Schloss Heinrichsdorf

Schloss Heinrichsdorf Sammlung (Alexander Duncker)

Das Schloss Heinrichsdorf (polnisch Pałac w Siemczynie) ist ein Herrenhaus in Siemczyno, einem Ort in der Gmina Czaplinek (Tempelburg) in der polnischen Woiwodschaft Westpommern.

Geschichte

Schloss Heinrichsdorf (2013)

Der Ort liegt an einer Landenge zwischen dem Völtzkowsee (Jezioro Wilczkowo) und dem Dratzigsee (Jezioro Drawsko). Im 16. Jahrhundert wurde der Ort Hauptsitz der Familie von Goltz, denen auch Gut Blumenwerder (Piaseczno) gehörte. Nach dem Großen Nordischen Krieg ließ Henning Bernd von der Goltz (1681–1734) das vorhandene Herrenhaus abreißen und 1722/1723 bis 1726 den heutigen Bau mit einem Mittelbau und zwei vorgeschobenen Seitenflügeln im Stil des Barock errichten.[1][2]

In den 1790er Jahren wurden Gut und Herrenhaus an den Geheimen Justiz- und Kammergerichts-Rat Heinrich (Heinrich August) von Arnim-Werbelow (1760–1834) verkauft.[3] Er hatte 1790 die Gutsbesitzerin Christine Gräfin von Borcke (1773–1818) geheiratet. Die Familie von Arnim ließ 1796 einen neuen Schlossflügel errichten, später noch ein Wirtschaftsgebäude. Danach betreute Leonhard (Heinrich Leonhard) von Arnim (1801–1875) als Nachfahre die Begüterung. Einige Jahre nach dem Tod der Ehefrau Ottilie von Brockhausen (1812–1887) verkauft die Erbin, Tochter Helene (* 1840), liiert mit dem rheinischen Grundbesitzer Ernst Edlem von Hymmen-Haus Unterbach, Gut Heinrichsdorf, 1896.[4]

Ab 1907 war die uradelige Familie von Bredow Besitzer und sogleich auch als Bauherr tätig, sie erbauten an der Nordseite einen neuen Seitenflügel und ließen den Park umgestalteten. Die Gutsgröße betrug damals gesamt 939 ha. Eigentümer[5] wurde der Amtsrichter a. D. und Oberleutnant d. R. Freiherr Hartwig von Bredow-Wagenitz-Vietznitz (1873–1927),[6] ein nachgeborener Sohn der Agnes von Arnim (1839–1927) und des kgl. preuß. Oberstleutnant z. D. Freiherr Karl von Bredow (1836–1886) mit Hauptwohnsitz Schloss Wagenitz im Westhavelland nordwestlich von Berlin. Hartwigs ältere Geschwister erbten u. a. die dortigen Bredow-Stamm-Güter Vietznitz und Wagenitz. Hartwig von Bredow, nachfolgend Mitglied[7] der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft, war seit 1904 mit Mascha Lucke (1883–1958) verheiratet und hatte mit ihr sieben Söhne, von denen die vier jüngsten auf Heinrichsdorf geboren wurden. Das Erbe der Begüterung blieb nach 1927 namentlich vakant. Im 1939 letztmalig publizierten Güter-Adreßbuch für Pommern wurde für Heinrichsdorf kein Gut mehr aufgeführt, dafür werden 23 kleinere Hofbesitzer mit Größen von 21 bis 102 ha im Ort aufgeführt.[8] Die Bredows lebten bis mindestens 1944 im Herrenhaus. 1941 heiratete der zweite Sohn, der Forstmeister Hans-Christoph Freiherr von Bredow, in Heinrichsdorf die spätere Journalistin Anja von Oettingen, Tochter der Anja Lagowskaja und des Prof. Heinrich von Oettingen.[9]

Im Zweiten Weltkrieg blieb das Schloss unversehrt und wurde im nunmehr polnischen Ort als Schule genutzt. Heute ist das Schloss saniert und wird als Hotel genutzt.

Durch den umgebenden Park führt der Heinrichsweg, der die Geschichte des Ortes und seine Sehenswürdigkeiten erklärt. Bemerkenswert ist die seit 1945 nicht mehr gepflegte Weißbuchenallee, deren Bäume seltsame Formen hervorgebracht haben.

