Sami Tchak

Sami Tchak (eigentlich Sadamba Tcha-Koura; geb. 1960) ist ein togolesischer Schriftsteller und Soziologe.[1] Er wurde u. a. mit dem Grand prix littéraire d’Afrique noire (2004) und dem Prix Ahmadou-Kourouma (2007) ausgezeichnet sowie 2022 für Le Continent du Tout et du presque Rien mit dem Prix Ivoire geehrt.[1][2] Seine Bücher sind sozialwissenschaftlich inspiriert und befassen sich mit Körper, Sexualität und transkulturellen Beziehungen; er kritisiert ethnologische Blickregime und Essentialisierungen des Begriffs „Afrika“.[3][4][5]
Leben
Tchak wurde 1960 in Togo geboren und verwendet „Sami Tchak“ als literarisches Pseudonym.[1] Nach einer Licence in Philosophie in Lomé unterrichtete er drei Jahre an einem Lycée.[1] Im Jahr 1986 zog er zum Soziologiestudium nach Frankreich und wurde 1993 an der Sorbonne (Paris V) promoviert.[1] Ab Mitte der 1990er-Jahre führte er Feldforschungen auf Kuba durch und veröffentlichte dazu den Essay La Prostitution à Cuba (1999) sowie weitere sozialwissenschaftliche Arbeiten.[1] Seine Entdeckungsreisen nach Lateinamerika prägten mehrere Romane, darunter Hermina (2003) und Filles de Mexico (2008).[1] 2013 erschien der im togolesischen Dorfmilieu angesiedelte Roman L’ethnologue et le sage.[1] Tchak tritt regelmäßig auf internationalen Festivals auf; zuletzt wurde er im Rahmen von Étonnants Voyageurs vorgestellt.[5]
Wirken
Tchaks Werk verknüpft seine soziologische Ausbildung mit einer poetischen, bisweilen provozierenden Erkundung von Sexualität, Macht und Gewalt, wobei – in seinen eigenen Worten – „der Körper als Bühne menschlicher Beziehungen“ fungiert.[5][6] In Le Continent du Tout et du presque Rien (2021) nutzt er den Blickwinkel eines Ethnologen zur Ironisierung wissenschaftlicher und ideologischer Deutungen Afrikas seit den 1960er-Jahren.[3][4] Das Buch wurde als gelehrtes und zugleich erzählerisch wendiges Panorama über Afrika-Diskurse gewürdigt.[3] Mit dem Essay La couleur de l’écrivain (2014) diskutiert Tchak Fragen nach Sprache, Zugehörigkeit und den Erwartungen an die „afrikanische“ Schriftstellergemeinschaft.[7] Zu seinen jüngsten Büchern zählt Mélodie pour une douleur (2023), eine Folge von 23 Erzählungen, in denen die Auseinandersetzung mit Sterblichkeit durch Sinnlichkeit und Freiheit konterkariert wird.[6] Für Le Continent du Tout et du presque Rien erhielt er 2022 den Prix Ivoire.[2]
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e f g h Biographie Sami Tchak. In: Collège de France. Abgerufen am 12. September 2025 (französisch).
- ↑ a b Sami Tchak, lauréat du Prix Ivoire 2022. In: ActuaLitté. 15. Oktober 2022, abgerufen am 12. September 2025 (französisch).
- ↑ a b c « Le Continent du Tout et du presque Rien », les tribulations intellectuelles de Sami Tchak. In: Le Monde Afrique. 26. Dezember 2021, abgerufen am 12. September 2025 (französisch).
- ↑ a b Sami Tchak : « l’ethnologie a été fille de la colonisation ». In: Diacritik. 17. Mai 2023, abgerufen am 12. September 2025 (französisch).
- ↑ a b c ‘The body as a stage for human relationships‘: A literary perspective by Togolese writer Sami Tchak. In: Global Voices. 27. August 2025, abgerufen am 12. September 2025 (englisch).
- ↑ a b « Mélodie pour une douleur », de Sami Tchak : entre conte et fable pour célébrer la vie. In: Le Monde Afrique. 5. November 2023, abgerufen am 12. September 2025 (französisch).
- ↑ La couleur de l’écrivain. In: Ægitna Literary Agency. Abgerufen am 12. September 2025 (englisch).