Sēlija

Sēlija (deutsch Selonien, lateinisch Selonia), auch Augšzeme (deutsch Oberlettland), ist ein historisches Gebiet im Süden Lettlands zwischen der Düna und der litauischen Grenze. Es war Siedlungsgebiet der Selonen (Selen) und wurde später Teil des Herzogtums Semgallen. Heute gilt Jakobstadt (lettisch: Jēkabpils) als inoffizielle Hauptstadt.

Namen
In lateinischen Quellen wird das Land als Selonia bezeichnet. In der Livländischen Reimchronik heißt es Selenland. Laut Eckert und anderen wird in der Peutingerschen Tafel ein Fluss Fluvius Sellianus genannt, der mit der Daugava identisch ist.
Geographie
Mit „Sēlija“ wird heute der langgestreckte Streifen des lettischen Staatsgebietes auf dem linken Ufer der Daugava von Jaunjelgava im Westen bis zur belarussischen Grenze im Osten bezeichnet.[1]
Geschichte

Selija war Siedlungsgebiet des baltischen Stammes der Selonen. Deren Mittelpunkt war die Burg Sēlpils (zu deutsch: „Burg der Selen“) an der Düna.
Nach 1180 sind Missionierungsversuche wie bei den Kuren, Liven und Semgallen überliefert.
1208 wurde das Gebiet vom Schwertbrüderorden unter Albert von Buxhoeveden unterworfen. Von 1218 bis 1226 bestand das Bistum Selonien (lateinisch: Selonia). Es ging im Bistum Semgallen auf, das seinerseits 1251 dem Bistum Riga zugeschlagen wurde.[2] Später kam Sēlija unter die Herrschaft des Livländischen Ordens. Es wurde Bestandteil des Herzogtums Semgallen.
Nach der Reformation beeinflussten unterschiedliche Glaubensrichtungen das Gebiet. Die deutschen Pastoren hatten wesentlichen Einfluss auf die Bildung der dortigen Einwohner.
Im 19. Jahrhundert hatte das Gebiet einen großen Anteil jüdischer Bevölkerung.
In der Lettischen Sozialistischen Sowjetrepublik wurden die Selen offiziell nicht anerkannt. Die Nachfahren des Stammes bemühen sich seit der Wiederherstellung von Lettlands Unabhängigkeit verstärkt um ihre ethnische Identität. Sie erforschen und pflegen die lokale Sprache, Kultur und Überlieferung.
Siehe auch
Weblinks
- „Baltic Tribes - die letzten Heiden Europas.“ – preisgekrönte „Abenteuerdoku“ aus Lettland 2018 (Filmbeschreibung). Im Zuge der Handlung bereist ein fiktiver dänischer Kaufmann und Späher – das gab es nach Angaben des mittelalterlichen Liber Census Daniæ wirklich – die Länder aller baltischen Stämme, etwa ab 1200 bis zur Schlacht von Schaulen (1236). Die Angaben über Besiedlung, soziale Sitten, Religion, Handel, Kleidung, Hausbau, Bevölkerungszahl, Städte usw. und die eingefügten animierten Kurzerklärungen stehen auf aktuellem geschichtswissenschaftlichen und archäologischen Forschungsstand und stammen vom Institutsleiter für Archäologie an der Universität Lettlands, Juris Urtāns, dem Balten-Archäologen Tomasz Nowakiewicz (Universität Warschau) und dem lettischen Archäologen und Burg-Kurator Gundars Kalniņš. In min. 34:28 – 41:45 werden einige bekannte Angaben über die alten Selonen verfilmt oder erklärt, darunter die heidnischen, allgemein baltischen Rituale zur Sommersonnenwende – heute das christliche lettische und litauische Johannisfest, dabei übliche psychogene Substanzen, wie Spitzkegeliger Kahlkopf und Fliegenpilz und andere, deren Verwendung noch weiter erforscht werden muss, und überlieferte Ausschweifungen zu diesem Anlass.
Literatur
- Rainer Eckert, Elvira-Julia Bukevičiūtė, Friedhelm Hinze: Die baltischen Sprachen. Eine Einführung. Verlag Langenscheidt, Verlag Enzyklopädie, Leipzig, Berlin, München 1994, ISBN 3-324-00605-8.
Einzelnachweise
- ↑ So weisen es unter anderem die Hinweisschilder an den Straßen aus (Stand 2024).
- ↑ Bernhart Jähnig: Verfassung und Verwaltung des Deutschen Ordens und seiner Herrschaft in Livland (= Schriften der Baltischen Historischen Kommission, Bd. 16). Lit, Münster 2011, ISBN 978-3-643-11005-3, S. 38.