Sperberslohe (Wendelstein)

Sperberslohe
Koordinaten: 49° 20′ N, 11° 12′ O
Höhe: 363 m ü. NHN
Einwohner: 255 (31. Dez. 2021)[1]
Postleitzahl: 90530
Vorwahl: 09129
Der Südliche Ortseingang
Der Südliche Ortseingang
Haus in Sperberslohe
Steinkreuz am ehemaligen Gasthof

Sperberslohe (fränkisch: Schbäaweaschlou[2]) ist ein Gemeindeteil des Marktes Wendelstein im Landkreis Roth (Mittelfranken, Bayern).[3] Sperberslohe liegt in der Gemarkung Raubersried.[4]

Lage

Das Dorf liegt in einer Rodungsinsel des Dürrenhembacher Waldes am Hembach. Die Staatsstraße 2225 führt nach Wendelstein (4 km nordwestlich) bzw. die Bundesautobahn 9 überbrückend an Birkenlach und Straßmühle vorbei nach Allersberg (9 km südlich). Die Kreisstraße RH 17/NM 17 führt nach Oberhembach (5,2 km südöstlich).[5]

Geschichte

Die Rodungssiedlung wurde 1169 als „Spawaresloch“ erstmals urkundlich erwähnt. Das Bestimmungswort des Ortsnamens ist ahd. spawari ‚Sperber‘ und das Grundwort ahd. loch ‚niederes Holz, Wald‘.[6]

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts bestand Sperberslohe aus 10 Anwesen (5 Zweidrittelhöfe, 2 Köblergüter, 1 Gütlein, 1 Gütlein mit Tafernwirtschaft, 1 Mahlmühle) und einem Gemeindehirtenhaus. Das Hochgericht sowie die Dorf- und Gemeindeherrschaft und Grundherrschaft über alle Anwesen übte das brandenburg-ansbachische Richteramt Schwand aus.[7][8][9]

Von 1797 bis 1808 unterstand Sperberslohe dem Justiz- und Kammeramt Schwabach. Im Rahmen des Gemeindeedikts wurde der Ort 1808 dem Steuerdistrikt Raubersried (II. Sektion) und der 1818 gebildeten Ruralgemeinde Raubersried zugeordnet.[10]

In den Jahren 1874 bis 1890 erwarb der Graf von Faber-Castell einige der Anwesen in Sperberslohe und ließ diese aufforsten.[11]

Im Gigantismus der 1930er Jahre war im Hembachgebiet zwischen Sperberslohe und Furth der riesige Betriebs- und Rangierbahnhof für eine sogenannte Breitspurbahn geplant. Dieses Projekt kam allerdings bis zum Kriegsende nicht über die Planungsphase und die erforderlichen geodätischen Trassenvermessungen hinaus.[12] Am 8. März 1943 schlugen im Wald bei Sperberslohe Brandbomben ein, die jedoch größtenteils nicht zündeten. Im Ort selber kam es zu keinen Zerstörungen. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges wollte die Firma MAN im Wald zwischen Sperberslohe und Nerreth noch ein geheimes Panzerwerk errichten, was aber nicht umgesetzt werden konnte. Am 6. April 1945 wurde ein Tieffliegereinsatz über der Autobahn in der Nähe von Sperberslohe beobachtet.[13]

Am 1. Juli 1971 wurde Sperberslohe im Zuge der Gebietsreform in Bayern nach Wendelstein eingegliedert.[10][14]

In den 1970er Jahren wurden die Rangierbahnhof–Neubaupläne in Normalspur nochmals aufgegriffen, um den in die Jahre gekommenen Güterbahnhof in der Nürnberger Südstadt zu ersetzen. Die Deutsche Bundesbahn plante im Forst Kessel und Forst Hebenbach zwischen Sperberslohe und Furth den Neubau. Der damit verbundene enorme Flächenverbrauch, das gestiegene Umweltbewusstsein und massive Proteste aus der Bevölkerung verhinderten dieses Vorhaben jedoch.[15] Seit 1985 sind zahlreiche Wasser- und Landschaftsschutzgebiete ausgewiesen.

Baudenkmäler

In Sperberslohe gibt es vier Baudenkmäler:[16]

  • Allersberger Straße 4: Ehemalige Mühle
  • Allersberger Straße 7: Wohnstallhaus mit Kleintierstall, Backhaus und Einfriedung
  • Allersberger Straße 9 und 11: Ehemalige Wohnstallhäuser

Außerdem gibt es ein Steinkreuz im Ort, nördlich ein Kurzkreuz und südlich ein weiteres Steinkreuz.

Einwohnerentwicklung

Jahr 001818 001840 001861 001871 001885 001900 001925 001950 001961 001970 001987 002013 002021 002025
Einwohner 57 80 100 87 90 70 61 120 147 198 209  *279 255  *274
Häuser[17] 13 11 13 13 10 13 29 65
Quelle [18] [19] [20] [21] [22] [23] [24] [25] [26] [27] [28] [1] [29]
* 
inklusive Dürrenhembach

Religion

Sperberslohe ist seit der Reformation evangelisch-lutherisch geprägt und bis heute nach St. Johannes der Täufer (Schwand bei Nürnberg) gepfarrt.[7][26] Die Katholiken sind nach St. Nikolaus (Wendelstein) gepfarrt.[30]

Wirtschaft und Gewerbe

Neben Zeidlerei und Falknerei war die Köhlerei früher die Haupterwerbsquelle der Sperbersloher. Das Handwerk wird auch heute noch in Ortsnähe bei Furth museal betrieben, im Ort erinnern einige Straßennamen wie beispielsweise Am Meiler und Köhlerstraße an die Tradition.[31] Einige Bauernhöfe, Handwerksbetriebe und ein Transportunternehmen befinden sich im Ort.

