Schkurnik

Film
Titel Schkurnik / Schkurnyk
Originaltitel Шкурник
Produktionsland Sowjetunion
Originalsprache Russisch
Erscheinungsjahr 1929
Länge 75 Minuten
Produktions­unternehmen WUFKU (Kiew)
Stab
Regie Nikolai Schpikowski (Mykola Schpykowskyj)
Drehbuch W. Ochrimenko, Nikolai Schpikowski, B. Rosenzweig
Kamera A, Pankratjew
Besetzung
  • I. Sadowski – Apollon Schmygujew
  • Luka Ljaschenko – Partisanenkommandeur
  • G. Feller – Kommandant
  • Dmitri Kapka – Oberst
  • S. Wlassenko – Natschalnik der Abteilung zur Bekämpfung von Selbstgebranntem

Schkurnik ist eine ukrainisch-sowjetische Filmgroteske von Mykola Schpykowskyi von 1929. Sie konnte erst ab 1990 öfter öffentlich gezeigt werden.

Inhalt

Die Handlung spielt in der Ukraine zur Zeit des Bürgerkrieges um 1918/1920. Apollon Schmygajew sammelt heruntergefallene Zuckerkonserven neben einem Transportwagen auf, wird dabei erwischt und von den Roten verpflichtet, diesen zu einem bestimmten Ort zu beförderm. Dafür soll er ein Kamel benutzen, da keine Pferde zur Verfügung stehen. Er begibt sich auf die Reise durch verschiedene besetzte Gebiete in der Ukraine, schlägt sich überall durch, indem er sich jeweils anpasst. Am Ende wird er von den Roten wegen mangelnden politischen Bewusstseins getadelt, während das Kamel wegen seines vorbildlichen Verhaltens – es hatte nur die Weißen bespuckt – in den Kolchos aufgenommen wird.

Der Film ist ein groteskes Roadmovie mit vielen absurden Momenten. Er karikiert die verschiedenen Bürgerkriegsparteien sowie die Opportunisten. Er ist auch eine Satire auf das pathetische revolutionäre sowjetische Bürgerkriegskino von Eisenstein, Pudowkin und weiteren Regisseuren. Schkurnik ist die russische und ukrainische Bezeichnung für jemanden, der nur seinen Eigennutz sucht.

Hintergründe

Mykola Schpykowskyi hatte seit 1925 einige Filmkomödien in Odessa gedreht, die aber alle von der offiziellen Filmkritik schlecht bewertet wurden. Schkurnik wurde am 2. Mai 1929 erstmals aufgeführt, kam danach aber nicht in die Kinos. Eine zeitgenössische Filmkritik verurteilte den Film scharf, weil er kein Bewusstsein für die Errungenschaften der Revolution und deren Kämpfe habe, nur die negativen Seiten des Bürgerkrieges beleuchte und sich über alle Seiten lustig mache. Auch die offizielle Verbotsmitteilung ist erhalten. Der Film geriet danach vollständig in Vergessenheit.

Ende der 1980er Jahre begannen sowjetische Filmwissenschaftler nach ihm zu suchen, nachdem die Filmrezensionen des bekannten Dichters Ossip Mandelstam neu veröffentlicht wurden, der diesen Film als einzigen nicht verrissen hatte.[1] Sie fanden das Negativ, das aber so trocken war, dass es nur manuell kopiert werden konnte. 1990 wurde der rekonstruierte Film unter anderem auf der Berlinale gezeigt, seit etwa 2015 dann öfter in der Ukraine, aber auch in Frankreich, Spanien[2], Großbritannien[3] den USA[4], Südkorea[5] und wieder in Berlin.[6]

Literatur

  • Fabian Tietke: Ein Kamel wird verboten. In: taz vom 16. November 2017 (Text), zur Aufführung im Zeughauskino, mit Inhaltsangaben
  • Snakomoje lizo Berlinale 1990 (PDF; 1,4 MB), Informationsblatt, mit vielen Hintergrundinformationen
  • Self-Seeker VUFKU Film Studio Kyiv (englisch, ukrainisch)

Einzelnachweise

  1. Ein bekanntes Gesicht, Informationsblatt der Berlinale 1990 (PDF), mit vielen Hintergrundinformationen von Oksana Bulgakowa, und Auszügen aus der Rezension von Mandelstam
  2. Oportunista Foro Rebelde Mule 2025 (spanisch)
  3. The Opportunist Slapstick Festival 2025
  4. The Opportunist San Francisco Silent Film Festival 2024
  5. Self-Seeker Jecheon International Music & Film Festival, September 2025
  6. Shkurnyk Zeughauskino, zum 18. November 2017