Schieferbrustralle

Schieferbrustralle

Schieferbrustralle (Aramides saracura)

Systematik
Klasse: Vögel (Aves)
Ordnung: Kranichvögel (Gruiformes)
Familie: Rallen (Rallidae)
Gattung: Aramides
Art: Schieferbrustralle
Wissenschaftlicher Name
Aramides saracura
(Spix, 1825)

Die Schieferbrustralle (Aramides saracura) ist eine Vogelart aus der Familie der Rallen (Rallidae), die im südöstlichen Brasilien, im östlichen Paraguay, und nordöstlichen Argentinien vorkommt. Die Art gilt als monotypisch.[1] Der Bestand wird von der IUCN als nicht gefährdet (Least Concern) eingeschätzt.

Merkmale

Die Schieferbrustralle erreicht ein Körpergewicht von bis zu 540 g bei einer Körperlänge von etwa 34 bis 37 cm. Es ist die einzige Ralle aus der Gattung Aramides neben der Rotflügelralle (Aramides calopterus), die grau gefärbt über Kopf und Nacken bis an den Bauch ist. Sie ist kastanienbraun an Ohrdecken und Nackenseiten sowie an den mittleren und großen Oberflügeldecken. Die Unterschwanzdecken sind kastanienfarben mit schwarzen Bändern. Sie hat einen grünen Schnabel mit bläulicher Basis und mattere rötlich oder gelblich braune Beine und Füße. Jungtiere wurden bisher nicht beschrieben.[2]

Lautäußerungen

Die Laute der Schieferbrustralle variieren zwischen lauten, schallenden und lärmenden Schreien. Diese klingen wie po-kwit kwaa kwaa kwaa, po-pik und po-perik. Sie gibt ebenso gereizte, schnelle und wiederholte Serie von quir-Tönen von sich. Ihre Rufe erklingen meistens während des Tages.[2]

Fortpflanzung

Es wurde ein Nest aus Novo Hamburgo 2 Meter über dem Boden in einem dichten Busch beschrieben. Ein Gelege besteht aus vier bis fünf Eier. Aus Brasilien wurde berichtet, dass sie im November brütet und ein weiteres Nest im Dezember acht Eier enthielt. Im Februar wurden kleine Küken entdeckt. Ausgewachsene Küken wurden im März gesichtet.[2]

Verhalten und Ernährung

Das Ernährungsverhalten der Schieferbrustralle erfordert weitere Forschung. 2015 wurde von Patrícia Carlin Brenner de Souza, José Flávio Cândido Júnior und Aline Luana de Souza ein Vogel an einem See im Parque Ecológico Paulo Gorski bei Cascavel beobachtet, der einen toten Vogel verspeiste.[3]

Verbreitung und Lebensraum

Verbreitungsgebiet (grün) der Schieferbrustralle

Die Schieferbrustralle lebt in Wäldern und Waldstücken. Sie bevorzugt sumpfige oder morastige Gebiete oder Bachufer, ist aber nicht auf solche Standorte angewiesen. Gelegentlich wagt sie sich bis in Hausgärten vor. In offenen Sümpfen sieht man sie normalerweise nicht. Das Zugverhalten der Schieferbrustralle ist bisher nicht erforscht.[2]

Etymologie und Forschungsgeschichte

Tafel zu Spix Synonym Gallinula saracura

Die Erstbeschreibung der Schieferbrustralle erfolgte 1825 durch Johann Baptist von Spix unter dem wissenschaftlichen Namen Gallinula saracura. Spix nannte kein spezielles Verbreitungsgebiet in Brasilien.[4] Es war Jacques Pucheran, der 1845 die neue Gattung Aramides einführte.[5][A 1] Der Begriff leitet sich von αραμος aramos, deutsch ‚Namen, den Hesychios von Alexandria für einen Reiher verwendete‘ und -οιδης -oidēs, deutsch ‚ähnlich‘ ab.[6] Der Artname saracura bedeutet in der Tupi-Sprache ein Morgenläufer, für eine Ralle oder einen anderen Sumpfvogel.[7] Alfred Laubmann hatte für sein Werk Die Vögel von Paraguay neben dem Original Typusexemplars ein zweites Exemplar gesammelt durch Spix, sowie ein Vogel aus der Provinz Misiones und ein Balg aus Blumenau aus dem Nachlass von Therese von Bayern, zur Verfügung. Aus Cambyretá hatte er zusätzlich von Adolf Neunteufel (1909–1979) einen relativ neuen Balg zur Analyse bekommen. In der Literatur fand er vor allem Nachweise, die auf sich auf Ypacahá del chiricôte aplomado[8] von Félix de Azara bezogen. Nur Arnaldo de Winkelried Bertoni nannte konkrete Standorte für den Río Paraná.[9][10] Laubmann sah also für die Art kaum Nachweise für Paraguay.[11] Gallinula plumbea Vieillot, 1817[12], ein Name der oft als Synonym mit Priorität in älterer Literatur angegeben wurde, kann nicht die Schieferbrustralle sein, da Vieillot das Verbreitungsgebiet Java angeben hatte.[13]

