Silius Italicus

Silius Italicus, Punica 9,1–15, mit Randbemerkungen von Domizio Calderini in einer Handschrift des 15. Jahrhunderts. Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Vaticanus Ottob. lat. 1258, fol. 102v

Tiberius Catius Asconius Silius Italicus (* um 25 n. Chr.; † um 100 n. Chr.) war ein römischer Politiker und Dichter. Er verfasste die „Punica“, ein Epos über den zweiten Punischen Krieg, das in 17 Büchern über 12.000 Verse umfasst. Sein Werk ist nicht nur eines der bedeutendsten Epen der nachklassischen Lateinischen Literatur, sondern auch das umfangreichste lateinische Epos, das aus der Antike überliefert ist.

Gegen die Punica erhoben neuzeitliche Altphilologen lange den pauschalen Vorwurf, dass sie stilistisch nicht zu den Glanzstücken ihrer Zeit zählte und teilweise epigonale Züge gegenüber den Augusteischen Dichtern Vergil und Ovid zeige, die Silius verehrte. Daher sind Silius Italicus und sein Werk erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts Gegenstand umfassender sprachlicher Analysen und Würdigungen in der neueren Forschung geworden.[1]

Leben

Silius’ Geburtsort ist unbekannt. Aus seinem Beinamen Italicus wurde geschlossen, dass er aus Italica in Hispanien stamme,[2] doch Römische Namenskonventionen würden hier die Form Italicensis erfordern. Martial, der Silius mehrere Epigramme widmete, zählte ihn nicht zu den literarischen Berühmtheiten Hispaniens der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts. Die Vermutung, Silius sei aus Italica, der Hauptstadt der italischen Föderation aus dem Bundesgenossenkrieg, ist ebenfalls unbelegt. Wahrscheinlich waren seine Vorfahren Mitglieder einer italischen Gemeinschaft, wie sie in Inschriften auf Sizilien und anderen Orten auftauchen, und der Beiname Italicus wäre in diesem Fall als Titel anzusehen.

In jungen Jahren machte sich Silius als Redner vor dem Gericht der Centumviri einen Namen.[3] später war er Politiker im Senat, jedoch ohne großen Ehrgeiz für seinen Stand. Den Kaisern, unter denen er lebte, erschien er wenig anstößig, was darauf hindeutet, dass er seinen Schutz und Aufstieg unter Kaiser Nero durch seine rednerischen Fähigkeiten in gerichtlichen Schauprozessen sicherte, die oft den Angeklagten, die beim Kaiser in Ungnade gefallen waren, zum Verhängnis wurden. Im Jahr 68 wurde Silius zusammen mit Publius Galerius Trachalus ordentlicher Konsul. In diesem Jahr entzog Nero den Konsuln vorzeitig ihr Amt und übernahm selbst allein das Konsulat.[4] Tacitus nennt Silius als einen von zwei Zeugen (neben Cluvius Rufus) der Unterredung im Dezember 69 zwischen Titus Flavius Sabinus, dem älteren Bruder Vespasians, und Kaiser Vitellius. Sabinus versuchte in diesem Gespräch, Vitellius zur Aufgabe seiner Herrschaft zu überreden, da Vespasians Truppen bereits aus der Provinz Moesia auf Rom marschierten.[5]

Silius Italicus studiert am Grab Vergils in Neapel (Joseph Wright of Derby, Öl auf Leinwand 1779)

