Shlomo Graber
Shlomo Graber (hebräisch שלמה גרבר; geboren am 13. Juli 1926 in Majdan, Tschechoslowakei; gestorben am 24. August 2025 in Basel[1]) war ein israelisch-schweizerischer Schriftsteller, Kunstmaler und Überlebender des Holocausts. Bekannt wurde er durch seine unter dem Titel Der Junge, der nicht hassen wollte erschienenen Lebenserinnerungen.
Leben
Graber wurde 1926 in Majdan in den tschechoslowakischen Karpaten geboren.[2] Als er fünf Jahre alt war, siedelte die Familie nach Ungarn über, wo er in der Kleinstadt Nyírbátor mit drei jüngeren Geschwistern aufwuchs. 1941 wurde er mit der Familie als Staatenloser nach Polen deportiert. Im April 1944 wurde er ins Ghetto verschleppt und im Mai 1944 nach Auschwitz deportiert, wo seine Mutter, seine Geschwister und weitere Verwandte direkt nach der Ankunft ermordet wurden. Graber selbst wurde mit seinem Vater zur Zwangsarbeit eingeteilt.[3] Er entging mehrfach der Ermordung und überlebte gemeinsam mit seinem Vater insgesamt drei Konzentrationslager – nach Auschwitz auch die Konzentrationslager Fünfteichen und Görlitz – sowie einen Todesmarsch[4].
1948 wanderte er nach Israel aus. Er diente zunächst sieben Jahre lang als Soldat. Nach eigenen Angaben gab er jedoch nie einen Schuss ab.[5] Danach arbeitete er als Einkäufer bei einer Elektronikfirma.[6] Ab 1989 lebte er als Kunstmaler in Basel. Er war in zweiter Ehe verheiratet mit Myrtha Hunziker, der Inhaberin der Galerie Spalentor. Seine Lebensgeschichte hielt er in mehreren Büchern fest, außerdem gab er seine Zeitzeugenschaft in Vorträgen und Schulen weiter.[7] Graber setzte dabei auf Vergebung und Versöhnung, wobei er den letzten Satz beherzigte, den ihm seine Mutter vor ihrer Ermordung in Auschwitz gesagt hatte: „Sei stark und lass keinen Hass in dein Herz. Liebe ist stärker als Hass, mein Sohn. Vergiss das nie!“[5] Im Juli 2015 wurden Graber und seine Frau von Bundespräsident Joachim Gauck auf Schloss Bellevue in Berlin empfangen.[5] Am 1. September 2015 war Graber Ehrengast bei der Einweihung der Stelen der Erinnerung auf dem Jüdischen Friedhof in Görlitz.[8] 2023 verlieh ihm die Stadt Görlitz die Ehrenbürgerschaft.[9] Er besaß einen schweizerischen und einen israelischen Pass.[10]
Im August 2025 starb Graber im Alter von 99 Jahren in Basel.[1][11]
Veröffentlichungen
- Schlajme. Von Ungarn durch Auschwitz-Birkenau, Fünfteichen und Görlitz nach Israel. Jüdische Familiengeschichte von 1859–2001. Aus dem Hebräischen von Ruth Achlama. Vorworte von Heiko Haumann und Helmut Hubacher. Hrsg. von Eduard Roy Wiehn. Hartung-Gorre Verlag, Konstanz 2002, ISBN 3-89649-757-X.
- Neuauflage: Dreimal dem Tod entkommen. Von Ungarn durch Auschwitz-Birkenau, Fünfteichen und Görlitz nach Israel. Hrsg. von Eduard Roy Wiehn. Hartung-Gorre Verlag, Konstanz 2024, ISBN 978-3-86628-797-6.
- Denn Liebe ist stärker als Hass. Basel, Riverfield 2015, ISBN 978-3-9524463-0-0.
- Der Junge, der nicht hassen wollte. Eine wahre Geschichte. Mit Illustrationen von Jan Reiser. Basel, Riverfield 2016, ISBN 978-3-9524640-5-2.
- Taschenbuch: Der Junge, der nicht hassen wollte. dtv, München 2018, ISBN 978-3-423-14658-6.
Weblinks
- Literatur von und über Shlomo Graber im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Eigene Website von Shlomo Graber
- Shlomo Graber auf der Seite von gedenkplaetze.info
Einzelnachweise
- ↑ a b Holocaust-Überlebender Shlomo Graber stirbt mit 99 Jahren. In: Blick.ch, 25. August 2025.
- ↑ Lebenslauf auf der Website von Shlomo Graber, abgerufen am 19. Mai 2023.
- ↑ Anouk Hiedl: Shlomo Graber: Ein Basler Holocaust-Überlebender erinnert sich. In: pfarrblattbern.ch. 27. Januar 2025, abgerufen am 25. August 2025.
- ↑ Christian Dueblin: Shlomo Graber über sein Leben, die Malerei und den Antrieb, vor jungen Menschen über sein Leben und den Holocaust zu sprechen. Interview aus dem Jahr 2012, indem Shlomo Graber u. a. vom Todesmarsch erzählt. In: xecutives.net. 8. Juli 2012, abgerufen am 28. August 2025.
- ↑ a b c Reinhard Müller: Fremde sind der benötigte, innere Feind, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30. Dezember 2016, abgerufen am 19. Mai 2023.
- ↑ Daniel Weber: Sein Triumph. In: NZZ Folio, 6. Februar 2017, S. 50.
- ↑ Simon Hehli, Marc Tribelhorn: Holocaust: Auf Schulbesuch mit dem letzten Zeugen. In: Neue Zürcher Zeitung. 21. März 2017, S. 17, archiviert vom am 21. März 2017; abgerufen am 30. August 2025.
- ↑ Thomas Beier: Stelen der Erinnerung eingeweiht. In: Görlitzer Anzeiger. 2. September 2015, abgerufen am 25. August 2025.
- ↑ Kunstmaler überlebte drei KZ - Shlomo Graber wird Ehrenbürger – dort, wo er hätte sterben sollen, Schweizer Radio und Fernsehen, 19. Mai 2023, abgerufen am 19. Mai 2023.
- ↑ Remi Bütler: Holocaust-Überlebender - Die Nazis machten ihn zur Nummer 42649. In: Schweizer Radio und Fernsehen. 2. Februar 2024, abgerufen am 2. Februar 2024.
- ↑ Mélanie Honegger: Holocaust-Überlebender Shlomo Graber verstorben. In: bazonline.ch. 24. August 2025, abgerufen am 24. August 2025.