Schloss Varzin
| Schloss Varzin | ||
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| Daten | ||
| Ort | Warcino, Gmina Kępice, Powiat Słupski, Woiwodschaft Pommern. | |
| Koordinaten | 54° 13′ 7,7″ N, 16° 51′ 10,2″ O | |
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Schloss Varzin befindet sich in der polnischen Woiwodschaft Pommern.
Geschichte
Das Gut war 1485 ein Lehen der von Zitzewitz. Nach dem Dreißigjährigen Krieg wurde ein Teil des Guts an das pommersche Adelsgeschlecht Massows verkauft. Im 18. Jahrhundert gelangte es an die Adelsfamilie von Podewils, durch Heirat 1805 der Auguste Gräfin Podewils-Varzin (1784–1859) mit Werner (Werner Konstantin) Graf von Blumenthal (1773–1844) an die Familie von Blumenthal. Deren jüngerer Sohn Adalbert von Blumenthal (1821–1882) musste das Gut 1867 wegen kolpotierter Überschuldung verkaufen.[1] Auf Schloss Varzin geboren wurde Werner von Blumenthal-Suckow.
Neuer Eigentümer wurde die Familie von Bismarck direkt durch Otto von Bismarck, dessen Frau auf einem benachbarten Gut aufgewachsen war. Otto von Bismarck soll den Kauf des Parks willen[2] kümmerte sich besonders um den Wald, in dem er Ruhe und Erholung fand. Die Frau des Otto von Bismarck, Johanna von Puttkamer, wurde in Varzin begraben. Vom Gut Varzin stammt mit Klaus, eigentlich Nikolaus, Graf von Bismarck (1896–1940) auch ein in den 1920er Jahren überregional bekannter Politiker[3] und Großgrundbesitzer.[4]
Um 1914 hatte Gut Varzin, im pommerschen Kreis Rummelsburg gelegen, einen Umfang von 565 ha, ohne die Nebengüter in der Umgegend. Gutsverwalter war Oberamtmann Dr. Gräbke, Besitzer[5] war damals schon Nikolaus (Klaus) Graf von Bismarck. Auf dem Gut wurde teils modernste Technik eingesetzt.[6] Im Jahr 1939 war nach wie vor der Eigentümer Nikolaus Graf Bismarck. Als Pächter agierte der in Alexandria geborene Diplom-Landwirt[7] Graf Theodor von Medem, Hr. Lemke als Oberinspektor. Die Gesamtfläche betrug für Varzin 2317 ha, hinzu kamen der Wald in Misdow A mit 397 ha, der Forst Puddiger mit 613 ha, Rittergut Seelitz mit 1023 ha sowie Rittergut Wussow, 987 ha und zuletzt das Rittergut in Chorow, 950 ha.[8]
Das Schloss blieb bis so zur Besetzung Pommerns durch die Rote Armee 1945 im Besitz der von Bismarck. Die letzte Bewohnerin der Familie, Gräfin Sybille von Bismarck geb. von Arnim-Kröchlendorff,[9] Witwe von Otto von Bismarcks Sohn Wilhelm (Bill) von Bismarck, weigerte sich zu fliehen und beging im März 1945 im Alter von 81 Jahren beim Anmarsch der Roten Armee Suizid.[10] Sie wurde im Familienmausoleum auf dem Anwesen begraben. Als amtlicher Erbe galt Graf Rule von Bismarck (1920–1991), der Reserveoffizier wurde später als Diplom-Landwirt in Chile lebte.[11]
Ab 1946 wurde das Schloss als Schulungszentrum genutzt, 1951 wurde die noch heute bestehende Forstschule gegründet. Das Bismarck’sche Mausoleum wurde ld. 1957 zerstört.
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Sammlung Alexander Duncker -
Varzin: Dem Grafen von Bismarck soll es verbleiben -
Aufnahme um 1898 (Aus: Die Gartenlaube) -
Grabkapelle der Fürstin Bismarck in Varzin
Bauwerk
Der zentrale Bau geht auf ein barockes Herrenhaus zurück. Die Podewils ließen zwei Seitenflügel anfügen. Otto von Bismarck ließ einen quadratischen mit Flachdach gedeckten Anbau nach Plänen von Ende und Böckelmann erbauen. Wilhelm von Bismarck ließ das Schloss mit einem neobarocken Flügel erweitern. Im Inneren kann an heute das Arbeitszimmer von Otto von Bismarck mit originalem Mobiliar und großem schlesischen Kachelofen besichtigen. In der Wagenremise gegenüber dem Schloss ist heute ein Erziehungszentrum untergebracht. Im weitläufigen Landschaftspark bestand einst der Rosengarten von Johanna von Bismarck. Auf dem Grundstück befinden sich auch das Bismarck’sche Familienmausoleum sowie die Gräber von Bismarcks Hunden.