Unter Nero beschädigte Silius seinen Ruf, da man glaubte, er habe freiwillig Anklagen erhoben, doch in der Freundschaft mit Vitellius verhielt er sich klug und umsichtig.[6] Nach seiner Zeit als Konsul arrangierte er sich mit dem luxusliebenden Kaiser Vitellius und wurde um das Jahr 77 Prokonsul der Provinz Asia, aus welchem Amt er großen Ruhm erlangte.[7] Nach seiner Statthalterschaft in Asien zog sich Silius noch unter der flavischen Dynastie ins Privatleben zurück und widmete sich in seinem otium der Schriftstellerei.[8] Martial beschreibt diesen Übergang vom politischen negotium („Geschäftlichkeit“) in der Stadt zum otium auf dem Land als eine Verlagerung seiner Tätigkeit ins Private, was den Einfluss der Ciceronianischen Rhetorik auf sein späteres Werk, insbesondere sein Epos „Punica“, erklärt.[9] Dieses Gedicht, das er mit größerer Sorgfalt als Begabung verfasste,[10] enthält nur zwei Passagen über die Flavier, in denen Domitian als Krieger und in einer als Sänger gefeiert wird, dessen Leier süßer als die des Orpheus klingt.

Er war ein passionierter Sammler und verehrte zwei große Römer seiner Vergangenheit, Cicero und Vergil, in einer geradezu kultischen Weise. Er besaß ihre Landgüter in Tusculum und Neapel und verbrachte sein Alter an der kampanischen Küste in der Nähe von Vergils Grab, dem er als Anhänger huldigte. Mit dem Philosophen Epiktet tauschte er sich aus, und Lucius Annaeus Cornutus widmete ihm Bücher über Vergil. Als Patron des Martial wurde er von diesem in mehreren Epigrammen gelobt.

Auf Anraten seiner Freunde zog sich Silius schließlich aus Rom zurück und ließ sich in Kampanien nieder, ohne sich durch die Ankunft eines neuen Kaisers davon abbringen zu lassen.[11] In dieser Ruhe verbrachte er seine Tage mit gelehrten Gesprächen, wenn er nicht schrieb, und galt als einer der angesehensten Männer des Staates, ohne Machtstreben oder Neid zu erregen.[12] Um das Jahr 101 starb er in seinem Anwesen in Neapel im Alter von etwa 75 Jahren, eher durch körperliche Schwäche als durch Krankheit. Er war der letzte von Neros Konsuln, der starb.[13] Silius beendete sein Leben durch freiwilligen Hungertod, da er an einem unheilbaren Geschwulst litt, dessen Überdruss ihn mit stoischer Entschlossenheit zum Tod führte. Diese Form der Selbsttötung war typisch für einen Anhänger der stoischen Philosophie, da die Beendigung eines nicht lebenswerten Lebens aus stoischer Sicht als Ausdruck höchster Tugend galt. Bis zu seinem letzten Tag blieb Silius glücklich und zufrieden.[14]

Werk

Das historische Epos

Ob Silius sich verpflichtet sah, seine philosophischen Dialoge aufzuschreiben oder nicht, ist nicht bekannt. Zufällig ist sein Epos Punica in 17 Büchern mit etwa 12.000 Zeilen erhalten geblieben. Das epische Gedicht hat den historischen Stoff des Zweiten Punischen Krieges zum Thema. Das historische Epos hatte in Rom eine lange Vorgeschichte. Seit dem altlateinischen Dichter Gnaeus Naevius erfuhren große militärische Auseinandersetzungen der Römer oft die Behandlung in einer solchen Form der Dichtung. Silius und Lucan sind zwei Vertreter des historischen Epos aus der Neronischen Zeit.

In einer bekannten Passage beschreibt Petronius demonstrativ die Schwierigkeiten bei diesem historischen Motiv. Ein Dichter, sagt er, der das weite Thema „Bürgerkriege“ schultere, bräche, bis er alles Wissen zusammen habe, unter der Last zusammen, da er nicht nur die Fakten berichten, was die Historiker deutlich besser könnten, sondern für die Abschweifungen, für die Einführung göttlicher Wesen in die Szenerie, und für die mythologische Einfärbung des Themas einen in alle Richtungen freien Geist besitzen müsse. Die lateinischen Gesetze des historischen Epos wurden durch Ennius festgelegt und waren noch gültig, als Claudian schrieb. Sie wurden niemals ernsthaft verletzt, außer durch Lucan, der die dei ex machina seiner Vorgänger durch den weiten, düsteren und eindrucksvollen stoischen Gedanken des Schicksals ersetzte.

