Schlacht bei Ramillies
| Schlacht bei Ramillies | |||||||||||||||||
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| Teil von: Spanischer Erbfolgekrieg | |||||||||||||||||
Dem Herzog von Marlborough werden erbeutete feindliche Fahnen gezeigt. Gemälde von Henri-Louis Dupray. | |||||||||||||||||
| Datum | 23. Mai 1706 | ||||||||||||||||
| Ort | Ramillies, heutiges Belgien | ||||||||||||||||
| Ausgang | Sieg der Alliierten | ||||||||||||||||
| Friedensschluss | Friede von Utrecht 1712, Rastatter Friede 1714, Friede von Baden 1714 | ||||||||||||||||
| Folgen | Eroberung der spanischen Niederlande durch die Alliierten, Rückzug der Franzosen und Bayern | ||||||||||||||||
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Die Schlacht bei Ramillies war eine der bedeutendsten Schlachten im Spanischen Erbfolgekrieg. Nahe dem Ort Ramillies (heute in Belgien) besiegten am 23. Mai 1706 englische und niederländische Truppen unter der Führung von John Churchill, 1. Duke of Marlborough, eine französische Streitmacht. Dieser Sieg erzwang den Rückzug der Franzosen aus den Spanischen Niederlanden unter Aufgabe der Städte Brügge, Antwerpen und Gent und sicherte Habsburg die spanischen Niederlande.
Hintergrund
Das folgende Jahr brachte den Franzosen nach ihrer katastrophalen Niederlage bei Höchstädt im Jahr 1704 eine gewisse Erleichterung. 1705 hatte der Herzog von Marlborough eine Invasion Frankreichs durch das Moseltal geplant, um König Ludwig XIV. zum Frieden zu bewegen. Allerdings hatten sowohl Verbündete als auch Feinde diesen Plan durchkreuzt. Marlboroughs Initiative wurde durch die Weigerung seiner niederländischen Verbündeten ausgebremst, ihre Grenzen für ein weiteres Unternehmen in Deutschland zu entblösen. Darüber hinaus erklärte der Markgrafen von Baden, dass er sich dem Herzog bei der bevorstehenden Offensive nicht mit voller Kraft anschließen könne. Letzteres geschah, weil sich Badens Gesundheitszustand, verschlechtert hatte, und er Truppen vom Rhein abgezogen hatte, um Eugen von Savoyen in Italien zu unterstützen.
Im Mai sah sich die Große Allianz darüber hinaus mit dem Tod von Kaiser Leopold I. und der Thronfolge Josephs I. mit unvermeidlichen Komplikationen konfrontiert. Marlboroughs Probleme wurden durch die Hartnäckigkeit des französischen Königs und die Arbeit seiner Generäle noch verschärft. Marschall Villeroi eroberte am 10. Juni Huy, bevor er weiter nach Lüttich vorrückte und gleichzeitig den niederländischen Befehlshaber Graf Overkirk entlang der Maas unter erheblichen Druck setzte. Der alliierte Befehlshaber, dessen Vorräte bereits aufgebraucht waren, sah sich aufgrund der starken Stellung von Marschall Villars an der Mosel gezwungen, seine Kampagne am 16. Juni aufzugeben. Infolgedessen entsandten die Franzosen Truppen aus dem Moseltal, um Villeroi in Flandern zu unterstützen, nachdem Marlborough in den Norden aufgebrochen war, während Villars zum Rhein marschierte.[1][2]
Auftakt
Trotz der militärischen Niederlagen im Jahr 1705 gelang es Marlborough, durch diplomatische Bemühungen an den Höfen von Düsseldorf, Frankfurt, Wien, Berlin und Hannover weitere Unterstützung für die Große Allianz zu gewinnen, indem er für die Kampagne des folgenden Jahres umgehende Hilfe zusagte.[3] Nach seiner Ankunft in London am 11. Januar 1706 begann er mit der Planung seiner Strategie für einen weiteren Feldzug. Er hatte zwei Optionen. Marlborough konnte entweder seine Truppen aus den Spanischen Niederlanden nach Norditalien verlegen und sich dort mit Prinz Eugen zusammenschließen, um die Franzosen zu besiegen und Savoyen vor einer Eroberung zu bewahren. Oder er konnte mit Unterstützung der Marine entlang der Mittelmeerküste über Nizza und Toulon in Frankreich einfallen. Als die Niederländer jedoch von dem Vormarsch der Franzosen im Elsass erfuhren, die den Markgrafen von Baden über den Rhein gedrängt hatten, lehnten sie Marlboroughs ehrgeizigen Feldzug nach Italien ab, der ihre Grenzen durch den Abzug des Herzogs und seiner Armee geschwächt hätte. Im Interesse der Harmonie innerhalb der Koalition bereitete Marlborough daher einen Feldzug in den Niederlanden vor.[4]