Literatur

  • Edda Gutsche: Mit Ausblick auf Park und See. Zu Gast in Schlössern und Herrenhäusern in Pommern und der Kaschubei. Edition Pommern, Elmenhorst / Vorpommern 2018, ISBN 978-3-939680-41-3, S. 119–121.
  • Helmut Sieber: Schlösser und Herrensitze in Pommern. Nach alten Stichen. Verlag Weidlich, Frankfurt am Main 1959, S. 118.
  • Alexander Duncker: Die ländlichen Wohnsitze, Schlösser und Residenzen der ritterschaftlichen Grundbesitzer in der preussischen Monarchie. Band 6, Selbstverlag, Berlin 1863–1864. Siehe: ZLB
Commons: Schloss Heinrichsdorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Haus: Heinrichsdorf, In: Friedrich Freiherr von der Goltz: Nachrichten über die Familie der Grafen und Freiherren von der Goltz in zwei Abtheilungen. Band 1 (Erste Abtheilung), R. Schultz & Comp., Strassburg 1885, S. 169.
  2. Vgl. u. a. Abbildung aus dem Deutschen Adelsarchiv, In: Nachrichten über die Familie der Grafen und Freiherren von 1885–1960. Eine Fortsetzung des unter demselben Titel von Friedrich Frhr. von der Goltz im Jahre 1885 zusammengestellten Buches. Hrsg. Familienverband von der Goltz, In: Bibliothek Familiengeschichtlicher Arbeiten. Band 27, Degener & Co., Neustadt an der Aisch 1960, S. 14 f.
  3. Heinrich von Arnim, * Werbelow 20. Jan. 1760, † Heinrichsdorf 19. Jan. 1834, Herr auf Heinrichsdorf, Werbelow, Milow, Schwaneberg und Reppow, In: Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Uradeligen Häuser. Der in Deutschland eingeborene Adel. 1907. Achter Jahrgang, Justus Perthes, Gotha 1906.
  4. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Uradeligen Häuser. Der in Deutschland eingeborene Adel. 1913. Vierzehnter Jahrgang, Justus Perthes, Gotha 1912, S. 46., In: Internet Archive.
  5. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Freiherrlichen Häuser 1912. Zweiundsechzigster Jahrgang, Justus Perthes, Gotha 1911, S. 86.
  6. Baron Hartwig von Bredow, Herr auf Heinrichsdorf, Krs. Neustettin, In: Melville Henry Massue Marquis de Ruvigny et Raineval: The Titled Nobility of Europe. An International Peerage, Or Who`s at Who of the Sovereigns, Princes and Nobles of Europe. Harrison & Sons, London 1914, S. 387.
  7. Fritz Graf von Schwerin: Mitteilungen der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft. 1914. Hermann Beyer & Söhne (Beyer & Mann) Langensalza; Selbstverlag, Wendisch-Wilmersdorf b. Thyrow (Kr. Teltow) / Berlin 1914, S. 342.
  8. H. Seeliger (Hrsg.): Landwirtschaftliches Adreßbuch der Provinz Pommern. 1939. In: Niekammer’s Landwirtschaftliche Güter-Adreßbücher. Band I, 9. Auflage, Selbstverlag der Niekammer`s Adressbüchern GmbH, Leipzig 1939, S. 345. PDF; Reprint: In: Historische Adressbücher. Band 20, Klaus D. Becker, Potsdam 2020. ISBN 978-3-88372-201-6.
  9. Hans Friedrich von Ehrenkrook, Friedrich Wilhelm Euler, Jürgen von Flotow, Walter von Hueck, Johann Georg von Rappard, Hans-Jürgen von Witzendorff, u. a.: Genealogisches Handbuch der Freiherrlichen Häuser. A (Uradel). 1959. Band III, Band 21 der Gesamtreihe GHdA, Hrsg. Deutsches Adelsarchiv, C. A. Starke, Limburg (Lahn) 1959, ISSN 0435-2408, S. 72 f.

Koordinaten: 53° 33′ 22,7″ N, 16° 7′ 57,4″ O