Shantiniketan

Shantiniketan
Shantiniketan (Indien)
Shantiniketan (Indien)
Staat: Indien Indien
Bundesstaat: Westbengalen
Distrikt: Birbhum
Lage: 23° 41′ N, 87° 41′ O
Höhe: 59 m
Einwohner: 11.000 (2011)
Website: https://www.visvabharati.ac.in/
Bolpur-Santiniketan Road
Bolpur-Santiniketan Road
Bolpur-Santiniketan Road
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Shantiniketan (Bengalisch: শান্তিনিকেতন, Śāntiniketan; wörtlich: „Heimstatt des Friedens“; früher auch: Santiniketan) ist ein Ort im indischen Bundesstaat Westbengalen. Er liegt im Distrikt Birbhum und bildet einen Stadtteil der Municipality Bolpur. Bekannt ist Shantiniketan vor allem als Wirkungsstätte von Rabindranath Tagore und als Standort der renommierten Visva-Bharati University. Seit 2023 gehört der Ort zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Geografie

Shantiniketan liegt rund 160 Kilometer nordwestlich von Kalkutta in der Hochebene von Westbengalen. Das Klima ist tropisch mit heißen Sommern, kühlen Wintern und ausgeprägten Monsunzeiten. Die Region ist geprägt von rotem Lateritboden, der typisch für Birbhum ist.

Geschichte

Der Ort wurde 1863 von Maharshi Debendranath Tagore, dem Vater von Rabindranath Tagore, als Rückzugsort und Meditationsstätte gegründet.[1] 1901 eröffnete Rabindranath Tagore hier mit der Schule Brahmacharya Ashram eine innovative Bildungsstätte, die sich stark von kolonialen Bildungsidealen abhob. 1921 wurde sie zur internationalen Visva-Bharati University ausgebaut, die Studierende aus aller Welt anzog.

Während der indischen Unabhängigkeitsbewegung entwickelte sich Shantiniketan zu einem Zentrum kultureller und intellektueller Aktivitäten. Persönlichkeiten wie Mahatma Gandhi, Jawaharlal Nehru oder später auch internationale Denker und Künstler waren zu Gast.

Bildung

Zentrum des Ortes ist die Visva-Bharati University, die seit 1951 den Status einer zentralen Universität Indiens besitzt. Sie folgt Tagores Bildungsphilosophie, die Lernen in engem Bezug zur Natur, Kunst und interkulturellem Austausch betont. Einrichtungen der Universität sind unter anderem:

  • Kala Bhavana (Institut für Bildende Kunst)
  • Sangit Bhavana (Musik- und Tanzinstitut)
  • Cheena Bhavana (Institut für Chinastudien)
  • Rabindra Bhavana (Museum und Forschungszentrum zu Rabindranath Tagore)

Kultur

Shantiniketan gilt als kulturelles Zentrum von Westbengalen. Jährlich finden bedeutende Feste statt:[2]

  • Poush Mela – ein traditioneller Jahrmarkt im Dezember mit Volksliedern, Tänzen und Handwerksständen.
  • Basanta Utsav – das farbenfrohe Frühlingsfest, das von Studierenden und Einheimischen mit Musik, Tanz und Farben gefeiert wird.

Die Bauwerke in Shantiniketan, darunter die Häuser der Familie Tagore sowie die Universitätsgebäude, sind Beispiele für eine Synthese aus bengalischer, europäischer und fernöstlicher Architektur.[3]

UNESCO-Welterbe und Tourismus

Im September 2023 nahm die UNESCO Shantiniketan in die Liste des Weltkulturerbes auf. Ausschlaggebend war die einzigartige Verbindung von Architektur, Bildung und interkultureller Vision Rabindranath Tagores, die in den Gebäuden der Visva-Bharati University sichtbar ist.[4]

Der Ort ist heute ein beliebtes Reiseziel für Kultur- und Bildungstouristen. Besucher können die Universität, Museen, die Wohnhäuser Tagores sowie die umliegenden Dörfer mit traditionellem Handwerk besichtigen.

Bekannte Persönlichkeiten

Neben zahlreichen indischen Künstlern, Musikern und Wissenschaftlern sind mit Shantiniketan verbunden:

  • Rabindranath Tagore (1861–1941) – Nobelpreisträger für Literatur, Gründer der Visva-Bharati
  • Amartya Sen (* 1933) – Nobelpreisträger für Wirtschaft, in Shantiniketan geboren

Literatur

  • Amartya Sen: Tagore and His India. In: New York Review of Books, 1997.
  • Krishna Dutta, Andrew Robinson: Rabindranath Tagore: The Myriad-Minded Man. St. Martin’s Press, New York 1996.
Commons: Shantiniketan – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Shatarupa Chaudhuri: Shantiniketan. In: Encyclopædia Britannica. Abgerufen am 9. Juli 2025 (englisch).
  2. Festivals at Santiniketan. In: santiniketan.com. Abgerufen am 10. Juli 2025 (englisch).
  3. Rabindra Bhavana. In: visvabharati.ac.in. Abgerufen am 10. Juli 2025 (englisch).
  4. Eintrag auf der Website des Welterbezentrums der UNESCO (englisch und französisch).