Nachdem Marlborough Kenntnis von den Grundzügen des französischen Plans erlangte, verließ er Den Haag und konzentrierte seine Armee am 17. Mai in Tongeren bei Maastricht.[5] Trotz der Erschöpfung des Landes strebte Ludwig XIV. einen Frieden zu vorteilhaften Konditionen an. Um diese zu erreichen, benötigte er einen militärischen Sieg.[6] Außerdem suchte er nach einer Gelegenheit, sich für die Niederlage bei Höchstädt zu rächen.[7] Dementsprechend brach Villeroi am 18. Mai mit einer Gesamtstreitmacht von etwa 60.000 Soldaten von Leuven auf und überquerte die Dijle, um den Feind zum Kampf herauszufordern.[8] Mit Zoutleeuw als erstem Ziel marschierten die Franzosen zunächst nach Tienen und dann weiter nach Süden nach Jodoigne. Ihre Armee folgte dieser Route, die sie zu den kleinen Dörfern Ramillies und Taviers führte, die in der Nähe des schmalen Landstreifens zwischen den Flüssen Mehaigne und Kleine Gette liegen. Allerdings war keinem der beiden Befehlshaber vollständig bewusst, welche Entfernung sein Gegner zurückgelegt hatte. Am 22. Mai glaubte Villeroi immer noch, dass die Alliierten einen ganzen Tagesmarsch entfernt waren, obwohl sie ihr Lager in der Nähe von Corswaren aufgeschlagen hatten, während sie darauf warteten, dass die Dänen aufschließen würden. Marlborough dagegen vermutete, Villeroi befinde sich noch immer in Jodoigne, obwohl dieser tatsächlich in Richtung des Plateaus von Mont St. André vorrückte, um sein Lager in der Nähe von Ramillies aufzuschlagen.
Um 1:00 Uhr am nächsten Tag befahl Marlborough seinem Generalquartiermeister Cadogan, das Gebiet zu erkunden, dem sich die Armee von Villeroi nun näherte. Marlborough selbst traf zwei Stunden später mit der Hauptstreitmacht von 62.000 Soldaten ein. Gegen 8:00 Uhr stieß Cadogan kurz auf eine Gruppe französischer Kavallerie, die am Rande des Plateaus von Jandrenouille nach dem Passieren von Merdorp auf Beutezug war. Nach einem kurzen Feuergefecht gingen die Engländer zum Angriff über, während sich die französischen Truppen zurückzogen. Kurz darauf konnte Cadogan in etwa sechs Kilometern Entfernung die geordneten Formationen der Vorhut unter Villeroy ausmachen und entsandte umgehend einen Eilboten, um Marlborough zu verständigen. Zwei Stunden später traf der Herzog gemeinsam mit dem alliierten Stab, dem Generalquartiermeister Daniël van Dopff und dem niederländischen Feldmarschall Ouwerkerk bei Cadogan ein. Von dort aus bot sich der Blick auf die in breiten Linien formierte französische Armee, die sich entlang einer etwa sechs Kilometer langen Front am westlichen Horizont zur Schlacht aufstellte.[9]
Die Schlacht
Das Schlachtfeld
Das Schlachtfeld von Ramillies war durch eine Reihe von vier wichtigen Dörfern gekennzeichnet, die seine Geografie und militärische Bedeutung prägten. Diese Dörfer – Taviers, Ramillies, Offus und Autreglise – lagen in einer konkaven Linie und bildeten eine natürliche Verteidigungslinie für die französische Armee unter dem Kommando von Marschall Villeroy. Taviers, am Fluss Mehaigne an der äußersten rechten Flanke der Franzosen gelegen, befand sich auf sumpfigen Wiesen, die nach starken Regenfällen häufig überflutet wurden. Nördlich der Mehaigne stieg das Gelände etwa 800 m lang stetig an, bevor es abfiel und bei Ramillies wieder zu einer Anhöhe anstieg. Diese Erhebung setzte sich mit sanften Wellen bis nach Autreglise am äußersten linken Rand der französischen Linie fort.
