Schlossopernhaus

Querschnitt mit Dachwerk und Mechanik des Schnürbodens sowie auf der Bühne einer Dekoration des 18. Jahrhunderts; Tuschzeichnung von Johann Friedrich Jungen, 1746
Schlosstheater Hannover, Längsschnitt
Titelblatt der Oper Enrico Leone von Agostino Steffani, Libretto: Ortensio Mauro (zur Eröffnung 1689)
Letzte Uraufführung: Austin 1852 von Heinrich Marschner
Schlosstheater Hannover Grundriss
Der 1789 für das Schlossopernhaus gemalte Vorhang von Johann Heinrich Ramberg machte diesen berühmt

Das Schlossopernhaus oder auch Schlosstheater in Hannover war ein unmittelbar neben dem Leineschloss errichtetes Opernhaus.

Geschichte

Das Theatergebäude wurde 1687–1689 erbaut und galt bis ins 18. Jahrhundert als eines der größten und zugleich auch schönsten Theater seiner Zeit. Seine Errichtung wurde schon im Briefwechsel mit Gottfried Wilhelm Leibniz diskutiert. Das barocke 1300 Plätze[1] fassende Gebäude sollte mit dem Opernhaus in Wolfenbüttel konkurrieren und die Italienreisen des Herzogs reduzieren.[1] Der hannoversche Baumeister Johann Friedrich Jungen zeichnete 1746 das „Sr. Groß-Britannichen Majestet Schloß Opera Hauß in Hannover“[2], deren Vorlagen dann 1748 umgezeichnet von dem Architekturtheoretiker Johann Friedrich Penther veröffentlicht wurden.[3] Eine bautechnikgeschichtliche Besonderheit war das kunstvoll konstruierte, freitragende Dachtragwerk, in dem auch ein Teil der Theatermaschinerie untergebracht war.[3]

Der Kapellmeister und Komponist Agostino Steffani lieferte nicht nur die Eröffnungsoper Henrico Leone (1689), sondern fast jährlich weitere neue Werke: La lotta d’Ercole con Acheloo (1689), La superbia d’Alessandro (1690), Orlando generoso (1691), Le rivali concordi (1692), La libertà contenta (1693), Baccanali (1695) sowie I trionfi del fato (1695). Das Opernhaus war auch Schauplatz von Uraufführungen zweier Marschner-Opern, von Der Bäbu im Februar 1838 und von Austin im Januar 1852.

Das Schlossopernhaus wurde bis 1852 bespielt und 1854[1] abgerissen. Seine Funktion übernahm das nach Plänen von Georg Ludwig Friedrich Laves errichteten klassizistische Opernhaus am heutigen Opernplatz. An der Stelle des Schlossopernhauses befindet sich heute der 1958–1961 nach Plänen von Dieter Oesterlen errichtete Plenarsaal des Niedersächsischen Landtages.[4]

Persönlichkeiten

Literatur

  • Friedrich Ebel: Das ehemalige Schloß-Opernhaus in Hannover. In: Die Denkmalpflege, Folge 16, 1914, S. 60–63, 67–69.
  • Max Ferdinand Gerhäuser: Die Planung der Theater und ihre Entwicklung in Hannover. In: Hannoversche Geschichtsblätter, Neue Folge 23 (1969), S. 85–144.
  • Rosenmarie Elisabeth Wallbrecht: Das Theater des Barockzeitalters an den welfischen Höfen Hannover und Celle. Mit 27 Tafeln (= Quellen und Darstellungen zur Geschichte Niedersachsens, Bd. 83), zugleich Dissertation 1972 an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien, Hildesheim: Lax, 1974, S. 30–59; (Inhaltsverzeichnis).
  • Bernhard Dörries, Helmut Plath: Alt-Hannover. Die Geschichte einer Stadt in zeitgenössischen Bildern, 1600-1900, vierte, verbesserte Auflage, Hannover: Heinrich Feesche Verlag, 1977, ISBN 3-87223-0247, S. 60, 61 u. a.
  • Richard Doebner: Händel in Hannover. In: Zeitschrift des historischen Vereins für Niedersachsen (50) 1885, S. 297f. (digital.slub-dresden.de).
  • Urs Boeck: Hannovers barockes Opernhaus. In: Sabine Hammer (Hrsg.): Das Opernhaus in Hannover. Architektur und Theatergeschichte. Schlütersche Verlagsgesellschaft und Druckerei, Hannover 1986, ISBN 978-3-87706-029-2 und ISBN 3-87706-029-3, S. 9–16.
  • Hugo Thielen: Schlosstheater, auch Schlossopernhaus. In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 544.
  • Hedda Saemann: Dachwerke über den welfischen Residenzbauten der Barockzeit im Kontext des höfischen Bauwesens. Michael Imhof Verlag, Petersberg 2014, ISBN 978-3-86568-922-1, S. 288–292.

Einzelnachweise

  1. a b c Hedda Saemann: Dachwerke über den welfischen Residenzbauten der Barockzeit im Kontext des höfischen Bauwesens. Michael Imhof Verlag, Petersberg 2014, ISBN 978-3-86568-922-1, S. 288.
  2. Rosenmarie Elisabeth Wallbrecht: Das Theater des Barockzeitalters an den welfischen Höfen Hannover und Celle, A. Lax, 1974, 264 S.
  3. a b Hedda Saemann: Dachwerke über den welfischen Residenzbauten der Barockzeit im Kontext des höfischen Bauwesens. Michael Imhof Verlag, Petersberg 2014, ISBN 978-3-86568-922-1, S. 288 ff.
  4. Hans Werner Dannowski: „Dann fahren wir nach Hannover“. Ansichten und Eindrücke aus einer Stadt, mit acht Collagen von Siegfried Neuenhausen, Hannover: Schlütersche Verlagsgesellschaft, 2000, ISBN 3-87706-569-4, S. 17, 98; Vorschau über Google-Bücher
  5. Angelika Weißmann: 24 Georg Carl Andreas Wagner, in Angelika Weißmann (Text), Silke Beck, Nadine Köpper, Claudia Wollkopf (Red.), Karin von Schwartzenberg (Verantw.): Der ehemalige St. Nikolai-Friedhof. Ein Gartendenkmal im Zentrum von Hannover, illustrierte Broschüre (50 Seiten) mit historischem Abriss und einem kommentierten Faltplan zu historisch bedeutenden Grabmalen, hrsg. von der Landeshauptstadt Hannover, Fachbereich Umwelt und Stadtgrün, Bereich Grünflächen – Zentrale Aufgaben, Hannover: LHH, 2016, S. 41 u.ö.; als PDF-Dokument

Koordinaten: 52° 22′ 12,4″ N, 9° 44′ 2,1″ O