Silius war einer von vielen Römern des frühen Prinzipats, der sich mutig zu den Ansichten des Stoizismus bekannte. Anders als bei Lucan ist dieses Gedankengut jedoch weniger in sein Werk eingeflossen. Silius lehnte sich in seinem Werk an zwei Vorbilder an: Einerseits übernahm er Bilder und Gedanken von Epiktet, den er als einen der größten Philosophen ansah, andererseits folgte er den Lehren des Stoikers, Rhetorikers und Grammatikers Cornutus, dem er sogar einen Vergil-Kommentar widmete.

Mit seinem umfangreichen Wissen hatte Silius exzellente Voraussetzungen für jeden einzelnen Bestandteil des konventionellen historischen Epos. Und obwohl er nicht von Quintilian beim Namen genannt wird, ist er vermutlich bei der Erwähnung der Gruppe von Dichtern mit gemeint, die schrieben, um ihr Wissen zu demonstrieren. Er betonte auch unwichtige Momente in der Geschichte, sofern sie malerisch zu schildern waren. Dagegen überging er wichtige Ereignisse, wenn sie sich nicht für heldenhafte Darstellungen eigneten. Seine Helden waren wie bei Homer den Leidenschaften und Launen der Götter unterworfen. Silius wandelte Ereignisse und Gleichnisse aus der Mythologie oder Geschichte Roms und Griechenlands leicht ab und fügte sie in sein Epos ein, auch wenn es dem Thema nicht angemessen war. Er tat dies mit einer für seine Zeit ungewohnten Einfachheit, aber auch mit kultivierter Anmut und Geschmack.

Zwei starre Vorgaben für ein antikes Epos waren: reichlich Gleichnisse und viele Zweikämpfe. Aber weil die dabei geschilderten Heldentaten längst ohne große Variationen ausgearbeitet waren, brachten die Wiederholungen wenig Neues. Silius hatte jedoch perfektes dichterische Bewusstsein, gepaart mit knappen Spuren poetischer Kreativität. Kein Schriftsteller wurde korrekter und einheitlicher durch Zeitgenossen und Nachfolger gleichermaßen beurteilt. Nur Martial schmeichelte ihm, indem er seinen Freund auf Augenhöhe mit Vergil sah. Der jüngere Plinius sagte höflich, dass Silius seine Gedichte mit mehr Fleiß als Talent schrieb, und dass er, wenn er sie nach der Mode der Zeit vor Freunden rezitierte, gelegentlich entdeckte, was man wirklich von ihnen dachte.[15] Es ist daher erstaunlich, dass das Gedicht erhalten geblieben ist. Silius wird nach Plinius von keinem antiken Schriftsteller außer Sidonius Apollinaris mehr erwähnt.

Die Punica

Das einzige von Silius erhaltene Werk, die Punica (Libri Punicorum bellorum, dt. „Die Bücher vom Punischen Kriege“), umfasst 12.202 Verse und ist damit das längste zusammenhängende Gedicht, das aus der Römischen Antike vorliegt. Die strittige Einteilung in 17 fertige Bücher erregte bei zahlreichen Forschern den Verdacht, dass der Dichter es hier nicht fertiggebracht habe, trotz seiner klassischen Vorbilder, in deren Tradition er sich bewegte, eine Einteilung in eine Anzahl der klassischen epischen Zahlensymbolik vorzunehmen.[16] Die Epiker bevorzugten tetradische oder hexadische Einteilungen, bzw. deren vielfache.[17] Walter Kißel nahm an, dass Silius ursprünglich eine dreifache Hexade, also 18 Bücher entwerfen wollte, durch seine Krebserkrankung jedoch zeitlich nicht mehr in der Lage war, das Werk in dieser Form zu vollenden.[18] Ein Werk mit 18 Büchern hätte sein Pendant in Ennius überlieferten Annales gehabt, einem der berühmtesten historischen Epen des Römischen Altertums, in dem ebenfalls der Zweite Punische Krieg behandelt wird. Andere Ansätze zur Zahlensymbolik verfolgten Michael von Albrecht und Karl Heinz Niemann. Während letzterer die Zahl als gewählt und vom Autor gewollt hinnahm[19], brachte von Albrecht Beispiele aus der klassischen Tradition für 17 Stücke umfassende Werke.[20] Sowohl Kallimachos' Iamben als auch die daran angelehnten Horazischen Epoden umfassen 17 Stücke. Ähnlichkeit findet sich auch zur Appendix Vergiliana, die ohne Sphragis 17 Gedichte enthält.

