Sieben Fantasien op. 116

Die Sieben Fantasien op. 116 von Johannes Brahms (1833–1897) sind Kompositionen für Klavier zu zwei Händen. Das Werk entstand 1892 in Bad Ischl.
Entstehung
13 Jahre nach Publikation seiner Zwei Rhapsodien op. 79, während eines Sommeraufenthalts in Bad Ischl, wandte sich Brahms mit seinen Sieben Fantasien op. 116 und den parallel entstandenen Intermezzi op. 117 wieder dem Klavier als Soloinstrument zu. Clara Schumann, die von den Kompositionen erfahren hatte, erhielt auf Bitten hin Ende September 1892 die Fantasien und reagierte brieflich am 13. Oktober auf die Zusendung der „wunderbar originellen Klavierstücke“[1]. Lesefehler in der Brahms’schen Korrespondenz führten zur – irrigen – Annahme, die ursprüngliche Sammlung habe noch weitere Stücke enthalten, die Brahms später ausgeschieden habe. Neben der überwiegend positiven Reaktion des Umfelds stand die Mahnung des Freundes Theodor Billroth, Brahms solle in seinem Alter „keine solche[n] kleinen Klavierscherze treiben“[2].
Brahms sandte die Druckvorlagen seines op. 116 (samt op. 117) am 20. Oktober 1892 an den Verlag Simrock, der Erstdruck erschien spätestens Anfang Dezember 1892. Die Uraufführung am 6. Januar 1893 in Berlin (4. Populärer Kammermusik-Abend) übernahm Karl Heinrich Barth. Das Autograph befindet sich in der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg (Brahms-Archiv).
Charakterisierung

Die Spieldauer der Sieben Fantasien op. 116 liegt in der Regel bei etwas unter 25 Minuten. Die einzelnen Stücke sind im Erstdruck auf zwei Hefte verteilt:
- Heft I
- 1. Capriccio d-Moll (Presto energico)
- 2. Intermezzo a-Moll (Andante)
- 3. Capriccio g-Moll (Allegro passionato)
- Heft II
- 4. Intermezzo E-Dur (Adagio)
- 5. Intermezzo e-Moll (Andante con grazia ed intimissimo sentimento)
- 6. Intermezzo E-Dur (Andantino teneramente)
- 7. Capriccio d-Moll (Allegro agitato)
Formal sind die Fantasien (wie auch die Klavierstücke der folgenden Opera 117 bis 119) tendenziell an der dreiteiligen Liedform orientiert, wobei es aber auch andere Elemente gibt. Eine melancholische Grundstimmung herrscht vor.
Das düster-energiegeladene Capriccio Nr. 1 ist durch taktmetrische Verschiebungen, hemiolische Bildungen und unregelmäßige Phrasenbildungen gekennzeichnet. Das folgende Intermezzo kontrastiert stark zum 1. Stück und vermittelt durch gegen Achtel gesetzte Triolen einen schwebenden Eindruck. Nr. 3 ähnelt in seinen stürmischen Außenteilen der Nr. 7 und verfügt über einen langsamen Es-Dur-Mittelteil. In der Nr. 4 werden zarte, nach oben weisende Vorhalte im Bass durch sanft abfallende Gesten in der Oberstimme beantwortet. Sehr verhalten und zögernd wirkt auch das 5. Stück, in dem der 6/8-Takt in Synkopen und Hemiolen aufgelöst wird und wiederum zahlreiche Vorhalte die Harmonik prägen. In der Nr. 6 fallen markante chromatische Septakkord-Rückungen auf. In der Nr. 7 umrahmen zwei stark motorische, durch gegenläufige Akkordbrechungen geprägte Teile einen a-Moll-Mittelteil in wiegendem 6/8-Takt.
Literatur
- Katrin Eich: Vorwort zur Urtext-Ausgabe der Fantasien op. 116, C. Henle HN 1216.
- Katrin Eich: Die Klavierwerke / Klavierstücke II. In: Wolfgang Sandberger (Hrsg.): Brahms Handbuch. Metzler, Stuttgart und Bärenreiter, Kassel 2009, ISBN 978-3-476-02233-2, S. 363–367.
- Christof Rüger (Hrsg.): Konzertbuch Klaviermusik A-Z. VEB Deutscher Verlag für Musik Leipzig, 3. Aufl. 1988, S. 158–160.
Weblinks
- Fantasien op. 116: Noten und Audiodateien im International Music Score Library Project
- Opus 116, Sieben Fantasien für Klavier, Brahms-Institut an der Musikhochschule Lübeck
- Kammermusikführer Villa Musica Rheinland-Pfalz