Periplus Hannonis

Der Periplus Hannonis (Periplus des Hanno; von griechisch περίπλους / períplus „Umsegelung“ oder „Küstenfahrt“) ist der Bericht des karthagischen Flottenkommandanten Hanno, der mit einem Konvoi von angeblich 60 Schiffen und 30.000 Personen über die Meerenge der Säulen des Herakles hinausfuhr, mutmaßlich die westafrikanische Küste umfuhr, bis er im Golf von Guinea angekommen sein soll und von dort die Rückreise antrat.

Quellenlage

Hanno soll seinen Bericht im Heiligen Bezirk des Baal-Hammon in Form einer Inschrift in punischer Sprache veröffentlicht, die im Original aber verloren gegangen ist.[1] Einzig erhalten ist ins Griechische, die im Heidelberger Codex Palatinus Graecus 398, fol. 55r—56r (sowie Abschriften derselben) enthalten ist. Es ist nicht bekannt, ob dieser Text eine direkte Übersetzung des karthagischen Ursprungstextes ist.

In der Einleitung wird die Expedition als Periplus (Küstenbeschreibung) benannt. Die Bestimmung der genannten Orte erweist sich aber als schwierig.

Zeitliche Einordnung der Übersetzung

Wann die griechische Übersetzung angefertigt wurde, ist umstritten.[2] Es existiert aber ein um 300 v. Chr. verfasstes, pseudo-Aristotelisches Werk De mirabilibus auscultationibus, welches den Periplus des Hanno erwähnt. Daher muss die Version im oben beschriebenen Falle vorher entstanden sein. Häufig wird behauptet, dass Polybios die Übersetzung angefertigt hätte, der aber deutlich später lebte und deshalb als Übersetzer nicht infrage kommt.

Auch Ephoros erwähnt ein Karikon teichos, das aus dem Text der griechischen Übersetzung stammt. Wenn Ephoros zu der vorliegenden Version Zugang hatte, und nicht auf den Originaltext zugriff, so gilt als gesichert, dass der Periplus Hannonis schon in alexandrinischer Zeit bekannt war. Dass dem so ist, ist allerdings ungewiss. Orts-, Fluss- und Kapnamen, die auch von Aristoteles, Pseudo-Skylax, Herodotos und Hekataios genannt wurden, lassen ebenfalls den logischen Schluss zu, dass jene den Periplus gekannt haben. Deswegen kam die Forschung dem wirklichen Alter des Periplus nur näher, wenn sprachgeschichtliche Untersuchungen angestrengt wurden. Jene Forschungen weisen darauf hin, dass der Periplus im 6. oder im 5. Jahrhundert v. Chr. geschrieben worden ist. Einige Geschichtsforscher zweifelten diese Folgerung an und betrachteten den Periplus als Fälschung. Solche Argumente konnten aber abgewehrt werden.[3] Die besprochene Version des Periplus weist aber Lücken auf, wenn man den Text analysiert und es gibt kurze Berichte des Plinius und Arianos, die solche Lücken nahelegen.

Stationen des Unternehmens

Hanno gibt für seine Expedition folgende Orte an:[4]

  • die Straße von Gibraltar,
  • Thymiaterion,
  • das Kap Soloeis,
  • ein landeinwärts gelegener See,
  • Karikon Teichos,
  • Gytte,
  • Akra,
  • Melitta,
  • Arambys,
  • der Fluss Lixos (Qued Dra),
  • das Land jenseits der Lixiten lebenden Aitiopen(?),
  • die Insel Herne,
  • der Fluss Chre(me)tes,
  • ein See mit drei Inseln,
  • ein Fluss, in dem Krokodile und Nilpferde lebten,
  • die Insel Kerne
  • ein Platz am Fuß hoher und bewaldeter Berge,
  • ein Meerbusen,
  • der Golf „Horn des Westens“, in dem eine große Insel lag,
  • ein (nicht anlandbarer) Platz in einer vulkanischen Gegend,
  • der Berg Theon Ochema,
  • der Golf „Horn des Südens“, in dem eine Insel lag, die der Insel „Horn des Westens“ glich.
Die Schiffsroute, die im Priplus beschrieben wurde.

Identifizierung der Orte

Die Identifizierung der genannten Stationen wurden von Forschern immer wieder diskutiert. Zwei Tagereisen mit dem Schiff von Gibraltar aus sollte Thymiaterion eine Neugründung von Hanno sein, bei der es sich höchstwahrscheinlich um Mehdiya an der Mündung des Oued Sebou handelt. Der Fluss wäre zur Wasserversorgung hilfreich, wird aber nicht erwähnt! Das Kap Soloeis soll nicht das Kap Spartel, sondern das Kap Cantin sein.[5] Die Position der fünf weiteren Kolonien namens Karikon Teichos, Gytte, Akra (=Fels, Berg), Melitta und Arambys befinden sich höchst wahrscheinlich zwischen dem Kap Cantin und dem Qued Dra. Von Mogador nimmt man an, dass es eine Gründung der Phoiniker aus einer viel früheren Zeit, dem 7. oder 6. Jahrhundert v. Chr., war, aber vielleicht von Hanno mit Personen verstärkt worden war. Der Fluss Lixos (nicht zu verwechseln mit der Ausgrabungsstätte Lixus bei Larache) wird weithin mit dem Qued Dra gleichgesetzt, wobei mit dem als ‘‘Lixiten’‘ bezeichneten Volk wohl die Berber gemeint sind, die an diesem Fluss gelebt haben, die schon mit den Phoinikern Handel trieben. Kerne wäre dann ein südlicher Ort in der Bucht Río de Oro (oder Herne?) oder eine der Inseln in der Bucht von Arguin gewesen. Für Arguin spricht, das Hanno schreibt, er sei einen Tag lang in Richtung „aufgehende Sonne“ (Osten) gefahren. Dort soll Hanno den Ort Kerne gegründet haben. Danach folgte von Kerne aus eine Fahrt flussaufwärts und danach über einen anderen Flussarm flussabwärts, durch die der Fluss Senegal identifiziert werden sollte und es folgt die Rückkehr nach Kerne. Daher darf man annehmen, dass Hanno eine Erkundung brauchte, um eine Entscheidung über eine Weiterfahrt zu treffen und deshalb Kerne als Stützpunkt benutzte. Danach erfolgte eine Fahrt von 19 Tagen in wohl den Phoinikern unbekannte Gewässer. Hanno nannte den ersten Abschnitt dieser Gewässer „Golf des Westens“ (Golf von Benin?). Nach weiteren vier Tagen erreichte er den Vulkan „Sitz der Götter“, der aller Wahrscheinlichkeit nach mit dem Vulkan Kamerunberg, der von der Küste aus aufragt, identifiziert werden kann. Hanno fuhr noch zwei bis drei Tage bis zum Golf „Horn des Südens“ (Bucht von Biafra?), bevor er wegen Mangel an Proviant umgekehrt ist. Hanno war von Kerne aus insgesamt etwa 27 Tage für den Hinweg auf See unterwegs und für den Rückweg etwas weniger, weil er nicht an Land gehen musste und kehrte dann zurück nach Kerne.

Orte, die es schon gab

Ein Ort, der schon von den Phoinikern gegründet wurde, um Purpurschnecken zu ernten, war Essaouira, der aber in der griechischen Übersetzung nicht vorkommt (zumindest nicht in dem geretteten Teil).

Insgesamt muss man beachten, dass Westafrika vom Kanarenstrom von Norden nach Süden durchströmt wird und die Passatwinde eine Windrichtung von Nordosten nach Südwesten vorgeben, die eine Reise entlang der Küste südwärts begünstigt, aber bei einer Rückreise eher behindern würde. Am 'Cabo Verde', wie die Portugiesen eine Stelle nannten, der gegenüber die Kapverdischen Inseln liegen, war Hanno mutmaßlich auch bekannt.

