Schlacht zwischen Hermunduren und Chatten 58 n. Chr.

Salzschlacht

Fresko “Kampf der Hermunduren und Katten um die Salzquellen bei Kissingen 58 nach Christo” (Detail), gemalt von Georg Hiltensperger jun., 19. Jhd., Staatliches Museum für Völkerkunde München
Datum 58 n. Chr.
Ort Grenzgebiet (bei salzhaltigem Fluss) zwischen den Stammesgebieten der Chatten und der Hermunduren
Ausgang Sieg der Hermunduren
Konfliktparteien

Hermunduren

Chatten

Die Schlacht zwischen den Hermunduren und Chatten 58 n. Chr. war nach dem Geschichtswerk Annales des römischen Historikers Tacitus der finale Kampf in einem Grenzdisput zwischen den germanischen Stämmen der Chatten und der Hermunduren. Beide Parteien beanspruchten einen Fluss für sich, der eine besondere religiöse Bedeutung hatte, sich aber auch gut für die Gewinnung von Salz eignete.[1]

In der populärwissenschaftlichen Literatur wird dieses historische Ereignis bisweilen auch schlicht als Salzschlacht bezeichnet.[2][3]

Die Schlacht fand im Sommer 58 n. Chr. statt. Die genaue Lage des Schlachtortes ist unbekannt. Mit den Hermunduren ist offensichtlich hier die Gruppe der Hermunduren gemeint, die den Markomannen und Semnonen (Langobarden) benachbart war. Nicht in Frage kommt hier die Gruppe der Hermunduren, die nahe der rätischen Grenze siedelte.[4] Tacitus, ein antiker römischer Geschichtsschreiber, berichtet darüber in seinem Geschichtswerk Annales im 57. Kapitel seines dreizehnten Buches:

„In demselben Sommer ward zwischen den Hermunduren und den Chatten eine große Schlacht geschlagen, da beide Völker einen Fluss, der einträglich war, indem er Salz erzeugte, und an der gemeinsamen Grenze belegen, mit Gewalt an sich zu bringen suchten.

Mehr noch als ihre Sucht, alles mit den Waffen zu entscheiden, wirkte der angestammte Glaube: jene Stätte sei dem Himmel vorzüglich nahe, und das Gebet der Sterblichen werde von den Göttern nirgends so aus der Nähe vernommen.

Deshalb lasse die Huld der Gottheiten in jenem Flusse, in jenen Wäldern das Salz entstehen: nicht bilde es sich wie bei andern Stämmen, indem ausgetretenes Meerwasser verdunste, sondern, da das Wasser über einen Haufen brennender Baumstämme gegossen werde, erwachte es aus den entgegengesetzten Elementen, Feuer und Wasser.

Doch der Krieg von den Hermunduren mit Glück geführt, ward der Chatten Verderben, weil sie im Falle des Sieges die feindliche Schlachtreihe dem Mars und Mercurius geweiht hatten: ein Gelübde, nach welchem man Rosse, Männer, alles was bei den Besiegten sich findet, der Vernichtung anheimgeht. Nun wandte ihr feindseliges Drohen sich gegen sie selbst.

Doch die uns verbündete Gemeinde der Vidonen ward von einem nicht geahnten Unglücke schwer betroffen. Denn Flammen, die aus der Erde hervorbrachen, ergriffen hier und da Landhäuser, Äcker, Dörfer, und drangen selbst in die Mauern der neu gegründeten Colonie.

Auch gelöscht werden konnten sie nicht, mochten Regengüsse herabstürzen, mochte man Flusswasser oder sonst eine Flüssigkeit anwenden; bis in Ermangelung eines Mittels und aus Erbitterung über das Unheil einige Landleute aus der Ferne Steine drauf schleuderten, dann, wenn das Feuer sank, näher sich heranwagten, mit Knitteln und sonst auf alle Weise auf die Flammen einhieben, und sie wie wilde Thiere fortscheuchten.

