Siechkobelstiftung St. Jobst
Die Siechkobelstiftung St. Jobst war eine vom 14. Jahrhundert bis 1808 bestehende Stiftung der Reichsstadt Nürnberg.
Beschreibung
Die Stiftung finanzierte den 1308 eingerichteten Siechkobel St. Jobst, einem Leprosenhaus für zunächst einen Siechenmeister und acht Brüder. Seit 1574 wurde er mit Frauen belegt, 1648 wurden die Zahl der Plätze auf vier reduziert und 1689 für nicht-lepröse arme und kranke Frauen geöffnet. Die Stiftung wurde seit dem 14. Jahrhundert vom Landesalmosenamt verwaltet. 1808 wurde die Siechkobelstiftung St. Jobst im Zuge der bayerischen Stiftungsreformen aufgelöst und verkauft, das Vermögen der Stiftung verstaatlicht und in den Fonds der Wohltätigkeitsstiftungen überführt.
Die Siechkobelstiftung St. Jobst hatte über den Nürnberger Raum hinaus grundherrschaftliche Ansprüche in den Hochgerichtsbezirken von Brandenburg-Ansbach, Brandenburg-Bayreuth, dem Hochstift Bamberg und Hochstift Eichstätt. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts waren es 23 Anwesen in 12 Orten. Früher war die Siechkobelstiftung auch in den Orten Kleingründlach, Kornhöfstadt, Mailach, Neudorf, Reutles, Roßtal, Tennenlohe, Tragelhöchstädt, Untersteinbach ob Gmünd, Weinzierlein und Wöhrd begütert.
Grundherrschaft
GH gibt die Zahl der Anwesen an, über die die Siechkobelstiftung St. Jobst die Grundherrschaft hatte. ∑ gibt die Gesamtzahl der Anwesen des Ortes an. % gibt den prozentualen Anteil an. Hochgericht1 gibt die Herrschaft an, die hochgerichtliche Befugnisse hatte. Hochgericht2 gibt, soweit vorhanden, eine weitere Herrschaft an, die entweder die hochgerichtlichen Befugnisse von Hochgericht1 bestritt (⚔) oder gemeinsam (⚭) mit ihr ausübte.
| Ort | GH | ∑ | % | Hochgericht 1 | Hochgericht 2 |
|---|---|---|---|---|---|
| Beerbach | 1 | 21 | 5 | Brandenburg-Ansbach | |
| Borbath | 2 | 14 | 14 | Brandenburg-Bayreuth | |
| Langensendelbach | 1 | 62 | 2 | Hochstift Bamberg | |
| Massendorf | 1 | 12 | 8 | Hochstift Eichstätt | |
| Obersteinbach ob Gmünd | 1 | 25 | 4 | Hochstift Eichstätt | |
| Schossaritz | 4 | 19 | 21 | Reichsstadt Nürnberg | |
| Seitersdorf | 2 | 19 | 11 | Brandenburg-Ansbach | |
| St. Jobst | 4 | 4 | 100 | Reichsstadt Nürnberg | Brandenburg-Bayreuth ⚔ |
| Untereschenbach | 1 | 21 | 5 | Brandenburg-Ansbach | |
| Vogtsreichenbach | 2 | 12 | 17 | Brandenburg-Ansbach | |
| Wernsbach | 3 | 15 | 20 | Brandenburg-Ansbach | |
| Ziegendorf | 1 | 7 | 14 | Brandenburg-Ansbach |
Literatur
- Ingomar Bog: Forchheim (= Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 5). Komm. für Bayerische Landesgeschichte, München 1955, DNB 450540367, S. 36 (Digitalisat).
- Michael Diefenbacher: Jobst (Siechkobel). In: Michael Diefenbacher, Rudolf Endres (Hrsg.): Stadtlexikon Nürnberg. 2., verbesserte Auflage. W. Tümmels Verlag, Nürnberg 2000, ISBN 3-921590-69-8, S. 488 (online).
- Friedrich Eigler: Schwabach (= Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 28). Michael Laßleben, Kallmünz 1990, ISBN 3-7696-9941-6, S. 364.
- Hanns Hubert Hofmann: Neustadt-Windsheim (= Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 2). Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1953, DNB 452071216, S. 67 (Digitalisat).
- Hanns Hubert Hofmann: Nürnberg-Fürth (= Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 4). Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1954, DNB 452071224, S. 89 (Digitalisat).
- Hanns Hubert Hofmann: Gunzenhausen-Weißenburg. In: Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. Reihe I, Heft 8. Komm. für Bayerische Landesgeschichte, München 1960, DNB 452071089, S. 162 (Digitalisat).
- Manfred Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach (= Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 35). Band 2. Kommission für bayerische Landesgeschichte, München 2009, ISBN 978-3-7696-6856-8, S. 817 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
Weblinks
- Siechkobel St. Jobst (Bestand). In: deutsche-digitale-bibliothek.de. Abgerufen am 8. August 2025.
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