Erschließung von Handelswegen entlang der Westsahara

Unabhängig von diesem unsicheren Datierungsansatz erscheint es plausibel, dass die Westküste Afrikas (wie auch die Westküste Europas durch Himilkon) von den Karthagern vor etwa 500 v. Chr. erkundet worden sein dürfte; von den Phoinikern vielleicht schon früher. Das im Mittelmeer zentral gelegene Karthago, das die phoinikisch-karthagischen Handelswege ab Mitte des 6. Jh. v. Chr. im Westlichen Mittelmeer in Konkurrenz zu den Hellenen betrieb und schützte, war daran interessiert, sich neue Handelswege im Westen zu erschließen, da im östlichen Mittelmeer die Griechen ihren Handel und ihre militärische Präsenz immer stärker ausbreiteten. Die Karthager waren zwar mit der hellenischen Präsenz konfrontiert, aber die Hellenen waren weniger stark präsent als im Östlichen Mittelmeer. Dazu kam, dass das phoinikische Mutterland militärisch bedroht wurde. Das phoinikische Gebiet kann man auch nicht als staatliche Einheit betrachten, etwa vergleichbar einem Königreich Mesopotamiens. Die phoinikische Staatskunst beschränkte sich meist nur auf das Stadtgebiet, obwohl auch einmal im Falle der Könige von Tyros jene auch Könige von Sidon gewesen waren. In der Regel kann man aber nur von Stadtstaaten ausgehen mit gemeinsamer Sprache, Kultur und Religion. Vielleicht wurde die phoinikische Schiffskunst, das Zedernholz und die Handwerksleistungen phoinikischer Städte für die Eroberer interessant, weswegen die phoinikischen Städte nicht gänzlich verschwanden.

Es schwand jedoch der politische Einfluss aus Tyros und anderen phoinikischen Städten; und das Karthagische Reich, anfangs noch tyrische Kolonie, begann allmählich, sich als eigenständige Macht zu etablieren. Jetzt galt es, den hellenischen Einfluss einzuschränken oder gar zu vernichten. Dadurch wuchs das Ansehen der Stadtmacht Karthago mit seiner Flotte hin zur hegemonialen Macht.

Loslösung vom Mutterland und Hinwendung zum Westlichen Mittelmeer und zum Atlantik

In der Zeit des Einflusses assyrischer Könige beginnend mit Tiglat-Pileser III. ab 745 v. Chr. bis Asrhaddon bis spätestens 669 v. Chr. gab es immer wieder Vorstöße und Aufstände im Gebiet Palästinas, Kanaan, westliches Syrien und gegen Phoinikien.

586 v. Chr. begann die Belagerung von Tyros durch Nebukadnezar II. Erst 573 v. Chr. musste die Stadt dann aufgeben. Eine solch lange Belagerung bedeutet auch, dass die Seefahrt zumindest behindert wurde. 539 v. Chr. erfolgte die Eroberung einiger phoinikischer Städte, darunter auch Tyros, durch die Perser. Dadurch erreichte Karthago auch die politische Loslösung von ihrer Mutterstadt. 537 v. Chr. fand die Schlacht vor Alalia statt, durch die eine karthagisch-etruskische Flotte eine Gruppe von massaliotischen Hellenen zurückdrängte. Die gesamte Flotte der Hellenen wurde vernichtet, Alalia wurde von den Etruskern eingenommen und die Etrusker übernahmen dankend durch die Großzügigkeit der karthagischen Verbündeten mit ihrer Flotte die Hegemonie über die tyrrhenische Küste bis nach Rom. Zu diesem Zeitpunkt hatten die Etrusker noch Ambitionen auf die römische Königswürde und darüber hinaus galten ihre Ambitionen noch den Gebieten der Hellenenstädte in Richtung Kampanien und legten sich sogar mit der Flotte von Syracosai an, die von den ortsansässigen Hellenen gerufen wurden.

Wendung in Richtung Westen und Hegemonie des Karthagischen Reiches

Für das Karthagische Reich jedoch bedeutete der Sieg über die Hellenen eine Entlastung. Nun waren die Gewässer westlich der drei großen Inseln 'Korsika, Sardinien und Sizilien' gesichertes Gewässer für das Karthagische Reich und dessen florierenden Handel bis nach Westafrika. Die Karthager besaßen damals ein Handelsmonopol. Nun waren die Kapazitäten in handelspolitischer und militärischer Hinsicht frei, nach Westen vorzustoßen. Nun waren Kapazitäten frei, neue Städte am Atlantik zu gründen.

Die Karthager sollen dabei Herodot (Historien 4) zufolge auch stummen Handel mit Völkern, deren Sprache sie nicht verstanden, betrieben haben:

„Die berichten uns, dass sie mit einem Menschenschlag Handel treiben, der in einem Teil von Libyen (d. h. Afrika) außerhalb der Säulen des Herakles (d. h. Straße von Gibraltar) lebt. Beim Erreichen dieses Landes entladen sie (die Karthagischen Händler) ihre Handelsgüter, breiten sie ordentlich auf dem Strand aus und während des Zurückkehrens zu ihren Booten machen sie (mit Feuer) ein Rauchzeichen. Beim Erblicken dieses Zeichens kommen die Einheimischen zum Strand herunter, hinterlegen dort eine bestimmte Menge an Gold als Tauschgut und gehen dann wieder auf eine bestimmte Distanz weg. Die Karthager kommen nun wieder zum Strand zurück und begutachten das Gold. Wenn sie finden, dass es einen gerechten Preis für ihre Waren darstellt, sammeln sie es ein und gehen damit weg; andernfalls, wenn es ihnen zu wenig erscheint, gehen sie zurück auf ihre Boote und warten, bis die Einheimischen wiederkommen und weiteres Gold hinlegen, bis beide damit zufrieden sind. Es herrscht vollkommene Ehrlichkeit auf beiden Seiten; die Karthager nehmen erst das Gold, wenn seine Menge dem Wert dessen entspricht, was sie zum Verkauf angeboten haben, und die Einheimischen nehmen keine angebotenen Güter, bis das Gold als Preis dafür von den Karthagern weggenommen wurde.“

Über den stummen Handel wird auch im Periplus des Pseudo-Skylax für Herne (eine Insel in der Bucht von Ad-Dakhla in der Westsahara, die später von den Spaniern Río de Oro genannt wurde) berichtet. Über eine solche Form des Handels wird auch aus arabischer Zeit in Westafrika berichtet.

Handel mit Gold und anderen Metallen

Das Handelsgut Gold wurde anders als Eisen und Kupfer in Westafrika in der Sahelzone schon sehr früh ausgebeutet. So konnte archäologisch 1968 bei der heutigen mauretanischen Kleinstadt Akjoujt (auf gleicher geographischer Breite wie die Insel Arguin, 4 Breitengrade südlich von Ad-Dakhla) in der Grotte aux Chauves-Souris ein bis auf 800 v. Chr. zurückreichender Bergbau mit Kupfer und Gold festgestellt werden. Die Verhüttung erfolgte dabei 60 km südlich. Mit der zunehmenden Austrocknung der Sahara verschoben sich auch die Handelszentren nach Süden. Im frühen Mittelalter konnten dort Zentralstaaten wie das Reich Ghana und später Mali sowie westlich im Oberlauf des Senegal Takrur entstehen, wobei Metalle wie Gold, aber auch Salz, Sklaven und Zivilisationsgüter aus Nordafrika wie Stoffe, wichtige Handelsgüter im Transsahara-Handel darstellten. Nach dem Periplus des Pseudo-Skylax wurden dabei von den Phöniziern Weintrauben der Rebberge im Norden (an den Hängen des Atlas als Ruinen von Plinius dem Älteren bestätigt), von den einheimischen Abnehmern zu Wein verarbeitet. Andere Handelsgüter waren dabei verschiedene Duft- und Baustoffe, Tierhäute und Elfenbein.

