Simon Povoden

Simon Povoden (* 15. Oktober 1753 in Langegg bei St. Georgen an der Pößnitz, Untersteiermark; † 6. November 1841 in Pettau, Untersteiermark[A 1]) war ein österreichischer römisch-katholischer Priester und Lokalhistoriker. Er wirkte hauptsächlich in Pettau, dem heute slowenischen Ptuj.
Leben
Simon Povoden kam in der Ortschaft Langegg, heute Teil der Gemeinde Leutschach an der Weinstraße, in der damaligen Untersteiermark zur Welt. Er studierte in Graz Philosophie und katholische Theologie und wurde 1776 zum Priester der Diözese Graz geweiht. Ab Februar 1777 wirkte er sieben Jahre lang als Kaplan in Sankt Johann im Saggautal, von wo aus er auch die Nachbargemeinde Arnfels, die damals noch nicht über eine eigene Pfarre verfügte, betreute. Danach war er für wenige Monate Kaplan in St. Lorenzen in den Windischen Büheln. 1785 zog er nach Pettau, wo er als Spitalskurat und von 1793 bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1837 als Vikar der Golob-Pfründe tätig war. Neben dem Pettauer Krankenhaus unterstützte er weitere karitative Einrichtungen und wies in seinen Predigten auf die Bedeutung der Schulbildung hin. Außerdem half er bei der Restaurierung von Kirchengebäuden und Weingütern.[1][2]
Simon Povodens große Leidenschaft galt der Ortsgeschichte von Pettau und Umgebung. Um sie vor der Zerstörung zu bewahren, ließ er römische Denkmäler sammeln und rund um den Stadtturm sowie in einem Grazer Museum ausstellen. Darüber hinaus interessierte er sich auch für die Kirchen- und Kulturgeschichte späterer Epochen. Auf zahlreichen Studienreisen im Marburger Kreis sammelte er Material in den Archiven von Pfarren, Klöstern und Herrenhäusern, barg historische Daten aus schriftlichen Werken von Sigismund Pusch oder Joseph Karl Kindermann, hielt als Chronist aber auch zeitgenössische Ereignisse fest. Besonders ausführlich beschrieb Povoden Wesen und Arbeit der Pettauer Bevölkerung sowie den Zustand der heimischen Wirtschaft. Als Vertreter der Physiokratie schilderte er Obst- und Weinbau, Forstwirtschaft, Schafzucht, Bergbau und den Beginn des Kartoffelanbaus in der Gegend.[2] 1819 war er Mitbegründer der Steiermärkischen Landwirtschaftsgesellschaft.[1] Daneben soll er in Pettau Slowenisch unterrichtet haben.
Vermächtnis

Das von Simon Povoden gesichtete historische Material und seine landeskundlichen Beschreibungen der Untersteiermark gelten heute als wertvolle Geschichtsquellen.[1] Seine vor allem in den ersten drei Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts entstandenen Manuskripte umfassen insgesamt fast 8000 Seiten. Zu Lebzeiten wurde davon lediglich ein Artikel, Denkmähler des Mittelalters in der österreichischen Monarchie, gedruckt. Ein Großteil seiner Handschriften wird im Steiermärkischen Landesarchiv in Graz, das zweibändige Bürgerliche Lesebuch in der Universitätsbibliothek Maribor, ein Werk über die Pfarrgeschichte der Stadt in Ptuj aufbewahrt.[2] Von größter Bedeutung sind Povodens Beiträge zum römerzeitlichen Poetovio. Einige der von ihm beschriebenen und gezeichneten archäologischen Fundstücke, darunter das sogenannte Orpheus-Denkmal, bilden heute das älteste Freiluft-Lapidarium Sloweniens.[3]
Povoden befasste sich in seinen Texten auch mit dem slowenischen Volk, versuchte dessen Nationalcharakter zu skizzieren und plädierte, obwohl er selbst ausschließlich auf Deutsch schrieb, dafür, der slowenischen Sprache nach einem Jahrhundert der Vernachlässigung wieder mehr Beachtung zu schenken. Auf diese Weise soll er einen entscheidenden Einfluss auf den ersten slowenischen Historiker der Steiermark, Anton Krempl, gehabt haben.[2]
Janko Glazer beschrieb Simon Povoden 1949 in einem Eintrag für das slowenische biographische Lexikon folgendermaßen:
„Po naravi skromen in plemenit, vse življenje nesebično delaven in dobrodelen, je združeval Povoden v sebi prosvetljenca jožefinske in romantika restavracijske dobe v svojevrstno, simpatično osebnost.“
„Von Natur aus bescheiden und edel, zeitlebens selbstlos fleißig und wohltätig, verband Povoden den Aufklärer der josephinischen Ära und den Romantiker der Restauration zu einer einzigartigen, sympathischen Persönlichkeit.“[2]
Schriften
- Denkmähler des Mittelalters in der österreichischen Monarchie. In: Neues Archiv für Geschichte, Staatenkunde, Literatur und Kunst. Band 1, Wien 1829, S. 585–587, 621–623, 644–647, 677–680, 810–816 (Digitalisat).
