Siegfried Kaden
Siegfried Kaden (* 29. März 1944 in Dresden; † 20. November 2021 in München) war ein deutscher Maler, Grafiker und Hochschullehrer. Er lebte und arbeitete abwechselnd in Deutschland, Österreich, Spanien und Kuba. Ab 2019 war er Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste.[1]
Leben
Kaden wurde 1944 in Dresden geboren. Als Kleinkind überlebte er gemeinsam mit seiner Mutter Charlotte Kaden die Luftangriffe auf Dresden im Februar 1945. Die ersten Kindheitsjahre verbrachte er in Leipzig in der Sowjetischen Besatzungszone und ab 1949 in der DDR. Sein Vater Arthur Herbert Kaden, ein Druckereibesitzer, wurde von den Behörden verfolgt. 1957 gelang der Familie die Ausreise in die Bundesrepublik Deutschland.[2]
Nach dem Besuch mehrerer Internate legte Kaden 1967 am Gymnasium Tutzing das Abitur ab. Zunächst studierte er Wirtschaftswissenschaften an der Universität Bochum, wandte sich jedoch bald der Kunst zu. Von 1968 bis 1974 studierte er Kunstgeschichte an der Universität Stuttgart sowie Malerei, Grafik und Kunstpädagogik an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart. 1971–1973 setzte er sein Studium an der Akademie der Bildenden Künste Wien fort. Zu seinen Lehrern gehörten Rudolph Hoflehner in Stuttgart und Rudolf Hausner in Wien.[2]
Seine Lebensstationen nach dem Studium führten ihn nach Wien, Pähl in Oberbayern, Heidelberg, Palma de Mallorca sowie für einen längeren Lebensabschnitt nach München. Von 1995 bis 2020 lebte und arbeitete er überwiegend in Havanna, Kuba.[3]
Lehrtätigkeit
- 1993–1994: Freie Kunstakademie Mannheim
- 1996–1998: Vizepräsident der Gesellschaft für Kunst und Kirche e.V. Artheon
- 1997: Internationale Sommerakademie Wismar
- 1998: Gastprofessur an der staatlichen Kunstakademie ISA, Havanna
- 1999: Sommerakademie der Schönen Künste, Irsee
- 2000–2013: Professor an der staatlichen Akademie der Bildenden Künste „San Alejandro“, Havanna
- 2006–2007: Internationale Sommerakademie für Bildende Kunst, Salzburg
Kuratorische Tätigkeit
- 2005–2007: Las Revoluciones del Mundo / Die Revolutionen der Welt (u. a. Berlin, München, Havanna, Mexico D.F.)
- 2010/2011: Los Desastres de la Guerra (Havanna, mit Ulises Morales Lamadrid)
- 2011: Junge Szene Kuba (München, mit Ulises Morales Lamadrid)
Preise und Stipendien
- 1998: DAAD-Stipendium, Havanna, Cuba
- 1995: Erwin und Gisela von Steiner-Stiftung, München
- 1985: Preis des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels
- 1984: Staatlicher Förderpreis des Freistaates Bayern
- 1982: Preis der Biennale Mulhouse, Schweiz
- 1981: Förderpreis der Stadt München
- 1970: DAAD-Stipendium, Wien, Osterreich
Künstlerisches Werk und Stil
| Ente |
|---|
| , 1990 |
| Acryl auf Leinwand |
| 170,5 × 100,5 cm |
| Städtische Galerie im Lenbachhaus |
|
Link zum Bild |
Kadens Werk umfasst zahlreiche Gemälde, Zeichnungen, Aquarelle, Graphiken, Objekte und Installationen. Er schuf großformatige Leinwände ebenso wie sensible und gleichermaßen expressive Illustrationen und Wandarbeiten. Charakteristisch ist zudem die Verbindung von Bild und Text, etwa in seinen Buchprojekten und Zeitungsserien, in denen sich die Tradition der Bilderbögen mit den Mitteln des modernen Comic verbindet. Von besonderer Bedeutung ist der von 1998 bis 1999 im Feuilleton der Süddeutschen Zeitung erschienene Bildroman Stille Tage in Havanna mit einem Text von Johannes Willms.[4]
In der Rezeption wird er als kultureller „Brückenbauer“ zwischen Deutschland und Kuba bezeichnet.[1] Seine Arbeiten wurden in zahlreichen Ausstellungskatalogen und Monografien publiziert. Sie wurden international ausgestellt und sind in bedeutenden Sammlungen vertreten, darunter die Pinakothek der Moderne in München, die Albertina in Wien und das Israel Museum in Jerusalem.
