Schaffende Hände

Schaffende Hände ist ein Zyklus von mindestens 87 Kurzfilmen von Hans Cürlis, die bildende Künstler beim Entstehen eines Werkes beobachten. Sie erschienen von 1923 bis etwa 1967.

Hintergründe

Der Filmemacher und Kunsthistoriker Hans Cürlis hatte bereits 1919 zehn Kurzfilme über einzelne Plastiken in Berliner Museen gemacht, die der Vermittlung von Kunst für ein breiteres Publikum dienen sollten.[1]

Ab 1922 gelang es ihm, Künstler bei der Entstehung eines ihrer Werke zu filmen. Seine Aufnahmen mit Lovis Corinth gelten als die ersten dieser Art mit einem bekannten Maler überhaupt, früher als zum Beispiel in Frankreich.[2] Es folgten Otto Dix, Max Liebermann, Käthe Kollwitz und viele weitere bekannte und unbekanntere Maler und Bildhauer, meist aus Deutschland (meist in Berlin), einige wenige aus Italien.

Die Filme boten für die Zuschauer die seltene Möglichkeit, diesen Schaffensprozess direkt zu beobachten. Das besondere Augenmerk sollte auf der schöpferischen Tätigkeit der Hände liegen und die Zuschauer auch zu eigenen kreativen Tätigkeiten anregen. Die Filmreihe hatte eine große Wirkung, es wurde in Kunstzeitschriften und weiteren Illustrierten berichtet, oft mit Fotos, einige Filme wurden auch im Ausland wie Paris gezeigt (Stummfilme). Der Bankier Wilfried Basse gab zum Beispiel unter dem Eindruck dieser Filme seine Tätigkeit auf und wurde ein Filmemacher.

Um 1932 beendete Hans Cürlis diese Filmreihe und konnte danach einige umfangreiche Künstlerporträts machen (Arno Breker). Seit 1950 nahm er die frühere Kurzfilmform wieder auf und schuf einige weitere Folgen dieses Zyklus, allerdings mit unbekannteren Künstlern.

Nach den Auslagerungen 1944/45 waren die alten Filmrollen zunächst vollständig verschwunden, 1947 konnten einige aber wiedergefunden werden, weitere in den folgenden Jahrzehnten.[3]

Filme (Auswahl)

Ein Gesamtverzeichnis aller Filme wurde bisher nicht erforscht, auch deren Gesamtzahl ist unsicher (87 oder etwa 150), viele Einzelfilme sind gegenwärtig nicht mehr bekannt. Die meisten entstanden bis 1930 und waren etwa drei Minuten lang. Einige erhaltene Kopien sind im Institut für den wissenschaftlichen Film (IWF) vorhanden.[4]

1923–1932

1950–1967

Zusammenfassende Filme

  • 1926 Die Maler, (mit Begleithrft)
  • 1926 Die Bildhauer, (mit Begleitheft)
  • 1931/1932 Vier Bildhauer beginnen und vollenden ihr Werk
  • 1933 Ein Vermächtnis . 1923–1933. Zehn Jahre Schaffende Hände[8]
  • 1957 Lovis Corinth, Max Liebermann, Max Slevogt, erweiterte Fassung zu diesen drei Impressionisten[9]
  • 1975 Hans Cürlis. Berlin 1975. Pionier des Kulturfilms und schaffender Künstler, Lebensporträt

Literatur

  • Hans Curlis: Schaffende Hände. 1. Die Maler. Zu dem Filmwerk :Schaffende Hände" des Instituts für Kulturforschung, 1926, zum dem gleichnamigen Film
  • Hans Cürlis: Schaffende Hände. 2. Die Bildhauer. Zu dem Filmwerk "Schaffende Hände" des Instituts für Kulturforschung, 1927, zum dem gleichnamigen Film
  • Peter Zimmermann: Geschichte des dokumentarischen Films in Deutschland. Teil 2. Weimarer Republik (1919–1933). Stuttgart 2005. S. 230–232 kurze Auszüge
  • Jeanpaul Goergen: Schaffende Hände. Zur Gründung des "Institut für Kulturforschung e.V." vor 80 Jahren. In: Filmblatt, 2000, Nr. 12, S. 4–7. Abstract
  • Barbara Schrödl: Hans Cürlis filmische Atelierbesuche für die Reihe "Schaffende Hände:. In: Kathrin Rottmann, Annette Urban, Andreas Zeising (Hrsg.): Schaffende Hände. Medialisierungen von künstlerischer Arbeit. Heidelberg, 2024, S. 43–58 (PDF)
Filme

Einzelnachweise

  1. Anna Jansen: Bildbewegt. Malerei im Film am Beispiel von Julie Taymors "Frida". Bachelorarbeit, Universität Gießen, Grin, 2002, S. 19–20
  2. Lovis Corinth, Max Liebermann, Max Slevogt Film von 1957, mit diesen Angaben in der Einführung, auch die folgenden Informationen
  3. Ein Film kam wieder ans Licht, in Spiegel, 12/1947, vom 22. März 1947 (Text), mit Details zur Wiederentdeckung, dort ist aber von angeblich einem einzigen langen Film mit 1500 Metern Länge und 150 Porträts die Rede, etwas übertrieben ?
  4. {Schaffende Künstlerhände – Die Künstlerporträts von Hans Cürlis Filmblatt (Memento), zu den Aufführungen von etwa 15 Kurzporträts im Kino Arsenal, Berlin, am 7. Mai 1999
  5. Fragezeichen an jeder Straßenecke – Zwölf Briefe von Felix Nussbaum - (Brief vom 10. 4. 1938 an Dr. Klein) Bearbeitet und mit Anmerkungen versehen von Peter Junk und Wendelin Zimmer, Herausgegeben von Felix Nussbaum-Haus Osnabrück, Rasch, Bramsche, 2003
  6. @1@2Vorlage:Toter Link/www.arsenal-berlin.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven) Max Liebermann, Kino Arsenal, Berlin, Februar 2006, Monatsprogramm, zeigte (angeblich) erst kurz zuvor wieder aufgetauchtes umfangreiches Material über Liebermann
  7. Schaffende Hände. Corinth, Liebermann, Slevogt bei der Arbeit (1922) (Memento vom 24. September 2015 im Internet Archive)
  8. Ein Vermächtnis. 1923–1933 Filmportal, 11 min.
  9. Schaffende Hände (1957) Dokumentarfilmgeschichte, mit Angaben, Filmkopie