Das Gelände zwischen der Mehaigne und Ramillies, etwa zweinhalb Kilometer entfernt, war strategisch wichtig, da es Mulden aufwies, die den Einsatz der Kavallerie begünstigen oder behindern konnten. Inmitten dieser Mulden stand ein einzelner hoher Hügel, der wahrscheinlich von Marlborough zur Aufklärung genutzt wurde. Ramillies selbst war im Norden und Süden steil und zerklüftet, bot aber einen sanften, ununterbrochenen Osthang, der ideal für die Infanterie war. Westlich der französischen Position lag ein klares und ununterbrochenes Plateau, unterbrochen von dem auffälligen Hügel, der als Grab von Ottomond bekannt ist und als Schlüsselpunkt für die Aktionen des Tages diente. Insgesamt erstreckte sich die französische Front über vier Meilen von Taviers bis Autreglise, wobei die Dörfer als Festungen in ihrer Verteidigungslinie dienten.[10]
Aufstellung
Marschall Villeroy stellte seine Armee in zwei Linien entlang der konkaven Linie auf, die durch die vier Dörfer gebildet wurde. Seine linke Flanke, bestehend aus Infanterie, unterstützt von Kavallerie, erstreckte sich von Offus bis Autreglise, wobei beide Dörfer stark befestigt waren. Das Zentrum, das sich von Offus bis Ramillies erstreckte, wurde ebenfalls von Infanterie gehalten. Auf der rechten Flanke, im offeneren Gelände zwischen den Sümpfen der Mehaigne und der Geete bei Ramillies, konzentrierte Villeroy über 120 Kavallerieeskadronen, durchsetzt mit Infanterie und unterstützt von der Eliteeinheit Maison du Roi in der ersten Linie. Das Dorf Ramillies selbst, das mit einem Graben befestigt war, wurde von 20 Bataillonen und 24 Kanonen verteidigt, während die Positionen ganz rechts bei Taviers und Franquinay von Infanterieabteilungen gehalten wurden, die durch Artillerie verstärkt waren.[10]
Marlborough hatte für seine Truppen eine ähnliche Formation gewählt. Die britischen Eskadronen und Bataillone bildeten eine doppelte Linie entlang des Jeuche-Baches ganz rechts und marschierten in Richtung Foulz. Die Masse der niederländischen, deutschen, protestantischen Schweizer und schottischen Infanterie – etwa 30.000 Mann - sowie dreißig 24-Pfünder stand Offus und Ramillies gegenüber und bildete das Zentrum. Weitere Geschütze wurden mit Blick auf die Kleine Gheete aufgestellt. Overkirk bezog mit den 69 niederländischen und dänischen Eskadronen, unterstützt von 19 niederländischen Infanteriebataillonen und zwei Artilleriegeschützen, auf ihrer linken Seite Stellung auf der weiten Ebene zwischen Taviers und Ramillies.[11]
Marlborough erkannte sofort die gravierenden Mängel in Villeroy's Aufstellung. Die französischen Linien waren ungeschützt, da Taviers und Ramillies zu weit voneinander entfernt waren, um ein wirksames Artillerie-Kreuzfeuer zu ermöglichen. Die französische Linke war zwar hinter den Geete-Sümpfen sicher, doch dies hinderte ihre Kavallerie daran, Offensiven zu starten. Marlborough konnte daher seine Operationen mit einem vorgetäuschten Angriff auf die französische Linke beginnen, nachdem er erkannt hatte, dass die französische Rechte ohne Verstärkung umgangen werden konnte.[10]
Taviers und Franquenée
