Sime Seruya

Sime Seruya (* 1876 in Lissabon; † 1955) war eine portugiesische Schauspielerin, die als Suffragette und Sozialistin im Vereinigten Königreich aktiv war.

Leben

Seruya wurde 1876 in Lissabon geboren und arbeitete dort als Schauspielerin, bevor sie 1906 nach London kam.[1] Sie lebte in West Lewisham.[2]

Seruya trat 1907 der Women’s Social and Political Union (WSPU) bei und spendete 100 Pfund.[3] Ebenfalls 1907 wurde sie verhaftet und zu 14 Tagen Gefängnis verurteilt, weil sie an einer Demonstration für das Frauenwahlrecht vor dem Unterhaus teilgenommen hatte.[4] Im Herbst gehörte sie zu den siebzig Mitgliedern der WSPU, die sich aufgrund der autoritären Führung der WSPU durch die Pankhurts in die Women’s Freedom League (WFL) abspalteten.[1] 1909 trat sie auch der Women’s Tax Resistance League (WTRL) bei.[3]

Abzeichen der Actresses’ Franchise League

1908 gründete Seruya zusammen mit Gertrude Elliott, Winifred Mayo und Adeline Bourne die Actresses’ Franchise League,[5][6] in der Schauspielerinnen versammelt waren, die die Anliegen der Suffragetten, unabhängig von deren Ausrichtung, mit schauspielerischen Mitteln unterstützen wollten.[7]

Seruya organisierte 1910 zusammen mit ihrer Schauspielkollegin Edith Craig die Suffragetten-Produktion A Pageant of Great Women.[2] Das Stück folgte dem Konzept eines Moralstücks, in dem die Hauptfigur „Woman“ mit der Antagonistin „Prejudice“ konfrontiert wird, die glaubt, dass Männer und Frauen nicht gleich sind. „Justice“ führt den Vorsitz in der Debatte zwischen „Prejudice“ und „Woman“, während Gruppen großer Frauen auf die Bühne kommen, um die Errungenschaften von Frauen in der Kunst, in der Regierung, in der Bildung, in spirituellen Angelegenheiten und im Kampf zu demonstrieren. „Woman“, „Justice“ und „Prejudice“ wurden von drei professionellen Schauspielerinnen gespielt, der Rest von Suffragetten an verschiedenen Spielorten.[8]

1910 begann Seruya mit dem Verkauf von feministischen Büchern und Merchandising zum Thema Frauenwahlrecht (darunter von ihr herausgegebene Postkarten[9]) in einem der Zimmer des Hauses von Craig und Christabel Marshall in der Bedford Street in London und gründete den International Suffrage Shop.[10] Sie veröffentlichte eine Anzeige in der Zeitung Votes for Women, in der sie die Eröffnung des Ladens ankündigte.[11] Im März 1911 zog der Laden in größere Räumlichkeiten in der Adam Street in Strand um.[12]

Im selben Jahr wehrte sich Seruya erfolgreich gegen eine Verurteilung wegen des Verkaufs von Votes for Women auf den Stufen des Lyceum Theatre, wobei der Bericht über den Prozess in Votes for Women klar machte, dass das ohne ihre finanziellen Ressourcen und ihre Bekanntheit als Schauspielerin nicht möglich gewesen wäre.[13]

Seruya war Sozialistin und Mitglied der Independent Labour Party[6] und der Fabian Society.[14] 1908 war sie ehrenamtliche Schatzmeisterin der Penal Reform League[15] und 1910 nahm sie am 8. internationalen sozialistischen Kongress in Kopenhagen teil.[1]

In der Zwischenkriegszeit war sie Mitglied der Film and Photo League[16] und engagierte sich zusammen mit anderen linken Aktivisten wie Ivor Montagu, Eva Reckitt oder Ernie Trory in der Arbeiterfilmbewegung.[17][18] Außerdem war sie nach dem Generalstreik von 1926 und der anschließenden Aussperrung der Bergarbeiter im Women's Committee for the Relief of the Miners' Wives and Children aktiv.[19]