Literatur (Auswahl)
- Edda Gutsche: Mit Ausblick auf Park und See. Zu Gast in Schlössern und Herrenhäusern in Pommern und der Kaschubei. Edition Pommern, Elmenhorst/Vorpommern 2018, ISBN 978-3-939680-41-3, S. 92–95.
- P. Hahn: Varzin. Persönliche Erinnerungen an den Fürsten Otto von Bismarck. 1909.
- Hans Blum: Ein Tag in Varzin beim Fürsten Bismarck. Separatdruck aus den Leipziger Neuesten Nachrichten. Verlag Edgar Herfurth & Co., Leipzig 1892.
- Alexander Duncker (Hrsg.): Die ländlichen Wohnsitze, Schlösser und Residenzen der ritterschaftlichen Grundbesitzer in der preußischen Monarchie nebst den königlichen Familien-, Haus-, Fideicommiss- und Schattull-Gütern. Band 3, Selbstverlag, Berlin 1860, Blatt 128.
Weblinks
- Bismarck Landgut in Varzin (Warcino). In: Ostsee Magazin.net.
Einzelnachweise
- ↑ Vgl. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Uradeligen Häuser. Der in Deutschland eingeborene Adel. 1907. Achter Jahrgang, Justus Perthes, Gotha 1906. Unpagnierte Ausgabe
- ↑ A. Verchioni: Unterhaltungs-Blatt der Neuesten Nachrichten. Nr. 53, C. R. Schurich, J. Knorr, München, Sonntag, den 2. Juli 1871, S. 728.
- ↑ Klaus von Bismarck: Aufbruch aus Pommern. Erinnerungen und Perspektiven. 2. Auflage, Verlag Piper, München/Zürich 1992, ISBN 3-492-03558-2, S. 42.
- ↑ Hans Friedrich von Ehrenkrook, Carola von Ehrenkrook, Jürgen von Flotow, Johann Georg von Rappard, u. a.: Genealogisches Handbuch der Fürstlichen Häuser. 1951. Band I, Band 1 der Gesamtreihe GHdA, Abt. III (Uradel), Hrsg. Deutsches Adelsarchiv, C. A. Starke Verlag, Glücksburg/Ostsee 1951, ISSN 0435-2408, S. 472 f.
- ↑ Ernst Seyfert: Güter-Adreßbuch für die Provinz Pommern. [1914]. Verzeichnis sämtlicher Rittergüter, Güter und größeren Bauernhöfen der Provinz. Handbuch der Königlichen Behörden. In: Niekammer’s Güter-Adressbücher. Band 9, 4. Auflage, Reichenbach’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1914, S. 184 f.
- ↑ Ed. Haenel: Ueber die Girad-Turbinen der Campmühle auf der Fürstlich Bismarck’schen Herrschaft Varzin., In: E. Hartig (Hrsg.): Der Civilingenieur. Jahrgang 1878. N.F. Band XXIV, Verlag Arthur Felix, Leipzig 1878, S. 101 ff.
- ↑ Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Gräflichen Häuser. Zugleich Adelsmatrikel der D.A.G. Teil A (Uradel). 1938. Jahrgang 111, Justus Perthes, Gotha 1937, S. 352.
- ↑ H. Seeliger (Hrsg.): Landwirtschaftliches Adreßbuch der Provinz Pommern. [1939]. Verzeichnis von ca. 20.000 landwirtschaftlichen Betrieben von 20 ha aufwärts mit Angabe der Besitzer, Pächter und Verwalter, der Gesamtgröße des Betriebes und Flächeninhalt der einzelnen Kulturen; nach amtlichen Quellen. In: Niekammer’s Landwirtschaftliche Güter-Adreßbücher. (Letzte Ausgabe Paul Niekammer), Band I, 9. Auflage, Selbstverlag von Niekammer’s Adreßbüchern GmbH, Leipzig 1939, S. 281.
- ↑ Jasper v. Arnim, Jochen v. Arnim, u. a.: Das Geschlecht von Arnim. 4. Teil: Chronik der Familie im neunzehnten und zwanzigsten Jahrhundert. In: Deutsches Familienarchiv, Band 137 bis 140; Degener & Co., Neustadt/Aisch 2002, ISSN 0012-1266, S. 613.
- ↑ Vgl. Matthias Graf von Schmettow (Hrsg.): Gedenkbuch des deutschen Adels. (Hauptband). In: Aus dem Deutschen Adelsarchiv. Band 3, C. A. Starke Verlag, Limburg/Lahn 1968, S. 25.
- ↑ Christoph Franke, Moritz Graf Strachwitz von Groß Zauche und Camminetz, Freiherr Klaus von Andrian-Werburg, Walter von Hueck, u. a.: Genealogisches Handbuch der Fürstlichen Häuser. 1997. Band XV, Band 114 der Gesamtreihe GHdA, Abt. III A (Uradel), Hrsg. Deutsches Adelsarchiv, C. A. Starke Verlag, Limburg/Lahn 1997, ISSN 0435-2408, S. 572 f.
