Schnorr-Identifikation
Die Schnorr-Identifikation ist ein 1989/91 von Claus-Peter Schnorr entworfenes kryptographisches Identifikations-Schema, das auf der Schwierigkeit beruht, den diskreten Logarithmus zu berechnen. Aus der Schnorr-Identifikation leitet sich die Schnorr-Signatur ab. Diese digitale Signatur erfordert eine kryptographische Hashfunktion, eine mehrstufige Interaktion wie bei der Fiat-Shamir-Identifikation ist dagegen nicht erforderlich. Schnorr-Identifikation und Schnorr-Signatur wurden patentiert[1][2] und exklusiv an RSA sowie nicht-exklusiv an Siemens lizenziert; das Patent ist am 23. Februar 2010 abgelaufen.
Parameter
Systemweite Parameter
Alle Benutzer können diese Parameter gemeinsam nutzen:
- Eine Gruppe primer Ordnung . Diese ist zyklisch, sei ein Generator.
Schnorr schlägt vor, eine Untergruppe von für eine Primzahl zu wählen. Er argumentiert, dass Schlüssel- und Signaturlängen sich auf beziehen, das Sicherheitsniveau sich hingegen am größeren orientiert.
Privater Schlüssel
Der nur dem Prover P bekannte private Schlüssel besteht aus einer zufällig gewählten Zahl:
- mit
Öffentlicher Schlüssel
Der öffentliche Schlüssel ist das entsprechende Gruppenelement :
Drei-Schritt-Protokoll
Der Prover P identifiziert sich gegenüber dem Verifier V durch ein Protokoll bestehend aus 3 Schritten:
- Hinterlegung (Commitment): P wählt zufällig mit und sendet an V.
- Frage (Challenge): V wählt zufällig mit und sendet an P.
- Antwort (Response): P sendet an V.
V akzeptiert die Antwort genau dann, wenn .
Sicherheitsdiskussion (informell)
Die Sicherheit der Schnorr-Identifikation basiert beweisbar auf der Komplexität des diskreten Logarithmus. Von diesem Problem nimmt man allerdings nach Jahrzehnten intensiver Forschung an, dass es nicht effizient zu lösen ist.
Einerseits könnte man mit der Möglichkeit, effizient diskrete Logarithmen zu berechnen, das Verfahren brechen, da der geheime Schlüssel sich als Logarithmus des öffentlichen Schlüssels zur Basis in der Gruppe ergibt.
Wäre man andererseits in der Lage, das Verfahren zu brechen, also bei gegebener Gruppe zu beliebigem Generator und öffentlichem Schlüssel auf jede Frage die korrekte Antwort zu geben, könnte man damit effizient diskrete Logarithmen berechnen. Um den diskreten Logarithmus von zur Basis zu berechnen, kann man nämlich als P folgendermaßen das Protokoll mit als Generatorparameter und als öffentlichem Schlüssel nutzen: Man führt das Protokoll mehrmals aus und sendet dabei im ersten Schritt immer dasselbe , und zwar wiederholt man das Protokoll so oft, bis V in zwei Durchgängen im jeweils zweiten Schritt zwei verschiedene Fragen gestellt hat. Diese seien und . (Wenn V die Frage im zweiten Schritt zufällig und gleichverteilt unter den infrage kommenden Werten wählt, braucht man im Mittel
Durchläufe, siehe geometrische Verteilung.) Die zugehörigen Antworten, die man auf bzw. dann im dritten Schritt gegeben hat, seien und . Wegen gilt und weil eine Primzahl ist, besitzt in ein multiplikatives Inverses, also eine Zahl , für die
gilt ( lässt sich beispielsweise mit dem erweiterten euklidischen Algorithmus effizient bestimmen). Der diskrete Logarithmus von zur Basis ist jetzt , denn da und korrekte Antworten auf die Fragen und sind, gilt
und
und es folgt