Sie hatte einen Sohn, Ivan Seruya,[16] der als Student am Regent Street Polytechnic Mitglied der Friends of the Soviet Union und der Young Communist League war.[20] Sie starb 1955.[1]

Einzelnachweise

  1. a b c d John Simpkins: Sime Seruya. Spartacus Educational, Januar 2020, abgerufen am 21. Mai 2025.
  2. a b Suffrage Actors & Performers, Directors and Designers Biographies. In: How the Vote was Won. The Suffragettes, 20. Juni 2010, abgerufen am 21. Mai 2025.
  3. a b Miss Sime Seruya. In: Database. Women's Suffrage Resources, abgerufen am 21. Mai 2025.
  4. Naomi Paxton: Stage rights!: The Actresses’ Franchise League, activism and politics 1908–58. Manchester University Press, Manchester 2018, ISBN 978-1-5261-1481-5.
  5. Ronald L. Dotterer und Susan Bowers: Politics, Gender, and the Arts: Women, the Arts, and Society. Susquehanna University Press, Selinsgrove, PA 1992, ISBN 978-0-945636-30-4, S. 77 f. (google.co.uk).
  6. a b Elizabeth Crawford: Actresses’ Franchise League. In: The Women's Suffrage Movement: A Reference Guide 1866–1928. Routledge, London 2003, ISBN 0-7484-0379-5, S. 4, 627.
  7. David Doughan und Peter Gordon: Actresses’ Franchise League. In: Dictionary of British Women's Organisations, 1825–1960. Taylor & Francis, London 2014, ISBN 978-1-136-89777-1, S. 11 (google.co.uk).
  8. Katharine Cockin: Cicely Hamilton’s Warriors: Dramatic Reinventions of Militancy in the British Women's Suffrage Movement. In: Women’s History Review. Band 14, Nr. 3+4, 2005, S. 527–542.
  9. Kenneth Florey: American Woman Suffrage Postcards: A Study and Catalog. McFarland & Company, Jefferson, NC 2016, ISBN 978-1-4766-2078-7, S. 8 (google.co.uk).
  10. Diarmuid Hester: Nothing Ever Just Disappears: Seven Hidden Queer Histories. Simon & Schuster, New York City 2024, ISBN 978-1-63936-556-2.
  11. Kenneth Florey: Women’s Suffrage Memorabilia: An Illustrated Historical Study. McFarland & Company, Jefferson, NC 2013, ISBN 978-1-4766-0150-2, S. 186 f. (google.co.uk).
  12. Elizabeth Crawford: WALKS/Suffrage Stories: The International Suffrage Shop. In: Woman and her Sphere. Privater Blog, 11. Juni 2013, abgerufen am 22. Mai 2025.
  13. Slieve McGowan: To Secure a Conviction: the Case of Miss Seruya. In: Votes for Women. 11. November 1911 (thesuffragettes.org).
  14. Annual Report. Fabian Society, London 1954, S. 14.
  15. The Reformers’ Year Book: Formerly the Labor Annual. The Labour Press Society Ltd., Manchester 1908, S. 208.
  16. a b Bert Hogenkamp: Deadly Parallels: Film and the Left in Britain, 1929–1939. Lawrence and Wishart, London 1986, ISBN 978-0-85315-655-0, S. 129, 223.
  17. Various Authors: The Labour Movement (= Routledge Library Editions). Taylor & Francis, London 2021, ISBN 978-0-429-78498-9, S. 184 (google.co.uk).
  18. Don Macpherson und Paul Willemen: Traditions of Independence: British Cinema in the Thirties. BFI Pub., London 1980, ISBN 978-0-85170-093-9, S. 61.
  19. Marion Phillips: Women and the Miners’ Lockout: The Story of the Women’s Committee for the Relief of the Miners’ Wives and Children. Labour Publishing Company, London 1927, S. 83.
  20. James Smith: Soviet Films and British Intelligence in the 1930s: The Case of Kino Films and MI5. In: Rebecca Beasley und Philip Ross Bullock (Hrsg.): Russia in Britain, 1880–1940: From Melodrama to Modernism. 2013, ISBN 978-0-19-966086-5, Kap. 13, S. 241–257, doi:10.1093/acprof:oso/9780199660865.003.0014.