Zwar scheinen in Herne tatsächlich der Küste entlang Schlamm und Seegras ein Weiterkommen mit den Schiffen behindert zu haben, was sich jedoch auf dem hohen Meer umfahren ließ. Entsprechend befuhren wahrscheinlich rasch die Phönizier vom verteidigungstechnisch und verbindungsmäßig exzellent gelegenen Herne aus auch den etwa drei Schiffstage entfernten und bis zum Bau des heutigen Dammes auf mehr als 100 km schiffbaren Senegal-Fluss, wo sich eine Stadt befunden haben soll.

Wie der Grieche Pytheas aus Massilia, der auf seiner berühmten Fahrt[6] in den Nordatlantik im 4. Jh. v. Chr. aber erst viel später bestätigt hat, wussten die Karthager wahrscheinlich bereits aus Berichten sehr gut, nach welchen Handelsgütern sie bei ihren Seereisen Ausschau halten mussten, nämlich im Norden (Himilkon) vor allem Zinn und Bernstein, in südlicher Richtung durch Hanno Gold und Elfenbein (Plinius der Ältere, Naturalis historia 5,8):

Wendung in Richtung Westen und Hegemonie des Karthagischen Reiches

Für das Karthagische Reich jedoch bedeutete der Sieg über die Hellenen eine echte Entlastung. Nun waren die Gewässer westlich der drei großen Inseln 'Korsika, Sardinien und Sizilien' gesichertes Gewässer für das Karthagische Reich und dessen florierenden Handel bis nach Westafrika. Die Karthager besaßen damals ein Handelsmonopol. Nun waren die Kapazitäten in handelspolitischer und militärischer Hinsicht frei, nach Westen vorzustoßen. Nun waren Kapazitäten frei, neue Städte am Atlantik zu gründen.

Die Karthager sollen dabei Herodot (Historien 4) zufolge auch stummen Handel mit Völkern, deren Sprache sie nicht verstanden, betrieben haben:

„Die berichten uns, dass sie mit einem Menschenschlag Handel treiben, der in einem Teil von Libyen (d. h. Afrika) außerhalb der Säulen des Herakles (d. h. Straße von Gibraltar) lebt. Beim Erreichen dieses Landes entladen sie (die Karthagischen Händler) ihre Handelsgüter, breiten sie ordentlich auf dem Strand aus und während des Zurückkehrens zu ihren Booten machen sie (mit Feuer) ein Rauchzeichen. Beim Erblicken dieses Zeichens kommen die Einheimischen zum Strand herunter, hinterlegen dort eine bestimmte Menge an Gold als Tauschgut und gehen dann wieder auf eine bestimmte Distanz weg. Die Karthager kommen nun wieder zum Strand zurück und begutachten das Gold. Wenn sie finden, dass es einen gerechten Preis für ihre Waren darstellt, sammeln sie es ein und gehen damit weg; andernfalls, wenn es ihnen zu wenig erscheint, gehen sie zurück auf ihre Boote und warten, bis die Einheimischen wiederkommen und weiteres Gold hinlegen, bis beide damit zufrieden sind. Es herrscht vollkommene Ehrlichkeit auf beiden Seiten; die Karthager nehmen erst das Gold, wenn seine Menge dem Wert dessen entspricht, was sie zum Verkauf angeboten haben, und die Einheimischen nehmen keine angebotenen Güter, bis das Gold als Preis dafür von den Karthagern weggenommen wurde.“

Über den stummen Handel wird auch im Periplus des Pseudo-Skylax für Herne (eine Insel in der Bucht von Ad-Dakhla in der Westsahara, die später von den Spaniern Río de Oro genannt wurde) berichtet. Über eine solche Form des Handels wird auch aus arabischer Zeit in Westafrika berichtet.

Handel mit Gold und anderen Metallen

Das Handelsgut Gold wurde anders als Eisen und Kupfer in Westafrika in der Sahelzone schon sehr früh ausgebeutet. So konnte archäologisch 1968 bei der heutigen mauretanischen Kleinstadt Akjoujt (auf gleicher geographischer Breite wie die Insel Arguin, 4 Breitengrade südlich von Ad-Dakhla) in der Grotte aux Chauves-Souris ein bis auf 800 v. Chr. zurückreichender Bergbau mit Kupfer und Gold festgestellt werden. Die Verhüttung erfolgte dabei 60 km südlich. Mit der zunehmenden Austrocknung der Sahara verschoben sich auch die Handelszentren nach Süden. Im frühen Mittelalter konnten dort Zentralstaaten wie das Reich Ghana und später Mali sowie westlich im Oberlauf des Senegal Takrur entstehen, wobei Metalle wie Gold, aber auch Salz, Sklaven und Zivilisationsgüter aus Nordafrika wie Stoffe, wichtige Handelsgüter im Transsahara-Handel darstellten. Nach dem Periplus des Pseudo-Skylax wurden dabei von den Phöniziern Weintrauben der Rebberge im Norden (an den Hängen des Atlas als Ruinen von Plinius dem Älteren bestätigt), von den einheimischen Abnehmern zu Wein verarbeitet. Andere Handelsgüter waren dabei verschiedene Duft- und Baustoffe, Tierhäute und Elfenbein.

Zwar scheinen in Herne tatsächlich der Küste entlang Schlamm und Seegras ein Weiterkommen mit den Schiffen behindert zu haben, was sich jedoch auf dem hohen Meer umfahren ließ. Entsprechend befuhren wahrscheinlich rasch die Phönizier vom verteidigungstechnisch und verbindungsmäßig exzellent gelegenen Herne aus auch den etwa drei Schiffstage entfernten und bis zum Bau des heutigen Dammes auf mehr als 100 km schiffbaren Senegal-Fluss, wo sich eine Stadt befunden haben soll.

Anders als durch bereits auf dem Landweg bekannte Informationen ist auch nicht erklärbar, wie im Bericht Hannos der Kamerunberg zu seinem griechischen Namen Theon Ochema (deutsch „Götterwagen“, wohl griechische Übersetzung des gleichen einheimischen Namens) kam, wenn er durch Hanno erstmals und danach kaum wieder besucht worden wäre.

Der Handelsweg der Karthager durch die Sahara

Das Rätsel löst sich rasch, wenn die schon früher als 500 v. Chr. vorhandenen transsaharischen Handelswege mit antiken Münzfunden und Felszeichnungen von Wagen untersucht werden. Danach führte der östliche dieser Wege vom Atlas-Gebirge in Marokko zu den Kupferminen im heutigen Mauretanien um Atar und der mittlere Weg von verschiedenen Orten der Mittelmeerküste in den von den Garamanten bewohnten libyschen Fessan und von dort über das Aïr-Massiv im heutigen Niger zur Biegung des Niger-Fluss. Eine südliche Abzweigung dürfte vom Gebirge auch in die Senke des früher ausgedehnteren Tschadsees geführt haben. Auch wenn kaum Karthager und Griechen jemals auf dem Landweg den Kamerunberg gesehen haben, wird auf diesem Weg neben den Waren und Menschen (unter anderem Sklaven) auch die Geschichte eines hohen feuerspeienden Berges von Süden nach Norden gewandert sein.

Im Übrigen beschreibt auch Herodot Erkundungsvorstöße des garamantischen Stammes der Nasamonen vom Fezzan nach Süden, wo die berberischen Reisenden von einheimischen Schwarzafrikanern gefangen und zu einer Ansiedlung an einem See geführt wurden, bevor sie wieder zurückkehren konnten. Bemerkenswerterweise heißt auch der südliche Zufluss des algerischen Flusses „Gir“ und von dessen Salzseen bei Ptolemäus „Niger“. Dies ist zwar nicht der Fluss, der in den Golf von Guinea mündet, doch ist die Namensübertragung gleichwohl kaum Zufall.