Um 13:00 Uhr begannen beide Seiten mit dem Artilleriefeuer. Nach etwa einer halben Stunde starteten die beiden alliierten Kolonnen an den äußeren Flanken einen Angriff auf die Flanken der französisch-bayerischen Armee. Oberst Wertmüller befehligte vier niederländische Bataillone, die mit ihren beiden Feldgeschützen vorrückten, um den Weiler Franquenée im Süden einzunehmen. Ohne Unterstützung durch die hinter ihnen liegenden Bataillone und durch den unerwarteten Angriff verunsichert, musste sich die kleine Schweizer Garnison des Weilers schnell in Richtung des Dorfes Taviers zurückziehen. Taviers war für die französisch-bayerische Position von besonderer Bedeutung, da es die Flanke der Kavallerie von General de Guiscard auf der offenen Ebene schützte und gleichzeitig der französischen Infanterie ermöglichte, die Flanken der niederländischen und dänischen Einheiten zu bedrohen, als diese ihre Positionen einnahmen. Als jedoch die sich zurückziehenden Schweizer das Dorf erreicht hatten, erneuerten die Niederländer ihren Angriff. Es entwickelte sich ein heftiger Häuserkampf doch die Überlegenheit der niederländischen Feuerkraft machte sich bald bemerkbar. Gegen 15:00 Uhr waren die Schweizer aus dem Dorf in die dahinter liegenden Sümpfe zurückgedrängt worden.[12]
Auf die Situation der nun verwundbaren rechten Flanke aufmerksam geworden, befahl de Guiscard einen sofortigen Gegenangriff seiner französischen Dragoner, um Taviers zurückzuerobern. Das Schweizer Regiment Greder setzte zwei zusätzliche Bataillone ein, doch der Angriff war schlecht geplant und verlief daher nur schleppend. Ouwerkerk entsandte weitere Verstärkung nach Traviers. Zusammen mit der Garde und ihren Feldgeschützen wurde der französische Angriff durch konzentriertes Kartätschen- und Musketenfeuer gestoppt. Die führenden Eskadronen der dänischen Kavallerie unter dem Herzog von Württemberg wurden ebenfalls in die Schlacht geworfen, als die französischen Reihen ins Wanken gerieten, und landeten auf der ungeschützten Flanke der französisch-schweizerischen Dragoner und Infanterie. Von seiner Position südlich von Ramillies aus wurden De la Colonie und sein Regiment Grenadiers Rouge nun nach vorne geschickt, um den stockenden Gegenangriff auf die Siedlung zu unterstützen. Als er dort ankam, sah sich De la Colonie jedoch den fliehenden Franzosen und Schweizern gegenüber, woraufhin seine Soldaten umkehrten und ihnen folgten. Zusammen mit den verbliebenen französischen Dragonern und den Bataillonen des Regiments Greder gelang es De La Colonie, einen Teil seiner Grenadiere zu sammeln, wodurch er Villerois rechte Flanke jedoch nur unzureichend unterstützen konnte.[13]
Offus und Autre-Eglise
Während der Angriff auf Taviers weiterging, startete der Earl of Orkney seinen Vorstoß über die Kleine Gheete, um die Dörfer Offus und Autre-Eglise auf der rechten Seite der Alliierten anzugreifen. Infolgedessen begann Villerois, Bataillone aus seiner Mitte zur Verstärkung der linken Seite zu verlegen und zog dafür weitere Infanterie aus der bereits geschwächten rechten Seite ab, um sie zu ersetzen. Die wallonischen Truppen unter dem Kommando von Generalmajor de la Guiche, die aus der Umgebung von Offus herangeführt worden waren, hielten die englischen Bataillone auf, als diese sich durch den sumpfigen Bach kämpften und den sanften Abhang Richtung Kleiner Petite Gheete hinabstiegen.