Personennahverkehr

Sperberslohe wird im öffentlichen Personennahverkehr regelmäßig mit einer Buslinie (untertags) und einem Linienbedarfstaxi bedient. Verbindungen bestehen nach Allersberg und dem Wendelsteiner Gemeindeteil Röthenbach bei Sankt Wolfgang. Zu der ebenfalls in unmittelbarer Ortsnähe vorbeiführenden Schnellfahrstrecke Nürnberg–Ingolstadt besteht die nächste Zustiegsmöglichkeit am Nürnberger Hauptbahnhof.

Veranstaltungen

  • Mitte Juli findet traditionell das Sommerfest der Freiwilligen Feuerwehr Sperberslohe statt.
  • Alle zwei Jahre wird im Sommer das Hammer In, ein großes internationales Treffen der Schmiede und Metallgestalter veranstaltet.[32]

Literatur

Commons: Sperberslohe (Wendelstein) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten

  1. a b Nahverkehrsplan Landkreis Roth. (PDF; 9,8 MB) Verkehrsverbund Großraum Nürnberg GmbH, S. 67, abgerufen am 26. September 2024.
  2. E. Wagner: Land- und Stadtkreis Schwabach, S. 75. Dort nach den Regeln des HONB folgendermaßen transkribiert: „šbęɘwšɘlǫu“.
  3. Markt Wendelstein, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 4. August 2023.
  4. Webkarte. ALKIS®-Verwaltungsgrenzen – Gemarkungen. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 11. Oktober 2024.
  5. Ortskarte 1:10.000. Darstellung mit Schummerung. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 4. August 2023 (Entfernungsangaben entsprechen Luftlinie).
  6. E. Wagner: Land- und Stadtkreis Schwabach, S. 75f.
  7. a b F. Eigler: Schwabach, S. 423f.
  8. Johann Bernhard Fischer: Sperberslohe. In: Statistische und topographische Beschreibung des Burggraftums Nürnberg, unterhalb des Gebürgs, oder des Fürstentums Brandenburg-Anspach. Zweyter Theil. Enthaltend den ökonomischen, statistischen und sittlichen Zustand dieser Lande nach den funfzehen Oberämtern. Benedict Friedrich Haueisen, Ansbach 1790, OCLC 159872968, S. 303 (Digitalisat).
  9. J. K. Bundschuh: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken, Bd. 1, Sp. 651.
  10. a b F. Eigler: Schwabach, S. 480.
  11. [1] (Abgerufen am 17. Februar 2013)
  12. Rangierbahnhof im Reichswald (Memento des Originals vom 4. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.angewandte-geologie.geol.uni-erlangen.de
  13. Pfarrer Pleschs Kriegstagebuch, abgerufen am 9. Januar 2015 (Memento des Originals vom 10. Januar 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.museum-schwanstetten.de
  14. Wendelstein > Politische Einteilung. In: wiki.genealogy.net. Verein für Computergenealogie, abgerufen am 22. April 2025.
  15. Rangierbahnhof im Reichswald (Memento des Originals vom 4. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.angewandte-geologie.geol.uni-erlangen.de
  16. Denkmalliste für Wendelstein (PDF) beim Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege
  17. Es sind nur bewohnte Häuser angegeben. 1818 werden diese als Feuerstellen bezeichnet, 1840 als Häuser, 1871 bis 1987 als Wohngebäude.
  18. Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise nach seiner durch die neueste Organisation erfolgten Constituirung enthaltenen Ortschaften: mit Angabe a. der Steuer-Distrikte, b. Gerichts-Bezirke, c. Rentämter, in welchen sie liegen, dann mehrerer anderer statistischen Notizen. Ansbach 1818, OCLC 1071656043, S. 87 (Digitalisat).
  19. Eduard Vetter (Hrsg.): Statistisches Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern. Selbstverlag, Ansbach 1846, OCLC 635011891, S. 237 (Digitalisat).
  20. Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, OCLC 457951812, Sp. 1087, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
  21. Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1253, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  22. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, OCLC 1367926131, Abschnitt III, Sp. 1188 (Digitalisat).
  23. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, DNB 361988931, OCLC 556534974, Abschnitt II, Sp. 1260 (Digitalisat).
  24. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, DNB 361988923, OCLC 215857246, Abschnitt II, Sp. 1298 (Digitalisat).
  25. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, OCLC 183218794, Abschnitt II, Sp. 1127 (Digitalisat).
  26. a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, OCLC 230947413, Abschnitt II, Sp. 825 (Digitalisat).
  27. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, OCLC 220710116, S. 181 (Digitalisat).
  28. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364, S. 349 (Digitalisat).
  29. Daten & Fakten - Markt Wendelstein. Abgerufen am 15. Juli 2025.
  30. Pfarrverband Rednitzhembach-Schwanstetten-Wendelstein. In: bistum-eichstaett.de. Abgerufen am 16. Juli 2025.
  31. Landratsamt Roth, Video Köhlerei (Abgerufen am 17. Februar 2013)
  32. Website des Hammer In