Daher dürften die Karthager bereits früh in der Nähe dieses direkt südlich von Karthago gelegenen Berges das Herkunftsgebiet verschiedener im Norden angelieferter Güter vermutet haben. Da der nördliche Verzweigungspunkt der mittleren Transsahararoute im Fezzan bei den Garamanten außerhalb karthagischer Kontrolle lag, lag es sicher im karthagischen Handelsinteresse, auf dem Seeweg mit den südlichen Lieferanten im Transsahara-Handel ohne lästige Zwischenhändler und Wegräuber direkte Handelskontakte aufzunehmen (wie dies die Portugiesen und Spanier später auf dem Seeweg von Europa aus ohne arabische Zwischenhändler mit Indien versuchten).

Anzufügen ist die Bemerkung von Pomponius Mela über ein relativ kleines, furchterregend aussehendes, aber sonst friedliches in Gruppen auftretendes Tier mit dem Kopf dauernd nahe am Boden mit Namen „catoplebas“ nördlich des Theon Ochema. Pomponius Mela deutet dieses mythologisch in Zusammenhang mit der Gorgo. Es dürfte sich dabei um das im Baumgürtel südlich der Sahara heimische Warzenschwein oder das (bei Ebern mit ihren Hauern furchterregend aussehende und auch sonst die Angaben Melas erfüllende) Riesenwaldschwein handeln.

Der Fahrtenbericht

Der Periplus Hannonis berichtet über von Karthago ausgehende Koloniegründungen an der Westküste Nordafrikas und eine anschließende Erkundungsfahrt entlang dieser Küste, die wahrscheinlich bis in den Golf von Guinea führte. Hanno stand an der Spitze dieser Unternehmungen, die ins letzte Drittel des 6. Jahrhunderts v. Chr., spätestens wohl um 470 v. Chr., einzuordnen sind. Dieser Reisebericht ist ein wichtiges frühes Dokument der Entdeckungsgeschichte Afrikas.

Die Entstehungszeit der griechischen Version von Hannos Periplus ist umstritten; wahrscheinlich ist sie um etwa 400 v. Chr. entstanden. Sie geht vermutlich auf ein punisches Original zurück, das angeblich als Inschrift im Tempel des Kronos (Interpretatio Graeca für die westsemitische Gottheit Baal-Hammon) zu Karthago angebracht war.

Überlieferungssituation

Detailliertere Kenntnisse über die Fahrten des Karthagers Hanno entlang der Atlantikküste Afrikas verdanken wir einer einzigen erhaltenen Handschrift des 9. Jahrhunderts in griechischer Sprache. Die Handschrift trägt die Bezeichnung Codex Palatinus Graecus 398 und wird in der Universitätsbibliothek Heidelberg aufbewahrt. Auf drei Seiten (fol. 55r–56r) steht der als Periplus Hannonis bekannt gewordene Fahrtenbericht.

Von diesem Kodex existiert eine Abschrift aus dem 14. Jahrhundert (Vatopedi 655). Teile davon verwahrt die Bibliothèque Nationale in Paris unter den Signatur supp. gr. 443A. Weitere 21 Blätter befinden sich in der British Library (MS Add. 19391). Auf Blatt 12, beidseitig beschrieben, der heute Londoner Handschrift steht der Periplus. Wesentliche Unterschiede zum Heidelberger Text bestehen nicht.

Ob es sich bei dem überlieferten Text um eine direkte Übersetzung des punischen Originals handelt, ist umstritten. Im 2. Jahrhundert gab es offenbar vollständigere Fassungen des Berichts über Hanno, wie sich aus Literatur jener Zeit erschließen lässt. Insbesondere bei der Reise ab Cerne nach Süden scheinen Zeilen mit Distanzangaben heute verloren zu sein.

So schreibt Arrian am Ende seiner Anabasis Alexandrou bei der Überwindung geographischer Hindernisse, wie durch Nearchos als Admiral ein Teil der Truppen Alexanders des Großen zurückkehrte.

„Im übrigen fuhr Hanno der Libyer von Karthago aus, passierte die Säulen des Herakles und segelte im äußeren Meer (d. h. Atlantik) entlang der Küste Afrikas, und segelte dann 35 Tage wie beschrieben ostwärts. Aber als er am Schluss nach Süden abdrehte, traten vielfältige Schwierigkeiten auf, wie Mangel an Wasser, drückende Hitze und feurige Ströme bis ins Meer.“

Indica 43, 11–12

Die aufschlussreichste Bemerkung sind die erwähnten 35 Tage Reisezeit nach Osten im Vergleich zu den Reisezeitangaben Hannos, bei denen offensichtliche Lücken bestehen. Sie deuten auf den seitherigen Verlust ganzer Zeilen des überlieferten Berichtes.

Gar nicht den Erwartungen antiker Geographen entspricht auch die berichtete Drehung der Fahrt Hannos am Schluss nach Süden statt weiter nach Osten und dann wieder nach Norden. Bekanntlich hat sich der eher überlieferungskritische Herodot bei der Beschreibung der Umschiffung Afrikas in der Regierungszeit des Pharaos Necho II. nicht an der Umfahrung selbst gestört, sondern am angeblichen Wechsel der Lage der Sonne – wie bei der Fahrt nach Süden auf der Nordhalbkugel der Erde erwartet – von der linken (Richtung Äquator) auf die rechte Schiffsseite. Dieser Wechsel tritt, wie wir heute wissen, nur dann auf, wenn die Schiffsleute den Äquator bzw. zumindest den nördlichen Wendekreis der Sonne überquerten, was damals wegen der allgemein angenommenen immer stärkeren Hitze nach Süden unmöglich schien.

Was Herodot damals an der Zuverlässigkeit des Berichtes zweifeln ließ, ist für uns mit bekanntem Verlauf der Westküste Afrikas bis zu dessen Südspitze aber untrügliche Voraussetzung, dass die Fahrer überhaupt südlich des Äquators waren. Ebenso ist aus der von Herodot bis zu Pomponius Mela vertretenen Sicht eines Ozeans um ganz Afrika nördlich des Äquators unverständlich, wieso Hanno nach längerer Fahrt nach Osten schließlich wieder nach Süden der Küste entlang abdrehen musste. Der Bericht Hannos widerspricht hier den theoretischen Vorstellungen der maßgebenden griechischen und lateinischen Geographen, beschreibt aber gerade das, was wir bei einem Besuch Hannos im Golf von Guinea bis zum Kamerunberg als selbstverständlich erwarten – kein Beweis, aber ein deutlicher Hinweis auf die guten geographischen Kenntnisse der Karthager aus eigener Anschauung statt aus griechisch-römischer Gelehrsamkeit.

Die älteste Erwähnung des Reiseberichtes des Hanno stammt aus der Schrift De Mirabilibus Auscultationibus des Pseudo-Aristoteles der peripatetischen Schule des 3. vorchristlichen Jahrhunderts:

„37. Es wird auch gesagt, dass außerhalb der Säulen des Herakles einzelne Gebiete brennen, die einen den gesamten Tag, die anderen nur in der Nacht, wie es im Reisebericht des Hanno erzählt wird.“

Indirekt wird auf Hanno und seine Verbindung mit Cerne sogar noch früher im Werk Unglaubliche Geschichten Kap. 31 des Palaiphatos aus dem 4. vorchristlichen Jahrhundert Bezug genommen: „Die Leute von Kerne, Aithiopier, bewohnen die Insel Cerne außerhalb der Säulen des Herakles, und breiten sich dort aus entlang des libyschen Flusses Annon gegenüber von Karthago“. Der Name „Annon“ ist dabei sicherlich vom karthagischen Namen „Hanno“ abgeleitet.