Die Engländer erlitten durch konzentrierte Salven schwere Verluste, während die Wallonen in geordneter Formation zur Kammlinie zurückkehrten. Die Engländer nahmen ihren Angriff nach einer Umgruppierung wieder auf und drängten den Hang hinunter in Richtung der Gebäude und Hindernisse auf dem Bergrücken. Obwohl sie bedeutende Fortschritte erzielt hatten, befahl Marlborough Orkney, zu ihren vorherigen Positionen am Rande des Plateaus von Jandrenouille zurückzukehren, nachdem er erfahren hatte, dass es nicht genügend Kavallerieunterstützung geben würde. Das Risiko, abgeschnitten zu werden, sobald sie die Dorfgrenze überschritten hatten und auf das weite Plateau von Mont St. André gelangten, war zu groß. Dennoch hatte der Angriff sein Ziel erreicht. Villeroi hatte sich zu sehr auf diesen Flügel konzentriert und ihn mit einer beträchtlichen Anzahl von Infanterie und Kavallerie verstärkt, anstatt sie weiter südlich von Ramillies zu positionieren.[14][15]
Ramillies
Während der Angriff auf Offus und Autre-Eglise noch im Gange war, befahl im Zentrum General der Infanterie Charles Churchill, der jüngere Bruder von Marlborough, vier Infanteriebrigaden, ihren Vormarsch in Richtung Ramillies zu beginnen. Die Verteidiger leisteten heftigen Widerstand, worauf sich die Alliierten zunächst mit schweren Verlusten zurückzogen. Als Marlborough bemerkte, dass der Angriff ins Stocken geriet, befahl er den britischen und dänischen Bataillonen aus der zweiten Linie von Orkney, zur Verstärkung nach Süden in Richtung Ramillies vorzurücken. Unter dem Schutz einer leichten Erhebung im Gelände wies Brigadegeneral Van Pallandt seine Truppen an, ihre Regimentsfahnen am Rand des Plateaus zurückzulassen, um den Eindruck zu erwecken, sie befänden sich noch immer in ihrer ursprünglichen Position. Durch diese Täuschung blieben die Franzosen über die tatsächliche Stärke und die Absichten der Alliierten auf der gegenüberliegenden Seite der Kleinen Gheete im Unklaren.
Gegen 15:30 Uhr rückte Ouwerkerk mit seinen massierten Kavallerie über die offene Ebene vor, um den Infanterieangriff auf Ramillies zu unterstützen. Die alliierte Kavallerie, die ursprünglich in vier Linien aufgestellt war, begann bei ihrem Angriff eine einheitliche Front ohne Zwischenräume zu bilden. Diese enge Formation machte es der französischen Kavallerie nahezu unmöglich, Flankenmanöver durchzuführen.
Ouwerkerks Kavallerie konnte die erste Linie der französischen Reiter zurück in Richtung ihrer zweiten Linie drängen. Aufgrund des starken Drucks wurde auch diese Linie zurückgedrängt, bis sie auf die wenigen Bataillone stieß, die noch auf der Ebene verblieben waren, sowie auf deren dritte Kavallerie-Linie. Unter der Führung von de Guiscard sammelte sich die französische Kavallerie und drängte die alliierten Eskadronen in erfolgreichen Gegenangriffen zurück. An Ouwerkerks rechter Flanke, in der Nähe von Ramillies, brachen zehn seiner Eskadronen plötzlich aus der Formation aus um sich neu zu formieren. Durch dieses Vorgehen wurde jedoch die linke Flanke des alliierten Angriffs auf Ramillies gefährlich entblößt. SeineTrotz fehlender Unterstützung durch die Infanterie warf de Guiscard seine Kavallerie nach vorne, um die alliierte Armee in zwei Teile zu spalten.[16]
Als Marlborough die Situation erkannte, rief er sofort die Kavallerie auf dem rechten Flügel zur Unterstützung seiner Mitte herbei und ließ nur die englischen Eskadronen zurück, um Orkney zu helfen. Marlborough stürzte sich in den Kampf und sammelte einige der verwirrten niederländischen Reiter um sich, während er auf die Ankunft der neuen Truppen wartete. In mitten dieses Melees wurde Marlborough von einigen französischen Reitern erkannt die das Feuer auf ihn eröffneten während andere, auf ihn zugaloppierten, um ihn zu Fall zu bringen.[17] Bevor die verfolgenden französischen Truppen zurückgedrängt wurden, wurde er von Richard Molesworth, Marlboroughs kürzlich eingestelltem Adjutanten, gerettet, der den Herzog auf sein Pferd hob und ihnen erfolgreich zur Flucht verhalf. Nachdem er die Ordnung unter den niederländischen Eskadronen wiederhergestellt hatte, um einen weiteren Angriff zu starten, gelang es Marlborough, unbemerkt von Villeroi, die Kavallerieverstärkungen zu positionieren, die von seiner rechten Flanke herankamen.[18]