- Manuskripte
Ein Verzeichnis der Manuskripte von Simon Povoden aus dem Besitz des Historischen Vereins für Steiermark, heute im Steiermärkischen Landesarchiv in Graz, findet sich in den Mittheilungen des Historischer Vereines für Steiermark von 1861.[4]
Weitere Manuskripte:
- Bürgerliches Lesebuch worin nebst alter und neuer Geschichte der Römerstadt Pettau auch andere Geschichten und Denkwürdigkeiten von allen Jahrhunderten bis auf das laufende Jahr 1822 enthalten sind. 2 Bände, 1821–1825, Universitätsbibliothek Maribor.[5]
- Beyträge zu einer steyermärkischen Kirchengeschichte. 2 Bände, 1826, Musealverein Ptuj.
Literatur
- Constantin von Wurzbach: Povoden, Simon. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 23. Theil. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1872, S. 179 (Digitalisat).
- Viktor Skrabar: Simon Povoden. In: Časopis za zgodovino in narodopisje. Band 28, 1933, S. 213–229 (Digitalisat).
- Jako Glazer: Povoden, Simon (1753–1841). In: Slovenski biografski leksikon. Band 7 (Peterlin – Pregelj). Slovenska akademija znanosti in umetnosti, Ljubljana 1949 (slovenska-biografija.si).
- Kristina Šamperl-Purg: Ptujski historiograf Simon Povoden 1753–1841. In: Kronika. Band 29, 3, 1981, S. 254–258 (Digitalisat).
- Nada Gspan: Povoden, Simon. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 8, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1983, ISBN 3-7001-0187-2, S. 235.
Anmerkung
- ↑ Im Gegensatz zu anderen Quellen nennt das Biographische Lexikon des Kaiserthums Oesterreich als Geburtsort Povodens Heiligenkreuz, als Geburtsjahr 1752 und als Todesjahr 1851. Siehe Constantin von Wurzbach: Povoden, Simon. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 23. Theil. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1872, S. 179 (Digitalisat).
Einzelnachweise
- ↑ a b c Nada Gspan: Povoden, Simon. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 8, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1983, ISBN 3-7001-0187-2, S. 235.
- ↑ a b c d e Jako Glazer: Povoden, Simon (1753–1841). In: Slovenski biografski leksikon. Band 7 (Peterlin – Pregelj). Slovenska akademija znanosti in umetnosti, Ljubljana 1949 (slowenisch, slovenska-biografija.si).
- ↑ The Povoden Museum and the Orpheus Monument. Pokrajinski muzej Ptuj Ormož, abgerufen am 18. August 2025 (englisch).
- ↑ Den Sammlungen des Vereines. B. Handschriften. Povoden’s Schriften. In: Mittheilungen des Historischen Vereines für Steiermark. Heft 10, 1861, S. 33–36 (Digitalisat).
- ↑ Balduin Saria: Narodopisno iz Simon Povodnovega dela „Bürgerliches Lesebuch“. In: Etnolog 5/6, 1933, S. 254–258 (Digitalisat).