Den Stoff und die Quellen für die Punica lieferten hauptsächlich Livius’ dritte Dekade in seiner Weltgeschichte ab urbe condita (umfassend die Bücher 31–45) und Passagen aus Ennius’ Annales, die im Original nicht mehr erhalten sind. Weitere Geschichtsschreiber zum Krieg mit Hannibal, die als Quellen gedient haben könnten, sind nicht auszuschließen.[21] Viele Werke des nachklassischen und späten klassischen saeculum liegen bekanntlich nicht in der Überlieferung vor.[22] Die Fakten werden üblicherweise im ursprünglichen Zusammenhang und ihrer historischen Reihenfolge präsentiert.

Die Anlage des Epos folgt der der Ilias und der Aeneis, es ist gedacht als Duell zwischen zwei mächtigen Staaten und parallelen Meinungsverschiedenheiten bei den Göttern. Scipio und Hannibal sind die beiden großen Helden, die den Platz von Achilles und Hektor einerseits, Aeneas und Turnus andererseits einnehmen, während die kleineren Figuren in den Farben Vergils oder Homers gezeichnet sind. Sein Hannibal ist am Anfang offensichtlich eine Verkörperung von Grausamkeit und Verrat, der Inbegriff all dessen, was die Römer mit dem Begriff Punier verbinden. Scipio nennt er Hannibal von Ausonien; er lässt Juno dem karthagischen Feldherrn versichern, dass, wenn das Glück es ihm beschert hätte, als Römer geboren zu werden, ihm ein Platz unter den Göttern sicher gewesen sei. Scipio wird als Gegenspieler von Hannibal als Figur fast so mythisch wie Alexander der Große im Mittelalter. Als Nebenfiguren treten Fabius Maximus Verrucosus, eine offensichtliche Kopie von Lucans Cato, und Lucius Aemilius Paullus, der in der Schlacht von Cannae getötete Konsul auf.

Wie viele Dichter spielte Silius auf markante Episoden von Homer und Vergil an und passte sie für seinen Kontext an. So hat Hannibal einen Schild von wunderbarer Verarbeitung – wie Achilles und Aeneas; da Aeneas in den Hades hinabstieg und eine Vision der Zukunft Roms hatte, muss Scipio seine Offenbarung aus dem Himmel erhalten; die Trebia, an Körpern würgend, muss sich wie Xanthus in Wut erheben, und von Vulcanus in die Flucht geschlagen werden; an Stelle von Vergils Camilla muss es eine Asbyte geben, numidische Amazone vor Sagunt. Die vielen Schlachten werden im Allgemeinen – den epischen Regeln folgend – zu Zweikämpfen umgeschrieben.

Textüberlieferung

Das Gedicht wurde 1416 oder 1417 von Poggio Bracciolini in einem Manuskript entdeckt, möglicherweise in Konstanz. Von dieser heute verlorenen Edition stammen alle existierenden ab (die durchweg aus dem 15. Jahrhundert datieren). Ein wertvolles Manuskript aus dem 8. oder 9. Jahrhundert, das in Köln von L. Carrion im späten 16. Jahrhundert gefunden wurde, verschwand kurze Zeit später wieder.

