Schlacht von Sphakteria

Schlacht von Sphakteria
Teil von: Peloponnesischer Krieg

Der Süden der Peloponnes
Datum Frühjahr 425 v. Chr.
Ort Pylos
Ausgang Athenischer Sieg
Folgen Friedensbereitschaft Spartas
Konfliktparteien

Athen

Sparta

Befehlshaber

Demosthenes
Kleon

Epitadas †

Truppenstärke

800 Hopliten, 800 Bogenschützen, 800 Peltasten, 5.000–7.000 Ruderer

420 Hopliten, 500 Heloten

Verluste

gering

Hopliten: 128 tot, 292 gefangen

In der Schlacht von Sphakteria im Sommer des Jahres 425 v. Chr. kämpften ca. 8.000 Athener gegen 420 Spartaner.

Der Ort der Schlacht

Sphakteria ist eine Insel vor Pylos, einem Naturhafen an der Südwestküste der Peloponnes (Messenien).

Pylos liegt bei einer Bucht, deren Durchmesser etwa 5 km beträgt. Das Besondere dabei ist eine etwa 4,5 km lange schmale Insel, Sphakteria, die genau auf der imaginären Sehne des Halbkreises liegt, der die Bucht bildet. Sphakteria schirmt also die Bucht vom Meer ab, bis auf zwei schmale Zufahrten. Der eigentliche Hafen befand sich am nördlichen Scheitelpunkt der Bucht, ist jedoch vom offenen Meer aus wegen des felsigen Ufers unzugänglich.

Die Vorgeschichte

Der Peloponnesische Krieg dauerte nun 7 Jahre. Ein Sturm zwang die athenische Flotte (40 Schiffe) in den Hafen von Pylos, der im Feindesland lag. Die Flotte fuhr schließlich weiter. Man ließ aber 5 Schiffe zurück, deren Besatzung den Hafen zum Land hin befestigen sollten, kommandiert von Demosthenes.[1]

Sparta schickte sofort Heer und Flotte, doch zwei Tage lang scheiterten alle Versuche, den Hafen einzunehmen. Um die Landung einer athenischen Flotte zu behindern, besetzte man Sphakteria, versäumte jedoch, die beiden Zufahrten zur Bucht zu blockieren.[2]

Die athenische Flotte (40 Schiffe) traf schließlich ein, und es kam zu einer Seeschlacht in der Bucht – Athen siegte und besaß nun die Seehoheit. Sparta dagegen hatte die Landhoheit in der Bucht – abgesehen vom Hafen. Die Spartaner auf der Insel waren allerdings isoliert: 420 Hopliten und deren Heloten, kommandiert von Epitadas.[3]

Es wurde ein Waffenstillstand ausgehandelt: Die Spartaner durften ihre Leute auf der Insel verpflegen, mussten aber ihre verbliebenen 60 Schiffe den Athenern übergeben. Eine spartanische Gesandtschaft begab sich nach Athen und bot einen Friedensschluss an; die Forderungen der Athener waren jedoch so hoch, dass die Spartaner sie nicht annehmen konnten. Der Waffenstillstand war damit hinfällig. Die Athener wollten Sphakteria aushungern, doch Taucher schafften mit Schläuchen Honigmohn und gestampften Leinsamen auf die Insel.[4]

In Athen schickte man Kleon, der geprahlt hatte, er könne die Spartaner binnen 20 Tagen besiegen, mit einer weiteren Flotte nach Pylos.[5]

Inzwischen hatte ein Brand auf der Insel die Bewaldung vernichtet und die Spartaner eines Vorteils beraubt.

Die Schlacht

Nach Kleons Eintreffen lehnten die Spartaner auf der Insel die Kapitulation ab. Am nächsten Morgen begannen die Athener mit der Erstürmung der Insel. 800 Hopliten landeten an der Südspitze und überrannten einen spartanischen Vorposten. Die übrigen Spartaner formierten sich zur Phalanx und rückten vor. Die Athener landeten 800 Bogenschützen, 800 Peltasten und 5–7.000 Ruderer. Die Spartaner wurden durch Geschosse dezimiert, und Epitadas starb, ohne dass es zum Nahkampf gekommen war. Es drohte die Umzingelung, woraufhin die Spartaner sich zur Nordspitze zurückzogen.

Ein messenischer Offizier führte einige Peltasten über die Felsklippen am Nordufer in den Rücken der Spartaner (wie in der Schlacht bei den Thermopylen), die somit im „Kreuzfeuer“ lagen.

Demosthenes und Kleon, der Gefangene machen wollte, forderten die Spartaner zur Kapitulation auf, die diese annahmen – seit der Seeschlacht waren 72 Tage vergangen.

