Schönfließer Brücke

Schönfließer Brücke
Schönfließer Brücke
Schönfließer Brücke
Schönfließer Brücke, 2024
Nutzung Fußgänger
Überführt Schönfließer Straße
Sonnenburger Straße
Querung von Berliner Ringbahn
Ort Berlin-Prenzlauer Berg
Gesamtlänge 59,88 m
Breite 2,5 m
Längste Stützweite 29,50 m
Lichte Höhe 5,02 – 6,52 m
Fertigstellung 1912 (Straßenbrücke)
1964 (Fußgängerbrücke)
Planer Friedrich Krause (1912)
Lage
Koordinaten 52° 32′ 59″ N, 13° 24′ 29″ O
Schönfließer Brücke (Berlin)
Schönfließer Brücke (Berlin)

Die Schönfließer Brücke in Berlin-Prenzlauer Berg ist eine 1964 errichtete Fußgängerbrücke über die Berliner Ringbahn. Sie steht am Ort einer im Zweiten Weltkrieg zerstörten Straßenbrücke zwischen Sonnenburger und Schönfließer Straße. Benannt wurde die Brücke 1912 nach der Stadt Bad Schönfließ in Westpommern. Der Berliner Senat plant, die bestehende Brücke durch eine breitere Fuß- und Radwegbrücke zu ersetzen.

Lage

Die Schönfließer Brücke überquert den nördlichsten Punkt der Berliner Ringbahn. Sie verbindet die südlich von ihr gelegene Sonnenburger Straße im Gleimviertel mit der Schönfließer Straße im Nordischen Viertel (Ortsteil Prenzlauer Berg im Bezirk Pankow). Wenige Meter westlich an der Dänenstraße liegt die katholische Kirche St. Augustinus, etwas nördlich der Arnimplatz. Südlich der Brücke befindet sich wenige Schritte entfernt das 1926 errichtete Umspannwerk Humboldt an der Kopenhagener Straße.

Geschichte

Straßenbrücke 1912–1944

Nördlicher Teil der Brücke, 1913

1908 fertigte das Berliner Tiefbauamt unter Stadtbaurat Friedrich Krause Pläne für eine Überquerung der Ringbahn an,[1] Architekt Alfred Grenander entwarf die Brückengeländer.[2] Verzögert durch fehlende Genehmigungen begannen die Bauarbeiten erst im August 1911, Oberbürgermeister Adolf Wermuth übergab die Brücke schließlich am 28. November 1912 dem Verkehr. Die Baukosten betrugen gut 280.000 Mark, heute entsprechend etwa 1,8 Millionen Euro.[3]

Die dreifeldrige Brücke maß knapp 51 Meter Länge und 25 Meter Breite, mit 15 Meter breiter Fahrbahn und fünf Meter breiten Gehwegen. Das Mittlere Feld oberhalb der Gleise überspannten sieben parallele Träger mit einer Weite von gut 31 Metern, gefertigt aus Stahl der Vereinigten Königs- und Laurahütte. Die verzierten Geländer an den Gehwegen waren mit 1,9 bis 2,1 Metern relativ hoch und mit engmaschig gerastertem Gitterblech versehen. Auf der südlichen Seite schlossen die Geländer direkt an die Hausfassaden der Sonnenburger Straße an.[4]

Am frühen Nachmittag des 27. Juni 1922 ereignete sich an der Schönfließer Brücke der schwerste Eisenbahnunfall in der Geschichte Berlins. Am Tag des Staatsaktes für den ermordeten Außenminister Walther Rathenau waren die Züge der Ringbahn überfüllt, zahlreiche Passagiere fuhren außen an den Waggons auf den Trittbrettern mit. Bei der Begegnung zweier Züge etwa dreißig Meter östlich der Schönfließer Brücke stürzten zahlreiche von ihnen auf die Gleisanlagen.[5] 45 Menschen starben, zahlreiche wurden schwer verletzt.

Zerstörte Brücke, 1954

Am Abend des 30. Januar 1944 wurde die Schönfließer Brücke bei einem britischen Luftangriff durch eine Sprengbombe zerstört.[6] Die Fahrbahn des kleineren, südlichen Brückenfelds stürzte ein, der größere nördliche Brückenteil blieb stehen. Während der Schlacht um Berlin war die Brücke Ort tagelanger Gefechte zwischen der Roten Armee und Soldaten der Schutzstaffel (SS). Am 23. April 1945 setzten deutsche Soldaten das südwestlich angrenzende Wohnhaus in Brand.[7][8][9] Über einen provisorischen Steg auf der Südseite blieb die Brücke bis zu ihrem Abriss Mitte der 1960er Jahre für Fußgänger passierbar.[10]

