Der Satz von Gaifman ist ein Satz aus der mathematischen Logik. Er sagt aus, dass alle Sätze der Prädikatenlogik erster Stufe in endlichen, relationalen Strukturen in einem gewissen Sinne nur lokale Aussagen treffen können. Der Satz geht auf Haim Gaifman zurück und stammt aus dem Jahre 1981.[1]
Einführung
Es sei
eine relationale Sprache der Prädikatenlogik erster Stufe. Dabei bedeutet relational, dass die Signatur
nur aus endlich vielen Relationssymbolen besteht. Modelle bzw. Strukturen dieser Sprache werden
-Strukturen genannt.
Ein wichtiges Beispiel ist
, wobei
ein zweistelliges Relationssymbol ist. Eine
-Struktur ist dann eine Menge
mit einer zweistelligen Relation
auf
als Interpretation von
. Derartige Strukturen sind nichts anderes als Graphen, wobei
bedeutet, dass die Knoten
durch eine Kante verbunden sind.
Die Idee, in Graphen kürzeste Wege zwischen Knoten als Abstände zu verwenden, überträgt man auf allgemeine endliche
-Strukturen
mit Universum
und Interpretation
, indem man zum sogenannten Gaifman-Graphen
übergeht. Dieser Graph hat die Knotenmenge
und zwei verschiedene Knoten
sind genau dann durch eine Kante verbunden, wenn es eine Relation
mit Stelligkeit
und Elemente
mit
und
gibt, wobei
die Interpretation von
unter
ist. Kurz,
sind durch eine Kante verbunden, wenn sie in einer Relation zueinander stehen.
Der Abstand
ist dann die Länge eines kürzesten Weges von
nach
im Gaifman-Graphen. Mittels dieses Abstandes kann man dann für
und
wie folgt die r-Kugel um
definieren:
.
Beachte dazu, dass weder der Abstand
, noch der Vergleich
, noch die natürliche Zahl r Bestandteil von
sind.
Dennoch kann man in
über den Abstand und die r-Kugeln sprechen. Genauer gibt es
-Formeln
mit
.
Diese werden rekursiv wie folgt definiert:
d. h. Knoten mit Abstand 0 sind gleich.

Wegen der vorausgesetzten Endlichkeit von
handelt es sich tatsächlich um
-Formeln. Die Definition der Kantenrelation im Gaifman-Graphen zeigt, dass sie das Verlangte leisten.
Damit hat man auch
.
Für Variablen
definiere
.
Offenbar gilt
,
das heißt auch über die r-Kugeln kann man in
sprechen.
Lokale Sätze
Wir werden lokale Formeln im Wesentlichen dadurch definieren, dass sie in einem hier zu präzisierenden Sinne auf r-Kugeln eingeschränkt sind. Zunächst erklären wir die Relativierung
einer Formel
dadurch, dass wir die in
auftretenden Quantoren unter Verwendung obiger
entsprechend einschränken, das heißt wir setzen rekursiv
falls
atomar ist.

und entsprechend für
.


Das ist eine rekursive Definition über den Formelaufbau der Prädikatenlogik erster Stufe. Die rechten Seiten dieser Definitionen verwenden stets Relativierungen bereits erklärter und einfacher aufgebauter Formeln.
Die Definitionen sind offenbar so angelegt, dass
,
das heißt
erfüllt die relativierte Formel genau dann, wenn bereits die r-Kugel
ein Modell für
ist.
Eine Formel heißt nun eine lokale Basisformel, wenn sie die Gestalt

hat, wobei
eine Formel erster Stufe ist. Diese Formel drückt also aus, dass es in jedem Model
Elemente
gibt, die einen Abstand
haben, so dass sich die r-Kugeln um die
nicht schneiden, und dass die durch
beschriebene Eigenschaft lokal ist, genauer, dass bereits die r-Kugel um jedes Element ein Modell für diese Eigenschaft ist.
Schließlich heißt eine Formel lokal, wenn sie eine boolesche Kombination lokaler Basisformeln ist, das heißt mittels
aus lokalen Basisformeln zusammengesetzt ist.[2]
Der Satz von Gaifman lautet:
- Ist
eine endliche relationale Signatur, so ist jeder
-Satz in endlichen Modellen logisch äquivalent zu einem lokalen Satz.[3]
Bemerkungen
Ist der Quantorenrang des
-Satzes
, das heißt die maximale Verschachtelungstiefe von Existenz- und Allquantoren in diesem Satz ist maximal
, so kann man die r-Kugeln der im Satz von Gaifman auftretenden lokalen Basissätze mit
wählen.
Allgemeiner ist jede Formel erster Stufe mit freien Variablen logisch äquivalent zu einer booleschen Kombination aus Formeln der Form
und lokalen Sätzen.[4]
Aus dem Satz von Gaifman ergibt sich die Gaifman-Lokalität der Prädikatenlogik erster Stufe. Allerdings ist die Abschätzung
für das kleinste
, das man für die lokalen Basissätze im Satz von Gaifman wählen kann, schwächer als die im unten angegebenen Lehrbuch von Leonid Libkin oder im Artikel zur Gaifman-Lokalität angegebenen Abschätzungen.
Einzelnachweise
- ↑ Haim Gaifman: On local and non-local properties, Proceedings Herbrand Symposium, Logic Colloquium ´81, North Holland Verlag (1982)
- ↑ Heinz-Dieter Ebbinghaus, Jörg Flum: Finite Model Theory, Springer-Verlag 1999, ISBN 3-540-28787-6, Seite 31
- ↑ Heinz-Dieter Ebbinghaus, Jörg Flum: Finite Model Theory, Springer-Verlag 1999, ISBN 3-540-28787-6, Satz 2.5.1. Gaifman's Theorem
- ↑ Leonid Libkin: Elements of Finite Model Theory, Springer-Verlag (2004), ISBN 3-540-21202-7, Theorem 4.22