Mit der Ankunft weiterer alliierter Kavallerie begann sich das Blatt zu ihren Gunsten zu wenden. Guiscards bereits erschöpfte Kavallerie erlitt schwere Verluste. Guiscards rechte Flanke war nach dem gescheiterten Versuch, Franquenée und Taviers zurückzuerobern, stark exponiert, was eine entscheidende Lücke in der französischen Linie schuf. Die dänische Kavallerie des Herzogs von Württemberg nutzte diese Schwachstelle aus, rückte vor, wendete und griff die Seite der Maison du Roi an, die sich noch immer darauf konzentrierte, die Niederländer abzuwehren. Mit minimalem Widerstand rückten die 21 dänischen Schwadronen vor und formierten sich hinter den französischen Verteidigungsanlagen in der Nähe des Ottomond-Grabes neu. Sie stellten eine direkte Bedrohung für die verwundbare Flanke von Villerois Armee dar, als sie sich über das Plateau von Mont St. André nach Norden bewegten.
Das Herannahen der verbliebenen Kavallerietruppen Marlboroughs sicherte die Position der Alliierten auf der linken Seite. Villeroi versuchte, mit seinen restlichen 50 Eskadronen eine Verteidigungslinie von Offus bis Mont St André zu bilden, doch als er die Gefahr erkannte, war es bereits zu spät. Marlborough nutzte die Situation aus und rückte mit seiner Kavallerie vor, um den zahlenmäßig weit unterlegenen bayerischen und französischen Reitern entgegenzutreten. Ohne ausreichende Unterstützung durch die Infanterie gab Guiscards rechte Flanke dem Angriff der Alliierten nach. In völliger Unordnung brach die französische Kavallerie zusammen und floh nach Norden. Hinter Ramillies konnten sich die hastig aufgestellten Schwadronen von Villeroi nicht behaupten. Die französischen Truppen in Ramillies gaben nun nach, und Marlborough befahl der gesamten Infanterie, die sich vor dem Dorf versammelt hatte, über den Sumpf auf Offus vorzurücken. Die französische Verteidigung brach zusammen und floh bei ihrer Ankunft.[19][20]
Nachwirkungen
Nach der Schlacht zog sich die französische Feldarmee ungeordnet zurück, zunächst nach Westen, dann nach Süden bis nach Lille. Dieser schmähliche Rückzug löste eine Revolution in Brabant und Flandern aus, den wichtigsten Provinzen der Spanischen Niederlande. Die pro-österreichische Partei, die sich nie mit der willkürlichen Herrschaft der Franzosen abgefunden hatte, bereitete den Verbündeten Karls III. einen freudigen Empfang. Löwen, Brüssel, Antwerpen und Gent wurden ohne einen Schuss eingenommen; am 5. und 6. Juni erkannten die Staaten von Brabant und Flandern Karl III. offiziell als ihren Souverän an. Die Truppen Philipps V. gaben die von ihnen besetzten Städte auf und desertierten in Scharen zu den Alliierten. Die Franzosen zogen sich weitgehend hinter die Linie des Flusses Schelde zurück. Der Sieg bei Ramillies verschaffte den Alliierten die Kontrolle über fast das gesamte Gebiet der Spanischen Niederlande und führte zu einem erheblichen Prestigeverlust für Frankreich und Ludwig XIV.[21]
Verluste
Die Angaben zu den französischen Verlusten in der Schlacht von Ramillies 1706 variieren erheblich in der Literatur. Während einige Quellen von etwa 12.000 bis 13.000 Toten und Verwundeten sowie 7.000 bis 10.000 Gefangenen sprechen,[22][23] nennen andere extremere Zahlen bis zu 30.000 Toten und Verwundeten.[24] Einzelne Berichte geben deutlich niedrigere Werte an, etwa 7.000 bis 8.000 Tote und Verwundete und 5.600 bis 7.000 Gefangene.[25] Im Durchschnitt dürfte die Anzahl der französischen Verluste zwischen 15.000 und 25.000 Mann gelegen haben, wobei die genaue Zahl bis heute umstritten bleibt. Auf Seiten der Alliierten fielen der niederländische Generalleutnant Prinz von Hessen-Kassel, der Generalmajor von Bernstorff[26] und der englische Generalmajor de St.Pol. Die Franzosen verloren die MDC Graf de Clare, den Marquis Gruffier und den Baron de Lonquerou weiter fielen die Brigadiers Marquis de Bar, Chevalier Beauhostes, Graf Bernieres und Chevalier de Zurlauben.
