Seeligerit

Seeligerit
Seeligerit (gelb) aus der San Francisco Mine, Caracoles, Provinz Tocopilla, Región de Antofagasta, Chile
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

1970-036[1]

IMA-Symbol

Sli[2]

Chemische Formel Pb3Cl3O(IO3)[3]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Oxide und Hydroxide (ehemals Halogenide)
System-Nummer nach
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

III/D.10-003

4.KB.15
22.01.02.01
Kristallographische Daten
Kristallsystem orthorhombisch
Kristallklasse; Symbol orthorhombisch-disphenoidisch; 222[4]
Raumgruppe C2221 (Nr. 20)Vorlage:Raumgruppe/20
Gitterparameter a = 7,96 Å; b = 7,96 Å; c = 27,29 Å[3]
Formeleinheiten Z = 8[3]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte Bitte ergänzen!
Dichte (g/cm3) gemessen: 6,83 (synthetisch); berechnet: 7,052[5]
Spaltbarkeit gut nach {001} und {110}; undeutlich nach {100} und {010}[5]
Farbe hellgelb
Strichfarbe blassgelb
Transparenz durchscheinend
Glanz Glasglanz, Wachsglanz[6]
Kristalloptik
Brechungsindizes nα = 2,120[6]
nβ = 2,320[6]
nγ = 2,320[6]
Doppelbrechung δ = 0,200[6]
Optischer Charakter zweiachsig negativ
Achsenwinkel 2V = 4°[6]

Seeligerit ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Oxide und Hydroxide“ (ehemals Halogenide) mit der chemischen Zusammensetzung Pb3Cl3O(IO3)[3] und ist damit chemisch gesehen ein Blei-Chlor-Iodat.

Seeligerit kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem und entwickelt meist pseudotetragonale, quadratische Kristallplättchen von hellgelber Farbe mit wachs- bis glasähnlichem Glanz auf den Oberflächen.

Etymologie und Geschichte

Erstmals entdeckt wurde Seeligerit in der Grube Santa Ana im Bergbaugebiet Caracoles (Distrikt Sierra Gorda) in der chilenischen Región de Antofagasta. Beschrieben wurde das Mineral 1971 durch Arno Mücke (* 1937),[7] der es nach Erich Seeliger, Professor der Mineralogie an der Technischen Universität Berlin, benannte.

Klassifikation

In der veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz war der Seeligerit noch nicht aufgeführt.

In der zuletzt 2018 überarbeiteten Lapis-Systematik nach Stefan Weiß, die formal auf der alten Systematik von Karl Hugo Strunz in der 8. Auflage basiert, erhielt das Mineral die System- und Mineralnummer III/D.10-003. Dies entspricht der Klasse der „Halogenide“ und dort der Abteilung „Oxihalogenide“, wo Seeligerit zusammen mit Asisit, Blixit, Chubutit (D), Damarait, Ekdemit, Heliophyllit (D), Hereroit, Kombatit, Mendipit, Mereheadit, Nadorit, Parkinsonit, Penfieldit, Perit, Philolithit, Pinalit, Rickturnerit, Rumseyit, Sahlinit, Schwartzembergit, Sundiusit, Symesit, Telluroperit, Thorikosit, Vladkrivovichevit und Yeomanit eine unbenannte Gruppe mit der Systemnummer III/D.10 bildet.[8]

Die von der International Mineralogical Association (IMA) zuletzt 2009 aktualisierte[9] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Seeligerit in die Klasse der „Oxide (Hydroxide, V[5,6]-Vanadate, Arsenite, Antimonite, Bismutite, Sulfite, Selenite, Tellurite, Iodate)“ und dort in die Abteilung „Iodate“ ein. Hier ist das Mineral in der Unterabteilung „Iodate mit zusätzlichen Anionen; ohne H2O“ zu finden, wo es als einziges Mitglied eine unbenannte Gruppe mit der Systemnummer 4.KB.15 bildet.

In der vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchlichen Systematik der Minerale nach Dana hat Seeligerit die System- und Mineralnummer 22.01.02.01. Das entspricht der Klasse der „Carbonate, Nitrate und Borate“ und dort der Abteilung „Iodate - Hydroxyle oder Halogene“. Hier findet er sich innerhalb der Unterabteilung „Iodate - Hydroxyle oder Halogene mit verschiedenen Formeln“ als einziges Mitglied in einer unbenannten Gruppe mit der Systemnummer 22.01.02.

Kristallstruktur

Seeligerit kristallisiert orthorhombisch in der Raumgruppe C2221 (Raumgruppen-Nr. 20)Vorlage:Raumgruppe/20 mit den Gitterparametern a = 7,96 Å; b = 7,96 Å und c = 27,29 Å sowie 8 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[3]

Bildung und Fundorte

Seeligerit-Kristalle aus Caracoles, Provinz Tocopilla, Región de Antofagasta, Chile (Bildbreite 55 mm)

Seeligerit bildet sich sekundär in der Oxidationszone von hydrothermalen, polymetallischen Lagerstätten. Als Begleitminerale treten unter anderem Boleit, Paralaurionit (auch Rafaelit) und Schwartzembergit auf.

Bisher konnte Seeligert ausschließlich in Chile gefunden werden. Neben seiner Typlokalität, der Grube Santa Ana und weiteren Gruben im Bergbaugebiet um Caracoles und Magallanes in der Región de Antofagasta kennt man das Mineral noch aus der Grube Lolon bei Challacollo in der Provinz Tamarugal (Región de Tarapacá).[10]

Siehe auch

Literatur

  • Arno Mücke: Seeligerit, ein natürliches Blei-Jodat In: Neues Jahrbuch für Mineralogie Monatshefte, 1971, S. 210–217 (online verfügbar bei researchgate.net)
  • Friedrich Klockmann: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. Hrsg.: Paul Ramdohr, Hugo Strunz. 16. Auflage. Enke, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 562 (Erstausgabe: 1891).
  • L. Bindi, M. D. Welch, P. Bonazzi, G. Pratesi, S. Menchetti: The crystal structure of seeligerite, Pb3IO4Cl3, a rare Pb-I-oxychloride from the San Rafael mine, Sierra Gorda, Chile In: Mineralogical Magazine Band 72 (2008), S. 771–783 (PDF 2,2 MB)
Commons: Seeligerite – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: July 2024. (PDF; 3,6 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Juli 2024, abgerufen am 13. August 2024 (englisch).
  2. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  3. a b c d Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X.
  4. Webmineral - Seeligerite
  5. a b Seeligerite, In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001 (PDF kB)
  6. a b c d e f Mindat - Seeligerite
  7. Michael Fleischer: New Mineral Names In: The American Mineralogist Band 57 (1972), S. 325–329 (PDF 350,9 kB; Seeligerit ab S. 3)
  8. Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  9. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,9 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Januar 2009, archiviert vom Original am 29. Juli 2024; abgerufen am 30. Juli 2024 (englisch).
  10. Fundortliste für Seeligerit beim Mineralienatlas und bei Mindat