Reiseroute von Hanno dem Seefahrer; Bezeichnungen in französischer Sprache

Interpretation des Berichtes

Ob mit dem von Hanno angeführten Unternehmen eine Umsegelung Afrikas beabsichtigt war, bleibt reine Spekulation. Das gilt auch, wenn der griechische Übersetzer der punischen Quelle von Umsegelung jener „libyschen Teile der Erde“ spricht, die jenseits der Säulen des Herakles liegen, und wenn ihm unterstellt wird, er habe Kenntnis von der Expedition unter dem ägyptischen König Necho II. gehabt, der angeblich die Umseglung Afrikas gelang.

Einigkeit herrscht darüber, dass Hannos Schiffe von Karthago kommend die Säulen des Herakles passierten, also die Meerenge von Gibraltar durchfuhren und Kap Spartel (griechisch Ampelusia) umschifften, um Städte zu gründen, und zwar in Libyen, wie man die westlich des Niltals gelegenen Gebiete Nordafrikas nannte.

Im überlieferten Bericht heißt es, Hanno sei mit einer Flotte von 60 „Fünfzigruderern“ in See gestochen mit 30.000 Männern und Frauen an Bord. Das erscheint unrealistisch und wird als Fehler bei der Übertragung von phönizischen Zahlwörtern ins Griechische angesehen. Wenn man außerdem die geschätzte Kapazität der Schiffe zugrunde legt, mag es sich um gut 5000 Menschen gehandelt haben – es sei denn, die hohe Zahl schließt jene Siedler mit ein, die der ersten Vorhut nach und nach folgten.

Die Siedlung Thymiaterion wird mit der Ruine beim heutigen Mehdia, nordöstlich von Rabat an der Mündung des Oued Sebou (punisch und römisch Subur), gleichgesetzt. Östlich davon befinden sich wenige Kilometer entfernt zudem die römischen Ruinen des den Namen weiter führenden Tamusiga.

Soloeis ist bei Plinius dem Älteren Promonturium solis, bei Claudius Ptolemäus Soloentia (Ersteres mit dem Sonnengott Sol assoziiert) und im Falle des ersten Autors das heutige Cap Bedouzza. Der darauf erwähnte See dürfte ein natürlich gestauter Abschnitt des Flusses Tensift (punischer Name Fut) sein.

Schwieriger zu identifizieren sind die darauf genannten Städte. Anzunehmen ist dabei, dass aufgrund der strategischen Lage Karikon mit dem griechischen Namen Mysocaras gleichzusetzen ist (El Essaouira), wo eine phönizische Präsenz archäologisch nachgewiesen werden kann. Die anderen Städte dürften sich im Tal der Flüsse Oum Sous (lateinisch Subus) mit Agadir und Oum Massa (lateinisch Massa) befinden. Gytta ist am ehesten am Standort des heutigen Agadir zu vermuten. Eine frühere Präsenz von Landwirtschaft mit Palmenhainen und Rebbau in dieser Gegend wird durch Aussagen von Plinius dem Älteren bestätigt.

Der „große Fluss Lixos“ ist mit hoher Wahrscheinlichkeit das Wadi Draa (griechisch Daras, lateinisch Daradus) im südlichen Marokko, der südlich des Atlas-Gebirges entspringt und dort ein fruchtbares Tal durchströmt; ganz sicher nicht ist damit der Fluss Lix in Nordmarokko gemeint, an dem zwar auch eine phönizische und später römische Siedlung Leks bzw. Lixus bestand, an der Hanno aber bereits vor Thymiaterion vorbeigefahren sein muss. An diesem Fluss lebte ein Hirtenvolk, mit dem sich die Ankömmlinge anfreundeten.

Die von Hanno gegründete Siedlung Kerne ist am wahrscheinlichsten die Insel Herne bei Ad-Dakhla. Dafür sprechen einerseits die Namensähnlichkeit, die Lage (etwa gleich weit von den Säulen des Herakles wie diese von Karthago); die Lage auf dem nördlichen Wendekreis, welche den Eindruck vermitteln kann im Sommer, am Äquator zu sein; die relativ nahe Lage zum westlichsten Transsahara-Handelsweg (und den Minen von Akjoujt), die Angaben zum Umfang der Insel und von deren Abstand zum Land sowie der Umstand, dass wenig alternative Inseln südlich des Oued Draa überhaupt zu finden sind (höchstens noch in der Bucht von Arguin).

Damit wäre der erklärte Zweck des Unternehmens eigentlich erfüllt gewesen. Hanno führte Teile seiner Mannschaft jedoch noch viele weitere Tage die unbekannte Küste entlang. Weit im Süden befuhren sie einen breiten Fluss mit Namen Chretes (vgl. hebräisch heret Wald; Aristoteles erwähnt zudem einen Fluss Chremetes). Sehr wahrscheinlich handelte es sich dabei um den Senegal-Fluss.

Weiter im Süden kamen sie an einen weiteren breiten Fluss mit Krokodilen und Flusspferden. Am wahrscheinlichsten ist die Identifikation mit dem Fluss Silwa oder Bum in Sierra Leone; vielleicht handelt es sich auch um den Gambia. Auch Plinius der Ältere erwähnt in seiner Naturalis historia einen in Afrika gelegenen Fluss mit Namen Bambotus, der mit Flusspferden und Krokodilen verpestet sei.

Eine weitere von Kerne ausgehende Fahrt führte die Karthager noch weiter in südliche Richtung entlang dem Land der „Aithiopen“ (damit sind schwarze Afrikaner gemeint, im Gegensatz zu weiter nördlich wohnenden „Libyern“), wo selbst für die mitgebrachten Dolmetscher vom Lixos unverständliche Sprachen gesprochen wurden. Zuerst kamen sie zu einem Hafen mit großen bewaldeten Bergen – wahrscheinlich ist dies Cap Vert, der westlichste Ausläufer Afrikas – und anschließend segelten sie „um die Berge herum in ein unermesslich weites Meer“ mit beidseitig flachen dichtbewaldeten Küsten. Möglicherweise handelt es sich bei diesen „Küsten“ einerseits um das Delta des Geba in Guinea-Bissau und andererseits um die Inseln des Archipelago dos Bijagos.

Danach kamen sie an das „Horn des Westens“ (wahrscheinlich Cape Palmas am Eingang zum Golf von Guinea). Danach dürfte Hanno nach längerer Fahrt in das Mündungsgebiet des Niger gelangt sein. Hier passen auch die geographischen Gegebenheiten zu Hannos Schilderung.

Flamme an Land

Dann sahen die Karthager in der Nacht nach mehreren Tagen Fahrt das beeindruckende Schauspiel einer weit in den Himmel reichenden Flamme an Land. Bei Tage erwies dieses sich dann als sehr hoher Berg, den sie „Götterwagen“ nannten (griechisch: θεῶν ὄχημα / theon ochema – dieser Berg wird auch von Claudius Ptolemäus in seiner Karte dargestellt – allerdings etwa um zwei Längengrade nach Westen verschoben). Das von Hanno geschilderte Naturschauspiel trifft sehr gut auf einen gerade erfolgenden Vulkanausbruch zu. Die einzigen aktiven Vulkane zwischen den Säulen des Herakles und der Südspitze Afrikas sind die Vulkane auf den Kanarischen Inseln (die aber den Phöniziern bereits früher bekannt gewesen sein dürften, also hier kaum als nennenswert erscheinen), und der Kamerunberg. Der einzige weitere Vulkanschlot entlang der Reiseroute, der Kakulima nordöstlich des heutigen Conakry in Guinea, gilt als bereits sehr viel früher erloschen. Der Kamerunberg ist wie der Kakulima sehr gut vom Meer aus als einsame Bergspitze erkennbar. Nach drei Tagen kamen sie dann zu einer Bucht namens Horn des Südens (möglicherweise auf der Höhe von Gabun). Hier trafen sie auf einige haarige, menschenähnliche Wesen, von denen sich die männlichen mit Steinen wehrten und schließlich entflohen; drei „Weiber“ jedoch fingen die Karthager. Diese Wesen wurden von den Dolmetschern als gorillai bezeichnet, was in späteren Texten mit der (in der griechischen Mythologie verankerten) Bezeichnung „Gorgonen“ in Zusammenhang gebracht wurde. Die Bezeichnung könnte von den Afrikanern direkt südlich von Herne stammen. In Fulfulde (der Sprache der Fulbe oder Gorko in Westafrika, die möglicherweise den Namen gorillai geprägt haben) bedeutet gorel so viel wie „kleiner Mann“.