Literatur
- Correlli Barnett: Marlborough. Wordsworth Editions, Ware 1999, ISBN 978-1-84022-200-5.
- Gaston Bodart: Militär-historisches Kriegs-Lexikon (1618-1905). C.W. Stern, Leipzig und Wien 1908.S. 147
- David Chandler: Marlborough as Military Commander. Penguin, London 2000, ISBN 978-0-14-139043-7.
- Winston Churchill: Geschichte, Bd. 3: Das Zeitalter der Revolutionen. Weltbild-Verlag, Augsburg 1990 (unveränd. Nachdr. d. Ausg. Stuttgart 1957).
- Winston Churchill: Marlborough His Life and Times. G. G. Harrap, London 1936, OCLC 494611344.
- Philippe de Courcillon, marquis de Dangeau: Journal de la cour du Roi-Soleil. Ramillies: 1706, Paleo Éditeur 2009, ISBN 2-84909-463-3
- James Falkner: Ramillies 1706 : year of miracles. Pen & Sword Military, Barnsley 2006, ISBN 978-1-84415-379-4.
- John William Fortescue: First part- to the close of the Seven Years War (= A history of the British army. Band I). Macmillan, London 1899, OCLC 1041559160.
- Théophile Lavallée:: Histoire des Français sous Bourbon 1589 – 1789 (= Histoire des Français depuis le temps des Gaulois jusqu'en 1830. Band III). Charpentier, Paris 1856.
- John Albert Lynn: The wars of Louis XIV, 1667-1714. Longman, London 1999, ISBN 0-582-05629-2.
- A. J. Veenendaal: The Rise of Great Britain and Russia 1688-1715/25. In: The New Cambridge Modern History. Band VI. Cambridge University Press, Cambridge 1971, ISBN 0-521-07524-6, The War of the Spanish Succession in Europe.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Barnett: 1999, S. 140.
- ↑ Chandler: 2000, S. 154–157.
- ↑ Chandler: 2000, S. 164 f.
- ↑ Barnett: 1999, S. 159.
- ↑ Barnett: 1999, S. 159.
- ↑ Lynn: 1999, S. 303.
- ↑ Chandler: 2000, S. 170.
- ↑ Falkner: 2006, S. 37.
- ↑ Chandler: 2000, S. 172 f.
- ↑ a b c Fortescue: 1899 S. 467 ff.
- ↑ Chandler: 2000, S. 173.
- ↑ Churchill: 1936, S. 108–112.
- ↑ Falkner: 2006, S. 63 ff.
- ↑ Churchill: 1936, S. 114 f.
- ↑ Chandler: 2000, S. 175 f.
- ↑ Falkner: 2006, S. 78–82.
- ↑ Churchill: 1936, S. 117.
- ↑ Falkner: 2006, S. 83.
- ↑ Fortescue: 1899, S. 470 ff.
- ↑ Falkner: 2006, S. 87–94.
- ↑ Veenendaal: 1971, S. 461.
- ↑ Falkner: 2006, S. 105
- ↑ Chandler: 2000, S. 178.
- ↑ Barnett: 1999, S. 123.
- ↑ Bodart: 1908, S. 147.
- ↑ Barthold Hartwig von Bernstorff (* 29. September 1654)