweise durch leichte Verletzungen beim Kontakt mit Pflanzen, Erde oder organischem Material erfolgt.[9] Für S. brasiliensis ist jedoch die hauptsächliche Infektionsquelle die zoonotische Übertragung durch Katzen, meist durch Kratzen, Beißen oder Kontakt mit Hautläsionen, was das beobachtete epidemieartige Auftreten in Südamerika ermöglichte.[3][5] Während diese „kutane“ Infektion über die Haut am häufigsten vorkommt, kann auch eine „pulmonale“ Sporotrichose durch Einatmen von Konidien auftreten sowie eine „disseminierte“ Sporotrichose durch Streuung der Keime bei Personen mit geschwächtem Immunsystem.[9] Allem Anschein nach ist S. brasiliensis virulenter ist als andere Sporotrichose verursachende Arten (wie S. schenckii) und führt zu größeren, länger anhaltenden Läsionen mit einem höheren Grad an lokaler und systemischer Entzündung (wie bei Mäusen nachgewiesen).[2] In einem Bericht vom Mai 2020 wurde ein tödlicher Fall von pulmonaler Sporotrichose durch S. brasiliensis bei einem Patienten ohne Hauttrauma oder Immunschwäche in der Anamnese (Krankheits-Vorgeschichte) gemeldet, was nochmals auf einer erhöhte Virulenz bei S. brasiliensis im Vergleich zu S. schenckii hindeutet.[10]
Behandlung
Die durch S. brasiliensis verursachte Sporotrichose ist aufgrund der Resistenz des Erregers gegen die wichtigsten antimykotischen Therapien schwer zu behandeln. Zu den aktuellen Behandlungsempfehlungen für Katzen und Menschen gehört vor allem das Antimykotikum Itraconazol.[3][8]

Zu ersatzweisen Therapien gehören die Verwendung von Terbinafin und Kaliumjod für kutane Infektionen und Amphotericin B für schwere pulmonale und disseminierte Formen der Infektion.[3]
Probleme bei der Behandlung
Obwohl Itraconazol eine moderate Wirksamkeit gegen S. brasiliensis gezeigt hat, wurden Stämme dieses Pilzes dokumentiert, die eine Resistenz gegen das Medikament aufweisen.[11] Darüber hinaus ist die Behandlung von Katzen besonders schwierig, da die Behandlung täglich längere Zeiten in Anspruch nimmt und zudem viele Katzen nicht gut auf die Therapie ansprechen. In der Folge werden Behandlungen häufig vorzeitig abgebrochen, typischerweise wenn eine Abheilung der Hautläsionen beobachtete wird.[8][12] Wenn Reste des Erregers verbleiben, kann dann ein erneutes Auftreten der Krankheit typischerweise mit einem höheren Schweregrad einhergehen. Zudem erhöht sich dadurch die Wahrscheinlichkeit, dass der Erreger dann Antimykotika-Resistenzen entwickelt. Eine nicht vollständig abgeschlossene Behandlung trägt überdies auch zur weiteren Ausbreitung der Krankheit auf andere Katzen und den Menschen bei.
Weblinks
- Michaela Maya-Mrschtik: Unwahrscheinlich tödlich: Tod durch Dornbusch. Auf: spektrum.de vom 2. Juli 2024.
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e f g h Manuela Gómez-Gaviria, José A. Martínez-Álvarez, Héctor M. Mora-Montes: Current Progress in Sporothrix brasiliensis Basic Aspects. In: MDPI: Journal of Fungi (Basel), Band 9, Nr. 5, 29. April 2023, S. 533; doi:10.3390/jof9050533, PMC 10219001 (freier Volltext), PMID 37233242 (englisch).
- ↑ a b Alexander Batista-Duharte, Damiana Téllez-Martínez, Cleverton Roberto de Andrade, Deivys Leandro Portuondo, Juliana Aparecida Jellmayer, Marisa Campos Polesi, Iracilda Zeppone Carlos: Sporothrix brasiliensis induces a more severe disease associated with sustained Th17 and regulatory T cells responses than Sporothrix schenckii sensu stricto in mice. In: Fungal Biology, Band 122, Nr. 12, 1. Dezember 2018, ISSN 1878-6146, S. 1163–1170; doi:10.1016/j.funbio.2018.08.004, hdl:11449/176860, PMID 30449354 (englisch).
- ↑ a b c d e f Alejandro Etchecopaz, María A. Toscanini, Amelia Gisbert, Javier Mas, Miguel Scarpa, Cristina A. Iovannitti, Karla Bendezú, Alejandro D. Nusblat, Ricardo Iachini, María L. Cuestas: Sporothrix brasiliensis: A Review of an Emerging South American Fungal Pathogen, Its Related Disease, Presentation and Spread in Argentina. In: Journal of Fungi, 7. Jahrgang, Nr. 3, 26. Februar 2021, ISSN 2309-608X, S. 170; doi:10.3390/jof7030170, PMC 7996880 (freier Volltext), PMID 33652625 (englisch).
- ↑ a b Rita Marimon, Josep Cano, Josepa Gené, Deanna A. Sutton, Masako Kawasaki, Josep Guarro: Sporothrix brasiliensis, S. globosa, and S. mexicana, Three New Sporothrix Species of Clinical Interest. In: Journal of Clinical Microbiology, Band 45, Nr. 10, Oktober 2007, ISSN 0095-1137, S. 3198–3206; doi:10.1128/JCM.00808-07, PMC 2045377 (freier Volltext), PMID 17687013 (englisch).
