Selma Doborac

Selma Doborac im April 2023

Selma Doborac (* 1982 in Bosnien und Herzegowina) ist eine in Österreich lebende bosnisch-österreichische Filmregisseurin und Drehbuchautorin.

Leben

Selma Doborac kam 1993 während des Jugoslawienkriegs nach Österreich. Sie studierte von 2002 bis 2007 an der Universität für angewandte Kunst Wien in der Klasse für medienübergreifende Kunst bei Bernhard Leitner. Von 2008 bis 2012 absolvierte sie ein weiteres Studium an der Akademie der bildenden Künste Wien in der Klasse für Kunst und Film bei Harun Farocki.[1][2]

Im Jahr 2021 erhielt sie das Werner-Düttmann-Stipendium der Akademie der Künste Berlin, ein mit 10.000 Euro dotiertes Aufenthalts- und Arbeitsstipendium für international tätige Künstler mit transdisziplinärer Praxis.[3]

Doboracs filmische Praxis bewegt sich im Hybridbereich zwischen Essayfilm, experimentellen Formaten und dokumentarischen Erzählweisen.[4] Ihre Arbeiten wurden international auf Festivals gezeigt, darunter bei der Berlinale, der Diagonale, der Viennale, FIDMarseille, Crossing Europe und Doclisboa.[5][6][7][8]

Werk

[9] Ihr zweiter Langfilm De Facto (2023) wurde im Forum der Berlinale uraufgeführt. Der Film widmet sich in strenger Form Fragen nach Täterschaft, Zeugenschaft und staatlicher Gewalt, ohne auf visuelle Repräsentation zurückzugreifen. Texte aus Gerichtsprotokollen, Täterberichten und Zeugenaussagen werden von zwei Schauspielern – Cornelius Obonya und Christoph Bach – in einer minimalistisch inszenierten Filmsituation gesprochen.[10][11][12]

Filmografie (Auswahl)

  • 2012: Es war ein Tag wie jeder andere im Frühling oder Sommer – Buch, Regie
  • 2016: Those Shocking Shaking Days – Buch, Regie
  • 2023: De Facto – Buch, Regie

Auszeichnungen (Auswahl)

  • 2015: Diagonale-Preis Bestes Sounddesign für Those Shocking Shaking Days[13]
  • 2016: Georges-de-Beauregard-International-Preis beim FIDMarseille (Internationaler Wettbewerb) sowie Special Mention im Wettbewerb für erste Filme für Those Shocking Shaking Days[14][15]
  • 2023: Caligari-Filmpreis bei der Berlinale (Forum) für De Facto[16][17][18]
  • 2024: Outstanding Artist Award in der Kategorie Dokumentarischer Essayfilm, verliehen vom Österreichischen Bundesministerium für Kunst und Kultur[19]
Commons: Selma Doborac – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Selma Doborać. Abgerufen am 15. September 2025 (britisches Englisch).
  2. Selma Doborac | sixpackfilm. Abgerufen am 15. September 2025 (englisch).
  3. Selma Doborac erhält das Werner-Düttmann-Stipendium 2021. Abgerufen am 15. September 2025.
  4. Film Archive. In: Diagonale – Festival des österreichischen Films. Abgerufen am 15. September 2025.
  5. | Berlinale | Archive | Programme | Programme. Abgerufen am 15. September 2025 (englisch).
  6. Those Shocking Shaking Days | Crossing Europe. Abgerufen am 15. September 2025.
  7. Außenministerium der Republik Österreich: Detail. Abgerufen am 15. September 2025 (österreichisches Deutsch).
  8. Selma Doborac | Viennale. Abgerufen am 15. September 2025 (englisch).
  9. De Facto. Abgerufen am 15. September 2025 (österreichisches Deutsch).
  10. Sprache der Vernichtung, Grauen ohne Ende: „De Facto“ von Selma Doborac. 3. September 2024, abgerufen am 15. September 2025 (österreichisches Deutsch).
  11. stefan.grissemann: Die Sprache der Täter: "De Facto", eine filmische Gewaltanalyse. 11. September 2024, abgerufen am 15. September 2025.
  12. Andrey Arnold: „De Facto“: Mörder, uneinsichtig vor dem Jüngsten Gericht. 6. September 2024, abgerufen am 15. September 2025.
  13. | Previous Award Winners |. In: Diagonale – Festival des österreichischen Films. Abgerufen am 15. September 2025.
  14. Geschrieben von Filmfan am: Die Preise des 27. FID Marseille Film Festivals 2016. 21. Juli 2016, abgerufen am 15. September 2025.
  15. Nick Cunningham: FIDMarseille 2021: And the winners are… In: Business Doc Europe. 26. Juli 2021, abgerufen am 15. September 2025 (britisches Englisch).
  16. 73. Berlinale: Caligari-Filmpreis geht mit Selma Doborac nach Österreich. 25. Februar 2023, abgerufen am 15. September 2025.
  17. deutschlandfunkkultur.de: Gewaltstudie "De Facto" gewinnt Caligari-Filmpreis auf Berlinale. 11. März 2023, abgerufen am 15. September 2025.
  18. alexandra.seibel: Thea Ehre und Cornelius Obonya auf der Berlinale: Trans Femme Fatale und Täter-Protokoll. 26. Februar 2023, abgerufen am 15. September 2025.
  19. Outstanding Artist Awards 2024. Archiviert vom Original am 20. Juni 2025; abgerufen am 15. September 2025 (deutsch).