Zuletzt warfen sie Kleidungsstücke, die sie sich vom Leibe rissen, darauf: je gemeiner, je mehr sie durch den Gebrauch befleckt waren, desto besser sollten sie das Feuer ersticken.“

Tacitus, Annales 13,57[5]

In der historischen Forschung wurde mehrfach versucht, den bei Tacitus genannten Grenzfluss zu erraten, aber kein Vorschlag passt ausreichend zum Bericht der Annalen des Tacitus. Als Grenzfluss der Chatten und Hermunduren vorgeschlagen wurden etwa die thüringische Saale, die fränkische Saale, die Werra und die Salzunger Salzquellen.[6]

Anmerkungen

  1. Tacitus, Annales 13, 57: "Eadem aestate inter Hermunduros Chattosque certatum magno proelio, dum flumen gignendo sale fecundum et conterminum vi trahunt, super libidinem cuncta armis agendi religione insita, eos maxime locos propinquare caelo precesque mortalium a deis nusquam propius audiri. inde indulgentia numinum illo in amne illisque silvis [s]alem provenire, non ut alias apud gentes eluvie maris arescente, sed unda super ardentem arborum struem fusa ex contrariis inter se elementis, igne atque aquis, concretum. sed bellum hermunduris prosperum, Chattis exitiosius fuit, quia victores diversam aciem marti ac Mercurio sacravere, quo voto equi viri, cuncta viva occidioni dantur. et minae quidem hostiles in ipsos vertebant. sed civitas Ubiorum socia nobis malo improviso adflicta est. nam ignes terra editi villas arva vicos passim corripiebant ferebanturque in ipsa conditae nuper coloniae moenia. neque exstingui poterant, non si imbres caderent, non [si] fluvialibus aquis aut quo alio humore, donec inopia remedii et ira cladis agrestes quidam eminus saxa iacere, dein residentibus flammis propius suggressi ictu fustium aliisque verberibus ut feras absterrebant. postremo tegmina corpori derepta iniciunt, quanto [magis] profana et usu polluta, tanto magis oppressura ignes."
  2. Helfried Spitra und Uwe Kersken: Die Germanen. Neues, Interessantes & Überraschendes von den Stämmen des Nordens, Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach 2009, S. 65 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  3. Hartmut Ruck: Bad Salzungen. Bilder einer Stadt, Sutton Verlag, Erfurt 2001, S. 7 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  4. Tacitus, Germania 41.
  5. Johannes Horkel, Wilhelm Wattenbach (Hrsg.): Urzeit. Zweite Abtheilung: Die Römerkriege aus Plutarch. Cäsar. Vellejus. Suetonius. Tacitus. Tacitus Germania (=Geschichtschreiber der deutschen Vorzeit. Zweite Gesamtausgabe). Zweite Auflage, Leipzig 1884 (Digitalisat), hier S. 75–76.
  6. Wolfgang Jungandreas, Gerhard Mildenberger, Günter Neumann, Harald von PetrikovitsChatten. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 2. Auflage. Band 4, Walter de Gruyter, Berlin/New York 1981, ISBN 3-11-006513-4, S. 377–391., hier S. 380. (kostenpflichtig bei GAO, De Gruyter Online)

Ausgaben und Quellen

  • Erich Koestermann (Hrsg.): P. Cornelii Taciti libri qui supersunt. Tomus 1, Fasciculus 2: Libri ab excessu Divi Augusti XI–XVI. Teubner, Leipzig 1936. Neubearbeitung, Leipzig 1960. Zweite Auflage, Leipzig 1965 (maßgebliche Textedition).
  • Johannes Horkel, Wilhelm Wattenbach (Hrsg.): Urzeit. Zweite Abtheilung: Die Römerkriege aus Plutarch. Cäsar. Vellejus. Suetonius. Tacitus. Tacitus Germania (=Geschichtschreiber der deutschen Vorzeit. Zweite Gesamtausgabe). Zweite Auflage, Leipzig 1884 (Digitalisat).

Literatur