Samson-Option
Samson-Option ist eine Bezeichnung für das israelische nukleare Abschreckungsszenario im Sinne einer massiven Vergeltung.[1][2][3][4][5][6]
Das Land hat seine „nuklearen Fähigkeiten“ weder bestätigt noch dementiert. Man spricht auch von der englisch nuclear ambiguity ‚nukleare Unklarheit‘, d. h. Israel hat nie zugegeben, im Besitz von Atomwaffen zu sein, noch dass diese nicht existieren.[7]
Die „Samson-Option“ oder auch die „nukleare Option“ sind umgangssprachliche Bezeichnungen, die sich an einer Nuklearstrategie der massiven Vergeltung orientieren. Sollte der Staat bereits verloren sein, so ist die Drohung mit einem nuklearen Vergeltungsschlag glaubwürdig im Sinne von Samson:
„„Lasst mich mit den Philistern sterben“. Der Drohende ruft: „Halt, oder ich werde die gegenseitige Vernichtung wählen!““
Genauere und offizielle Details zu Israels Atomprogramm sind nicht bekannt, da das Land kein Unterzeichner des Nichtverbreitungsvertrags (NVV) ist, der den Besitz derartiger Waffen ausschließen würde. Im Laufe der letzten Jahrzehnte sind jedoch Details zum israelischen Atomprogramm bekannt geworden, sodass die nukleare Fähigkeit mittlerweile als „offenes Geheimnis“ gilt.
Das Land schützt sich auch durch nichtnukleare Systeme, z. B. den Iron Dome. Des Weiteren besteht eine Zusammenarbeit mit Ländern, wie z. B. den Vereinigten Staaten und den E3-Staaten.[8]
„(...) Wir bekräftigen unseren Einsatz für Frieden und Stabilität für alle Länder der Region sowie unsere Unterstützung für die Sicherheit Israels. (...)“
Geschichte und Entstehung
Der Begriff spielt auf die biblische Figur des Samson an, der zusammen mit seinen Gegnern unterging. Diese Option soll erstmals während des Jom-Kippur-Kriegs 1973 in Erwägung gezogen worden sein. Damals waren die Israelischen Streitkräfte nach Anfangserfolgen einer angreifenden Militärallianz arabischer Staaten in der Defensive und der Staat Israel musste um seine Existenz fürchten.
Seymour Hersh behauptete 1991, die damalige Ministerpräsidentin Golda Meir hätte auf Drängen des Verteidigungsministers Mosche Dajan den Befehl gegeben, 13 Atombomben gefechtsklar zu machen. Hersh mutmaßte, diese Drohkulisse einer nuklearen Eskalation hätte die Regierung Nixon dazu bewegt, Israel in dem Krieg mit Waffen zu unterstützen.[9] Ein Berater des Ministers Jisrael Galili sagte in einem 2013 freigegebenen Video, Dajan habe am 7. Oktober 1973 darauf gedrängt, Atomwaffen gefechtsbereit zu machen, aber Meir habe dies abgelehnt.[10][11]
Siehe auch
Literatur
- Yehoshafat Harkabi: Nuclear War and Nuclear Peace. Israel Program for Scientific Translations ; Ma’arachot, New Brunswick 1966, ISBN 978-1-4128-0758-6 (englisch, archive.org).
- Seymour M. Hersh: The Samson Option: Israel’s Nuclear Arsenal and American Foreign Policy. Random House, New York 1991, ISBN 978-0-394-57006-8 (englisch, archive.org).
- Edwin S. Cochran: Israel’s Nuclear History. In: Efraim Karsh (Hrsg.): Israel: the First Hundred Years: From War to Peace? (Vol. II). 2 v. 4. Frank Cass, London ; Portland, OR 2000, ISBN 0-7146-4962-7 (englisch).
- Zaki Shalom: Israel’s Nuclear Option: Behind the Scenes Diplomacy Between Dimona & Washington. Sussex Academic Press ; Jaffee Center for Strategic Studies, Brighton ; Portland ; Tel Aviv 2005, ISBN 978-1-84519-013-2 (englisch).
Fußnoten
- ↑ Israel Deploys Nuclear Weapons on German-Built Submarines. In: Der Spiegel. 4. Juni 2012, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 9. Mai 2025]).
- ↑ William J. Broad, David E. Sanger: ‘Last Secret’ of 1967 War: Israel’s Doomsday Plan for Nuclear Display. In: The New York Times. 3. Juni 2017, ISSN 0362-4331 (nytimes.com [abgerufen am 9. Mai 2025]).
- ↑ Interview with Yitzhak 'Ya’tza' Ya’akov by Avner Cohen | Wilson Center Digital Archive. Archiviert vom am 16. Februar 2025; abgerufen am 9. Mai 2025 (englisch).
- ↑ SHANNON N. KILE AND HANS M. KRISTENSEN: VIII. Israeli nuclear forces. In: Stockholm International Peace Research Institute (Hrsg.): SIPRI Yearbook 2015. Solna August 2015, S. 507 f.
- ↑ Prof. Louis René Beres: Navigating Chaos: Israel, Nuclear Ambiguity and the “Samson Option”. In: Begin-Sadat Center for Strategic Studies (Bar-Ilan-Universität). 10. März 2024, abgerufen am 9. Mai 2025 (amerikanisches Englisch).
- ↑ Sharad Joshi: Israel’s Nuclear Policy: A Cost-Benefit Analysis. In: The Institute for Defence Studies and Analyses (Hrsg.): Strategic Analysis: A Monthly Journal of the IDSA. Vol. XXIII No. 12, März 2000 (columbia.edu).
- ↑ Shmuel Bar: Israeli strategic deterrence doctrine and practice. In: Comparative Strategy. Band 39, Nr. 4, 3. Juli 2020, ISSN 0149-5933, S. 321–353, doi:10.1080/01495933.2020.1772624 (tandfonline.com [abgerufen am 15. Juli 2025]).
- ↑ Gemeinsames Statement der E3-Staaten zu den Entwicklungen im Iran. 22. Juni 2025, abgerufen am 15. Juli 2025.
- ↑ Seymour Hersh: The Samson Option: Israel’s Nuclear Arsenal and American Foreign Policy. Random House 1991, S. 225
- ↑ Avner Cohen: Opinion | When Israel Stepped Back From the Brink. In: The New York Times. 3. Oktober 2013, ISSN 0362-4331 (nytimes.com [abgerufen am 15. Juli 2025]).
- ↑ Mitch Ginsburg: ‘Dayan pushed PM Meir to consider using nuclear weapons in 1973 war’. Abgerufen am 15. Juli 2025 (amerikanisches Englisch).