Zwei editiones principes, die nicht vor das Jahr 1471 datieren, stammen aus Rom. Spätere Ausgaben des Werks, über siebzig an der Zahl, stammen unter anderem von Nikolaes Heinsius dem Älteren (1600), Arnold Drakenborch (Utrecht 1717), der einen heute noch wertvollen Kommentar beigab, Johann Christian Gottlieb Ernesti (Leipzig 1791), G. A. Ruperti (Göttingen 1795/1798), dessen vorzüglichen Kommentar Jules Lemaître (Paris 1823) fortführte, und L. Bauer (Leipzig: Teubner 1890/1892). Erst die kritische Ausgabe von Josef Delz (1987) bietet einen soliden Text, der auch viele irrige Emendationen früherer Humanisten ausscheidet.

Rezeption

Der Anfang der Punica in der Handschrift Venedig, Biblioteca Nazionale Marciana, Lat. XII, 68 (colloc. 4519), fol. 3r (15. Jahrhundert)

Nach dem Erstdruck seines Werkes 1471 erfreute sich Silius zunächst häufiger Lektüre und Nachahmung, besonders in England[23]. Seit Mitte des 16. Jahrhunderts bis in die neuere Literaturgeschichte[24] zog eine Geringschätzung des Dichters Silius Italicus ein, die vor allem von einem lapidaren, stark abschätzigen Urteil Julius Caesar Scaligers in dessen postum 1561 veröffentlichten Poetices libri septem herrührt.

Non nervos, non numeros, non spiritum habet. Adeo vero ab omni venere alienus est, ut nullus invenustior fit. Totus haeret, trepidat, vacillat: ubi audet, cadit. (Poet. VI,6, ed. Lyon 1561, S. 324aD–bA).
Er hatte keine Fähigkeiten zur Spannungserzeugung, keinen Rhythmus und keine Genialität. Daher ist er wahrlich frei von jeglichem Liebreiz. Das ganze Werk stockt, zittert und wankt bei ihm: wo er etwas wagt, da scheitert er.

Scaliger hatte mit diesem Urteil besonders die vielfältigen Anleihen konventionalisierter Formalismen aus älteren Werken im Blick, die keine rechte Motivlage des Epos und eine geringe motivische Kohärenz erkennen ließen. Während die Haupthandlung im Stile enkomiastischer Epik linear den historischen Ereignissen folgt, werden immer wieder Episoden eingeschoben, wie die Unterweltsfahrt Scipios, die aus älteren Epen motiviert sind. Der Heldencharakter ist keine klare Entscheidung des Dichters, sondern ein Mittelweg zwischen Alexandrinischer Panegyrik im historischen Stil und einem mythologischen Helden, der unter dem Einfluss der Götter steht. Manche Forscher gehen sogar davon aus, dass Silius selbst erst während des Schreibens bewusst wurde, welche historische Bedeutung Hannibal zukomme, wobei er ihn etwa ab dem 15. Buch zunehmend an Scipio angleichen musste. In Scaligers Urteil sollten sich Vergleiche und epische Motive in ihrem Zusammenhang mit den Vorgängern messen, wobei er schließlich zu dem Urteil kommt, dass Silius innerhalb seines Katalogs guter römischer Dichter (Poet. VI,6, ed. 1561, S. 323aB–327bC: Martial, Valerius Flaccus, Statius, Juvenal, Persius, Seneca, Silius, Sulpicia, Lukan) der schwächste und vor diesem Hintergrund nicht einmal ein wirklicher Dichter gewesen sei: Quem equidem postremum bonorum poetarum existimo, quin ne poetam quidem (ed. 1561, S. 324aD).

