Sara Ginaite

Sara Iossifowna Ginaite-Rubinsonene (russisch Сара Иосифовна Гинайте-Рубинсонене; * 17. März 1924 in Kaunas, Litauen; † 2. April 2018 in Toronto) war eine litauische bzw. sowjetische bzw. kanadische Ökonomin und Hochschullehrerin.[2]
Leben
Ginaite stammte aus einer jüdischen Unternehmerfamilie und folgte den jüdischen Traditionen.[2] Sie besuchte das Gymnasium in Kaunas und begeisterte sich für Literatur und Theater.
Als nach der Annexion Litauens durch die Sowjetunion 1940 zu Beginn des Deutschen Angriffskriegs im Juni 1941 Kaunas von der Wehrmacht besetzt wurde, kam es zu Pogromen mit Tötung Tausender von Juden. Drei Onkel Sara Ginaites wurden vom Hausmeister der Großeltern getötet. Die überlebenden Juden, unter ihnen die Familie Ginaite, wurden verhaftet und im August 1941 in das neue Ghetto KZ Kauen im Stadtteil Vilijampolė gebracht, worauf sich Sara Ginaite den Partisanen anschloss.[2]
In der Partisanengruppe Tod den Besatzern traf Ginaite Michail Rubinsonas, den sie bald heiratete.[2] Die Partisanen flohen 1943 aus dem Ghetto in den Rūdninkai-Wald. Im Sommer 1944 nahm Ginaite mit ihrer Gruppe an der Befreiung von Vilnius durch die Rote Armee teil. Ihr von einem Major der Roten Armee am 11. August 1944 aufgenommenes Foto wurde weltweit veröffentlicht.[1] Ihre Schwester Alisa war mit ihrem Mann und der Mutter im KZ Stutthof gestorben und die Familie ihres Mannes im KZ Kauen.
Nach dem Krieg studierte Ginaite an der nach Vincas Mickevičius-Kapsukas benannten Universität Vilnius in der Ökonomie-Fakultät (Abschluss 1949), während ihr Mann als Journalist arbeitete.[2] Ihre Laborantenstelle verlor sie infolge des Kampfes gegen den so genannten Kosmopolitismus. Entsprechend dem Rat einer Kommilitonin bewarb sie sich als Lehrbeauftragte und erhielt eine Stelle am Lehrstuhl für Gesellschaftswissenschaften des Staatlichen Konservatoriums der Litauischen SSR, wo sie Politökonomie lehrte.
Ihre Kandidat-Dissertation verteidigte Ginaite 1968 mit Erfolg für die Promotion zur Kandidatin der ökonomischen Wissenschaften. Bereits vier Jahre später verteidigte sie erfolgreich ihre Doktor-Dissertation für die Promotion zur Doktorin der ökonomischen Wissenschaften, worauf sie zur Professor ernannt wurde. In der Universität Vilnius hielt sie Vorlesungen über Ökonomie und Analyse der Probleme der Produktion und des Aufwands in der Litauischen SSR.[2] Sie beherrschte Litauisch, Russisch, Englisch, Deutsch und Jiddisch.[3]
Mit Genehmigung der sowjetischen Behörden emigrierte Ginaite 1983 mit der Familie nach Kanada und lehrte in Toronto an der York University und der University of Toronto.[2] Auf ihre Initiative begannen die Universitäten Toronto und Vilnius ein Studentenaustauschprogramm. Auch beteiligte sie sich am Leben der litauischen Gemeinde in Kanada und beschäftigte sich mit der Geschichte der litauischen Juden, insbesondere mit dem Holocaust und dem Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Ihre Aufsätze und Bücher dazu erschienen in Toronto und Vilnius.[3] Sie verteidigte 2008 sowjetische jüdische Partisanen, die der Beteiligung am Massaker von Koniuchy beschuldigt wurden, und warf der litauischen Staatsanwaltschaft die Diffamierung von litauischen Juden vor, die mit Waffen gegen den Nationalsozialismus gekämpft hatten.[4]
Weblinks
- Katalog der Russischen Nationalbibliothek: Гинайте, Сара Иосифовна
Einzelnachweise
- ↑ a b Партизанка Сара Гинайте в освобожденном Вильно: фотографировал майор советской армии Thursday, August 10, 1944 - Friday, August 11, 1944 (abgerufen am 31. August 2025).
- ↑ a b c d e f g Еврейская община (литваков) Литвы: Не стало Сары Гинайте-Рубинсон (abgerufen am 1. September 2025).
- ↑ a b Еврейская Община Литвы поздравляет Сару Гинайте с 90-летием! Мazel Tov! (abgerufen am 1. September 2025).
- ↑ Lithuania asks partisans to ‘justify’ their actions - Opinion By ADAM FUERSTENBERG, Special to The CJN Wednesday, 19 November 2008 (abgerufen am 1. September 2025).