Seit 1964: Neue Fußgängerbrücke

Von 1961 bis 1964 Jahren wurde wenige Meter östlich der alten Brücke eine neue, kleinere Fußgängerbrücke gebaut. Das zunächst als Provisorium gedachte und auf zwanzig Jahre Lebensdauer ausgelegte Bauwerk wurde 1987 wegen der Elektrifizierung der Fernbahnstrecke zeitgleich höhergelegt und saniert.[11] Seit den 2010er Jahren galt die Brücke erneut als sanierungsbedürftig und als zu schmal für das hohe Fußgänger- und Fahrradaufkommen.[12] Für 2026–2028 plant der Senat einen Neubau der Brücke für knapp 4 Millionen Euro.[13] Vorgesehen ist eine kleinere, etwa sieben Meter breite Brücke für Fuß- und Radverkehr an der Stelle der alten Schönfließer Brücke.[14]

Literatur

  • Friedrich Krause und Friedrich Hedde: Die Brückenbauten der Stadt Berlin seit dem Jahre 1897. Die Schönfließer Brücke. In: Zeitschrift für Bauwesen, Jahrgang 72, Heft 10–12, Ernst und Sohn, Berlin 1922, S. 316–319. Mit zahlreichen Abbildungen.
Commons: Schönfließer Brücke – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Friedrich Krause: Erläuterungsbericht zum Bau einer Brücke im Zuge der Schönfließer und der Sonnenburger Straße. Berlin, im November 1908. In: Stadt Berlin, Vorlagen für die Stadtverordnetenversammlung von Berlin: 84. Vorlage betreffend Erbauung einer Brücke über die Ringbahn im Zuge der Schönfließer und der Sonnenburger Straße. Band Nr. 9, Berlin 27. Januar 1909, S. 112–113. (Digitalisat bei der: zlb.de)
  2. Magistrat von Berlin: Gemeinde-Blatt. 53. Jahrgang, Berlin 1. Dezember 1912, S. 530.
  3. Vorlagen für die Stadtverordnetenversammlung der Stadt Berlin. Nr. 28, Berlin 26. Juni 1915, S. 441.
  4. Friedrich Krause und Friedrich Hedde: Die Brückenbauten der Stadt Berlin seit dem Jahre 1897. Die Schönfließer Brücke. In: Zeitschrift für Bauwesen, Jahrgang 72, Heft 10–12, Ernst und Sohn, Berlin 1922, S. 316ff.
  5. Berliner Tageblatt: Das Eisenbahnunglück auf der Nordringstrecke. Der Schauplatz des Unglücks. 51. Jahrgang, Nr. 299. Morgenausgabe, 28. Juni 1922, Beiblatt. Verlag Rudolf Mosse, Berlin 1922, S. 5. (Digitalisat im Zeitungsinformationssystem der Staatsbibliothek zu Berlin: staatsbibliothek-berlin.de)
  6. Laurenz Demps: Berichte der Hauptluftschutzstelle der Stadtverwaltung Berlin. Ch. Links, Berlin 2012. Spezialinventar von Kerstin Bötticher, S. 739. („Brücke über die Ringbahn im Zuge der Schönfließer- und Sonnenburger Straße durch Sprengbombe zerstört, Ringbahnverkehr unterbrochen.“)
  7. Annett Gröschner u. a.: Kriegspfad Berlin 1945. Kulturladen e. V., Berlin 1994, Blatt 8. (Broschüre der gleichnamigen Ausstellung im Prenzlauer Berg Museum, 1994)
  8. Reichsamt für Landesaufnahme: Meßtischblatt 3446, Gebäudeschäden im Gebiet der Stadt Berlin. Karte, Berlin 1945. Bei: deutschefotothek.de
  9. Unbekannter Fotograf: Fliegerschäden an der Brücke über die Ringbahn Schönfließer und Sonneburger Straße. Undatiert. Stadtmuseum Berlin: SM 2013-7954,36. (Foto der zerstörten Brücke und der angrenzenden südlichen Häuserruinen)
  10. Neue Zeit: Brückenbau über die S-Bahn Gleise. Neuer Fußgängerüberweg an der Sonnenburger Straße im Bau. 17. Jahrgang, Nr. 251, Berlin 26. Oktober 1961. S. 8.
  11. Hartmut Seefeld: Grenzpunkt Null. (PDF) Aus der Geschichte der Schönfließer Brücke. In: mieterberatungpb.de. Mieterberatung Prenzlauer Berg, Gesellschaft für Sozialplanung mbH, September 2009, S. 13, archiviert vom Original am 6. Oktober 2013; abgerufen am 14. Oktober 2021.
  12. Verbreiterung Schönfließer Brücke als Fußgänger- und Fahrradbrücke — meinBerlin. In: mein.berlin.de. 21. Februar 2021, abgerufen am 13. Oktober 2021.
  13. Berliner Senatsverwaltung für Finanzen: Investitionsprogramm des Landes Berlin für die Jahre 2023 bis 2027. Berlin 2023, S. 37. Bei: zlb.de
  14. Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt, Abteilung Tiefbau: Ersatzneubau der Schönfließer Brücke. Bei: berlin.de