Silius Bemühen um Verständlichkeit und rhetorische Klarheit entgegen dem ihm oft zugerechneten Manierismus entdeckte die Philologie erst in den letzten Jahrzehnten. Auch steht nun weniger der Überlieferungswert der historischen Fakten, sondern vielmehr die Vorlage und die Arbeitsweise des Dichters bei der Erstellung des Werkes selbst im Vordergrund.

Ein geflügeltes Wort aus der Punica (11,595) ist pax optima rerum: Der Friede ist das beste der Dinge.; auch: Der Friede ist das Beste, was die Natur dem Menschen bescherte. (Erasmus von Rotterdam in die Die Klage des Friedens). Es gilt als Motto des Westfälischen Friedens und findet sich auch auf dem Siegel der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel.

Textausgaben und Übersetzungen

Literatur

Übersichtsdarstellung

  • Michael von Albrecht: Geschichte der römischen Literatur. Von Andronicus bis Boethius und ihr Fortwirken. Band 2. 3., verbesserte und erweiterte Auflage. de Gruyter, Berlin u. a. 2012, ISBN 978-3-11-026525-5, S. 809–820.

Kommentare

  • Uwe Fröhlich: Regulus. Archetyp römischer Fides. Das sechste Buch als Schlüssel zu den Punica des Silius Italicus. Interpretation, Kommentar und Übersetzung (= Ad fontes. Bd. 6). Stauffenburg-Verlag, Tübingen 2000, ISBN 3-86057-185-0 (Zugleich: Heidelberg, Universität, Dissertation, 1997/1998: ... et numquam summissus colla dolori.).
  • Alfred Klotz: Die Stellung des Silius Italicus unter den Quellen zur Geschichte des Zweiten Punischen Krieges. In: Rheinisches Museum für Philologie. NF Bd. 82, Nr. 1, 1933, S. 1–34, (Digitalisat (PDF; 6,85 MB)).
  • R. Joy Littlewood: A commentary on Silius Italicus', Punica 7. Oxford University Press, Oxford u. a. 2011, ISBN 978-0-19-957093-5.
  • François Spaltenstein: Commentaire des Punica de Silius Italicus (= Université de Lausanne Publications de la Faculté des Lettres. 28, ISSN 0248-3521). 2 Bände (Bd. 1: Livres 1 à 8. Bd. 2: Livres 9 à 17.). Droz, Genf 1986–1990, (Zugleich: Lausanne, Universität, phil. Dissertation, 1986).

Untersuchungen

  • Michael von Albrecht: Silius Italicus. Freiheit und Gebundenheit römischer Epik. P. Schippers, Amsterdam 1964, (Zugleich: Tübingen, Universität, Habilitations-Schrift, 1964).
  • Antony Augoustakis (Hrsg.): Brill's Companion to Silius Italicus. Brill, Leiden u. a. 2010, ISBN 978-90-04-16570-0.
  • Erich Burck: Historische und epische Tradition bei Silius Italicus (= Zetemata. H. 80). C. H. Beck, München 1984, ISBN 3-406-09680-8.
  • Jana Maria Hartmann: Flavische Epik im Spannungsfeld von generischer Tradition und zeitgenössischer Gesellschaft (= Europäische Hochschulschriften. Reihe 15: Klassische Sprachen und Literatur. Bd. 91). P. Lang, Frankfurt am Main u. a. 2004, ISBN 3-631-52337-8 (Zugleich: Gießen, Universität, Dissertation, 2003).
  • Steven H. Rutledge: Imperial inquisitions. Prosecutors and informants from Tiberius to Domitian. Routledge, London u. a. 2001, ISBN 0-415-23700-9, S. 268–269.
  • Florian Schaffenrath (Hrsg.): Silius Italicus. Akten der Innsbrucker Tagung vom 19.–21. Juni 2008 (= Studien zur klassischen Philologie. 164). P. Lang, Frankfurt am Main u. a. 2010, ISBN 978-3-631-58658-7.

