Schefflineisen

Schefflineisen
Angaben
Waffenart: Spieß
Bezeichnungen: Schefflin, javeline, giavellotto, javelin
Verwendung: Kriegswaffe
Entstehungszeit: ab ca. 15. Jh.
Einsatzzeit: ca. 15.-18. Jh. (Hochphase im 15. und 16. Jh.)
Ursprungsregion/
Urheber:
West- oder Südeuropa
Verbreitung: Europa
Gesamtlänge: ca. 3-4 Meter
Klingenlänge: zumeist ca. 50 cm, teilweise aber auch bis zu 100 cm
Klingenbreite: zumeist 4-6 cm
Griffstück: hölzerner Schaft
Besonderheiten: Spießeisen bis in die Spitze hohl, aus zwei Blechhälften verschweißt
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Das Schefflin (frz. javeline, ital. giavellotto, engl. javelin) ist eine vom Spätmittelalter bis in die Frühe Neuzeit gebräuchliche europäische Spieß- oder Lanzenform, die sowohl bei der leichten Reiterei als auch beim Fußvolk dieser Zeit Verwendung fand.

Beschreibung

Hauptmerkmal ist ein meist sehr großes, aus zwei miteinander verschweißten Blechhälften gefertigtes und daher bis weit in die Spitze hinein hohles Eisen. Dieses weist eine charakteristische Weidenblattform auf und sitzt auf einem schlanken, zylindrischen Schaft von etwa 3-4 Meter Länge. Als weiteres Merkmal ist häufig eine direkt unterhalb des Spießeisens angebrachte, meist bunt gefärbte Zierquaste nachzuweisen. Zusätzliche, oftmals sehr aufwendige Arten der Verzierung können aus Ätzungen und Vergoldungen des Spießeisens, sowie Bemalungen oder textilen Überzügen des Schaftes bestehen.[1]

Anders als in der älteren Literatur beschrieben,[2] ist das Schefflin aus den historischen Quellen nicht als Wurfwaffe zu belegen. Ausschlaggebend für diese veraltete Forschungsmeinung sind vermutlich fremdsprachige Fehlübersetzungen.

Geschichte

Savoyarden mit Schefflin zu Fuß (1478–1483)

Die frühesten Bildquellen zum Schefflin stammen dem aktuellen Forschungsstand zufolge aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Der erste schriftliche Nachweis datiert ins Jahr 1499. Der Name der Waffe wurde sicher aus dem romanischsprachigen Raum (Frankreich oder Italien) ins Deutsche übernommen. Auch dürfte der Ursprung des Schefflin in West- oder Südeuropa zu verorten sein. Die enge konstruktive Verwandtschaft mit mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Saufeden und Bäreneisen deutet zudem darauf hin, dass sich das Schefflin aus derartigen Jagdwaffen zur Kriegswaffe entwickelt hat.

Die Hochphase des Schefflin ist im 15. und 16. Jahrhundert agesiedelt. Es diente einerseits der Leichten Reiterei als Mehrzweckspieß/Lanze. Geführt wurde es dabei entweder am freien Arm, aber auch (wie die Lanze der Schweren Reiterei) unter die Achsel geklemmt, zum eingelegten Stoß.

Bei der Infanterie war das Schefflin ebenfalls in Gebrauch. In der Schweiz wurde es den eidegnössichen Fußknechten aber 1499 verboten, die stattdessen den Langspieß verwenden sollten.

Noch heute sind zahlreiche Schefflin in unterschiedlichen Museen und Sammlungen erhalten. So etwa in der Wiener Hofjagd- und Rüstkamer, im Deutschen Historischen Museum in Berlin sowie im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg. Ein besonders großer Bestand dieser Spieße wird zudem in den Royal Armouries in Leeds in England verwahrt, von denen viele zur Bewaffnung der Leibwache König Heinrichs VIII. dienten. Dies geht unzweifelhaft aus den sogenannten Tudor-Rosen hervor, die als Verzierung auf die Eisen dieser Exemplare geätzt wurden.

Literatur

  • Wendelin Boeheim, Handbuch der Waffenkunde Nachdr. d. Ausg. Leipzig 1890, Fourier Verlag, Wiesbaden 1985, ISBN 978-3-201-00257-8
  • Antiquarische Gesellschaft in Zürich, Indicateur D'antiquités Suisses, Schweizerisches Landesmuseum, Veröffentlicht 1921
  • Moritz Seeburger: Das Schefflin. Eine quellenkundliche Spurensuche. In: Waffen- und Kostümkunde 61 Heft 2 (2019), S. 155–186.

Einzelnachweise

  1. Moritz Seeburger: Das Schefflin. Eine quellenkundliche Spurensuche. In: Waffen- und Kostümkunde e. V. (Hrsg.): Waffen- und Kostümkunde. Band 61, Heft 2, 2019, S. 155–186.
  2. Wendelin Boeheim, Handbuch der Waffenkunde Nachdr. d. Ausg. Leipzig 1890, Fourier Verlag, Wiesbaden 1985, S. 320 f. ISBN 978-3-201-00257-8