Ob es sich nun bei den erwähnten Lebewesen um Schimpansen oder tatsächlich um Gorillas handelte: sehr wahrscheinlich dürften es Menschenaffen gewesen sein. Nicht ganz auszuschließen sind auch Pygmäen, zumal in Hannos Bericht ja von Menschen und nicht von Affen die Rede ist (Affen dürften den Karthagern bekannt gewesen sein). Andererseits wird im Bericht Hannos (was sonst wohl zu erwarten wäre) nichts von einer Sprache der gorillai erwähnt. Aber ob es sich nun um Menschenaffen oder um Pygmäen gehandelt hat, in jedem Falle wäre Hanno auf Grund von deren anzunehmender Verbreitung tatsächlich bis an die Küste des heutigen Gabun gekommen. Die Afrikaner südlich von „Kerne“ hätten vermutlich die ihnen bekannten Schimpansen Westafrikas mit deren eigenem Namen bezeichnet und nicht als „kleine Menschen“.

In der Vergangenheit sind verschiedene kritische Theorien und Stellungnahmen zum Reisebericht des Hanno formuliert worden. So erklärten einzelne Autoren entweder die ganze Geschichte als Konstruktion nach anderen antiken Autoren, insbesondere nach dem Periplus des Pseudo-Skylax oder nach der Odyssee des Homer, andere gingen davon aus, dass Hannos Schiffe nur bis zu den Vulkanen der Kanarischen Inseln oder nur bis zum Kakulima in Guinea gesegelt seien. Diese teilweise äußerst kritischen Einschätzungen waren vielleicht in der Vergangenheit nach einer ersten Euphorie über die angeblich so weite Fahrt des Hanno durchaus verständlich, zumal in Afrika südlich von Mogador in Marokko archäologische Hinweise auf die Anwesenheit von Karthagern beziehungsweise Phöniziern fehlten und immer noch fehlen, ein Mangel, der immer noch für große Teile von Subsahara-Afrika gilt.

Kritische Stellungnahmen

Es konnten inzwischen verschiedene vorher nicht berücksichtigte Seefahrtsrouten nachgewiesen werden, so dass die hier vorgestellte Interpretation trotz der genannten Vorbehalte als die plausibelste erscheint.

Zudem ist auch bei der Interpretation antiker Werke, insbesondere was die Topografie der Gebiete südlich der Sahara betrifft, in den nächsten Jahren noch mit großen Fortschritten zu rechnen. Allein die im Kartenwerk von Claudius Ptolemäus erwähnte große Anzahl der Orte südlich des Atlas-Gebirges lässt auf umfangreichere geographische Kenntnisse der schwarzafrikanischen Küste in der Antike vermuten als bisher allgemein angenommen. So ist klar, dass der bei Ptolemäus auch erwähnte „Götterwagen“ wegen eines zu klein eingezeichneten Golfes von Guinea („Hesperische Bucht“) auf seiner Karte viel zu weit nach Westen geraten ist. Allein der Name lässt aber darauf schließen, dass dieser Berg in der antiken Geographie und Mythologie eine wichtige Stellung eingenommen hat. So liegt beispielsweise der Kamerunberg (oder „Götterwagen“) auf der Karte des Ptolemäus praktisch auf demselben Längengrad wie das Adula-Gebirge (Gotthardmassiv). Beide weithin gut sichtbaren Gebirge dienten in der Antike als topographische Referenzpunkte zur Navigation.

Rezeption in der Antike

Nach dem Ende des 2. Punischen Krieges (Auslieferung der karthagischen Kriegsflotte an die Römer) und erst recht am Ende des 3. Punischen Krieges mit der bodenebenen Zerstörung von Karthago selbst und der Versklavung seiner Einwohner dürfte ein Großteil des punischen Wissens um die Küsten Westafrikas verloren gegangen sein. Allerdings dürfte dieser Verlust beim allgemein praktischen Sinn der Römer nicht vollständig gewesen sein. So ordnete der römische Senat an, dass das landwirtschaftliche Werk des Karthagers Mago ins Lateinische übersetzt werde, womit es zumindest teilweise in römischen landwirtschaftlichen Werken erhalten blieb.

Ebenso ist zu vermuten, dass die Römer das karthagische Handelswissen zu erhalten versuchten, wie beim Tatenbericht des Hanno (und des Himilkon) durch Abschrift von Texten, durch Verpflichtung karthagischer Handelsleute oder durch die im Auftrag von Scipio, dem Eroberer Karthagos, veranlasste staatliche Erkundungsmission seines Freundes Polybios der westafrikanischen Küste entlang. Leider ist davon relativ wenig überliefert.

Von den römischen Autoren Plinius der Ältere (Naturalis historia) und Pomponius Mela (De chorographia) sind aber dennoch Beschreibungen der marokkanischen und weiter südlichen westafrikanischen Küste überliefert. Deren Inhalt ist eine Zusammenstellung griechischer und römischer antiker Küstenbeschreibungen (wie des Polybios und des Pseudo-Skylax sowie der römischen Militärexpedition unter Polybios nach dem Fall von Karthago) sowie dem Reisebericht des Hanno.

Allerdings ist mit dem Übergang von karthagischer zu römischer Beherrschung der marokkanischen Küste sicher geographisches Wissen über Westafrika verloren gegangen. So verschwinden mit Ausnahme des Lixos die vorrömischen Namen von marokkanischen Küstenorten weitgehend und werden durch die heute zum Teil noch erkennbaren Orts- und Flussnamen ersetzt. Rom dürfte sich angesichts der seefahrerischen Schwierigkeiten südlich von Herne nach dem Bericht des Pseudo-Scylax und dem wenig Handelserfolge versprechenden Bericht des Polybios darauf beschränkt haben, Handel bis höchstens unmittelbar südlich des Atlasgebirges zu treiben.

Die Verwirrung um die Lage des für die Geographie Westafrikas wichtigen Theon Ochema lässt sich dabei ursächlich auf Polybios und dessen Rezeption durch Plinius und Claudius Ptolemäus zurückführen. Bei Pomponius Mela, De Chorographia 3, 94, steht noch relativ getreu nach Hanno und griechischen Autoren:

„Nach dieser Bucht (der Geschehnisse um die gorillai Richtung Westafrika) ist ein hoher Berg Theon Ochema wie ihn die Griechen nennen, der ständig brennt. Nach diesem Berg ist ein grüner Hügelzug, der sich über eine lange Strecke der Küste entlang (Richtung Horn des Westens) hinzieht. Von diesem Hügelzug aus kann man die nicht vollkommen überblickbaren Felder der (halbmenschlichen) Aegipanen und Satyrn sehen.“

Anschließend erzählt Pomponius Mela von den auch bei Hanno berichteten nächtlichen Lauten und dem Feuer auf diesem Hügel bis zur Küste und fährt fort (3, 96):

„Dann bewohnen wieder Äthiopier die Küste (Mela kommt bei der Beschreibung der Küste von Ostafrika). Diese Leute, ‚Hesperiden‘ genannt, sind hier nicht die reichen bereits genannten (in Ostafrika), sondern kleiner und gröber. In ihrem Gebiet ist eine Quelle, die glaubwürdig als Nilquelle angesehen werden kann. Sie wird von ihnen ‚Nunc‘ genannt und hat sonst anscheinend keinen anderen Namen, sondern wird von den barbarischen Mäulern falsch ausgesprochen.“

Mela und Plinius schreiben von einer Quelle (nach Mela namens Nunc) nordwestlich dieser grünen Hügelkette als Nilquelle, deren Wasser im Gegensatz zu allen anderen Flüssen ins Landesinnere nach Westen und zeitweise unterirdisch verlaufe. Plinius führt König Juba II. von Mauretanien als Gewährsmann dafür an, dass sich der wieder aufgetauchte Nil weiter westlich in einen See ergießt (Nilides genannt), dann wieder unterirdisch verschwindet und erst nach einigen Tagereisen definitiv den bekannten Nil westlich von Meroe speist. Unschwer kann man darin in der Sahel-Zone den Niger mit seinem Abfluss ins Landesinnere in Mali, dann das abflusslose Gebiet des Tschadsees und schließlich das Wiederauftauchen des Niles im sudanischen und zur Zeit Neros durch einen römischen Hauptmann erreichten Sumpfgebiet des Sudd erkennen, wo diese Expedition wegen weiterer Unpassierbarkeit zurückkehren musste.