Literatur

  • Enrique Lynch Arribálzaga: Apuntes criticos sobre las Aves del Paraguay descriptas por el Señor A. de Winkelried Bertoni. In: Anales del Museo Nacional de Buenos Aires (= 2. Band 4). 1902, S. 329–389 (biodiversitylibrary.org).
  • Félix de Azara: Apuntamientos para la historia natural de los páxaros del Paragüay y Rio de la Plata. Band 3. Impr. de la viuda de Ibarra, Madrid 1805 (biodiversitylibrary.org).
  • Arnaldo de Winkelried Bertoni in Mosè Giacomo Bertoni: Fauna paraguaya. Catálogos sistemáticos de los vertebrados del Paraguay : peces, batracios, reptiles, aves, y mamíferos conocidos hasta 1913. In: Descripcion fisica y economica del Paraguay. Band 59, Nr. 1. Establecimiento Gráfico M. Brossa, Asunción 1914, S. 1–86 (google.de).
  • Alfred Laubmann: Die Vögel von Paraguay. Band 1. Strecker und Schröder, Stuttgart 1939, S. 107 (google.de).
  • Jacques Pucheran: Notes sur quelques espèces Madécasses de l’ordre des Échassiers. In: Revue zoologique. Band 8, 1845, S. 277–280 (biodiversitylibrary.org).
  • Philip Lutley Sclater, Osbert Salvin: Synopsis of the American Rails (Rallidæ). In: Proceedings of the Scientific Meetings of the Zoological Society of London for the Year 1868. 1868, S. 442–470 (biodiversitylibrary.org).
  • Patrícia Carlin Brenner de Souza, José Flávio Cândido Júnior, Aline Luana de Souza: Consumo de ave morta por saracura-do-mato, Aramides saracura (Spix,. 1825) (Gruiformes: Rallidae) em uma lagoa do Parque Ecológico Paulo Gorski. In: Atualidades Ornitológicas. Band 184, 2015, ISSN 0104-2386, S. 20.
  • Johann Baptist von Spix: Avium species novae, quas in itinere per Brasiliam Annis MDCCCXVII – MDCCCXX Iussu et Auspiciis Maximiliani Josephi I. Bavariae Regis suscepto collegit et descripsit. Band 2. Typis Franc. Seraph. Hübschmännl, München 1825 (biodiversitylibrary.org).
  • Barry Taylor, Arnau Bonan Barfull: Slaty-breasted Wood-Rail (Aramides saracura). In: Josep del Hoyo, Andrew Elliott, Jordi Sargatal, David Andrew Christie, Eduardo de Juana, Fernando Medrano Martínez (Hrsg.): Birds of the World. Cornell Lab of Ornithology, Ithaca, NY 2024, doi:10.2173/bow.sbwrai1.01 (englisch).
  • Louis Pierre Vieillot: Nouveau dictionnaire d'histoire naturelle, appliquée aux arts, à l'agriculture, à l'économie rurale et domestique, à la médecine, etc. Par une société de naturalistes et d'agriculteurs. Band 28. Deterville, Paris 1819 (biodiversitylibrary.org).
Commons: Schieferbrustralle (Aramides saracura) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. World bird list Finfoots, flufftails, rails, trumpeters, cranes, Limpkin
  2. a b c d Barry Taylor u. a. (2020)
  3. Patrícia Carlin Brenner de Souza u. a. (2015)
  4. Johann Baptist von Spix (1825), S. 75, Tafel 98.
  5. Jacques Pucheran (1845), S. 277
  6. Aramides The Key to Scientific Names Edited by James A. Jobling
  7. saracura The Key to Scientific Names Edited by James A. Jobling
  8. Félix de Azara (1805), S. 216–217.
  9. Enrique Lynch Arribálzaga (1902), S. 334.
  10. Arnaldo de Winkelried Bertoni (1914), S. 37.
  11. Alfred Laubmann (1939), S. 107.
  12. Louis Pierre Vieillot (1817), S. 404–405.
  13. Philip Lutley Sclater u. a. (1868), S. 449.

Anmerkungen

  1. Pucheran ordnete der Gattung u. a. die Cayenneralle zu.