Die überlebenden Spartaner (292 Hopliten, darunter 120 Spartiaten) brachte man nach Athen, und somit hatte Kleon sein Versprechen wahrgemacht.[6]

Bedeutung

"Und von allen Ereignissen des Krieges war dieses die größte Überraschung: Den Lakedaimoniern hätten sie nämlich niemals zugetraut, dass sie sich durch Hunger oder irgendeine andere Zwangslage zur Übergabe ihrer Waffen bewegen ließen, sondern dass sie diese behielten und kämpfend, solange sie könnten, in den Tod gingen;"[7]

So beschreibt Thukydides die Kapitulation der auf Sphakteria geschlagenen Spartaner. Die schwere Niederlage bei Pylos beeinflusst den weiteren Kriegsverlauf maßgebend. Denn der ungebrochene Ruf des Kriegervolkes litt und die gefangenen Hopliten dienten Athen für 4 Jahre als Druckmittel, bis sie im Zuge des Nikiasfriedens wieder freigelassen wurden. Außerdem markiert die Schlacht den ersten militärischen Erfolg Athens auf den Peloponnes. Die Besetzer von Pylos unternahmen nun Raubzüge durch das lakonische Land und konnten schwersten Schaden anrichten. Eine Art der Kriegsführung, welche die Lakdämonier nicht kannten.[8]

Militärhistorisch war die Schlacht von Bedeutung, weil sie erstmals durch die leichten Truppen entschieden wurde und nicht durch die Hopliten.

Siehe auch: Liste von Schlachten

Quellenkritik

Thukydides liefert uns zwar einen sehr detaillierten Bericht der Schlacht, allerdings ist er auch die einzige überlieferte Quelle hierzu, wodurch es schwierig ist den Wahrheitsgehalt seiner Aussagen zu überprüfen. Er schreibt sich zwar selbst zu, objektive und wahre Geschichtsschreibung zu betreiben,[9] allerdings zweifelt Loren J. Samons seine Beschreibung der Kämpfe um Pylos und Sphakteria an.[10] Er argumentiert, dass aus Thukydides Werk falsche topographische Angaben[11] überliefert sind, und dass, nach den realen Größenverhältnissen der Bucht, Sparta einen ganz anderen Plan verfolgt haben muss, denn die "Bucht zu blockieren", wie es oben beschrieben ist, scheint nach seinen Betrachtungen unmöglich. Samons schleißt seine Argumentation mit der These, dass Thukydides eine lakedämonische Quelle gehabt haben könnte, die eventuell versuchte, die Misere um Sphakteria in ein besseres Licht zu rücken. Auch Anton Powells Forschung unterstreicht diese These.[12] Thukydides Berichtungen um Sphakteria und Pylos sind also mit Vorsicht zu genießen und sollten auf keinen Fall quellenunkritisch übernommen werden.

Literatur

  • Thukydides: Der Peloponnesische Krieg. Hrsg. von Georg Peter Landmann. Artemis & Winkler, Düsseldorf 2002, ISBN 3-7608-4103-1.
  • Livius.org: Pylos/Sphakteria – Karte (englisch)
  • Thukydides, Weißenberger, Michael (Übersetzer), Der Peloponnesische Krieg, Walter de Gruyter, Berlin / Boston, 2017, ISBN 978-3-11-037873-3.

Einzelnachweise

  1. Thukydides, 4,3-5. (Deutsche Übersetzung, 2017)
  2. Thukydides, 4,6-12. (Deutsche Übersetzung, 2017)
  3. Thukydides, 4,13-14. (Deutsche Übersetzung, 2017)
  4. Thukydides 4,15-26. (Deutsche Übersetzung, 2017)
  5. Thukydides 4,27-29. (Deutsche Übersetzung, 2017)
  6. Thukydides, 4,31-39. (Deutsche Übersetzung, 2017)
  7. Thukydides, 4,40,1. (Deutsche Übersetzung, 2017)
  8. Thukydides, 4,41,2-3. (Deutsche Übersetzung, 2017)
  9. Thukydides, 1,22,2. (Deutsche Übersetzung, 2017)
  10. Loren J. Samons: Thucydides' Sources and the Spartan Plan at Pylos. In: Hesperia. Band 75, 2006, S. 525–540.
  11. Laut Thukydies ist Sphakteria 15 Stadien lang, wobei 25 eher der Realität entspricht. In seinem Bericht finden sich weitere Unstimmigkeiten dieser Art.
  12. Anton Powell: INFORMATION FROM SPARTA: A TRAP FOR THUCYDIDES? In: Thukydides and Sparta. Classical Press of Wales, Swansea 2020, S. 221–271.