Bei Plinius kann mit dem Theon Ochema auch nur ein Vulkan gemeint sein (Naturalis historia 2,90). So erklärt er nach der Diskussion anderer Vulkane ausdrücklich: „Dennoch der größte (vulkanische) Feuerschein ist derjenige in Äthiopien (d.h. Subsahara-Afrika) auf dem Gipfel des Theon Ochema“. Eine andere unzweifelhafte Lokalisierung des Theon Ochema befindet sich bei Plinius 6,35 (Plinius geht wie seine Zeitgenossen von einem dreiseitigen Afrika mit etwa gerader Küstenlinie vom Golf von Guinea nach Ostafrika aus):

„Die Südküste Äthiopiens (d.h. Afrikas) verläuft von Osten nach Westen in südliche Richtung. Es hat blühende Wälder dort, meist von Edelhölzern. In der Mitte dieser Küste steigt unmittelbar von der Küste ein hoher Berg an, der mit ewigem Feuer glüht – sein griechischer Name ist Theon Ochema. Vier Tage Reise von dort befindet sich das Horn des Westens als Umgrenzung Afrikas, angrenzend an das Gebiet der westlichen Äthiopier. Einige Autoritäten berichten in dieser Region auch von Hügeln mäßiger Höhe, überzogen mit dunklem Dickicht (Dschungel) und bevölkert von Ägipanen und Satyrn.“

Nach Plinius waren neben Karthagern aber auch Griechen an der westafrikanischen Küste. So sollen nach Xenophon von Lampsakos die Gorgonen-Inseln sich etwa zwei Tagesreisen von der Küste entfernt im Meer befinden und noch weiter draußen zwei weitere Inseln. Auch gegenüber dem Atlas-Gebirge soll im Meer eine Insel namens Atlantis liegen (offensichtlich nicht die Kanaren, sondern möglicherweise Madeira), von der es zwei Tagesreisen entlang der Küste bis zu den westlichen Äthiopiern brauche.

Berechnungen über die Dauer von Schiffsreisen sollen auch von dem Geographen Statius Sebosus gemacht worden sein. Bei all diesen Angaben verschwimmen tatsächliche Beobachtungen, theoretisch begründete Mutmaßungen und Mythologie so stark, dass eine eindeutige Trennung von Fiktivem und Tatsächlichem sowie dessen Identifikation auf der Landkarte nicht mehr möglich ist. So weit wären die römischen geographischen Kenntnisse über die Gebiete südlich der Sahara zwar unvollständig, aber nicht völlig irreführend bezüglich der Lage des Theon Ochema. Anders als beim manchmal locker und unvoreingenommen erzählenden und dadurch zwar häufig nur ungefähr richtig, aber selten komplett falsch berichtenden Mela stützt sich Plinius, um möglichst große Objektivität und Vollständigkeit bemüht, hauptsächlich auf die als glaubwürdiger erachtete römische Militärliteratur – mit fatalen Konsequenzen für die spätere Rezeption der Lage des Theon Ochema. So diskreditiert er als Erstes den Bericht Hannos (5, 8), obwohl in Marokko zweifelsfrei phönizische Siedlungen im letzten Jahrhundert archäologisch ausgegraben wurden:

„Es ist Hanno, dem die meisten griechischen und römischen Schriftsteller gefolgt sind in den erschienenen Berichten über eine Anzahl von durch ihn gegründeten Städten, über die aber keine Überlieferungen und keine Spuren (Ruinen) existieren, nicht zu sprechen von den (im Bericht enthaltenen) unglaubwürdigen Geschichten.“

„Scipio Aemilianus stellte während seines Kommandos in Afrika (während des 3. punischen Krieges mit der endgültigen Zerstörung Karthagos) dem Historiker Polybios eine Flotte mit Schiffen zur Verfügung zum Zwecke einer Erkundungsfahrt in diesem Teil der Welt (d.h. entlang der westafrikanischen Küste). Zurückgekehrt von der Fahrt entlang der Küste berichtete Polybios, dass sich nach dem Atlas-Gebirge wilde Tiere enthaltende Wälder in Afrika befinden.“

Distanzangaben bis zum Fluss

Dann liefert Plinius gestützt auf Agrippa Distanzangaben bis zum Fluss Bambotus im Land der Äthiopier, der voll von Krokodilen und Flusspferden sei (was mit dem Bericht Hannos übereinstimmt).

„Von da laufen Bergzüge kontinuierlich bis zu demjenigen, den wir Theon Ochema nennen (was Melas Darstellung entspricht). Die Distanz von diesem zum Horn des Westens dauert 10 Tage und Nächte (d.h. 20 Tagesreisen). In der Mitte dieses Raumes (Dreieck aufgespannt durch die Straße von Gibraltar, das Horn des Westens und den Theon Ochema) platziert er (Agrippa) den Atlas, dem alle anderen Autoritäten einen Platz im äußersten Punkt von Mauretanien (d.h. des römischen Marokko) zuweisen.“

Das Horn des Westens platziert Mela dabei wie folgt (3, 99–100):

„Vor ihrer Küste (der Äthiopier) sind die Gorgaden-Inseln, einst sagt man das Heim der Gorgonen. Sie liegen gegenüber dem Horn des Westens. Von da an beginnt die nach Westen ausgerichtete Ozeanfront mit dem Wasser des Atlantiks. Die Äthiopier belegen darin den ersten Teil (gesehen aus Richtung Horn des Westens), aber niemand den mittleren hitzeversengten, sandbedeckten und schlangenverseuchten Teil. Gegenüber diesem versengten Teil im Meer befinden sich die Hesperiden-Inseln.“

Anschließend erfolgt die Kurzbeschreibung des Atlas-Gebirges und der Kanarischen Inseln. Aus diesen geographischen Angaben ist klar, dass mit dem Theon Ochema einzig der Kamerunberg gemeint sein kann. Mit der fälschlichen Platzierung des Atlas nach Agrippa in der Mitte des Dreiecks zwischen Straße von Gibraltar, Horn des Westens und Theon Ochema entgegen allen anderen von Plinius erwähnten Autoritäten wird aber die gesamte Geographie Westafrikas verzerrt, wie dies dann kartographisch bei Claudius Ptolemäus erfolgte, da er keine Varianten darstellen konnte, sondern sich für eine einzige entscheiden musste (in seinem Fall die falsche).

