Sebastiansaltar (Stadtkirche Geislingen)

Sebastiansaltar in der Stadtkirche Geislingen
Link zum Bild

(Bitte Urheberrechte beachten)

Der Marien- oder Sebastiansaltar wurde zwischen 1518 und 1520 von dem Ulmer Holzschnitzer-Meister Daniel Mauch gefertigt. Er steht im Chor der Stadtkirche Geislingen. Der als Flügelaltar ausgeführt Altaraufsatz (Retabel) zeigt die Figuren der Muttergottes mit ihrem Gefolge das aus den Heiligen Maria Magdalena, Elisabeth und Rochus sowie dem Heiligen Sebastian besteht.

Beschreibung

Der Sebastiansalter ist in Lindenholz gefertigt und als Flügelaltar mit Predella ausgeführt. Das Retabel war nie gefasst und in Details mit Farbe bemalt.[1] Der zentrale Schrein ist mit Maßwerk verzierten. Im Gegensatz zu dem zehn Jahre früher von Mauch gefertigten Bieselbacher Altar, mit dem er den Schritt von der Spätgotik in Richtung Renaissance machte, steht der Sebastiansaltar wieder in spätgotischer Tradition. Renaissanceelemente sind hier praktisch nicht vorhanden. Es scheint als sei Mauch in die alte Zeit zurückgekehrt, vielleicht auf Wunsch des Auftragsgebers, der Sebastiansbruderschaft.[1]

Wie häufig in der Spätgotik steht die Gottesmutter mit dem Jesuskind im Arm etwas erhöht in der Mitte des Schreins. Aus einer Mantelfalte schaut ein Putto hervor, was als Vorbote der neuen Zeit gedeutet werden kann.[1][2] Rechts von Maria, der Schutzpatronin der Kirche, steht die heilige Maria-Magdalena mit dem Salbengefäß.[2] Links von Maria ist an vornehmer Stelle (aus Sicht der Maria auf deren rechten Seite) der Heilige Sebastian, der Schutzpatron der Auftragsgeber-Bruderschaft, postiert. Er steht mit breiten Kuhmaulschuhen an den Füßen fest auf dem Boden, gekleidet nach der damaligen Mode mit Faltenrock und Beinlingen im Burgunder Stil. Gemäß der gotischen Figurentradition verlagert er sein Gewicht auf ein Bein und „schaukelt“ mit dem Oberkörper.[1] Eine andere Quelle sieht in dieser Figur den heiligen Mauritius mit Kommandostab, während der Heilige Sebastian im Gesprenge über dem Altar dargestellt sei.[2] Die Innenseite der Flügel zeigen als Relief links den Heiligen Rochus, den Patron gegen die Pest und rechts die Heilige Elisabeth als Sinnbild der christlichen Nächstenliebe mit Krug und Glas, Brotlaib und Teller.[1][2]

Die Predella enthält zwei Gruppendarstellungen des Fegefeuers, die Jörg Syrlin d. Ä. zugeschrieben werden.[2] Maier-Lörcher lässt die Urheberschaft als ungeklärt offen.[1] Das Relief gibt einen Einblick in die Höllenqualen, wie sie sich die Menschen im Mittelalter vorstellten. Zwölf verdammte Seelen winden sich vor Schmerzen, von empor züngelnden Flammen umgeben, im Fegefeuer. Die männlichen Gestalten sind meisterlich geschnitzt, anatomisch richtig gestaltet und ausdrucksstark.[1] Die Reliefs befinden sich hinter Gittern, und sind in der Regel nur über die Osterfeiertage zu sehen.[1][2]

Auftragsgeber, Datierung und Aufstellungsort

Den Auftrag zum Bau des Retabels vergab die Sebastiansbruderschaft an Daniel Mauch. Die Fertigung des Altar lässt sich auf die Jahre 1518–1520 datiert, als Mauch selbst Mitglied der Bruderschaft war. Der Sebastiansaltar war einer von elf Altären der Stadtkirche von Geislingen an der Steige und diente ursprünglich als Seitenaltar. Im Verlauf des Ulmer Bildersturms wurden zehn dieser Altäre zerstört. Der erhaltene Sebastiansaltar steht heute zentral im Chorraum der Geislinger Stadtkirche.[1]

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h i Barbara Maier-Lörcher: Meisterwerke Ulmer Kunst. Thorbecke Verlag, Ostfildern 2004, ISBN 3-7995-8004-2, S. 86–87.
  2. a b c d e f Stadt Geislingen an der Steige. Evangelische Stadtkirche . In: geislingen.de. Stadt Geislingen, abgerufen am 23. August 2025.

Koordinaten: 48° 36′ 47,2″ N, 9° 50′ 35,7″ O