Einzelnachweise

  1. Michael von Albrecht: Silius Italicus. Freiheit und Gebundenheit römischer Epik. Amsterdam 1964, S. 9ff.
  2. Vgl. Vita Silii Italici, in: Tiberius Catius Asconius, Silius Italicus. De secundo bello Punico Leipzig 1504, S. 6.
  3. Martial, Epigramme 7,63,7f.
  4. Sueton, Nero 43,2.
  5. Tacitus, Historien 3,65,2.
  6. Plinius, Epistulae 3,7,3.
  7. Plinius, Epistulae 3,7,3.
  8. Plinius, Epistulae 3,7,3.
  9. Martial, Epigramme 4,14; 7,73,11.
  10. Martial, Epigramme 7,63,1f.
  11. Plinius, Epistulae 3,7,6.
  12. Plinius, Epistulae 3,7,4.
  13. Plinius, Epistulae 3,7,9.
  14. Plinius, Epistulae 3,7,1.
  15. Vgl. Plin epist. 3,7,4: Scribebat carmina maiore cura, quam ingenio.
  16. Vgl. zuletzt Fernand Delarue: Sur l´architecture des Punica des Silius Italicus, in: REL, Bd. 70 (1992), S. 157ff.
  17. Vgl. Werner Schubert: Silius Italicus Ein Dichter zwischen Klassizismus und Modernität? in: Silius Italicus. Akten der Innsbrucker Tagung vom 19. – 21. Juni 2008, hg. v. Florian Schaffenrath. Frankfurt a. M. 2010, S. 23. Vergil schrieb 12 Bücher, ein Viertel von den 48 homerischen Gesängen Ilias und Odyssee, wobei in der Aeneis je die Hälfte der Bücher (also eine Hexade [6] oder ein Achtel) auf die jeweiligen Epen entfiel (nach gängiger Einteilung).
  18. Vgl. Walter Kißel: Das Geschichtsbild des Silius Italicus (Studien zur Klassischen Philologie 2). Frankfurt a. M. 1979, S. 217f.
  19. Vgl. Karl-Heinz Niemann: Die Darstellung der römischen Niederlagen in den Punica des Silius Italicus. Bonn 1975.
  20. Michael von Albrecht: Geschichte der Römischen Literatur. Bern 1992, S. 763.
  21. Vgl. Alfred Klotz: Die Stellung des Silius Italicus unter den Quellen zur Geschichte des zweiten punischen Krieges, in: Rheinisches Museum. Band 82, 1933, S. 3f. (PDF), Klotz nennt für die ersten acht Bücher als Hauptquelle Coelius Antipater und ab dem achten Buch den Annalisten Valerius Antias, die Silius ohne Umwege über Livius genutzt hätte.
  22. Vgl. Heinz-Günther Nesselrath: Zu den Quellen des Silius Italicus, in: Hermes 114 (1986), S. 230. Nesselrath belegt zwar, dass Silius immer wieder kleine Episoden an Livius vorbei aus älteren Quellen modifiziert habe, dass jedoch gerade dies keinen kompilatorischen Charakter trägt, weil seine Hauptquelle Livius war, dessen Fakten er klarer und dichterisch ansprechend darstellen konnte.
  23. Vgl. Ernst Robert Curtius: Europäische Literatur und lateinisches Mittelalter. Francke: Bern / München 1948, 7. Aufl. 1969, S. 268; E. L. Bassett: Silius Italicus in England. In: Classical Philology 48 (1953), S. 155–168.
  24. Vgl. z. B. Manfred Fuhrmann: Geschichte der römischen Literatur. Reclam: Stuttgart 1999, S. 430ff. Fuhrmann stellt Silius in eine Reihe mit Valerius Flaccus und Statius, die alle in ihrer Vergilnachahmung "manchen Zug dieser Epik als epigonenhaft erscheinen" (S. 430) ließe. Silius selbst und seine Motiventlehnungen seien "matt und unselbstständig" (S. 432).