Lucius Sergius Paulus

Elymas, der Zauberer, wird vor Sergius Paulus während Pauls Besuch blind. Gemälde von Raffael aus den Raffael-Kartons.

Lucius Sergius Paulus[1] oder Paullus war ein Statthalter (Proconsul) in der Provinz Cyprus unter Claudius (1. Jahrhundert n. Chr.).

Er wird in der Apostelgeschichte des Lukas (13:6–12) erwähnt, als er in Paphos auf Paulus, Barnabas und Johannes Markus trifft. Dort versuchte Bar-Jesus (Elymas), „den Prokonsul vom Glauben abzubringen“. Paulus durchschaute seine Absichten, widersetzte sich ihm und bekehrte Sergius schließlich zum Christentum.

Archäologie

Ein Grenzstein aus der Zeit von Claudius, der Sergius erwähnt, wurde 1887 in Rom entdeckt.[2] Er dokumentiert die Ernennung (47 n. Chr.) der Kuratoren für die Ufer und das Flussbett des Tiber, zu denen auch Sergius zählte. Da Paulus’ Reise nach Zypern gewöhnlich in die erste Hälfte der 40er-Jahre datiert wird – manche Wissenschaftler setzen sie sogar noch früher an –, wird angenommen, dass Sergius zunächst drei Jahre als Prokonsul auf Zypern amtierte, anschließend nach Rom zurückkehrte und dort zum Kurator des Tiber ernannt wurde.[3]

Eine weitere Inschrift wurde 1887 in Soloi auf Zypern von Luigi Palma di Cesnola entdeckt, die einen Prokonsul Paulus erwähnt.[4] Diese Inschrift wurde von D. G. Hogarth in die Mitte des 1. Jahrhunderts datiert.[5] Terence Bruce Mitford merkte an, dass die Inschrift aus epigraphischer Sicht nicht früher datiert werden kann und vermutlich deutlich später entstand.[6] Da Sergius Paulus in Paulus’ Römerbrief nicht erwähnt wird, ist es möglich, dass er bereits vor dessen Abfassung verstorben war.[2]

Kontext

Der Kirchenvater Hieronymus spekulierte im 4. Jahrhundert, dass Saulus von Tarsus den Namen Paulus (Paulus) annahm, weil er Sergius Paulus zum Christentum bekehrt hatte:

“For as Scipio assumed the name of Africanus for himself when Africa was subjugated...so also Saulus, who was sent to preach to the nations, brought back from the initial spoils of the church, the proconsul Sergius Paulus, the trophy of his victory, and he raised a standard so that he was called Paulus.”

„So wie sich Scipio nach der Unterwerfung Afrikas den Beinamen Africanus zugelegte, so auch Saulus, der gesandt wurde, um den Völkern zu predigen, und der als erste Beute der Kirche den Prokonsul Sergius Paulus gewann – die Trophäe seines Sieges. Er hisste das Banner und wurde Paulus genannt.“

Hieronymus[7]

Einige mittelalterliche Legenden setzten Sergius Paulus fälschlicherweise mit Paulus von Narbonne gleich.[8]

Sergius Paulus könnte der erste einer Reihe aufeinanderfolgender Senatoren namens Lucius Sergius Paullus aus Antiochia in Pisidien gewesen sein. Dazu gehörte ein Suffektkonsul um 70 n. Chr. und ein weiterer, der zweimal Konsul war: Lucius Sergius Paullus, der Vater von Sergia Paulla. Diese heiratete Quintus Anicius Faustus, Legatus von Numidien im Jahr 198, und gebar Quintus Anicius Faustus Paulinus, der zwischen 229 und 232 Statthalter von Moesia war.[9][10]

Einzelnachweise

  1. „Es sei nebenbei bemerkt, dass es keineswegs sicher ist, dass der Sergius Paulus aus der Apostelgeschichte den Vornamen Lucius trug. Ein L. Sergius Paulus war unter Claudius für die Instandhaltung des Tiberbetts zuständig und somit ein ehemaliger Konsul (Dessau, 5926). Dass er mit dem Prokonsul von Zypern identisch ist, bleibt eine Vermutung, die durch Myres’ Lesung von IGR iii, 935 mittlerweile etwas geschwächt wurde.“ Terence Bruce Mitford, „Notes on Some Published Inscriptions of Roman Cyprus“ Annals of the British School at Athens, 42 (1947), S. 206, Anm. 22
  2. a b „Sergius Paulus“, Eastonʼs Bible Dictionary.
  3. Jedoch schlägt Jack P. Lewis, Historical Backgrounds of Bible History (Grand Rapids: Baker Book House, 1971), S. 153, vor, dass Sergius dieses Amt bereits vor seinem Aufenthalt auf Zypern innehatte.
  4. Luigi Palma di Cesnola: Cyprus: Its Ancient Cities, Tombs, and Temples. John Murray, 1877, S. 229.
  5. D. G. Hogarth: Devia Cypria. Henry Frowde, 1889, S. 115.
  6. Terence Bruce Mitford: Some Published Inscriptions, S. 205
  7. Thomas P. Scheck: St. Jerome's Commentaries on Galatians, Titus, and Philemon. University of Notre Dame Press, Notre Dame, IN 2010, S. 358.
  8. Saints et Vénérations de la Voie du Piémont Pyrénéen. Abgerufen am 4. April 2025.
  9. Anthony Wagner: Pedigree and Progress, Essays in the Genealogical Interpretation of History, London, Philmore, 1975. Rutgers Alex CS4.W33., S. 59
  10. Alexander Weiß: Soziale Elite und Christentum. Studien zu ordo-Angehörigen unter den frühen Christen, Berlin/Boston, De Gruyter, 2015, S. 66–75.