Hätte man von Seiten Roms große Handelserfolge entlang der weiteren Küste Westafrikas erwartet, wären sicher entsprechende Erkundungsmissionen gestartet worden (wie zum Beispiel diejenige des Cornelius Balbus in die Sahara wahrscheinlich bis zum Tibesti-Gebirge, zur Erkundung der Nilquellen unter Nero bis in das sudanische Sumpfgebiet des Sudd und nach Yemen (Weihrauch-Handel)). Gerade der Transsahara-Handel dürfte in der römischen Kaiserzeit hauptsächlich für Nachschub afrikanischer Güter in Rom gesorgt haben, wodurch allerdings der westafrikanische Küstenhandel relativ dazu an Bedeutung verlor und das Wissen über die dortige Geographie (dargelegt im geographischen Standardwerk von Claudius Ptolemaeus) langsam, aber sicher verloren ging. Mit der Eroberung des Fezzan und der Vernichtung der Siedlungen der dortigen Garamanten durch Cornelius Balbus ergab sich für Rom dann aber sowieso keine weitere notwendige Erkundung und Transportrouten

outen-Sicherung. Ganz verloren ging dieses Wissen über die westafrikanische Küste allerdings nicht, da die Enzyklopädisten und Geographen dieses in ihren Werken zumindest teilweise bewahrten. Zudem bestand in der gesamten Antike eine auch in anderen Gegenden nachweisbare Nachfrage von Kaufleuten und Seefahrern nach praxisnahen Küstenbeschreibungen für die Küsten- und Hochseeschifffahrt (wie den Periplus des Pseudo-Scylax und speziell desjenigen des schwarzen Meeres sowie den anonymen Periplus des Erythräischen Meeres (das heißt des Indischen Ozeans)). Gerade letzterer Handel war aber in Antike und Frühmittelalter viel attraktiver als der westafrikanische, einerseits wegen der für die Hochseeschifffahrt günstigeren Winde, andererseits wegen der attraktiven Handelspartner und Handelsgüter (Indien, transgangesische Handelsbeziehungen zum Beispiel mit Seide nach China).

Dann verweist Plinius auf den von ihm als glaubwürdig angesehenen Polybios, der dies zwar unserer Kenntnis nach auch ist, dessen entsprechender eigener Bericht aber nicht überliefert ist:

Textausgaben

Der griechische Text wurde seit dem 16. Jahrhundert mehrfach abgedruckt und übersetzt, erstmals 1533 von Sigismund Gelenius. Seine Editio princeps mit dem Periplus Hannonis (S. 38–40) erschien 1533 in Basel. Eine wissenschaftliche Edition erfolgte im 19. Jahrhundert durch Karl Müller. Übersetzungen ins Deutsche erschienen 1944 und 1957. Eine Gegenüberstellung des griechischen und neu übersetzten deutschen Textes fand Eingang in die Gesamtausgabe Gaius Plinius Secundus, Naturkunde. Lateinisch – deutsch. Buch V. (siehe unten). Seiner hier zitierten Übersetzung (siehe oben) fügt Karl Bayer ausführliche Erläuterungen an. Im anschließenden Beitrag geht Werner Huß einschränkend darauf ein (siehe unten).

Zeitliche Einordnung der eigentlichen Expedition

Der Historiker Werner Huß ist der Meinung, dass die Hypothese, die Expedition des Hanno sei in die Mitte des 5. Jahrhunderts Chr. zu datieren, nicht gehalten werden kann. An die Zeit um das Jahr 480 v. Chr. (Schlacht von Himera) wird man wohl auch nicht zu denken haben, da solche Spannungen des Mutterlandes eher dazu führen, Schiffe im Zentralen Mittelmeer zusammenzuziehen. Herodotos aber berichtet von der versuchten Afrika-Umsegelung des Sataspes zur Zeit des Xerxes (486-465/464), wovon Herodotos nur durch Phoiniker des westlichen Afrika erfahren haben kann, die ihrerseits ihre Beobachtungen an die Stadt Karthago weitergaben. Werner Huß geht aber davon aus, dass gewisse Gebiete drei oder vier Jahrzehnte vorher noch nicht von Karthagern bewohnt waren. Für Werner Huß aber ist das schwerer wiegende Argument, dass Hekataios die Gründung Melitta, die von Hanno ausging, gekannt hat. Neuerdings werden literarhistorische Argumente vorgebracht, die die Expedition ins letzte Drittel des 6. Jahrhunderts v. Chr. verlegen. Werner Huß führt weiter aus, dass dies auch zu dem passt, was über die karthagische Politik dieser Zeit bekannt ist. So gesehen liegen zwischen der Fahrt selbst und dem Periplus höchstens 30 bis 35 Jahre.

Zweck der Fahrt

Der Verfasser des Periplus nennt als Zweck der Expedition die Gründung von Kolonien. So war Kerne der Endpunkt der bisherigen Handelsrouten, die die Phoiniker befuhren. Hanno aber wagte sich weit über diesen Punkt hinaus bis in die Seegegend vor Kamerun. Einigermaßen sicher sieht Werner Huß aber in wirtschaftlichen Gründen. Der Westen Afrikas galt als metallreich, was den Phoinikern auch schon bekannt gewesen sei. Er ergänzt, dass ein gewisser Himilco, dessen Name im Karthagischen Reich ebenso häufig war, zur selben Zeit wie Hanno zu den nördlichen Zinn-Inseln fuhr. Jedenfalls gab es Metallbergbau schon sehr früh in der Gegend von Akjoujt (Mauretanien) und die Karthager hatten vielleicht noch weiter südlich Vorkommen vermutet (Zinn im Gebiet des Jos-Plateaus). Doch möglicherweise waren die Karthager nach dem Abschluss der Expedition aller Hoffnungen beraubt, insbesondere durch die Erfahrung der Gebiete südlich von Kerne.

Expedition nach Amerika

Eine Fahrt der Phoiniker oder Karthager, die Schiffe bis nach Amerika und zurück gebracht haben soll, kann nicht durch die Forschung nicht belegt werden und gehört in das Reich der Mythen. Das zeigt auch die Tatsache, dass Hanno nur eine Fahrt von Kerne aus durchführte, die etwa 50 Tage dauerte, da er wohl nicht mehr Proviant mit führen konnte oder geführt hatte. Einen hohen Anspruch stellte eine solche Fahrt auch an die Navigation auf hoher See. Eine Orientierung anhand von topographischen Punkten ohne Horizont fällt dann nämlich aus. Deshalb sind Kenntnisse der Sternennavigation nötig, die man nur durch Erfahrung in einem solchen Seegebiet sammeln kann.

Quellen und Übersetzungen

Literatur

Einzelnachweise

  1. Werner Huß: Die Karthager. Kap. 7: Das afrikanische Unternehmen des Hanno. 3. Auflage, C. H. Beck, München 2004, ISBN 3-406-37912-5, S. 39, 1. Absatz.
  2. Werner Huß: Die Karthager. Kap. 7: Das afrikanische Unternehmen des Hanno. Unterkapitel Die Fahrt des Hanno. 3. Auflage, C. H. Beck, München 2004, ISBN 3-406-37912-5, S. 39, 2. Absatz.
  3. Werner Huß: Die Karthager. Kap. 7: Das afrikanische Unternehmen des Hanno. Unterkapitel Die Fahrt des Hanno. 3. Auflage, C. H. Beck, München 2004, ISBN 3-406-37912-5, S. 41, 2. Absatz.
  4. Werner Huß: Die Karthager. Kap. 7: Das afrikanische Unternehmen des Hanno. 3. Auflage, C. H. Beck, München 2004, ISBN 3-406-37912-5, S. 41, 5. Absatz.
  5. Werner Huß: Die Karthager. Kap. 7: Das afrikanische Unternehmen des Hanno. Unterkapitel Die Fahrt des Hanno. 3. Auflage, C. H. Beck, München 2004, ISBN 3-406-37912-5, S. 42, 2. Absatz.
  6. Werner Huss: Die Karthager. Kap. 8: Die Fahrt des Himilco. 3. Auflage, C. H. Beck, München 2004, ISBN 3-406-37912-5, S. 46, letzter Absatz.