Autobiografischer Comic
Im Jahr 2025 erschien posthum Kadens autobiografisches Buch Mit dem Pferd nach Havanna. Autobiografie in Zeichnungen und Text, herausgegeben von Verena Nolte im Steidl Verlag.[5][6] Das Werk ist als gezeichneter Comic mit begleitenden Texten gestaltet und verbindet autobiografische Erinnerungen, Reiseerlebnisse und künstlerische Reflexionen. Kaden schildert darin prägende Stationen seines Lebens – von seiner Kindheit in Dresden über Studienjahre in Stuttgart und Wien bis hin zu seinen langjährigen Aufenthalten in Spanien und Kuba. Inhaltlich thematisiert der Comic Kriegserfahrungen, Exilerlebnisse, Begegnungen mit Künstlerkollegen und die kulturellen Kontraste zwischen Europa und Lateinamerika. In der Rezeption wird das Buch als eindrucksvolles Spätwerk gewürdigt.[1]
Werke in öffentlichen Sammlungen
- Pinakothek der Moderne, München
- Israel Museum, Jerusalem
- Deutsche Bank, Frankfurt
- Wittelsbacher Ausgleichsfonds, München (Sammlung Herzog Franz von Bayern)
- Städtische Galerie im Lenbachhaus, München
- Staatliche Graphische Sammlung, München
- Albertina, Wien
Ausstellungen (Auswahl)
- 2021: Cuba – mi amor. Zeichnungen, Galerie Margret Biedermann, München
- 2019: El Hombre de Muchas Casas / The Man of Many Houses, La Habana, Kuba
- 2018: Stille Tage in Havanna, Bayerische Akademie der Schönen Künste, München
- 2012: Inventario, Stiftung Ludwig, Havanna, Kuba
- 2007: Galerie der Stadt Salzburg
- 2007: Entre los padres/Between the Fathers, Celda Contemporánea Universidad del Claustro de Sor Juana, Mexiko-Stadt
- 1995: Kriegsspiele, Kunstverein Mannheim
- 1981: Wandzeichnungen, Kunstforum der Städtischen Galerie im Lenbachhaus, München
- 1976: Galerie van de Loo, München
Veröffentlichungen
Illustrierte Bücher und Künstlerbücher
- 2025: Mit dem Pferd nach Havanna. Autobiografie in Zeichnungen und Text, hg. v. Verena Nolte, Steidl Verlag, Göttingen[5]
- 2022: Thomas Mann, Der kleine Herr Friedemann. Novellen, mit Zeichnungen und Lithografien von Siegfried Kaden, Faber & Faber, Leipzig
- 2018: Amigos, Enemigos, Prójimos/Freunde, Feinde, Nachbarn. Dibujos/Zeichnungen, Vexer-Verlag, St. Gallen
- 2005: Cuban Legends, Markus Wiener Publishers, Princeton
- 2003: Afro-Cuban Myths: Yemayá and Other Orishas, Ian Randle Publishers, Kingston, Jamaica (Ill.)
- 1999: Stille Tage in Havanna, Edition Minerva Hermann Farnung, Wolfratshausen
- 1996: Kleine Hippologie, Steidl Verlag, Göttingen
- 1995: Kriegsspiele, Verlag Das Wunderhorn, Heidelberg
- 1988: Engel, Vexer-Verlag, St. Gallen
- 1988: Hannibal, Rainer Verlag, Berlin (ausgezeichnet von der Stiftung Buchkunst)
Ausstellungskataloge (Auswahl)
- 2021: Cuba – mi amor. Zeichnungen von Siegfried Kaden, Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg
- 2017: Leer. Retratos de escritores cubanos, Havanna
- 1995: Kriegsspiele, Kunstverein Mannheim / Galerie Nisple, St. Gallen
- 1987: Malerei 1980–1982, Heidelberger Kunstverein / Galerie Fred Jahn, München
- 1981: Wandzeichnungen, Kunstforum im Lenbachhaus, München
Literatur
- Siegfried Kaden, Johannes Willms (Hrsg.): Stille Tage in Havanna. Edition Minerva Hermann Farnung, Wolfratshausen 1999.
- Barbara Wally (Hrsg.): Siegfried Kaden. Werke – Obras 1973–2007. Hirmer Verlag, München 2007.
- Andreas Kühne: Nachruf auf Siegfried Kaden (1944–2021) – Nachtstücke und Spiegelbilder. In: Bayerische Akademie der Schönen Künste (Hrsg.): Jahrbuch. Band 35 (2021). Wallstein, Göttingen 2022, S. 221–223.
- Verena Nolte (Hrsg.): Mit dem Pferd nach Havanna. Autobiografie in Zeichnungen und Text. Steidl Verlag, Göttingen 2025.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ a b c Nachruf: Siegfried Kaden – Der Unbehauste kehrt zurück. In: Süddeutsche Zeitung. 25. November 2021, abgerufen am 4. September 2025.
- ↑ a b Verena Nolte (Hrsg.): Mit dem Pferd nach Havanna. Autobiografie in Zeichnungen und Text. Steidl Verlag, Göttingen 2025, ISBN 978-3-96999-274-6, S. 515
- ↑ Siegfried Kaden – Biografie. In: artnet. Abgerufen am 4. September 2025.
- ↑ Stille Tage in Havanna, Edition Minerva Hermann Farnung, Wolfratshausen 1999, ISBN 978-3-932353-34-5
- ↑ a b Mit dem Pferd nach Havanna. Abgerufen am 4. September 2025.
- ↑ Siegfried Kaden. Abgerufen am 4. September 2025.