- ↑ a b Anderson Messias Rodrigues, Marcus de Melo Teixeira, G. Sybren de Hoog, Tânia Maria Pacheco Schubach, Sandro Antonio Pereira, Geisa Ferreira Fernandes, Leila Maria Lopes Bezerra, Maria Sueli Felipe, Zoilo Pires de Camargo: Phylogenetic Analysis Reveals a High Prevalence of Sporothrix brasiliensis in Feline Sporotrichosis Outbreaks. In: PLOS Neglected Tropical Diseases, Band 7, Nr. 6, 20. Juni 2013, ISSN 1935-2735, S. e2281, doi:10.1371/journal.pntd.0002281, PMC 3688539 (freier Volltext), PMID 23818999 (englisch).
- ↑ Sporotrichosis Basics | Overview | Types and strains | CDC. In: www.cdc.gov. 25. Oktober 2021, abgerufen am 4. Mai 2025 (englisch). Sporothrix brasiliensis. Stand: 26. Mai 2020, Memento im Webarchiv vom 26. Oktober 2021.
- ↑ Yu Zhang, F. Hagen, Benjamin Stielow, Anderson Messias Rodrigues, Kittipan Samerpitak, X. Zhou, Peiying Feng, L. Yang, Min Chen, Salah Deng, S. Li, Wanqing Liao, R. Li, F. Li, Jacques Meis, Josep Guarro, Marcus M. Teixeira, Hassan Saeed Al-Zahrani, Zoilo Pires de Camargo, L. Zhang, G. Sybren de Hoog: Phylogeography and evolutionary patterns in Sporothrix spanning more than 14 000 human and animal case reports. In: Persoonia - Molecular Phylogeny and Evolution of Fungi, Band 35, Nr. 1, 23. Dezember 2015, S. 1–20, doi:10.3767/003158515X687416, PMC 4713101 (freier Volltext), PMID 26823625 (englisch).
- ↑ a b c Isabella Dib Ferreira Gremião, Elisabeth Martins da Silva da Rocha, Hildebrando Montenegro, Aroldo José Borges Carneiro, Melissa Orzechowski Xavier, Marconi Rodrigues de Farias, Fabiana Monti, Wilson Mansho, Romeika Herminia de Macedo Assunção Pereira, Sandro Antonio Pereira, Leila M. Lopes-Bezerra: Guideline for the management of feline sporotrichosis caused by Sporothrix brasiliensis and literature revision. In: Brazilian Journal of Microbiology, Band 52, Nr. 1, 1. März 2021, ISSN 1678-4405, S. 107–124; doi:10.1007/s42770-020-00365-3, PMC 7966609 (freier Volltext), PMID 32990922 (englisch).
- ↑ a b Vikram K. Mahajan: Sporotrichosis: An Overview and Therapeutic Options. In: Dermatology Research and Practice. 2014. Jahrgang, 29. Dezember 2014, ISSN 1687-6105, S. e272376, doi:10.1155/2014/272376, PMID 25614735, PMC 4295339 (freier Volltext) – (englisch).
- ↑ Manoella do Monte Alves, Eveline Pipolo Milan, Walicyranison Plinio da Silva-Rocha, Alexandre Soares de Sena da Costa, Bruno Araújo Maciel, Pedro Henrique Cavalcante Vale, Paulo Roberto de Albuquerque, Soraia Lopes Lima, Analy Salles de Azevedo Melo, Anderson Messias Rodrigues, Guilherme Maranhão Chaves: Fatal pulmonary sporotrichosis caused by Sporothrix brasiliensis in Northeast Brazil. In: PLOS Neglected Tropical Diseases, Band 14, Nr. 5, 26. Mai 2020, ISSN 1935-2727, S. e0008141; doi:10.1371/journal.pntd.0008141, PMC 7274469 (freier Volltext), PMID 32453723 (englisch).
- ↑ Anderson Messias Rodrigues, G. Sybren de Hoog, Débora de Cássia Pires, Raimunda Sâmia Nogueira Brihante, José Júlio da Costa Sidrim, Marcos Fabio Gadelha, Arnaldo Lopes Colombo, Zoilo Pires de Camargo: Genetic diversity and antifungal susceptibility profiles in causative agents of sporotrichosis. In: BMC Infectious Diseases. 14. Jahrgang, Nr. 1, 23. April 2014, ISSN 1471-2334, S. 219, doi:10.1186/1471-2334-14-219, PMID 24755107, PMC 4021050 (freier Volltext) – (englisch).
- ↑ Adriana da Roza Chaves, M. P. de Campos, M.. B.. L. Barros, Cleber Nascimento do Carmo, Isabella Dib Ferreira Gremião, Sandro Antonio Pereira, T. M. P. Schubach: Treatment Abandonment in Feline Sporotrichosis - Study of 147 Cases: Feline Sporotrichosis Abandonment Therapy. In: Zoonoses and Public Health, Band 60, Nr. 2, März 2013, S. 149–153; doi:10.1111/j.1863-2378.2012.01506.x, PMID 22898261 (englisch).
